Archiv für Juli 6th, 2009

Fotos aus Tralien

Es gibt Nachrichten, da fragt man sich, wie es dazu kommen konnte.

Nehmen wir zum Beispiel eine Meldung aus der Rubrik “Vermischtes”, die AFP heute Mittag verschickte, und die wie folgt begann:

Nach einem Streit hat ein 18-jähriger Australier Nacktfotos von seiner Mutter im Internet zum Verkauf angeboten. Der junge Mann namens Michael hatte sich geärgert, weil er die Garage sauber machen sollte, berichtete die Zeitung “Herald on Sunday”.

Dabei soll es weniger darum gehen, dass ein 18-Jähriger Nacktfotos seiner Mutter im Internet verkaufen wollte (obwohl man sich auch dort natürlich fragt, wie es dazu kommen konnte), sondern um das Wort “Australier”.

Die Zeitung, aus der AFP im Verlauf der Meldung noch mehrfach zitiert, beginnt ihren Bericht nämlich mit den Sätzen

Die meisten Menschen würden bei dem Gedanken erschaudern, Fotos ihrer Mutter in Reizwäsche und Strumpfhaltern zu sehen.

Nicht so der Schüler/Student Michael aus Auckland — der zweimal versucht hat, solche flotten Bilder bei Trade Me zu verkaufen.

Und dass damit offenbar tatsächlich das neuseeländische Auckland gemeint ist, kann man ganz gut davon ableiten, dass die Zeitung mit vollem Namen “The New Zealand Herald” heißt.

(Gegenprobe: Die australische “Herald Sun” spricht von einem “KIWI teenager”, wobei “Kiwi” ein gebräuchlicher Spitzname für Neuseeländer ist.)

Wie gesagt: Wir haben keine Ahnung, wie AFP bei dieser Ausgangslage auf die Idee kommen konnte, der junge Mann sei Australier. Und dass man die Nachricht dann trotzdem mit der Ortsmarke “Wellington” (das ist die Hauptstadt Neuseelands) versendete, macht die Sache nicht logischer.

So gesehen ist es vermutlich fast eine Verbesserung, dass “Spiegel Online” die Geschichte in “Sydney” spielen lässt …

Mit Dank an Clem für den Hinweis.

Nachtrag, 18:45 Uhr: Um 17:49 Uhr verschickte AFP eine korrigierte Meldung, in der es nun um Neuseeland geht, und auch “Spiegel Online” hat seinen Artikel korrigiert und mit einem entsprechenden Hinweis versehen.

Volkspizza, Leichtlohntruppen, Klicks

1. “Der Online-Markt sucht nach einer neuen Internet-Währung”

(sueddeutsche.de, Simon Feldmer)

Gibt es Einsicht beim Portal sueddeutsche.de, dem Ersteller von Klickgalerien wie “Die 100 besten Biere der Welt“? – “Bilder über Bilder, Artikel, die sich über zehn Seiten schleppen, weil man nach drei Hauptsätzen schon weiter klicken muss, Sudoku, Wissenstests – der Ideenreichtum im Online-Journalismus scheint groß. Der Grund dafür ist einfach: Klicks bringen Geld, theoretisch zumindest. Denn jede Seite, die ein Internetbesucher aufruft, wird gezählt und ist deswegen vermarktbar. Doch die Online-Währung könnte sich ändern, ein bisschen zumindest.”

2. “Mengenrabatt für Lobbyisten”

(taz.de, Adrienne Woltersdorf)

“Die Redakteure bei der Washington Post sind entsetzt. Die Marketingabteilung der renommierten Zeitung wollte Lobbyisten Zugang zur Redaktion verschaffen – gegen viel Geld.”

3. “Zu viele PS-Träume – zu wenig Energieeffizienz”

(nzz.ch, slz.)

Ein Text über die Mobilitätsseiten der Zeitungen, die zu 97% “vom motorisierten Individualverkehr, sprich vom Privat-Pkw, dominiert” werden. Grundlage dafür ist eine Studie (pdf) der Deutschen Engergie-Agentur dena. Bereits der erste Satz der Pressemitteilung dazu könne man aber “so aus der Studie nicht ablesen”.

4. Leichtlohntruppen

(kathpress.co.at)

Werner D’Inka, einer der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, glaubt, dass Journalismus “”eben keine Heimwerker-Beschäftigung” sei und spricht “professionelle Filter und die Korrekturinstanz einer versierten Redaktion” an: “Kritik übte der FAZ-Herausgeber an Zeitungsverlagen, die dazu übergingen, ‘ihre Seiten von Leichtlohntruppen füllen zu lassen’.”

5. “Die Krise der publizistischen Repräsentation”

(heise.de/tp, Rudolf Stumberger)

“Wer für einen Bericht von normaler Länge sich auch von renommierten Tageszeitungen (wie zum Beispiel der ‘Neuen Zürcher Zeitung’) mit 150 Euro abspeisen lassen muss, dem vergeht diese Art Journalismus ganz schnell, es sei denn, sie wird als Liebhaberei betrieben.”

6. “Volks.Pizza Salami – das erste Farbbild”

(shopblogger.de, Bjoern Harste)

Das erste Farbbild der Volkspizza der Bild-Zeitung ist im Laden des Shopbloggers eingetroffen. Er findet “die Idee nach wie vor kein Stück originell”.