Archiv für August 20th, 2009

Neu bei BILDblog: “6 vor 9” und “Rivva”

BILDblog bekommt Zuwachs: Von der kommenden Woche an gibt es hier montags bis freitags um 8.54 Uhr sechs handverlesene Links zu interessanten Mediengeschichten – “6 vor 9”.

Die Rubrik stammt aus dem Blog “Medienlese”. Dort hat Ronnie Grob seit über drei Jahren jeden Werktag lesenswerte Stücke auch aus den weniger gut besuchten Orten des Internets zusammengetragen. Als der Schweizer Online-Verlag Blogwerk im April bekannt gab, “Medienlese” aus wirtschaftlichen Gründen schließen zu müssen, sicherte eine spontane Spendenaktion zumindest vorübergehend das Überleben von “6 vor 9”.

Wir glauben, dass “6 vor 9” und BILDblog sich ideal ergänzen und freuen uns, Ronnie und seinen Fundstücken hier ein neues, dauerhaftes Zuhause geben zu können.

Und noch eine Neuerung: Unter jedem Eintrag lassen sich jetzt die Reaktionen, die BILDblog in Blogs und auf Twitter auslöst, direkt nachverfolgen (siehe rechts). Möglich macht das die Technik von “Rivva” (Slogan: “Alles im Fluss”), einer Suchmaschine, die automatisch verfolgt, welche Themen in der digitalen Welt diskutiert werden.

“Rivva”, eine Entwicklung von Frank Westphal, ist die beste Art, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, was die sogenannte “Blogosphäre” gerade bewegt: Die Seite bietet einen immer aktuellen, gewichteten Schlagzeilenüberblick über die deutschsprachige Blog- und Online-Medienlandschaft. Ein Klick auf die “Rivva”-Angaben unter jedem BILDblog-Eintrag führt zu einer Übersicht anderer Seiten, die darauf verweisen oder darüber diskutieren.

WAZ  

Künstliches Koma

Im Internet herrscht mal wieder helle Aufregung. Grund ist ein Artikel bei derwesten.de, dessen Überschrift besorgniserregend klingt:

Sucht: Junge Union lädt Jugendliche zum Koma-Saufen ein

Im gedruckten Bochumer Lokalteil der “WAZ” lautete die Überschrift etwas anders (“Empörung wg. JU-Angebot zum Koma-Saufen”), aber der Text ist identisch: Die Junge Union Bochum habe mit einem “im Internet kursierender[n] Aufruf an junge Leute ab 16 Jahren” für “helle Empörung” gesorgt.

“Der Westen” ergänzt noch, das Angebot “gleicht nahezu einer Aufforderung zum Koma-Saufen”, und beide Texte sind sich einig:

Es klingt wie Koma-Saufen: Die entsprechenden Gutscheine müssten in anderthalb Stunden vertrunken werden, sie gelten nur bis 23.30 Uhr, die Party beginnt aber erst ab 22 Uhr.

Plakat der Jungen Union BochumDas könnte man in der Tat glauben, wenn man die (nicht nur im Internet verbreitete) Einladung zur “Wahlparty” kurz vor der Kommunalwahl liest. Die unglückliche Formulierung “Gutscheine gültig bis 23:30 Uhr” bedeutet aber nicht etwa, dass die Gutscheine nach 23:30 Uhr verfallen, sondern – wie in der Discothek Playa auch sonst üblich – dass man sie nur bis halb Zwölf bekommt — sie bleiben dann gültig, bis die Disco schließt.

Auf der Website der Jungen Union Bochum heißt es in der Einladung auch:

Die JU stellt klar, dass der Gutschein zwar bis 23:30 an der Kasse erworben werden muss aber die ganze Nacht genutzt werden darf.

Dieser Satz war übrigens zwischenzeitlich aus dem Web-Auftritt der Jungen Union verschwunden, was man uns auf Anfrage mit einem “Fehler beim Copy & Paste” erklärte.

Die Junge Union stellte im Gespräch mit BILDblog auch noch einmal klar, dass man bei der Planung der Veranstaltung eng mit den Bochumer Behörden zusammenarbeite und vor Ort besonders auf die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften achten werde. Im Übrigen könne man mit den Gutscheinen natürlich auch alkoholfreie Cocktails kaufen, die sonst “sechs, sieben Euro” kosteten.

