Archiv für Februar, 2012

Punkt 12, Meinungsfreiheit, Borgen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “RTL täuscht die Zuschauer”
(zapp.blog.ndr.de, Tina Schober)
Die RTL-Sendung “Punkt 12” verkauft eine im Herbst 2010 gedrehte und im Juni 2011 gesendete Geschichte als aktuell. “Die Zuschauer werden getäuscht und in die Irre geführt. Fünf Tage lang wird eine Aktualität suggeriert, die so nicht vorliegt. Der Fall ist längst geklärt – seit mehr als einem Jahr!”

2. “Der eisige Hitler”
(reflexion-blog.com)
“Bild” nimmt eine Meldung der Nachrichtenagentur “Ria Novosti” auf und macht daraus eine “Irre Russen-Theorie”: “Aus die­ser merk­wür­di­gen Mit­tei­lung bas­telte die BILD-Zeitung trotz­dem den noch merk­wür­di­ge­ren Arti­kel über Adolf Hit­ler, der ‘im ewi­gen Eis begra­ben sein’ könne. Die Ein­ord­nung, die die Nach­rich­ten­agen­tur vor­nahm, wird dort ver­schwie­gen. Von ‘Mythen’ ist in der BILD-Zeitung nichts zu lesen. Dafür heißt es in Anfüh­rungs­zei­chen: ‘Hit­ler liegt im ewi­gen Eis der Ant­ark­tis begra­ben’. Die­ses angeb­li­che Zitat, das als rei­ße­ri­sche Über­schrift ver­wen­det wurde, fin­det sich aller­dings nicht in der Mit­tei­lung der Nach­rich­ten­agen­tur.”

3. “Schluss mit dem Casting-Wahn!”
(focus.de, Alexander Kissler)
“Castingshows gaukeln uns eine Welt vor, in der sich Unterordnung lohnt – und in der das Denken verzichtbar ist. Hauptsache, man trifft die Töne oder hat die richtigen Magermaße. Hauptsache, man entblößt sich weit genug.”

4. “Noch’n Bild”
(ad-sinistram.blogspot.com, Roberto J. De Lapuente)
Roberto J. De Lapuente macht sich Gedanken über die Meinungsfreiheit: “Gratuliert man zu verunglimpften Mohammad-Zeichnungen, so gratuliere man auch zu gemalten Nazi-Merkels! Das ist der konsequente Imperativ. Regt man sich darüber auf, so liegt einem die allgemeine Meinungsfreiheit nicht besonders am Herzen – oder es geht wieder mal nur um die freie Meinung, die man selbst meint.”

5. “What happened in Vegas”
(harpers.org, englisch)
Ein Dialog zwischen Faktenprüfer Jim Fingal und Autor John D’Agata. “FINGAL: Well, OK… I guess… but this still seems to violate about ten different rules of journalistic integrity. D’AGATA: I’m not sure that matters, Jim. This is an essay, so journalistic rules don’t belong here.”

6. “Borgen, Gefährliche Seilschaften”
(arte.tv)
Seit gestern Donnerstag und bis zum 8. März 2012 strahlt arte jeweils am Donnerstagabend die dänische Politserie “Gefährliche Seilschaften” aus. Während einer Woche sind Folge 1 und Folge 2 online frei verfügbar.

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Eine neue Lüge ist wie ein neues Leben

Seit Montag war “Bild” da einer ganz großen Sache auf der Spur:

Die CO2-Lüge

Gut, das “renommierte Forscher-Team” ist kein “renommiertes Forscher-Team”, wie “Spiegel Online” kurz zusammenfasst:

Wissenschaft kann so einfach sein. Der RWE-Manager Fritz Vahrenholt und der ebenfalls bei dem Energiekonzern arbeitenden Geologe Sebastian Lüning haben ein Buch geschrieben, in dem sie die Klimakatastrophe absagen.

