Archiv für April 11th, 2009

Bild  

2.500 faule Eier

Was für eine sympathische Geschichte:

Neunkircher Rundschau : Ostereiersuchen beim Heimspiel gegen den 1.FC Saarbrücken. - P.Reichardt - Beim Heimspiel gegen den 1.FC Saarbrücken (Samstag 14.30 Uhr) haben die Verantwortlichen der Borussia für alle Anhänger der Blau-Schwarzen eine Osterüberaschung parat. Im gesamten Gästeblock werden bis Samstag knapp 2500 bunte Ostereier „versteckt“ werden, wie Marketingleiter Uli Glup heute morgen mittteilte. „Wir wollen uns damit bei den zahlreich zu erwartenden Zuschauern bedanken und auch ein Zeichen für ein friedliches Miteinander setzen. In anderen Stadien wurden die Fans des FCS bis dato zumeist zusätzlich zur Kasse gebeten, in Neunkirchen wollen wir ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie bei uns willkommene Gäste sind“. Bedenken, dass die bunten Leckereien als Wurfgeschosse missbraucht werden könnten, teilt der 1.Vorsitzende Kurt Heidrich nicht : „Die Saarbrücker Fans haben sich im bisherigen Saisonverlauf äußerst freundlich und fair verhalten, sie feiern vielmehr sich und ihre Mannschaft auf der Abschiedstour durch die Oberligastadien. Außerdem haben wir vor kurzem erst ihren „ärgsten Verfolger“ 3:0 besiegt, das haben die uns noch nicht vergessen“, fügt er lachend hinzu. Einlass ist am Samstag bereits um 12.30 Uhr. sic

So stand es am Donnerstag im Gästebuch von ludwigspark.de, einem Online-Portal für Fans des 1. FC Saarbrücken — und nur da, denn der User “The Edge”, der die Meldung veröffentlicht hatte, erklärte schon am Freitag, dass er sich damit einen kleinen Scherz erlaubt hatte:

@ all
das mit den Eiern war ein Easter-Gag von mir...
außer denen die ihr bei euch tragt, werdet ihr wohl keine finden morgen im Stadion.... :-))

Das allerdings hat offenbar der Mann übersehen, der für die “Bild”-Regionalausgabe schon an einem Artikel über das vermeintliche Oster-Geschenk saß. Und so kam es, dass man dort am heutigen Samstag folgende Schlagzeile lesen konnte:

2500 Eier für den Aufstieg

Sogar das angebliche Zitat des Marketingleiters von Borussia Neunkirchen hat “Bild” (so ungefähr) übernommen:

Borussias Marketing-Boss Uli Glup; "Ein kleines Dankeschön an die zahlreichen Fans, die erwartet werden."

Dabei hätte man noch nicht mal mit den Verantwortlichen von Borussia Neunkirchen sprechen müssen — schon ein Blick in die “Neunkirchner Rundschau”, die im Gästebuch-Eintrag angeblich zitiert wird, hätte stutzig machen müssen: Dort steht nämlich — naheliegenderweise — nichts über die zu verteilenden Ostereier. Und ein “P. Reichardt” scheint für die Zeitung bisher auch noch nie geschrieben zu haben.

Mehr dazu im Blog von ludwigspark.de

Mit Dank an Tobias H.

Bild  

Der ewige Diktator

Als “Diktator” werden heute landläufig politische Herrscher bezeichnet, die mit unbeschränkter, absoluter Macht regieren. Das trifft auf Ahmadinedschad nicht zu. Der Iran ist zwar ein autoritärer Staat, hat aber republikanische und demokratische Elemente. Ahmadinedschad wurde 2005 vom Volk aus sieben zugelassenen Kandidaten gewählt. Seine Amtszeit dauert vier Jahre, er kann nur einmal wiedergewählt werden. Der Präsident ist nur der zweithöchste Vertreter seines Landes. Der ungleich mächtigere Oberste Rechtsgelehrte Ajatollah Chamenei ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte, trifft wichtige außenpolitische Entscheidungen und hat überhaupt das letzte Wort.

(BILDblog vom 2. April 2007)

In den letzten zwei Jahren mag sich in der Welt vieles verändert haben, aber auf eines ist offenbar immer noch Verlass: Für “Bild” ist Mahmud Ahmadinedschad, der am 12. Juni zur Wiederwahl antritt, immer noch ein “Diktator” und der “Irre von Teheran”.

Uran-Fabrik eingeweiht: Was plant der Irre von Teheran? [...] Sein Land habe eine „neue Phase der Urananreicherung“ eingeläutet, so der Diktator.

Fotos: studivz.de, privat

In Eislingen in Baden-Württemberg ist eine fürchterliche Bluttat geschehen. Ein Ehepaar und zwei Töchter wurden vermutlich in der Nacht auf Karfreitag erschossen, die Polizei geht bisher von einem Mord aus. Der 18-jährige Sohn, der die Nacht außer Haus verbracht hatte, fand die Toten am Karfreitag. Sehr viel mehr, als dass die Polizei in diesem Fall weiter ermittelt, weiß man noch nicht. Dementsprechend wenig vorhanden sind auch Bilder vom Tatort und natürlich der Opfer.

Das macht aber nichts, wenn man das Internet als Recherchequelle zu nutzen weiß. Für die Reporter der “Bild” jedenfalls war das Beschaffen der Fotos ein Kinderspiel von wenigen StudiVZ-Mausklicks:

Screenshot: Bild.de, Verpixelung: BILDblog.de

(Von uns unkenntlich gemacht).

Natürlich fand man bei StudiVZ auch noch die zweite erschossene Tochter; das Foto des Vaters der beiden entdeckte man auf dessen Praxishomepage — und den 18-jährigen Sohn nahm man sich von der Seite der örtlichen DLRG (immerhin machte man sich bei ihm noch die Mühe, das Gesicht zu verpixeln).

Und insofern muss man es fast schon als Drohung verstehen, wenn “Bild” die Berichterstattung mit der Ankündigung beendet: “BILD berichtet weiter.”

Mit Dank an Thomas M.

Nachtrag 12.4.: Aus der ursprünglichen Bildergalerie bei bild.de ist der inzwischen von der Polizei als tatverdächtig eingestufte 18jährige Sohn der Familie mittlerweile verschwunden, alle anderen Bilder sind noch drin. Über die Gründe für die plötzliche Herausnahme könnten wir allenfalls spekulieren…