Archiv für April 19th, 2011

Testfahrt mit geschlossenen Augen

Der Heide-Park Soltau ist um eine Fahrattraktion reicher und lädt Promis und Presse zur Jungfernfahrt mit der “Krake” ein. Während es Jimi Blue Ochsenknecht noch in die erste Reihe geschafft hat, muss “Bild am Sonntag”-Autor Timo Friedmann sich mit einem Platz weiter hinten begnügen.

Von einem V-Bügel in den Sitz gepresst überstand unser Reporter gestern die Jungfernfahrt auf dem Dive Coaster im Heidepark Soltau, den er ab sofort Heidenangstpark Soltau nennt.

Aus der zweiten Reihe stammt dann auch sein selbstreflexiver Erfahrungsbericht. Ganze vier von fünf Absätzen verwendet er erst einmal darauf, den Leser wissen zu lassen, was für ein Angsthase er eigentlich ist:

Die Beine baumeln halt- und willenlos in der Luft, neben mir schreit ein Mensch, doch ich kann ihm nicht helfen, ein v-förmiger Bügel presst mich in die Schalensitze. Der Wagen setzt sich in Bewegung. Er wird in 42 Meter Höhe gezogen, von einer Vorrichtung, für die vielleicht der verliebte Arbeiter zuständig war. Wer weiß?

Immer wieder fragt er sich, was wohl bei nachlässiger Arbeit alles passieren könnte. Der eigentliche “Erfahrungsbericht” spielt sich dann auf wenigen Zeilen ab:

Denn jetzt geht es runter. 42 Meter! Freier Fall! Fast senkrecht! Dem Wasser entgegen! Hinein ins Maul der Krake! Durch ein Schiffswrack hindurch. Unter Wasser, wohlgemerkt. Nach dem Wiederauftauchen werden wir durch einen Looping geschleudert, der aber kaum jemandem noch Adrenalin einflößen kann.

Vor lauter Panik scheint Friedmann bei diesem Teil der Fahrt die Augen geschlossen gehabt zu haben. So muss ihm entgangen sein, dass die Fahrt mitnichten in das Maul der Krake oder durch ein Schiffswrack hindurch führt.

Die Bahn fährt lediglich an dem Krakenmaul und dem Schiffswrack vorbei, wie uns Klaus Müller, Pressesprecher des Heide-Parks, versichert. Auch die Fahrt unter Wasser finde so nicht statt. Ein Teil der Schienen läge nahe der Wasseroberfläche und eine Fontäne werde ausgelöst. “Nass wird dabei aber kein Fahrgast”, sagt Müller. Letztlich ende die Fahrt auch nicht mit einem ganzen Looping, sondern mit einer sogenannten Immelmann-Kehre. Nach einem halben Looping aufwärts fährt die Bahn eine Schraube abwärts.

Auch auf themeparkreview.com gibt es eine Reihe von Bildern vom Eröffnungstag, die Müllers Aussagen bestätigen und Friedmanns Erlebnis ein kleines bisschen in Frage stellen.

Mit Dank an Philip L. und Andreas L.

Volontäre, Neues Deutschland, Kate Middleton

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “ZDF: Mit diesen Zwei twittert man besser”
(gutjahr.biz, Richard Gutjahr)
Die Twitter-Konten @zdfonline und @zdfneo wurden nicht von offizieller Seite initiiert und geführt, sondern von zwei Mittzwanzigern aus Schwäbisch Hall und Heilbronn. Inzwischen haben die beiden einen Arbeitsvertrag erhalten.

2. “Wie die Süddeutsche ihre Volontäre rekrutiert”
(meedia.de, Henning Ohlsen)
Wer kein abgeschlossenes Studium vorweisen kann, hat keine Chancen, bei der “Süddeutschen Zeitung” Volontär zu werden. “Abgeschlossenes Studium muss sein, am liebsten Master-Abschluss.” Ausserdem wird erwartet, dass bereits Praktika bei Print- und Online-Medien absolviert wurden.

3. “Jetzt sprechen die Schleichwerber”
(blogs.taz.de/rechercheblog, Sebastian Heiser)
“Das Neue Deutschland druckt häufiger Artikel gegen Bezahlung als bisher bekannt. Die Zeitung räumte in einem Artikel ein, bei der von der taz aufgedeckten Praxis handele es sich keinesfalls um eine Ausnahme.”

4. “Der reine Sportfotograf wird in der Masse nicht mehr wahrgenommen”
(direkter-freistoss.de, René Martens)
René Martens spricht mit Sportfotograf Lutz Bongarts: “Ich habe die Zeit noch erlebt, als es keine Werbebanden gab. Die Fotografen konnten sich am Spielfeld überall frei bewegen, auch rund um die Trainerbänke. Man konnte sich auch ganz flach auf den Boden legen. Das geht heute aufgrund der hohen Werbebanden nicht mehr.”

5. “Ja, sicher!”
(20min.ch, obi)
Das US-Klatschmagazin “Star” vermeldet nun schon zum zweiten Mal eine angebliche Schwangerschaft von Kate Middleton.

6. “Springer-Verlag gibt zu, dass es sich bei ‘Bild’ um Satirezeitung handelt”
(der-postillon.com, Satire)