Und zur Person und Rolle Vahrenholts hatte die “Zeit” schon vor zwei Wochen geschrieben:

So meint Hermann Albers, der Präsident des Bundesverbands Windenergie, dass der RWE-Manager “versucht, den Prozess der Energiewende deutlich abzubremsen, um so Marktanteile für den Monopolisten RWE zu erhalten” – produziert der doch rund 56 Prozent seines Stroms mit dreckiger Kohle.

Aber als Debattenbeitrag könnte man das von “Bild” beworbene Buch von Vahrenholt und Lüning ja trotzdem sehen, wenn sie halbwegs wissenschaftlich argumentieren und sich an die Fakten halten würden. Das tun sie aber nicht, schreibt das Team vom Klima-Lügendetektor:

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Rach- und Sach-Geschichten (2)

Wohl weil am Montag die 51. Folge von “Rach, der Restauranttester” lief, bringen “Bild” und Bild.de diese Woche mehrere große Artikel über den Koch Christian Rach und seine TV-Sendung.

Am Dienstag hatte “Bild” angeblich “bei allen 50 Lokalen” nachgefragt, die Rach für RTL “auf Vordermann bringen wollte”. Das Ergebnis dieser Recherche:

Von den 50 Lokalen, in denen er der Tabula rasa machte, sind 27 nie wieder auf die Beine gekommen oder wechselten den Besitzer (siehe Liste).

Zu diesen 27 Lokalen gehörte auch eines, dessen Betreiberin aus freien Stücken gegangen war, um einen Gasthof in ihrer Heimatgemeinde zu übernehmen (BILDblog berichtete).

Gestern dann erschien auf Bild.de ein weiterer Artikel zu Rach und seinen “Sorgenkindern”:

Jetzt spricht der Koch selbst auf BILD.de und erklärt, wie schwer es seine TV-Sorgenkinder wirklich haben.

Darin gab Rach mehrere Beispiele, darunter dieses:

“Brauerei zum Stadtpark”-Chef Jochen in Hockenheim (Baden-Württemberg) war laut Rach wie ein großer, ganz lieber Bär – aber nicht in der Lage, einen eigenen Laden zu führen! Das Erfolgsrezept: “Ich habe ihm eine neue Identität verschafft. Wir haben eigene Biere produziert, die großartig eingeschlagen sind.”

Das Ergebnis: nachhaltig! Nach Rachs Besuch kriselte es noch ein Mal kurz, seitdem geht es aber wieder stark aufwärts.

Das ist insofern interessant, als am Dienstag auf der “Bild”-Liste auch die “Brauerei zum Stadtpark” aufgetaucht war:

BRAUEREI ZUM STADT-PARK (Hockenheim): Im April 2011 wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.

Bei Bild.de ist die Tabelle wieder mal verschwunden, die Zahl von den 27 erfolglosen Lokalen hat es unterdessen in die “Westdeutsche Zeitung” und in Rachs Wikipedia-Eintrag geschafft.

Mit Dank an Felix K. und Dominik M.

Nachtrag, 13.40 Uhr: Aus der Wikipedia ist die “Rach-Bilanz” wieder verschwunden.

2. Nachtrag, 17.50 Uhr: Die Website der “Westdeutschen Zeitung” hat die Zahl 27 aus ihrem Artikel entfernt und folgende Anmerkung gepostet:

Anmerkung der Redaktion: Die Bild hatte ursprünglich von 27 geschlossenen Lokalen berichtet, wir hatten diese Zahl in einer früheren Version dieses Textes übernommen. Laut bildblog.de ist aber zumindest fragwürdig, ob sie korrekt ist

Anonymous, Heute, Krystian Woznicki

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Anonymous veröffentlicht alte Dokumente des Bundestages”
(golem.de, Nico Ernst)
“Zahlreiche Medien berichten, Anonymous hätte Server des Bundestages gehackt und geheime Dokumente zur Kunduz-Affäre veröffentlicht – doch das stimmt nicht. Die Unterlagen waren schon lange allgemein zugänglich, und das mit voller Absicht. Sie gehören zum Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses.”