Nun kann man natürlich darüber streiten, ob solche Veranstaltungen ein probates Mittel sind, um Jugendliche an die Politik heranzuführen (die Junge Union spricht davon, die jungen Leute “dort abzuholen, wo sie stehen”) — so wie man auch darüber diskutieren kann, ob die “WAZ” darauf hätte hinweisen sollen, dass die Leiterin der Jugend- und Drogenberatung Krisenhilfe, Silvia Wilske, die sich in der Zeitung “maßlos” über die Wahlparty “geärgert” hatte, SPD-Kandidatin für die Bezirksvertretung in Bochum-Weitmar ist.

Inzwischen hat “Der Westen” übrigens eine Stellungnahme der Jungen Union veröffentlicht. Nach Aussage des Pressesprechers hatte die “WAZ”-Redaktion keinerlei Kontaktversuche unternommen, bevor sie behauptete, die Junge Union lade zum Koma-Saufen ein.

Mit Dank auch an Jens M. für das Foto.

Nachtrag, 21. August: Der Artikel, in dem die Junge Union selbst zu Wort kommt, steht heute auch auf der ersten Seite des gedruckten Lokalteils.

Übrigens ein ganzes Stück größer und auffälliger als der erste Artikel:

Bild  

Chancenlos auf der Bank

Das mag jetzt vielleicht etwas philosophisch klingen, aber es gibt Sätze, die sind gleichzeitig richtig und falsch.

“Bild” hat heute einen solchen Satz in den Spielbericht des Freundschaftsspiels von Borussia Dortmund gegen Real Madrid eingebaut:

Einer will‘s besonders wissen. Der Holländer Robben, zur Pause gekommen, jagt mit gefühlter Schallgeschwindigkeit aus 18 m die Kugel in den Knick – 0:2 (48.). Keine Chance für Weidenfeller.

Ja, Roman Weidenfeller hatte keine Chance — was aber auch daran gelegen haben kann, dass er in der 48. Minute gar nicht mehr auf dem Platz war.

Borussia Dortmund hatte nämlich zur Pause fast das komplette Team ausgetauscht und so stand in der zweiten Halbzeit Marc Ziegler zwischen den Pfosten, wie man dem Spielbericht auf bvb.de entnehmen kann:

Teams & Tore Borussia Dortmund - Real Madrid C.F. 0:5 (0:1) BVB 1. Halbzeit: Weidenfeller [...] BVB 2. Halbzeit: Ziegler
Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!

Loetscher, Murdoch, Computerbild

1. Blanke Nerven bei den Zeitungsverlegern
(merkur.de, Thomas Mrazek)
Thomas Mrazek liest die “Hamburger Erklärung”, in der steht, dass es im Internet keine rechtsfreien Zonen geben darf und analysiert: “Die Nerven liegen blank. Und das nicht unbedingt staatsmännisch wirkende Jammern in eigener Sache hat handfeste Gründe.”

2. “Hoffnung in Lachsrosa”
(spiegel.de, Isabell Hülsen)
Die Antwort auf die Misere sehen viele Zeitungsverleger in den Paid-Content-Ankündigungen von Rupert Murdoch. Er ist der 78-jährige Chef von News Corp., mag E-Mails nicht, meidet das Internet und kommt selbst mit seinem Handy nicht zurecht.

3. “Der Dalai Lama hatte Sex mit Barack Obama”
(zeit.de, Harald Martenstein)
Harald Martenstein liest den Stern und konstatiert einen “Moralismus, der so rigide ist, dass er ins Unmenschliche und damit Unmoralische kippt.”

4. “Ungewöhnlicher Virus auf aktuellen Heft-CDs”
(avira.de)
Das Sicherheitsunternehmen Avira warnt vor der in Ausgabe 18/2009 beigelegten CD beziehungsweise DVD des Computermagazins Computerbild. Dort und auch auf dem Download-Portal der Chip befinde sich Malware.

5. “Schlechte Berufsaussichten im Printjournalismus”
(publicom.ch)
Der Printjournalismus landet bei einer Befragung zu den Berufsaussichten in Kommunikationsberufen ganz unten. Niemand der Befragten schätzt “die Aussichten für Absolventen” als gut ein, immerhin 8 Prozent glauben an ziemlich gute Aussichten.

6. “So bewarb sich Hugo Loetscher bei der ‘Weltwoche'”
(tagesanzeiger.ch, Hugo Loetscher)
Ein Nachdruck der 1963 verschickten Bewerbung an die Wochenpublikation Weltwoche verschickten Bewerbung des am Dienstag verstorbenen Schweizer Schriftstellers.