Archiv für April, 2025

Springers Narrative, Aus Angst gemieden, Repressives Vorgehen

1. Alte Feindbilder – neue, autokratische Freunde
(journalist.de, Michael Kraske)
Michael Kraske kritisiert den Axel-Springer-Verlag scharf für dessen Übernahme rechter Narrative, die Verharmlosung der AfD und die Diskreditierung zivilgesellschaftlicher Organisationen, die sich für die Demokratie einsetzen. Kraske zeigt auf, wie Springer-Medien wie “Bild” und “Welt” im Einklang mit CDU/CSU und rechten Einflussnehmern agieren, um legitimen Protest und Demokratieförderung als linke Verschwörung darzustellen. Sein Hinweis in Richtung Springer-Medien: “Wer all jene, die demokratische Brandmauern zu Demokratiefeinden verteidigen, journalistisch an den Pranger stellt, aber sich mit denjenigen gemein macht, die sie niederreißen wollen, sollte sich dringend an die eigenen ‘Essentials’ erinnern – oder sich ehrlicherweise von ihnen verabschieden.”

2. Lokaljournalismus unter Druck: Sicherheitsempfinden und Bedrohungserfahrungen von Lokaljournalist:innen in Sachsen und Thüringen
(ecpmf.eu)
Eine gemeinsame Studie des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger und des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit zum Lokaljournalismus in Sachsen und Thüringen (PDF) zeige, dass Journalistinnen und Journalisten dort zunehmend Bedrohungen und Einschüchterungen durch extrem rechte und verschwörungsideologische Akteure ausgesetzt seien, sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld. Diese angespannte Lage führe teilweise dazu, dass bestimmte Themen aus Angst vor Konsequenzen gemieden würden.

3. RSF verurteilt Vorgehen gegen Journalisten
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilt das zunehmend repressive Vorgehen der türkischen Regierung gegen Medienschaffende, das inzwischen auch ausländische Journalistinnen und Journalisten wie den inhaftierten Schweden Joakim Medin und den ausgewiesenen Briten Mark Lowen betreffe. Medin werde wegen angeblicher Präsidentenbeleidigung und Terrorunterstützung festgehalten, ein Vorwurf, der laut RSF häufig zur Einschüchterung kritischer Stimmen benutzt werde. Insgesamt beobachte die Organisation eine systematische Einschränkung der Pressefreiheit in der Türkei, die sich in Verhaftungen, Zensur und willkürlichen Strafen zeige.

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4. ZDF-Fernsehratsvorsitzende kritisiert Otto Brenner Stiftung
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die Otto Brenner Stiftung kritisierte in einer Studie einen zu großen Einfluss der Politik in den Aufsichtsgremien von ARD und ZDF. Sie wertete dabei Parteizugehörigkeit als Kriterium für “politischen Einfluss” und Staatsnähe. Die Vorsitzende des ZDF-Fernsehrats, CSU-Politikerin Gerda Hasselfeldt, weise diese Darstellung zurück und betone, dass eine Parteimitgliedschaft demokratisches Engagement zeige, aber nicht automatisch politische Abhängigkeit bedeute.

5. Wozu noch eine gedruckte Zeitung?
(infosperber.ch, Marco Diener)
Marco Diener schreibt, dass mehrere große Schweizer Tageszeitungen der Verlage Tamedia und Somedia in ihren Printausgaben von gestern nicht über die wichtigen Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump berichtet hätten. Offenbar fand die Trump-Rede für jene Printredaktionen zu spät statt. Auf den Titelseiten hätten andere Themen Platz gefunden: “Die Basler Zeitung macht Wirbel, weil «der neue ‹Globus› die Martinskirche» verdecken wird. Der «Bund» fragt, «wie sexueller Konsens geht». Die «Südostschweiz» kündigt einen Podcast im Hinblick auf das Eidgenössische Schwingfest in fünf Monaten an. Und der «Tages-Anzeiger» präsentiert uns einen Knüller über «Infantile Amnesie» unter dem Titel: «Kleinkinder können sich noch an nichts erinnern.»”

