Archiv für November 1st, 2010

dapd, dpa  

Symbolfoto LVI

In Schmalkalden ist in der vergangenen Nacht durch einen Erdfall ein Loch von ca. 30 mal 40 Metern entstanden, in dem ein PKW verschwunden ist.

Doch wie sieht so ein Loch aus?

Der dpa-Ticker von Yahoo! News hat diesen Vorschlag im Angebot:

Krater in Thüringen verschluckt Auto

Ein vergleichsweise kleines Loch und ein großer PKW, was? Oder auch einfach ein Foto vom Busunglück in München-Trudering, bei dem im Jahr 1994 drei Menschen ums Leben gekommen waren.

Eine Meldung der Nachrichtenagentur dapd, die auf verschiedenen Portalen zu finden ist, macht mit diesem Foto auf, das sicher auch nicht den Krater von Schmalkalden zeigt:

Mit Dank an Andreas F., Joachim H. und Gregor K.

Nachtrag, 3. November: dpa-InfoLine erklärte uns auf Anfrage, dass man die falsche Bebilderung dort sehr schnell bemerkt habe, aus technischen Gründen aber auf der Yahoo!-Seite keine Korrekturen mehr habe vornehmen können.

Der ewige Manager

Im Onlinejournalismus läuft es normalerweise so ab: Ein Autor, der im Idealfall Ahnung von dem hat, worüber er schreibt, liefert einen Artikel ab, dann guckt ein Online-Redakteur kurz über den Text und schreibt eine Überschrift und einen Vorspann, der mal mehr, mal weniger mit dem Inhalt des Artikels zu tun hat.

Bei sueddeutsche.de ist es heute umgekehrt:

Hoeneß geht auf van Gaal los. "Ein Fußball-Verein darf heutzutage keine One-Man-Show mehr sein": Uli Hoeneß kritisiert Bayern-Trainer Louis van Gaal - weil der einfach nicht auf den Präsidenten hören will. Dazu kommt eine neue schwere Verletzung von Olic.

Daran ist noch nichts falsch. Aber falsch geht es weiter:

Bayern Manager Uli Hoeneß ist sauer auf Meistertrainer Louis van Gaal - und macht seinem Ärger öffentlich Luft:

Bayern-Manager Uli Hoeneß (re.) macht seinem Ärger auf Trainer Louis van Gaal (li.) öffentlich Luft.

Uli Hoeneß ist schließlich schon seit elf Monaten nicht mehr Manager, sondern Präsident des FC Bayern.

Mit Dank an Robert.

Nachtrag, 2. November: sueddeutsche.de hat die beiden hier abgebildeten Stellen korrigiert — aber einen dritten “Manager” übersehen:

Durch ironische Kommentare zum 4:2-Erfolg gegen den SC Freiburg verdeutlichte der Manager, um welche Spieler es sich unter anderem handelt

Tatort Internet, Das Medium, Hans Zippert

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Irreführung als Programm”
(spiegel.de, Dietmar Hipp)
Dietmar Hipp schreibt zur RTL2-Sendung “Tatort Internet”: “Auch wenn der Kampf gegen Kindesmissbrauch eine honorige Sache ist – das erklärte Hauptanliegen der Sendung, die sexuell motivierte Kontaktanbahnung im Internet unter Strafe zu stellen, ist bereits seit 2004 erledigt.”

2. “Halloween im Hause Barschel”
(stern.de, Katharina Miklis)
Katharina Miklis hat sich die RTL-“Emotainment-Doku” “Das Medium” angesehen. “Auf dem Programmplatz, auf dem RTL bis vergangene Woche noch Schwiegertöchter suchte, wird nun also das Gespräch mit Verstorbenen gesucht. So weit, so geschmacklos. Hinzu kommt, dass der Sender sich noch nicht einmal die Mühe gemacht hat, den Hokuspokus ordentlich zu produzieren. Einer der Beiträge wird mitten im Satz unterbrochen.”

3. “Das Märchen vom indischen Milliardenhaus”
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Hans Kirchmeyr prüft die Baukosten eines Gebäudes, das die Zeitung “Österreich” “das teuerste Haus der Welt” nennt.

4. “Der Medienkrieg mit der Regierung findet im Netz statt”
(journal21.ch, Ulrich Meister)
Ulrich Meister stellt die französischen “Internet-Zeitungen” Mediapart und Rue89 vor: “Beide Medien zahlen ihren Journalisten branchenübliche Löhne. ‘Mediapart’ hat gegen 30 Angestellte, die zwischen 2300 und 6500 Euro im Monat verdienen. Bei ‘Rue89’ arbeiten 20 Festangestellte. Mediapart hat bereits über 40’000 Abonnenten, die Zahl ist steigend. Um rentabel zu sein, fehlen noch etwa 15’000 neue Subskriptionen.”

5. “nebelkerzen”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Felix Schwenzel ärgert sich über Dogmatiker (“regelaufsteller-arschlöcher”), die “für ihre kurzfristigen ziele hysterie provozieren und von den eigentlichen problemen und missständen ablenken”. Das geschehe nach einem auch bei Politikern beliebten Muster: “ängste oder unsicherheiten aufspüren, diese ängste aufblasen, ohne interesse an details diese unsicherheiten aufputschen und mit der prinzipienkeule einfach überall draufhauen.”

6. “Der Tag, an dem mich der Schlag traf”
(welt.de, Hans Zippert)
Hans Zippert erleidet an einem sonnigen Frühlingsmorgen einen Schlaganfall und fällt vom Fahrrad. “Schließlich tauchten zwei Polizisten auf und wollten wissen, ob ich betrunken sei. Das schien vormittags um 11.00 Uhr in Berlin die Regel zu sein. Die hätten lieber die Sache mit dem Arm aufklären sollen, aber das konnte ich ihnen nicht sagen, denn meine Zunge gehorchte mir genauso wenig wie mein Arm.”