Archiv für Mai 24th, 2009

Die Geschichte mit den falschen Nullen

So. Hefte raus, Klassenarbeit. Als Aufgabe dient uns heute ein Artikel aus dem Online-Angebot des “Stern”:

Ein Paar hatte einen Kredit über 100.000 Neuseeländische Dollar beantragt. Die Bank überwies zehn Mal so viel. Anstatt ihre Tankstelle auszubauen, ist das Paar nun auf der Flucht. Drei falsche Nullen haben ein Pärchen in Neuseeland unverhofft zu Millionären gemacht. Die Westpac Bank hat dem Paar 100 Mal mehr Geld überwiesen, als für einen Kredit beantragt worden war - 10 Millionen Neuseeländische Dollar (4,4 Millionen Euro) anstatt 100.000 Dollar, etwa 4400 Euro.

Frage: Um welchen Faktor hatte sich die Bank vertan?

Fertig?

Na, dann gehen wir den Text schnell zusammen durch:

  • um den Faktor 10 (“zehn Mal so viel”)
  • um den Faktor 1000 (“drei falsche Nullen”)
  • um den Faktor 100 (“100 Mal mehr Geld”)
  • um den Faktor 100 (10.000.000 NZ$ / 100.000 NZ$)
  • um den Faktor 1000 (4.400.000 € / 4400 €)

Oh. Blöd.

(Richtig wäre: 100. Das Paar wollte 100.000 Dollar und bekam 10 Millionen. Am Freitag hieß es noch, das Paar hätte sogar nur 10.000 Dollar beantragt, was stern.de wohl hoffnungslos verwirrte, obwohl der Artikel auf einer völlig korrekten dpa-Meldung beruht.)

Mit Dank an Max S.!

Nachtrag, 25. Mai. stern.de hat gar nicht erst versucht, die Sachen mit den Nullen noch zu durchschauen, und den Artikel nun lieber ganz gelöscht.

Nachtrag, 20.30 Uhr. Jetzt ist der Artikel wieder da — und es ist stern.de gelungen, von den drei falschen Angaben eine zu korrigieren. Ist halt schwierig, wenn man mit Nullen arbeiten muss.

Grobe Annäherung an eine Präsidentenwahl

Um 14.11 Uhr legt Peter Struck Gesine Schwan kurz die rechte Hand auf die linke Schulter. Es folgt ein Blick, der als tröstend gewertet werden darf: Das war’s!

Der Anfang seines Artikels klingt, als ob der Parlaments-Korrespondent der “Frankfurter Rundschau” ganz genau hingesehen hat bei der Bundesversammlung gestern: auf die Hand, ins Gesicht, auf die Uhr.

Aber das täuscht.

Dass er schreibt, Horst Köhler habe bei der Wahl “eine [Stimme] mehr als erforderlich” bekommen, obwohl Köhler doch keine einzige Stimme mehr bekam als erforderlich, ist wohl nur ein Flüchtigkeitsfehler. Aber dann fügt er hinzu:

Dass der kurze, zwar stets geleugnete, aber eben doch stattgefundene Wahlkampf seine Spuren hinterlassen hat, wird nun an Kleinigkeiten deutlich: Als erster aus der SPD gratuliert Peter Struck, nicht die unterlegene Kandidatin.

Im Gegenteil: Wie die Fernsehbilder zeigen, war Gesine Schwan die erste überhaupt, die Köhler die Hand gab.

Köhler dankt in seiner kurzen Ansprache den demokratischen Mitbewerbern (also auch denen von Linkspartei und Rechtsradikalen).

Nun, dass Köhler tatsächlich ausdrücklich nicht den Mitbewerbern, sondern den “demokratischen Mitbewerbern” dankte, lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass er den rechtsextremen Kandidaten der NPD damit nicht meint.

Eine grüne Köhler-Wählerin hatte sich zuvor geoutet: Uschi Eid, die sie im Bundestag “Mama Afrika” nennen.

Nein. Uschi Eid hatte, nachdem sie abgestimmt hatte, dieser Darstellung deutlich widersprochen. Auf Nachfrage erklärte sie einer Fernsehreporterin, dass sie ihr Wahlverhalten geheim halten wolle. Sie stellte dabei auch klar, dass sie entgegen anderer Berichte nicht gesagt habe, für Köhler stimmen zu wollen, sondern sich nur dagegen ausgesprochen habe, dass die Grünen-Fraktion sich auf Gesine Schwan festlegte.

Mit Dank an Norbert J.!