6. Unter Druck
(taz.de, Sean-Elias Ansa)
In einer “taz”-“Nachtreportage” begleitet Sean-Elias Ansa die letzte Etappe des werktäglichen Drucks der “taz” und zeigt eindrucksvoll, wie Drucker, Spediteure und Zusteller nachts dafür sorgen, dass morgens eine Zeitung im Briefkasten beziehungsweise am Kiosk liegt. Mit dem Projekt “Seitenwende” stelle die “taz” den werktäglichen Druck ein und setze auf digitale Formate, was nicht nur den Medienwandel markiere, sondern auch spürbare Folgen für die beteiligten Arbeitskräfte habe. Die Reportage ist eine stille Hommage an all jene, die unter zum Teil schwierigen Bedingungen im Hintergrund arbeiten – und deren Arbeitsplätze zunehmend verschwinden.

Erdrosselnde Printkosten, 75 Jahre ARD, Informationsfreiheit

1. “Die Kosten für das Printprodukt werden uns erdrosseln”
(journalist.de, Catalina Schröder)
Im Interview mit dem “journalist” spricht Benjamin Piel, Chefredakteur des “Weser-Kuriers”, über die Herausforderungen und die Zukunft des Lokaljournalismus, insbesondere angesichts steigender Produktionskosten, des demografischen Wandels und der Notwendigkeit der digitalen Transformation. Piel betont die Bedeutung der journalistischen Nähe zu den Menschen vor Ort und fordert mehr Vielfalt in den Redaktionen. Die Konzentration auf Kerninhalte, digitale Formate und eine klare Haltung gegenüber Künstlicher Intelligenz sowie Social Media seien entscheidende Zukunftsstrategien.

2. Die Informationsfreiheit zwischen den Rädern der Koalition
(turi2.de, Jana Ballweber)
Jana Ballweber kritisiert in ihrer Kolumne scharf den Plan der Union, das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) abzuschaffen, und wirft CDU-Politiker Philipp Amthor vor, mit seiner Rhetorik Misstrauen gegenüber Medien, Zivilgesellschaft sowie Bürgerinnen und Bürgern zu säen. Auch bei der SPD sieht Ballweber wenig Hoffnung, das Gesetz entschlossen zu verteidigen. Sie warnt davor, dass eine sogenannte “Harmonisierung” mit Ländern ohne IFG eine massive Verschlechterung bedeute, mit verheerenden Folgen für den investigativen Journalismus und die demokratische Kontrolle staatlichen Handelns.

3. Mundtot geklagt
(taz.de, Ann-Kathrin Leclère)
Ann-Kathrin Leclère erklärt, wie sogenannte SLAPP-Klagen gezielt eingesetzt würden, um Journalistinnen und Journalisten sowie Aktivistinnen und Aktivisten einzuschüchtern und kritische Berichterstattung zu verhindern, oft durch finanzielle und psychische Belastung. Die EU habe 2024 eine Richtlinie zum Schutz vor solchen Einschüchterungsklagen erlassen, die jedoch nur für grenzüberschreitende Fälle gelte und noch nicht überall konsequent umgesetzt werde.

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4. 75 Jahre. Fürs Erste! – Die ARD-Story mit Susanne Daubner
(ardmediathek.de, Frank Diederichs, Video: 58:59 Minuten)
Anlässlich des 75-jährigen Bestehens der ARD blickt “Tagesschau”-Sprecherin und Moderatorin Susanne Daubner in einer Jubiläumsdokumentation auf die Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland zurück. Es sei “ein Wiedersehen mit großen Stars, Fernsehmomenten für die Ewigkeit und journalistischen Highlights”.
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat seinen Platz. Doch er muss ihn neu definieren. Weniger Verwaltung, mehr Relevanz. Weniger Besitzstandswahrung, mehr Mut. Weniger ‘So war es immer’, mehr ‘So muss es werden’.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:34 Minuten)

5. Virtuelle Realität im Journalismus: Zwischen technologischer Innovation und ethischen Fragen
(de.ejo-online.eu, Alina Bähr)
Aynur Sarısakaloğlu von der TU Ilmenau und Irina Böttcher von der Universität der Bundeswehr München geben in ihrem Fachartikel “Virtuelle Realität und Journalismus” einen Überblick über die “Anwendung, Potenziale und Risiken von virtueller Realität im Journalismus” und zeigen “theoretische Anknüpfungspunkte sowie ethische Herausforderungen für den immersiven Journalismus” auf. Alina Bähr hat die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.

