Archiv für März 13th, 2025

Mehr Schutz, Boulevard über Femizide, Jugendlicher Medienkonsum

1. “Viele Jour­na­lis­ten wünschen sich mehr Solidarisierung”
(taz.de, Julia Schöpfer)
Julia Schöpfer spricht im Interview mit Reporter ohne Grenzen (ROG) über die zunehmenden Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten in Deutschland, insbesondere rund um Nahost-Demonstrationen, und über die Auswirkungen auf deren Arbeit bis hin zur Selbstzensur. ROG fordert von Medienhäusern einen stärkeren Schutz für deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie eine stärkere gegenseitige Solidarisierung innerhalb der Berufsgruppe. Es brauche außerdem einen grundlegenden Kulturwandel, um die Pressefreiheit dauerhaft zu sichern und die Bedrohung der Demokratie durch solche Angriffe zu stoppen.

2. Hamas massakriert, Israel reagiert: Das problematische Nahost-Framing der Tagesschau
(schantall-und-scharia.de, Fabian Goldmann)
Welche Formulierungen wählt die “Tagesschau”, um Gewalttaten in Nahost zu beschreiben? Wer wird als Aggressor, wer als Verteidiger dargestellt? Das wollte Fabian Goldmann wissen und hat nach eigener Aussage 471 “Tagesschau”-Sendungen im relevanten Zeitraum untersucht. Sein Ergebnis fällt einigermaßen klar aus: “Insgesamt 196-mal machte sich die Redaktion dort den Begriff ‘Massaker’ zu eigen (ohne Zitate). Gemeint war ausschließlich der Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 mit 1.139 Toten, darunter 639 Zivilisten. Die unzähligen von der israelischen Armee begangenen Massaker mit zehntausenden zivilen Toten bezeichnete die Tagesschau kein einziges Mal als solche.”

3. Wenn Frauen getötet werden, verliert der Boulevard die Kontrolle
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
Andrea Gutschi kritisiert, dass österreichische Boulevardmedien über Femizide oft spekulativ und voyeuristisch berichten, Persönlichkeitsrechte missachten und den Opfern eine Mitschuld unterstellen würden. Sie betont, dass Redaktionen wie “Oe24”, “Krone” und “Heute” intime und irrelevante Details veröffentlichen und Fotos von Opfern nicht ausreichend anonymisieren würden sowie einseitig Täterperspektiven übernähmen. Dies sei ein systemisches Problem, das den Opferschutz massiv verletze und zur gesellschaftlichen Verharmlosung von Gewalt gegen Frauen beitrage.

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4. FPÖ klagt Klenk wegen kommentierten Reposts von Kickl-Video auf Instagram
(derstandard.at, Harald Fidler)
Die österreichische FPÖ verklage “Falter”-Chefredakteur Florian Klenk wegen Verletzung des Urheberrechts, weil dieser ein Video von FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl mit einem Kommentar und einem “Falter”-Werbeclaim repostete. Klenk sehe darin die grundsätzliche juristische Frage, ob übliche Social-Media-Praktiken wie kommentiertes Teilen von Inhalten künftig als Urheberrechtsverletzung gelten könnten. Er habe angekündigt, “das durchzufechten”.

5. Wie Polizist:innen vom Whistleblowing abgeschreckt werden
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz)
Laut einer Studie der Gesellschaft für Freiheitsrechte werden Polizistinnen und Polizisten, die Missstände melden wollen, oft durch Angst vor Ausgrenzung und unzureichende Meldestrukturen abgeschreckt. Trotz neuem Hinweisgeberschutzgesetz fehle es weiterhin an unabhängigen Anlaufstellen, klaren Informationen sowie einer offenen Fehlerkultur innerhalb der Polizei. Um effektiven Whistleblower-Schutz sicherzustellen, brauche es daher einen grundlegenden Kulturwandel sowie eine gesetzliche Nachbesserung.

6. RSF entsperrt BBC-News-Website
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) habe im Rahmen des Projekts “Collateral Freedom” die von autoritären Staaten blockierte “BBC-News”-Website wieder zugänglich gemacht, indem sie eine exakte Spiegelkopie (“mirror site”) auf internationalen Servern erstellt hat. Ziel des Projekts sei es, staatliche Internetzensur zu umgehen und das weltweite Grundrecht auf Information zu schützen: “Wir wollen zeigen, dass autoritäre Regierungen dieses Grundrecht beschneiden, und dass es zugleich möglich ist, sich gegen Zensur und Unrecht zu wehren”, so ROG-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

7. Studie: Problematischer Medienkonsum bei Jugendlichen
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 3:57 Minuten)
Zusätzlicher Link, weil in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die neuesten Zahlen zur Mediennutzung von Jugendlichen: “Statt nur auf die Bildschirmzeit zu starren, sollten wir uns fragen: ‘Was fehlt unseren Kindern in der echten Welt? Warum flüchten sie ins Digitale?’ Vielleicht weil wir ihnen kaum noch Raum zum freien Spielen lassen. Vielleicht weil ihr Tag durchgetaktet ist mit Kursen und Terminen. Oder weil es immer weniger Orte gibt, wo Kinder und Jugendliche einfach sie selbst sein können.”