Archiv für Mai 6th, 2025

Forderungsjournalismus, Trumps Angriffe, Verpflichtendes Privileg

1. Der Forderungsjournalismus muss sterben!
(fragdenstaat.de, Arne Semsrott)
Arne Semsrott kritisiert, dass Medien durch die unkritische Verbreitung politischer Forderungen, insbesondere von CDU-Politiker Jens Spahn, Populismus und menschenfeindlichen Aussagen eine Bühne gäben. Semsrott plädiert für ein Ende dieses “Forderungsjournalismus”, denn Forderungen allein seien noch keine Nachrichten und müssten immer kritisch eingeordnet werden. Nur so könnten Redaktionen ihrer Verantwortung gerecht werden und zur Qualität des politischen Diskurses beitragen.

2. Desinformation aus dem Weißen Haus
(reporter-ohne-grenzen.de)
US-Präsident Donald Trump habe die Streichung der Gelder für die öffentlichen Sender NPR und PBS angeordnet und gleichzeitig eine staatliche Website gestartet, die positive Nachrichten über ihn verbreiten soll. Die Organisation Reporter ohne Grenzen kritisiert dieses Vorgehen scharf als Desinformation und Propaganda und fordert den US-Kongress auf, die Finanzierung des öffentlichen Rundfunks zu verteidigen sowie Trumps Angriffe auf die Pressefreiheit zurückzuweisen.
Weiterer Lesetipp: Wikipedia: Der US-Angriff auf das freie Wissen hat begonnen: Der Trump-nahe Staatsanwalt Ed Martin greife Wikipedia an, indem er die Gemeinnützigkeit der Plattform infrage stelle und ihr angebliche Propaganda und ausländische Einflussnahme vorwerfe. Dieser Angriff reihe sich in eine breitere Kampagne aus dem Umfeld von Donald Trump und Elon Musk gegen Wikipedia ein, die die Plattform als vermeintlich linksradikal kritisieren und finanziell unter Druck setzen wollen. Der drohende Verlust der Steuerbefreiung könnte die freie Enzyklopädie wirtschaftlich gefährden. (rnd.de, Matthias Schwarzer)
Und noch ein weiterer Lesetipp: Trump plant 100 Prozent Zoll für im Ausland produzierte Filme: Der US-Präsident plane, Filme, die außerhalb der USA produziert und importiert werden, mit einem Zoll von 100 Prozent zu belegen, um US-amerikanische Produktionen zu schützen. Die praktische Umsetzung dieses Zolls sei jedoch völlig unklar, da Filme als geistiges Eigentum schwer mit einem Zoll zu belegen seien und häufig international koproduziert würden. (dwdl.de, Alexander Krei)

3. “Nicht jedes Programm muss jedem Zuschauer schmecken”
(journalist.de, Jan Freitag)
Beim “journalist” hat Jan Freitag mit ZDF-Intendant Norbert Himmler über die Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk und dessen Zukunft gesprochen. Dabei ging es vor allem um politische Angriffe von rechts, Herausforderungen durch Digitalisierung und Diversität sowie notwendige Einsparungen beim ZDF. Himmler verteidigt die Rolle seines Senders und betont, dass das Programm nicht jedem gefallen müsse, aber weiterhin gesellschaftlich relevant und vielfältig sein soll.

Bildblog unterstuetzen

4. Ein Privileg, das verpflichtet
(epd.de, Stephan Schmitter)
RTL-Chef Stephan Schmitter gratuliert in seinem Artikel der ARD zum 75-jährigen Bestehen. Und natürlich nutzt er die Gelegenheit für allerlei Gedanken über den öffentlich-rechtlichen Mitbewerber. Schmitter betont die Bedeutung klarer Rollenverteilung, gegenseitiger Kooperation, insbesondere bei Sportrechten und digitalen Innovationen, und mahnt die öffentlich-rechtlichen Sender, sich stärker auf ihren Kernauftrag zu konzentrieren. Er sieht das duale System als notwendigen Gegenpol zu globalen Plattformen und fordert mehr Offenheit und gemeinsame Strategien von beiden Seiten.

5. Werben für die Truppe
(taz.de, Martin Seng)
Martin Seng kritisiert in der “taz”, dass die Bundeswehr ihre Präsenz in den Sozialen Medien verstärkt habe und indirekt über private Influencer wie Josh Krebs (“Cinematic Sergeant”) und Ottogerd Karasch (“Otto Bulletproof”) für sich werbe. Er wirft der Bundeswehr vor, durch romantisierte Darstellungen ein verzerrt positives Bild vom Militärdienst zu vermitteln, das die Realität von Kriegseinsätzen und Probleme wie rechtsextreme Tendenzen ausblende. Seng fordert mehr Transparenz und eine kritischere Ausein­andersetzung mit der realen Situation in der Armee.

6. Guildo Horn: “Der ESC ist nicht mehr mein Wettbewerb”
(rnd.de, Imre Grimm)
Guildo Horn spricht im Interview mit Imre Grimm über seine persönliche und künstlerische Prägung durch die Arbeit mit Menschen mit Behinderung und kritisiert eine schwindende gesellschaftliche Solidarität und eine zunehmende Diskriminierung ihnen gegenüber. Enttäuscht zeigt er sich auch über den Eurovision Song Contest (ESC), der ihm mittlerweile zu überladen und kommerziell geworden sei. Horn betont, dass er nach wie vor handgemachte Musik schätze und sich besonders für Inklusion und sozialen Zusammenhalt einsetze.
Weiterer Hörtipp: Was ein ESC-Fanblog etablierten Medien voraushat: “Die deutsche Website ‘ESC Kompakt’ begleitet den ESC seit 2019 mit Blogartikeln, Vodcasts und Live-Events, oft präziser und schneller als jedes etablierte Medium. ‘ESC Kompakt’-Chefredakteur Benjamin Hertlein erklärt Host Alexander Matzkeit in dieser Folge, wie das funktioniert, und warum sich die Fan-Expert:innen für die Zukunft des ESC gleichzeitig mehr Kontinuität und weniger Althergebrachtes wünschen.” (laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 24:43 Minuten)