2. “‘Heute’-Chefredakteur Ainetter kritisiert ‘Einflussnahme’ auf Zeitung”
(medianet.at, fej)
Wolfgang Ainetter, scheidender Chefredakteur der Gratiszeitung “Heute”, hält fest, dass die Trennung aus eigener Initiative erfolgt sei. “Unabhängiger, kritischer Journalismus wäre aus meiner Sicht nicht mehr möglich gewesen. Bei den Gesprächen mit der Geschäftsführung ging es nie um die Frage der Qualität, sondern immer um die Frage von politischer und ökonomischer Einflussnahme auf die Redaktion.”

3. “Die Fixer von Gaza: Journalismus nach Rezept”
(derstandard.at, Andreas Hackl)
Fixer besorgen nicht nur Kontakte, organisieren Fahrer und übersetzen, manchmal führen sie auch gleich Interviews. “200 US-Dollar pro Tag ist die übliche Rate. Dabei ist egal ob man den Fixer für drei oder sechs Stunden in Anspruch nimmt. Und am Ende folgt meistens dennoch ein Feilschen um alle möglichen Extras.”

4. “Die Verballhornung im Ersten”
(kehraus.blogspot.com)
Die ARD-Sendung “Börse im Ersten”: “Nur ca. 5% der Deutschen besitzen überhaupt Aktien. Schwer vorstellbar, dass diese irgendeinen Informationsgewinn aus den Schüttelreimen der Moderatoren für ihr Depot ziehen.”

5. “Krystian Woznicki: Netzpionier als Autodidakt”
(politik-digital.de, Charlie Rutz)
Ein Porträt von Krystian Woznicki, Herausgeber der “Berliner Gazette”.

6. “Kontextsensitive Werbung”
(notes.computernotizen.de, Torsten)
Zwei Beispiele von Anzeigenplatzierung auf Bild.de.

Norbert Neininger, Brettspiele, Schwänzen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Vorwürfe waren absolut nicht berechtigt”
(persoenlich.com, Edith Hollenstein)
Beat Dünki, bei dem sich der “Blick” gestern auf der Titelseite entschuldigt hat und dem eine Genugtuung ausbezahlt wurde, erzählt, wie sich die damaligen Berichte auf sein Leben ausgewirkt hatten. “Durch die Berichterstattung habe ich die Hälfte der Leute in meinem sozialen Umfeld verloren. Viele Freunde und Bekannte liessen bis heute nichts mehr von sich hören. Ausserdem gehe ich heute nicht mehr in Lokale, in denen der ‘Blick’ gelesen wird.”

2. “Fotografen im Visier”
(welt.de, Andreas Rickmann)
Konzertmanager, Konzertfotografen und das Urheberrecht.

3. “batz.ch ungefragt in den Schaffhauser Nachrichten (Fortsetzung)”
(batz.ch, Monika Bütler)
Monika Bütler liefert weitere Informationen zu ihrem ungefragt in den “Schaffhauser Nachrichten” abgedruckten Blogbeitrag. Der Chefredakteur der Zeitung, Norbert Neininger, legt seine Sicht der Lage auf persoenlich.com dar. Auf swiss-lupe.blogspot.com sind Fotos der Zeitungsartikel zu sehen.

4. “Wie uncool ist der WDR?”
(spielbar.com, Peer Sylvester)
Peer Sylvester beschäftigt sich mit dem Beitrag “Sind Brettspiele uncool?” der “Aktuellen Stunde” im WDR. Ein besonders mutiger Reporter hatte es gewagt, auf der Spielwarenmesse bei Jugendlichen nachzufragen, ob sie Brettspiele spielen.

5. “Kampf der Prokrastination!”
(zeitjung.de, Julia)
Julia stellt vier Programme vor, mit denen zur Ablenkung einladende Websites vorübergehend gesperrt werden können.

6. “Vom Schwänzen”
(fraufreitag.wordpress.com)
Nicht nur Schüler schwänzen die Schule. Auch Lehrer.