6. Faktencheck: Echt oder fake – erkennst Du den Unterschied?
(dw.com, Rachel Baig & Björn Kietzmann)
Die Deutsche Welle hat ein bebildertes “Faktencheck-Quiz” online gestellt: “Willkommen zum Quiz ‘echt oder fake?’: Hier kannst Du Deine Fähigkeiten als Faktenchecker testen. Wir zeigen Dir eine Reihe von unterschiedlichen Bildern und Du musst herausfinden, welche davon echt sind und welche manipuliert wurden oder komplett KI-generiert sind.”

Trumps Angriff, Synchronsprecher gegen KI, Missionsort Social Media

1. Medien im Visier: Trumps Angriff auf die Pressefreiheit
(wdr.de, Jan Schmitt &Julius Baumeister & Luc Oeppert, Video: 9:20 Minuten)
Das ARD-Magazin “Monitor” zeigt, wie die Trump-Administration seit ihrem Amtsantritt die Pressefreiheit in den USA gezielt aushöhlt: Trump-kritischen Journalistinnen und Journalisten werde der Zugang zum Weißen Haus verwehrt, Medienhäuser würden politisch unter Druck gesetzt und unabhängigen Reporterinnen und Reportern werde mit Inhaftierung gedroht. Zudem drohe staatlichen Auslandssendern, die in Krisengebieten demokratische Aufklärung betreiben, die Abschaltung.

2. Medien erzeugen Polarisierung
(verdi.de)
Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sprach der Soziologe Steffen Mau über das Thema Polarisierung. Gesellschaftliche Polarisierung gehe weniger auf tiefe Spaltungen in der Bevölkerung zurück, sondern auf mediale Überzeichnung und gezielte politische Strategien. Dies geschehe insbesondere durch Parteien wie die AfD, die Konflikte um Migration und Klima emotional auflüden.

3. Intendantin verteidigt Expertise von außen
(taz.de, Amelie Sittenauer)
RBB-Intendantin Ulrike Demmer verteidige die Beauftragung externer Experten zur Unterstützung der Struktur- und Finanzreformen des öffentlich-rechtlichen Senders und weise den Vorwurf der Gehältertrickserei zurück. Angesichts geplanter Einsparungen von 22 Millionen Euro und des Abbaus von 254 Stellen betone Demmer die Notwendigkeit externer Expertise für einen nachhaltigen Umbau. Verdi und der Deutsche Journalisten-Verband mahnen hingegen, die sozialen Folgen für die Beschäftigten nicht aus dem Blick zu verlieren.

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4. Verleger zu drei Jahren Haft verurteilt
(reporter-ohne-grenzen.de)
Wie die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) berichtet, ist der in Taiwan lebende Verleger Li Yanhe in China zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Das chinesische Regime werfe ihm Anstiftung zur Abspaltung vor. Reporter ohne Grenzen kritisiert die Gerichtsentscheidung als politisch motivierten Angriff auf die Pressefreiheit: “Wir sind schockiert über das Urteil gegen Li Yanhe. Die Vorwürfe sind absurd. Li Yanhe ist kein Krimineller, sondern einer der letzten chinesischen Verleger, die es noch wagen, investigative und regimekritische Bücher zu drucken. Er muss sofort freikommen”, so RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. Li Yanhe werde seit März 2023 in China festgehalten.

5. Roboterstimmen in Serie? Synchronsprecher wehren sich gegen KI-Kollegen
(rnd.de, Imre Grimm)
Der Vormarsch der Künstlichen Intelligenz (KI) bedrohe ganze Branchen, darunter auch die der Synchronsprecherinnen und -sprecher. KI-generierte Stimmen würden bereits teilweise in Serien und Filmen eingesetzt. Branchenvertreter würden betonen, dass echte Sprecherinnen und Sprecher mit ihrer stimmlichen Ausdruckskraft, ihrer Emotionalität und ihrem schauspielerischen Können nicht zu ersetzen seien. Sie rufen das Publikum zur Solidarität auf.

6. Jasmin Neubauer: Social Media als Missionsort
(belltower.news, Kira Ayyadi)
Kira Ayyadi porträtiert die christliche Influencerin Jasmin Neubauer, die auf Social Media eine radikal-evangelikale Agenda mit klar antifeministischen, queerfeindlichen und rechtsextremen Botschaften verbreite. Neubauer missioniere digital mit simplen Weltbildern, vermarkte ihre religiöse Ideologie über einen eigenen Shop und kooperiere offen mit rechten Akteurinnen und Akteuren.

