Archiv für März 25th, 2025

Journalist im geheimen Militärchat, Türkei, Falsche Todesmeldungen

1. US-Regierung lädt versehentlich Journalisten in geheimen Militärchat ein
(spiegel.de)
In den USA sorgt eine schwerwiegende Sicherheitspanne für Aufsehen: Offenbar wurde Jeffrey Goldberg, Chefredakteur von “The Atlantic”, versehentlich in einen geheimen Gruppenchat der Trump-Regierung aufgenommen, in dem detaillierte Kriegspläne zum Jemen besprochen wurden. Der Journalist habe dort Informationen über Ziele, Waffen und Zeitpläne der Angriffe erhalten – in lockerem Ton und mit Emojis garniert. Unbedingt Lesenswert dazu der Beitrag von Jeffrey Goldberg selbst: The Trump Administration Accidentally Texted Me Its War Plans (theatlantic.com).

2. Wie der türkische Staat die freie Presse bedrängt
(taz.de, Ali Çelikkan)
In der Türkei gehe die Regierung massiv gegen die Pressefreiheit vor: Kritische Medien würden zensiert, Journalistinnen und Journalisten verhaftet und Soziale Netzwerke eingeschränkt, um die Berichterstattung über aktuelle Proteste gegen die Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu zu unterdrücken. Besonders im Fokus stehe die Medienaufsichtsbehörde RTÜK, die regierungskritischen Sendern mit Lizenzentzug drohe und unverhältnismäßige Strafen verhänge. Trotz Repressionen und gezielter Desinformation durch regierungsnahe Medien demonstrieren weiterhin viele Menschen für Demokratie und Meinungsfreiheit.
Weiterer Lesetipp: Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilt die Gewalt gegen Medienschaffende in der Türkei, die über die Proteste berichten. “Die Festnahmen und die gezielte Gewalt zeigen, dass das türkische Regime die Berichterstattung über regierungskritische Proteste unterdrücken will – das passt zu dem autokratischen Muster, mit dem Präsident Erdoğan spätestens seit dem Putschversuch im Juli 2016 regiert”, so RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

3. Verkürzt, Verzerrt, Verschwiegen: Der Krieg in Nahost auf deutschen Zeitschriften-Covern
(schantall-und-scharia.de, Fabian Goldmann)
Fabian Goldmann hat die Titelseiten der Magazine “Spiegel”, “Stern” und “Focus” seit dem 7. Oktober 2023 analysiert und festgestellt, dass der Nahostkonflikt an diesen prominenten Stellen kaum thematisiert worden sei. Betroffene der israelischen Kriegsführung wie Palästinenser oder Libanesen seien nur dreimal auf die Titelseite gekommen, während sie sechsmal als Aggressoren dargestellt worden seien. Selbst bei bedeutenden Ereignissen im Nahen Osten hätten die Redaktionen häufig auf unpolitische Themen wie Lifestyle und Service gesetzt.

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4. Das zynische Geschäft mit falschen Todesmeldungen
(profil.at, Julian Kern & Jakob Winter & Kevin Yang)
Der “Profil”-Beitrag befasst sich mit gefälschten Todesmeldungen von Prominenten, die gezielt über Social Media – vor allem über die Plattform X (ehemals Twitter) – verbreitet werden. Die Motive reichen von finanziellen Interessen, da mit reichweitenstarken Beiträgen Geld verdient werden kann, bis hin zu zynischen Scherzen, mit denen beispielsweise Journalistinnen und Journalisten getäuscht werden sollen.

5. Öffentlich-rechtliche Gremien: Mut zum Publikumsrat
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 27:06 Minuten)
In “Läuft”, dem Podcast von “epd medien” und Grimme-Institut, geht es um die Studie der Otto Brenner Stiftung zur Zusammensetzung und Arbeitsweise der Gremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Alexander Matzkeit fragt seinen Gast, Journalist und Medienwissenschaftler Dominik Speck: “Wie könnte die Arbeit der Gremien so verändert werden, dass sie in der Lage sind, den an sie gestellten Anforderungen zu genügen.”

6. Man nimmt es ja erstmal ernst – Über die Fotoarbeiten von Lars Eidinger
(54books.de, Eva-Sophie Lohmeier)
Eva-Sophie Lohmeier setzt sich kritisch mit den Fotoarbeiten von Schauspieler Lars Eidinger auseinander, die sie als belanglose, technisch schwache und konzeptlose Instagram-Ästhetik beschreibt, der jedoch durch Promistatus ein musealer und publizistischer Raum eingeräumt werde. Besonders problematisch findet Lohmeier den Umgang mit prekären Motiven wie Obdachlosen, die Eidinger als Projektionsfläche für seine eigene Identitätskrise nutze. Dem Kunstbetrieb wirft sie vor, aus Faszination für den Prominenten ein Werk aufzuwerten, das weder inhaltlich noch ästhetisch trage.