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Rach- und Sach-Geschichten

Das klingt richtig nach Recherche:

BILD fragte bei allen 50 Lokalen nach, die der Super-Koch [Christian Rach] seit September 2005 für RTL testete und auf Vordermann bringen wollte.

Die “Rach-Bilanz von BILD”:

Von den 50 Lokalen, in denen er der Tabula rasa machte, sind 27 nie wieder auf die Beine gekommen oder wechselten den Besitzer (siehe Liste).

Der Blick auf diese Liste war für Barbara Ullrich eine böse Überraschung. Dort war auch das Parkhotel in Villingen-Schwenningen als Misserfolg aufgeführt, mit dem sie 2007 in einer Folge von “Rach, der Restauranttester” zu sehen war.

Eigentlich, sagt eine Freundin von ihr, sei der Laden damals ohnehin gut gelaufen, und man hätte sich nur als “Stammtisch-Gag” bei RTL beworben. Das RTL-Team hätte das auch gewusst, man habe halt vor der Kamera so getan, als würde es Probleme geben. Der Besuch von Rach hat jedenfalls nicht geschadet. Barbara Ullrich selbst sagt, er habe dem Team seine “Scheuklappen” entfernt; man sei mit seinen Tipps “immer sehr gut gefahren”.

Im Februar 2011 nutzte Ullrich die Chance, in ihre Heimatgemeinde Mönchweiler zurückzugehen und dort den Gasthof Hirschen zu übernehmen. Deshalb wird das Parkhotel heute von anderen Leuten betrieben.

Das muss den eifrigen Rechercheuren von “Bild” entgangen sein, und mit Frau Ullrich haben sie nach deren Auskunft gar nicht gesprochen. Jedenfalls liest es sich nun so, als wären die alten Betreiber des Parkhotels in Villingen gescheitert. Seit heute morgen wird Ullrich mit Anrufen überschüttet: Viele Gäste meinten, sie hätte ihnen eine Pleite verheimlicht. Und die Vermieterin des neuen Hotels machte sich plötzlich Sorgen über die Zuverlässigkeit ihrer Pächter.

Bild.de hat die Hotel-Liste heute Mittag unauffällig und ohne jeden Hinweis geändert. Nun steht dort zum Parkhotel immerhin:

Neuer Besitzer. Die Betreiber eröffneten in Mönchweiler ein neues Hotel (“Zum Hirschen”).

Aber die Überschrift lautet natürlich weiterhin:

HIER KONNTE RACH NICHT HELFEN

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Das Weltall ist zu weit

“Bild”-Überschriften sind traditionell kreischig, laut und unsubtil und geben nur in Ausnahmefällen den Inhalt des Textes wieder, über dem sie thronen.

Insofern ist das heute eine sehr klassische “Bild”-Schlagzeile:

Mit Überschall-Geschwindigkeit: Irrer Ösi springt aus dem All auf die Erde

Da will also ein Mann “aus dem All auf die Erde” springen. Oder genauer:

An einem riesigen Heliumballon (Durchmesser 80 Meter) steigt Baumgartner auf 37 Kilometer – das ist fast schon im All!

… womit die eigene Überschrift Lügen gestraft wäre. Der Weltraum fängt tatsächlich – je nach Definition – zwischen 80 und 100 Kilometer Höhe an.

Mit “Bild”-Reporter Herbert Bauernebel möchte man also auch nicht in Urlaub fahren, wenn er schon vor der Hälfte der Strecke verkündet, “fast schon” da zu sein.

Mit Dank an Rainer S., Matthew L., Daniele und Maxl.

Max Schradin, Blick, Schaffhauser Nachrichten

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “9Live hat sich selbst ein Bein gestellt”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Max Schradin, ehemaliger Mitarbeiter des 2011 eingestellten Call-In-Senders 9Live, gibt Auskunft über seine damalige Arbeit. “Wenn 9Live von Anfang an zusammen mit der BLM klare Spielregeln formuliert hätte, dann hätte es vielleicht am Anfang nicht so ein exorbitantes Umsatzwachstum bei dem Sender gegeben, aber 9Live wäre jetzt noch auf Sendung, weil man sich dann sowas wie den Stirnlappenbasilisk gar nicht hätte ausdenken müssen.”

