Archiv für Mai 2nd, 2025

Der Presserat rügt, Tag der Pressefreiheit, Auf dem rechten Weg

1. Rügen für Verstöße gegen die Sorgfaltspflicht
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat sechs öffentliche Rügen wegen Verstößen gegen den Pressekodex ausgesprochen. Betroffen waren dabei vor allem Veröffentlichungen von Bild.de. Gerügt wurden unter anderem identifizierende Darstellungen von Kriegsgefangenen und Tatverdächtigen, unbelegte Vorwürfe gegen Politiker sowie eine vorverurteilende Berichterstattung in einem Strafprozess. Insgesamt habe der Presserat in dieser Runde 41 Beschwerden behandelt und neben den Rügen noch sieben Missbilligungen und zehn Hinweise erteilt.

2. Verfolgung von Journalisten kennt keine Grenzen
(taz.de, Marina Mai)
Anlässlich des Tages der Pressefreiheit berichtet die “taz” über die Gefahren für Journalistinnen und Journalisten, die im eigentlich sicher geglaubten Ausland lauern können, auch in Deutschland: “Auch im Exil sind Journalisten längst nicht vor Repression aus ihrer Heimat sicher.” Eine “Koalition gegen Transnationale Repression in Deutschland” versuche, daran etwas zu ändern. In einem weiteren “taz”-Artikel geht es konkret um die Situation ägyptischer Medienschaffender im europäischen Exil: Im Exil bedrohte Töchter, in der Heimat verhafteter Vater (taz.de, Joseph Kamel).
Weiterer Lesehinweis: Mehr als 45 Medienhäuser und Journalismus-Organisationen setzen ein Zeichen für die Demokratie: Verschiedene Medienhäuser und Journalismus-Organisationen, darunter die ARD, die “Süddeutsche Zeitung” und Reporter ohne Grenzen, starten auf Initiative des Magazins “journalist” eine Kampagne zum Internationalen Tag der Pressefreiheit. Unter dem Motto “Freie Medien. Starke Demokratie. Unsere Verantwortung” wollen sie auf die Bedeutung eines unabhängigen Journalismus für eine funktionierende Demokratie aufmerksam machen.

3. Auf dem rechten Weg nach Deutschland
(republik.ch, Marco Maurer)
Die “Neue Zürcher Zeitung” (“NZZ”) aus der Schweiz habe in ihrem Berliner Büro in den vergangenen Jahren zunehmend rechte und populistische Positionen vertreten, kritisiert Marco Maurer in seinem ausführlichen Beitrag für das Magazin “Republik”. Früher habe die “NZZ” als liberale Qualitätszeitung gegolten, doch inzwischen werfe man ihr vor, sie normalisiere AfD-nahe Inhalte, setze populistische Narrative ein und verschiebe den gesellschaftlichen Diskurs nach rechts. Intern rechtfertige die “NZZ” diesen Kurs mit ihrem Ziel, auf dem deutschen Markt stark zu wachsen.

Bildblog unterstuetzen

4. Foto­gra­fie­verbot gegen die Bild-Zei­tung war rechts­widrig
(lto.de, Pauline Dietrich)
Wie Pauline Dietrich bei “Legal Tribune Online” berichtet, hatte das Landgericht Kiel dem Axel-Springer-Verlag für zwei Monate verboten, Fotos im Gericht zu machen, nachdem die “Bild”-Zeitung zuvor gegen Anordnungen zum Schutz von Persönlichkeitsrechten verstoßen habe. Das Oberverwaltungsgericht Schleswig-Holstein habe dieses Verbot nun für rechtswidrig erklärt, da es keine ausreichenden Anzeichen für künftige Verstöße gegeben habe und das Hausrecht des Gerichts nicht zur Strafe, sondern nur zur präventiven Gefahrenabwehr genutzt werden dürfe.

5. Studie zur Berichterstattung über Künstliche Intelligenz
(otto-brenner-stiftung.de)
Die Otto Brenner Stiftung hat eine Studie veröffentlicht, die zeige, dass in der medialen Berichterstattung über Künstliche Intelligenz vor allem technologische und wirtschaftliche Perspektiven dominieren, während soziale Folgen wie Ungleichheit oder Diskriminierung nur oberflächlich behandelt werden. Zwar würden sich rund ein Viertel der untersuchten Beiträge mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit befassen, doch mangele es an Tiefe, insbesondere im Hinblick auf politische Regulierung und konkrete Lösungsansätze.

6. Berichten ARD und ZDF konfliktsensibel über den Ukrainekrieg? Ein Blick auf die Berichterstattung in deutschen Nachrichtensendungen
(de.ejo-online.eu, Henrike Utsch)
Henrike Utsch hat sich in ihrer Bachelorarbeit damit beschäftigt, wie konfliktsensibel die Nachrichtensendungen “tagesthemen” (ARD) und “heute journal” (ZDF) über den Ukrainekrieg berichten. Ihre Analyse zeigt, dass beide Sendungen die Konfliktparteien überwiegend neutral darstellen und oft den historischen und geopolitischen Kontext berücksichtigen würden. Allerdings würden westliche Sichtweisen stark dominieren und unabhängige Experten, friedensfördernde Initiativen und zivile Perspektiven selten berücksichtigt. Zudem berichte das “heute journal” insgesamt wertender und stärker pro-ukrainisch, während die Sendung “tagesthemen” stärker auf Neutralität setze.