Archiv für April 12th, 2009

Viele Christen feiern an irgendeinem Tag

Aus gegebenem Anlass erklärt die “Bild am Sonntag” heute ihren Lesern, warum genau heute noch mal Ostern gefeiert wird.

Schon im Vorspann schreibt die Zeitung:

Zwei Milliarden Christen auf der Welt feiern heute die Auferstehung von Jesus Christus.

Das stimmt so nicht, denn die etwa 150 Millionen orthodoxen Christen feiern Ostern nicht “heute”, sondern erst am kommenden Sonntag.

Allerdings sind die “zwei Milliarden” – großzügig betrachtet – immer noch richtiger als die Zahl, die “Bild am Sonntag” im Artikel selbst nennt:

Zwei Millionen Christen auf der Welt glauben daran und deshalb feiern sie heute Ostern, den Tag der Auferstehung.

Auch die Schilderung der Ereignisse stimmt – nach allem, was man so weiß – nicht ganz. Über den Karfreitag heißt es:

Gegen 12 Uhr mittags wird Gottes Sohn ans Kreuz genagelt, drei Stunden später stirbt er nach entsetzlichen Qualen. […] Um 17 Uhr bestattet Josef von Arimathäa den Leichnam in einem Felsengrab und schließt es mit einem Stein. Auf Befehl des Hohenpriesters wird das Grab versiegelt und bewacht. Als am nächsten Morgen die drei Frauen kommen, ist es leer.

(Hervorhebung von uns)

Der “nächste Morgen” nach einem jeden Freitag wäre natürlich ein Samstag — und damit im Judentum der heilige Sabbat, an dem keine Arbeit verrichtet werden darf.

Schon bei Matthäus 28, 1 steht deshalb:

Als aber der Sabbat um war und der erste Tag der Woche anbrach, kam Maria Magdalena und die andere Maria, das Grab zu besehen.

Man darf allerdings annehmen, dass dieser Umstand auch bei “Bild am Sonntag” bekannt ist — und der “nächste Morgen” demnach ein Flüchtigkeitsfehler war, denn die Überschrift des ganzen Artikels lautet immerhin:

Ostern: Der Sonntag, der den Tod besiegt

Mit Dank an Benedict L., Vera S., Georg H. und Axel S.

Annemarie: Einfach immer gut

Man kann Bild.de wirklich nicht vorwerfen, bei der Kampagne für Supersternchen Annemarie E. nicht auch andere Meinungen gelten zu lassen:

Man kann also immerhin der Meinung sein, dass es noch ein kleines bisschen besser ginge. Was deutlich im Kontrast zur Meinung von Bild.de steht, die den gestrigen Auftritt von Annemarie Eilfeld als “Weltklasse” bezeichnet. Kein Wunder also auch, dass sie für den “berührendsten Moment” der Show sorgte, von der Jury “durchweg Topnoten” erhielt und “optisch ein Highlight” war. 44 Prozent der Leser sind übrigens (Stand Sonntag, 13.30 Uhr) sicher, dass Annemarie nächster Superstar wird. Was sicher nichts damit zu tun hat, dass auf Bild.de gestern abend während der gesamten Show die Schlagzeile “Wählt Annemarie!” zu lesen war.

(Nachtrag/Hinweis: An dieser Stelle stand ursprünglich auch die Vermutung, dass Annemarie im Voting bestenfalls Platz 3 belegt haben könne, weil zwei der Kandidaten nicht nach vorne mussten. Der Schluss auf die Zahl der abgegebenen Stimmen für die einzelnen Kandidaten war allerdings falsch, wie wir jetzt dank vieler Hinweisgeber wissen. Tatsächlich kann ein Kandidat auch nach vorne gebeten werden, wenn er die meisten Stimmen hat. Die wirklichen Ergebnisse der Mottoshows werden von RTL immer erst nach Staffelende bekanntgegeben. Demnach könnte Annemarie Eilfeld also selbstverständlich auch die meisten Stimmen bekommen haben.)

Mit Dank an Robert K., Benjamin F., David M., Andreas G., Tobias H. und Lars C.

RTL  

Fotos: studivz.de, privat (2)

Wenn sich einer schon mal die Mühe gemacht hat, dann können andere doch auch davon profitieren — dachte man sich wohl bei RTL, nachdem die Kollegen von “Bild” aus den entsprechenden StudiVZ-Profilen bzw. privaten Webseiten die Fotos der Opfer und des inzwischen tatverdächtigen Sohnes des Familiendramas in Eislingen kopiert und unverpixelt gezeigt hatten. Weswegen man die Bilder nahm, sie in die Schnittsoftware kopierte und kurzerhand in den RTL-Nachrichten zeigte.

Ziemlich makaber mutet es übrigens in diesem Zusammenhang an, was StudiVZ als Betreiber einer inzwischen ziemlich professionell genutzten Recherchemaschine der “taz” gegenüber zum Thema Bilderklau vor rund einem Jahr im März 2008 sagte:

“Die journalistische Verwertung von Bildern aus StudiVZ ist nicht in unserem Interesse. Das steht auch eindeutig in unseren AGB. Wird dennoch ein Foto von einem unserer Nutzer zu diesem Zweck unautorisiert verwendet, so handelt es sich hierbei um eine Verletzung der Urheberrechte. Der Nutzer kann gegen das entsprechende Medium vorgehen.”

Und wer tot ist — hat dann einfach Pech gehabt?

Mit Dank an Ralf A.