2. “batz.ch ungefragt in den Schaffhauser Nachrichten”
(batz.ch, Monika Bütler)
Monika Bütler, Professorin an der Universität St. Gallen, erfährt über Leser, dass ein im Juni 2011 publizierter Blogeintrag in den “Schaffhauser Nachrichten” abgedruckt wurde – “ohne mein Wissen, geschweige denn Einverständnis”.

3. “Digitales Fact-Checking verändert Journalismus”
(derstandard.at, Tatjana Rauth)
Tatjana Rauth stellt verschiedene Portale vor, die sich dem Prüfen von Fakten verschrieben haben.

4. “Der ‘Blick’ entschuldigt sich wegen des ‘Foltercamps'”
(tagesanzeiger.ch, Edgar Schuler)
Die Boulevardzeitung “Blick” entschuldigt sich in ihrer heutigen Ausgabe bei Beat Dünki. Ausserdem erhält dieser “von Ringier eine Genugtuungssumme, über die er sich ausschweigt, die aber mehrere Hunderttausend Franken betragen dürfte”. Siehe dazu auch “Späte Genugtuung für Medienopfer” (tageswoche.ch, Monika Zech).

5. “Das große Reissackschubsen”
(philibuster.de, Michael Stepper)
“Don’t feed the troll!”, erinnert Michael Stepper die “Netzgemeinde” hinsichtlich der “arg inszenierten Kampfansage an das Social Web” von CDU-Politiker Ansgar Heveling. “Beim Handelsblatt wird man sich ins Fäustchen gelacht haben, dass die (Marketing- respektive Traffic-)Strategie so schön aufgegangen ist (aber nur ein Schelm vermutet Absicht).” Siehe dazu auch “Netzstreithähne, gemeinsam könnt Ihr den Kampf gewinnen!” (carta.info, Hans F. Bellstedt)

6. “Vom Mythos des Realen”
(vocer.org, Tom Kummer)
Interviewfälscher Tom Kummer hält Objektivität, genauso wie Wahrheit und Wirklichkeit in den Medien, für einen reinen Mythos. “Klar fände ich – und die ganze Kummer-Familie – es heute schön, wäre ich für irgendetwas Seriöses berühmt geworden, etwas, das die Menschheit weiterbringt. Aber ich bin berühmt, weil ich Interviews mit Stars teilweise inszeniert habe.”

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Jürgen Klopp lässt ausrichten

Jürgen Klopp, der Trainer von Borussia Dortmund, ist als Freund deutlicher Worte bekannt, der auch nicht davor zurückschreckt, verantwortungslosen Journalisten im Allgemeinen und “Bild”-Reportern im Speziellen die Leviten zu lesen.

Mainz-Manager verrät: Barrios blieb nur wegen der Kohle

Heute musste Klopp erst mal selbst in “Bild” lesen, dass Christian Heidel, Manager von Mainz 05, “ausgeplaudert” haben soll, dass der geplante Wechsel von Lucas Barrios zum FC Fulham an den Gehaltsforderungen des BVB-Stürmers gescheitert sein soll.

Warum Heidel überhaupt solche Interna aus den Verhandlungen zwischen Dortmund und Fulham kennen sollte, erklärte “Bild” folgendermaßen:

Heidel muss es wissen. So konnte er selbst nur Dortmunds Mohamed Zidan (30) verpflichten, weil Barrios weiter für Borussia stürmt.

Doch danach sah‘s lange nicht aus. Heidel: “Noch Dienstag um 15.30 Uhr hatte BVB-Boss Watzke den Zidan-Transfer telefonisch abgesagt. Weil sich Borussia und Fulham über den Barrios-Wechsel geeinigt hatten.” Für 10 Mio Ablöse.

Zwei Stunden später war Zidan überraschend auf dem Weg nach Mainz. Heidel: “Dass die Gehalts-Gespräche von Barrios mit den Engländern noch scheitern würden, hatten wir echt nicht mehr erwartet.”

