Archiv für März 29th, 2011

Maria Furtwängler will nicht aufhören

Vergangene Woche veröffentlichte der “Berliner Kurier” mal wieder eine Gegendarstellung:

Im “Berliner Kurier” vom 17. März 2011 schreiben Sie in einem Artikel auf Seite 22 in der Rubrik “Leute”: “Maria Furtwängler Schluss mit der Schauspielerei!” Weiter schreiben Sie: “Maria Furtwängler will… als Schauspielerin aufhören.”

Hierzu stelle ich fest: Es ist nicht Schluss mit der Schauspielerei. Ich werde weiter als Schauspielerin arbeiten.

Berlin, 18. März 2011
Rechtsanwalt Prof. Dr. Christian Schertz für Dr. Maria Furtwängler

Anmerkung der Redaktion: Frau Dr. Furtwängler hat Recht. Wir bedauern das Versehen.

Wie aber war der “Kurier” versehentlich auf die Idee gekommen, Frau Dr. Furtwängler wolle ihre Schauspielkarriere beenden? Er schrieb:

Ihren ersten Streifen drehte sie 1974 (“Zum Abschied Chrysanthemen”). Jetzt, 37 Jahre später, sieht es so aus, als würde Maria Furtwängler (44) bald überhaupt keine Filme mehr drehen. Die beliebte Tatort-Kommissarin (Charlotte Lindholm) denkt laut übers Aufhören nach.

Im Zeit-Magazin verblüfft sie mit der Ankündigung: “Die Vorstellung, ausschließlich Schauspielerin zu sein, wäre mir zu wenig selbstbestimmt. Ich will selbstgesteuerter, selbstgetriebener und präsenter werden.”

Ja, das hat sie dem “Zeit-Magazin” gesagt. Fast jedenfalls:

ZEITmagazin: Wir sprachen vorhin über Ihre Überlegungen, etwas Neues zu machen. Hätte es nicht auch einen eigenen Reiz, lebenslang an der Schauspielkunst zu arbeiten?

Furtwängler: Das hat es ganz sicherlich. Das ist eine große Aufgabe. Aber die Vorstellung, ausschließlich Schauspielerin zu sein, wäre mir zu wenig selbstbestimmt. Man kommt ja immer erst dazu, wenn schon vieles fertig ist. Sicher kann man manches umschreiben, aber im Grunde steht die Geschichte. Und ich möchte ja, dass in meinem Leben etwas anderes in den Vordergrund kommt. Ich will selbstgesteuerter, selbstgetriebener und präsenter werden.

Und auch sonst hatte sich der “Berliner Kurier” viel Mühe gegeben, Frau Furtwänglers Äußerungen aus dem Kontext zu reißen, als er schrieb:

Aber trotz aller Erfolge: Furtwängler sieht sich künftig in einem anderen Revier. Nicht als Verlags-Matriarchin: “Ich werde in nächster Zeit keine führende oder sonstwie geartete Rolle im Verlag meines Mannes übernehmen.” Nein, die Großnichte des Dirigenten Wilhelm Furtwängler (1886 – 1954) will sich in der Musik verwirklichen! Maria: “Ich habe eine große Sehnsucht , tiefer in das Thema einzusteigen.” Mit den Jahren wird man halt harmoniebedürftig.

Auch das hat sie im Interview gesagt — aber ausdrücklich als “einfaches Beispiel” anmoderiert.

Um dem langen Interview entnehmen zu wollen, Maria Furtwängler wolle die Schauspielerei an den Nagel hängen und sich stattdessen der Musik widmen, bedarf es schon einiger Phantasie. Das hat auch der “Berliner Kurier” verstanden erklärt bekommen und den ursprünglichen Artikel offline genommen.

Bild  

Das Leben des ACAB*

In Monty Pythons “Das Leben des Brian” gibt es eine Szene, in der Brian von einem römischen Soldaten erwischt wird, während er eine Wand beschmiert. Weil seine Parole in fehlerhaftem Latein verfasst ist, zwingt der Soldat Brian dazu, einhundert Mal die richtige Formulierung an die Wand zu schreiben.

Ganz so wird die Szene nicht abgelaufen sein, die “Bild” heute in der Stuttgarter Regionalausgabe beschreibt:

Der Polizist wurde als “Bulle” beschimpft. Dann sah er, wie ein Chaot ein Graffito schmierte: ACAP (englische Abkürzung für “Alle Polizisten sind Bastarde”).

Aber das Wort “bastard” beginnt im Englischen natürlich auch mit einem B und nicht mit einem P — es sei denn, man hat den gleichen Sprachfehler wie Pontius Pilatus in “Das Leben des Brian”.

*) Acab: türkischer Jungenvorname

Mit Dank an Moritz.

@RegSprecher, Scripted Reality, Japan

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wenn der Regierungssprecher twittert…”
(wiegold.wordpress.com, Thomas Wiegold)
Thomas Wiegold dokumentiert Fragen und Antworten zwischen Journalisten der Berliner Bundespressekonferenz und dem stellvertretenden Regierungssprecher Christoph Steegmans zum Einsatz des Twitter-Kontos @RegSprecher von Steffen Seibert.

2. “Die erfundene Wirklichkeit im Fernsehen”
(drs2.ch, Audio, 29:13 Minuten)
Die Sendung “Reflexe” recherchiert zum Thema Scripted Reality, erhält dazu aber von RTL keine Auskunft und keine Tondokumente. “Man scheint von einem Publikum auszugehen, das entweder eine verminderte Auffassungsgabe hat oder das den Fernseher nebenbei laufen lässt und nur ab und zu einen Blick hineinwirft.”

3. “Breaking News – Eine Kurzanleitung”
(training.dw-world.de, Steffen Leidel)
Steffen Leidel stellt eine “Anleitung zum Umgang mit internationalen Breaking News” zusammen.

4. “Dafürr zal ich nicht”
(fernsehkritik.tv/blog)
Der Fernsehkritiker ärgert sich über Tippfehler im öffentlich-rechtlichen Fernsehen: “Dass es mal einen Schreibfehler gibt oder sich bei einer nachträglichen Veränderung des Satzbaus ein Fehler einschleichen kann ist menschlich und passiert mir ebenso. Aber dass solche Fehler stundenlang über den Sender gehen, ohne dass es irgendwem auffällt, ist schon erstaunlich.”

5. “Apokalypse jetzt!”
(welt.de, Reinhard Zöllner)
Japanologe Reinhard Zöllner empört sich über deutsche Medien und deutsche Helfer.

6. “Jubiläumsstadlzeit”
(hermsfarm.de)
30 Jahre Musikantenstadl. Herm hält fest, was in der Jubiläumsausgabe passierte.