Archiv für Juli 26th, 2009

AP  

Diese Meldung unterliegt dem Copywrong

Die Nachrichtenagentur AP macht in diesen Tagen Schlagzeilen mit einer neuen Politik und einer neuen Technik: Sie will radikal gegen ihrer Meinung nach unbefugten Gebrauch ihrer Meldungen vorgehen. “Wir haben zu lange dagestanden und zugesehen, wie andere Leute mit der harten Arbeit unserer Journalisten Geld gemacht haben”, wird AP-Chef Tom Curley in einer Meldung seiner eigenen Agentur vom Freitag zitiert.

Am selben Tag veröffentlichte der deutsche Dienst von AP folgende Meldung:

Apple lenkt im Streit mit Palm um iTunes ein /
Funktion beim Smartphone Pre wieder aktiviert

New York (AP). Apple hat in einem Streit mit dem Konkurrenten Palm eingelenkt: Das Smartphone Pre von Palm kann jetzt wieder die Musik-Download-Software iTunes nutzen. Apple ermöglichte das mit einem automatischen Software-Update an die Telefone, wie Palm am Donnerstagabend in einem Blog-Eintrag mitteilte. Apple hatte die Funktion, eine der interessantesten beim Pre, vergangene Woche abgeschaltet und erklärt, das Smartphone gebe fälscherlicherweise vor, ein iPod zu sein. (…)

Wir wissen nicht, ob wir mit diesem Zitat schon gegen irgendwelche ambitionierten Copyright-Vorstellungen von AP verstoßen haben. Sicher aber ist, dass es der Nachrichtenagentur schwer fallen dürfte, sich auf die “harte Arbeit” ihrer Journalisten zu berufen, denn die Meldung ist falsch. Apple hat keineswegs eingelenkt. Palm hat es nur durch einen (rechtlich umstrittenen) Trick geschafft, die Software von Apple zu überlisten. Der Eintrag im offiziellen Palm-Blog, auf den sich AP beruft, spricht auch weder von einem Einlenken, noch einem Software-Update von Apple: Es ist natürlich die Firma Palm, die eine neue Version ihres Betriebssystems veröffentlicht hat, und so den Streit mit Apple auf die Spitze treibt.

Das hat inzwischen nach Leserhinweisen sogar die Online-Redaktion der “Rheinischen Post” gemerkt, die die AP-Meldung übernommen (und, wie üblich, zum Eigenbericht umdeklariert) hatte.

Nur von AP gibt es bis heute keine Korrektur. Vermutlich sind sie noch damit beschäftigt nachzugucken, ob ihnen jemand diese Meldung geklaut hat.

Mit Dank an Bernd K.!

Beckstein von keinem Alligator fast gefressen

Wie muss man es sich eigentlich vorstellen, wenn man “fast” von einem Alligator gefressen wird? Im Falle des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein ist es so, dass der sich das offensichtlich als ein lustiges Abenteuer vorstellt. Im Interview mit der “Augsburger Allgemeinen” jedenfalls erzählt er ziemlich gut gelaunt und entspannt  von einem aktuellen Urlaubserlebnis:

Haben Sie die neue Freizeit heuer schon einmal für Urlaub genutzt?

Beckstein: Ich war in den USA.

Wo?

Beckstein: In Florida.

Wie war’s?

Beckstein: Spannend. Um ein Haar wäre ich von einem Alligator gefressen worden!

Wie bitte?

Das “spannende” Erlebnis, beinahe gefressen zu werden, ist der “Augsburger Allgemeinen” gleich mal eine Überschrift wert — und auch Bild.de und der “Münchner Merkur” in seiner Online-Ausgabe haben schon eine weitgehend klare Vorstellung davon, wie das sein muss, wenn man in den amerikanischen Everglades mit einem Boot kentert und als leckere, exotische Hauptmahlzeit ausgemacht wird:

Schließlich schildert  Beckstein den dramatischen Moment, als er den schwimmenden Monstern gerade eben nochmal entkam. Nämlich so:

“Meine Frau und ich fuhren in einem Kanu durch die Everglades und beobachteten Schildkröten und riesige Alligatoren – plötzlich kenterten wir”, sagte Beckstein. “Doch Gott sei Dank griff uns kein Alligator an.”

Das — so befand man bei dpa — darf man einer guten Nachrichtenagenda keineswegs vorenthalten. Der Leadsatz ihrer Vorab-Meldung vom Freitag liest sich demenstprechend trocken und seriös:

Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) wäre bei seinem jüngsten USA-Urlaub beinahe von einem Alligator gefressen worden.

Mit Dank an Markus M. und Noire.