Archiv für April 11th, 2007

Kurz korrigiert (326)

Die Online-Angebote des “Standard”, der “Süddeutschen Zeitung”, der “Financial Times Deutschland”, der “Kleinen Zeitung”, der “Neuen Zürcher Zeitung” und der “Salzburger Nachrichten” beispielsweise behaupten unisono, dass nach einem Bericht des Weltklimarats (IPCC) “der Columbia-River bei einer durchschnittlichen Erderwärmung um zwei Grad bis 2040 im Sommer fünf Milliarden Kubikmeter weniger Wasser führen” würde.

Anders das Online-Angebot der “Bild”-Zeitung. Dort heißt es:

"Bei einer durchschnittlichen Erderwärmung von zwei Grad pro Jahr würde etwa der Columbia River 2040 rund fünf Milliarden Kubikmeter weniger Wasser führen."

Wir allerdings glauben, in 33 Jahren hätte man bei zu erwartenden Jahresdurchschnittstemperaturen zwischen 66,5 und 94,3 Grad Celsius am Columbia-River andere Sorgen.

Mit Dank an Wolfgang K., Wolfgang L., Markus G. und Joachim L.

Nachtrag, 12.4.2007: Irgendwann gestern abend hat Bild.de das falsch hinzugedichtete “pro Jahr” wieder aus dem Satz entfernt.

Allgemein  

“Hakenkreuz” und “Bundeswehr”

Mal angenommen, eine halbwegs seriöse Zeitung bekäme ein Foto zugespielt, das geeignet scheint, einen mindestens kleinen Skandal auszulösen. Die Zeitung würde natürlich anfangen zu recherchieren, um herauszufinden, was hinter diesem Foto steckt. Nehmen wir weiter an, es ergäbe sich bei der Recherche, dass es eine einfache, glaubwürdige und vor allem harmlose Erklärung für das Foto gibt — aber keine Story. Was würde diese halbwegs seriöse Zeitung nun tun?

Bei “Bild” allerdings lässt man sich eine Skandalgeschichte nicht durch einfache, glaubwürdige und harmlose Erklärungen kaputt machen.

"Hakenkreuz-Fahne in Dresdner Bundeswehrschule!"Fast ganzseitig und mit Ausrufezeichen berichtet “Bild” in ihrer Dresdner Ausgabe heute über eine “Hakenkreuz-Fahne in Dresdner Bundeswehr-Schule!” (siehe Ausriss). “Bild” hat nämlich von einem “Offiziersschüler” ein Foto zugeschickt bekommen, das auf dem Gelände der Offizierschule des Heeres in Dresden aufgenommen wurde. Es zeigt, wie “zwei Nazi-Flaggen” (eine Reichskriegs- und eine Hakenkreuz-Fahne) in einem Raum am Fenster hängen. Wofür es eine einfache, glaubwürdige und harmlose Erklärung gibt, die im “Bild”-Text ein Oberstleutnant der Offizierschule gibt. Zusammengefasst lautet die Erklärung: Die Flaggen, ausgeliehen vom Landesamt für Verfassungsschutz, dienten im Rahmen einer politischen Schulung über Rechtsextremismus als Anschauungsmaterial und sie hingen in einem Bereich, der von der Öffentlichkeit kaum einsehbar ist.

Um diese harmlose Erklärung herum schreibt “Bild” aber bedeutungsschwanger Dinge wie: “Es ist die Kaderschmiede der Bundeswehr (…). Ein Ort, an dem jedes Jahr 2000 Soldaten zu Führungskräften ausgebildet werden.” Oder: “Jetzt schickte ein Offiziersschüler diese schockierenden Fotos an BILD.” Sowie: “die Reichskriegsflagge und eine Hakenkreuz-Fahne, beide als verfassungsfeindlich in Deutschland verboten.”*

Und obwohl nicht mal “Bild” Zweifel daran hat, dass die Flaggen tatsächlich, wie der Oberstleutnant in “Bild” erklärt (und wie wir uns vom Informationsamtes des Heeres haben bestätigen lassen), nur zu Schulungszwecken in der Schule hingen, schreibt “Bild” in der Unterzeile:

"Jetzt bringt das angebliche "Lehrmaterial" die Kaderschmiede des Heeres in Erklärungsnot"

Warum “Bild” sich hier für das Wort “angeblich” und die Anführungszeichen um Lehrmaterial entschieden hat, geht aus dem Text mit keinem Wort hervor. Entsprechend ist es also eher der irreführende BILD-Artikel, der “die Kaderschmiede des Heeres in Erklärungsnot” bringt. Gerne auch mit Ausrufezeichen!

Mit Dank an einen Offizieranwärter für den sachdienlichen Hinweis.

*) Anders als “Bild” behauptet, ist die Reichskriegsflagge in der hier betroffenen Version ohne Hakenkreuz nicht “als verfassungsfeindlich in Deutschland verboten”. Ihre Verbreitung und Darstellung gilt, je nach Bundesland, maximal als Verstoß gegen die öffentliche Ordnung. In Sachsen wird das Zeigen der Reichskriegsflagge nur unter bestimmten Bedingungen als Ordnungswidrigkeit verfolgt.

6 vor 9

Das kleine Weblog-Handbuch – ein Ratgeber für Blogger
(krusenstern.ch, jvo)
Ein Weblog ist die einfachste Sache der Welt: Ein paar Mausklicks – und schon kann man drauflos schreiben und die ganze Welt liest mit. Ähm, na ja? also ganz so einfach ist es doch nicht. “Das kleine Weblog-Handbuch” hilft bei den ersten Schritten – und darüber hinaus auf dem Weg zum erfolgreichen Blogger.

Mit wenig Leuten möglichst viel stemmen
(sueddeutsche.de, Christoph Kappes)
Michael Maier, früherer Chefredakteur des Stern, versucht sich an einer Mitmach-Zeitung im Netz. Die Redaktion wird klein sein, doch darin hat sich Maier bereits bei der meist eher dünn besetzten Netzeitung geübt.

Ham S?e noch Daten da?
(jungle-world.com, Carsten Schnober)
Erst Informationen sammeln, dann die Gesetze ändern, damit man sie auch alle verwerten kann. So will Schäuble Deutschland sicherer machen.

Kann man das kaufen?
(zuender.zeit.de, Falk Lüke)
Deutsche Blogger wollen mit Werbung Geld verdienen – und gründen ihre eigene Vermarktungsfirma. Mitmachen dürfen anfangs nur handverlesene Autoren.

hinweis für blogger von ?welt?
(popkulturjunkie.de)
Lieber Herr ?Fernsehexperte? Dahlmann von ?Welt Online?.

Der glückliche Leser
(tobistar.com)
Folie für einen Vortrag über Zeitungen.