Festgenommen in der Türkei, Presseauskunft, Bildmanipulation

1. In Erdoğans Türkei sind Fakten eine Beleidigung
(taz.de, Klaudia Lagozinski)
Klaudia Lagozinski berichtet über die Festnahme des schwedischen Journalisten Joakim Medin in der Türkei, dem unter anderem Präsidentenbeleidigung und Terrorismus vorgeworfen werden, ohne stichhaltige Beweise. Die Festnahme stehe offenbar im Zusammenhang mit einer regierungskritischen Protestaktion in Stockholm, an der Medin laut mehreren Quellen jedoch nicht beteiligt gewesen sei. Der Fall zeige, wie das Erdoğan-Regime zunehmend auch gegen ausländische Journalistinnen und Journalisten vorgeht und kritische Berichterstattung als Straftat behandelt.

2. dju fordert Presseauskunftsrecht
(verdi.de, Günter Herkel)
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) fordert angesichts der diskutierten Abschaffung des Informationsfreiheitsgesetzes (IFG) ein Presseauskunftsrecht und warnt vor einem massiven Rückschritt für Transparenz und Pressefreiheit. Kritik komme auch von Organisationen wie “FragDenStaat”, Transparency International und “Correctiv”, die betonen, wie wichtig das IFG für demokratische Kontrolle und die Aufdeckung politischer Skandale sei.

3. Wie YouTube & andere Medien uns krank machen – und wie wir das verhindern
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 27:37 Minuten)
Mats Schönauer wirft auf seinem Youtube-Kanal “Topfvollgold” regelmäßig einen kritischen Blick hinter die Kulissen von Boulevardpresse, Youtubern und Social Media. Diesmal geht er der Frage nach, “wie YouTube & andere Medien uns krank machen – und wie wir das verhindern”.
Transparenzhinweis: Mats Schönauer ist ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

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4. Journalist entführt und ermordet
(reporter-ohne-grenzen.de)
In Mexiko wurde erneut ein Journalist entführt und ermordet. Das Opfer Raúl Irán Villarreal Belmont habe wenige Tage zuvor auf Facebook einen Betrugsfall angeprangert, in den ein lokaler Unternehmer und Regierungsbeamte verwickelt gewesen seien. Anja Osterhaus, Geschäftsführerin von Reporter ohne Grenzen, sagt zu dem Fall: “Die extreme Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten in Mexiko ist schockierend: Wer Korruption und Missstände aufdeckt, muss fürchten, ermordet zu werden. Die weit verbreitete Straflosigkeit verschärft diese Krise noch.”

5. KI im Journalismus – Kollegin oder Konkurrenz?
(sr-mediathek.de, Katrin Aue & Kai Schmieding, Audio: 16:30 Minuten)
Bei “Medien Cross & Quer” schauen Katrin Aue und Kai Schmieding auf ein Experiment in Italien, bei dem die Zeitung “Il Foglio AI” nach Angaben der Verleger komplett mit Künstlicher Intelligenz erstellt worden sei. Aue und Schmieding fragen: “In wie festem Zustand ist Künstliche Intelligenz mittlerweile im deutschsprachigen Journalismus? Was funktioniert, knapp zweieinhalb Jahre nach dem Start von ChatGPT, was ist gescheitert? Wie sehr wird nach wie vor über die ethischen Grenzen diskutiert? Und was macht das mit den Jobs im Medien-Bereich?” Antworten darauf gibt Oskar Vitlif, Journalist, Trainer und Autor des KI-Newsletters “Oskar.Tools”.

6. ChatGPT-Update vereinfacht Bildmanipulation – Schweizer Regulierung hinkt hinterher
(fairmedia.ch, Tobias König)
Das neueste Update von ChatGPT erleichtere die Bearbeitung und Manipulation von Bildern erheblich, was das Risiko von Missbrauch, etwa durch Deepfakes oder sexualisierte Inhalte, erhöhe. Das gelte vor allem, wenn solche Inhalte über Soziale Medien verbreitet würden. Angela Müller, Geschäftsleiterin von “AlgorithmWatch CH”, warne vor langfristigen Auswirkungen auf das Informationsökosystem und fordere, sowohl KI-Anbieter als auch Plattformbetreiber stärker zur Verantwortung zu ziehen. Während die EU mit dem Digital Services Act bereits Maßnahmen ergriffen habe, hinke die Schweiz in der Regulierung von KI und Sozialen Medien deutlich hinterher.

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