Laut englischer Medien soll Barrios ca 2,5 Mio pro Jahr verlangt haben.

Zu viel für Fulham…

Klopp nutzte die heutige Pressekonferenz vor dem für morgen angesetzten Pokalspiel gegen Holstein Kiel, um seine Sicht der Dinge offenzulegen. Als BVB-Pressesprecher Josef Schneck gerade die Pressekonferenz beenden wollte, meldete sich Klopp noch einmal zu Wort und sprach mit ruhiger Stimme, aber bestimmten Worten, über eine ganz besondere Art von Journalisten:

Dass man sich mit bestimmten Medien nicht anlegen sollte, ist spätestens seit Herrn Wulff bekannt, deswegen sag ich’s jetzt nicht direkt gegen die “Bild”-Zeitung, der der gute Mann nun angehört, aber was Herr Schuth heute in der “Bild”-Zeitung schreibt, entspricht nicht der Wahrheit. (…)

Es gibt nicht wenige Menschen, die sagen: “Ja, dafür bekommt Ihr ‘nen Haufen Geld und das müsst Ihr alles akzeptieren!” Das ist so ein bisschen schwierig, mit Lügen umzugehen, find ich, einfach so generell im Leben und wenn’s dann noch zu Papier gebracht wird. (…)

Ich möchte nur sagen: Das, was heute – ich möcht’ nicht sagen, was immer drin steht – aber was heute drinsteht, ist definitiv die Unwahrheit im Bezug auf Lucas Barrios. Die Verhandlungen sind nicht an irgendwelchen Gehaltsforderungen gescheitert oder sonstiges. Und es wäre schön, bei den vielen Dingen, die in unserem Geschäft passieren, wenn man sich einfach an die Sachen hält, die tatsächlich passiert sind. Und nicht irgendwelche anderen Dinge zusammenspinnt.

Hätte ich Herrn Schuth heute zufällig getroffen, hätte ich es ihm selber gesagt, aber wie gesagt: ich werde ihn jetzt wahrscheinlich acht Wochen lang nicht sehen, in der Hoffnung, dass ich es bis dahin vergessen hab. (Deshalb) hab ich gedacht: ich lass es mal ausrichten. Dankeschön, das war’s!

Mit Dank an Denis F. und Michael.

Jehova, Veronica Ferres, Detlef Soost

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wolf Schneider hat ‘Jehova’ gesagt”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier analysiert einige Blogeinträge zum “Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus” von Wolf Schneider und Paul-Josef Raue: “Die Kritiker tun Wolf Schneider unrecht, und das ärgert mich schon deshalb, weil es dadurch so wirken könnte, als hätte Wolf Schneider recht.”

2. “taz versus Veronica Ferres”
(medien-monitor.com, Tobias Fülbeck)
Tobias Fülbeck sammelt taz-Texte über Veronica Ferres: “Kein anderes tagesaktuelles Medium hat kontinuierlich so gehässig über eine deutsche Schauspielerin geschrieben wie die taz.”

3. “Internetabmahnungen bei Künstlern”
(3sat.de, Stefan Braunshausen)
Bariton Peter Schöne muss insgesamt 1400 Euro an die “Süddeutsche Zeitung” und die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” zahlen, weil er, “ohne zu fragen, Kritiken über sich aus dem Blatt auf seine Homepage gestellt” hatte.

4. “D! makes you sexy – Unser neuer Personal Coach heißt Detlef”
(horstson.de)
Horstson zweifelt am “10 Weeks Body Change Programm” von Detlef Soost: “Wir bekommen ja ausnahmslos alle Muskeln. Sagt D! Und das mit nur zweimal zwanzig Minuten Workout in der Woche.”

5. “ORF.at kippt Big Ben nach ‘links'”
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)

6. “Nimm drei”
(freitag.de, Mikael Krogerus)
Politberater Parag Khanna beantwortet 40 Fragen von Mikael Krogerus zur Weltpolitik.

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