Archiv für April 2nd, 2007

Böser Politiker mit acht Buchstaben

Irrer vom Iran,

weil die mehrfache Erwähnung Ihres Namens, Präsident Mahmud Ahmadinedschad, mich zeilenmäßig den halben Brief kostet, darf ich Sie im folgenden kurz Irrer nennen. Ihr militanter Haß auf Israel hat alle Symptome eines Geisteskranken. Größenwahn und Paranoia.

Franz Josef Wagner am 15. Dezember 2005 in “Bild”

Seit ungefähr einem Jahr nennt “Bild” den iranischen Präsidenten nicht mehr nur mit großer Berechenbarkeit den “Irren von Teheran”, sondern auch mit ähnlicher Konsequenz einen “Diktator” oder den “irren Diktator”.

Als “Diktator” werden heute landläufig politische Herrscher bezeichnet, die mit unbeschränkter, absoluter Macht regieren. Das trifft auf Ahmadinedschad nicht zu. Der Iran ist zwar ein autoritärer Staat, hat aber republikanische und demokratische Elemente. Ahmadinedschad wurde 2005 vom Volk aus sieben zugelassenen Kandidaten gewählt. Seine Amtszeit dauert vier Jahre, er kann nur einmal wiedergewählt werden. Der Präsident ist nur der zweithöchste Vertreter seines Landes. Der ungleich mächtigere Oberste Rechtsgelehrte Ajatollah Chamenei ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte, trifft wichtige außenpolitische Entscheidungen und hat überhaupt das letzte Wort. Aus seinem Umfeld ist in der letzten Zeit auch deutliche Kritik an Ahmadinedschad geäußert worden.

Natürlich kann man es sich, wie “Bild”, so einfach machen, die Staats- und Regierungschefs dieser Welt in Gut und Böse, gefährlich und ungefährlich teilen und die Bösen “Diktatoren” und die Gefährlichen “Irre” nennen. Man muss dafür allerdings die eigentliche Bedeutung des Wortes “Diktator” aufgeben.

Ein Tag wie jeder andere

Bereits am Samstag hieß es bei Bild.de:

Vorsicht, 1. April! Es ist wieder so weit: Wer nicht aufpasst, kann ganz schön reinfallen – und wird danach gnadenlos verspottet. (…) seit es Massenmedien gibt, veräppeln am 1. April auch sie ihre Leser oder Zuschauer. Da herrscht ein wahrer Wettbewerb: (…) Fallen womöglich sogar Journalisten-Kollegen auf die Aprilscherz-Meldung rein – und drucken sie nach?

Und heute berichtet die gedruckte “Bild” auf Seite 1 unter der Überschrift “April, April!” über die Aprilscherze verschiedener Unternehmen.

Direkt unter dieser bunten Meldung steht bei “Bild” noch eine andere, weniger bunte (siehe Ausriss): Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) fordere, dass “unser Jahresurlaub (…) schrittweise von sechs auf fünf Wochen verkürzt werden” solle — “als Beitrag zum Klimaschutz”.

Die Nachricht entstammt einer Pressemitteilung des IW, herausgegeben am (wer hätt’s gedacht?) 1. April. Darin heißt es:

Dadurch kann (…) die CO2-Belastung deutlich reduziert
werden, weil die Bundesbürger vor allem weniger Zeit für Fernreisen haben (…). In Köln hat man ausgerechnet, dass fünf zusätzliche unbezahlte Arbeitstage das Bruttoinlandsprodukt um etwa 30 Milliarden Euro erhöhen würden. (…) Damit die Arbeitnehmer sich auf die neuen Verhältnisse allmählich einstellen können, empfiehlt das Institut, an jedem 1. April den Urlaub um einen Tag zu kürzen, bis 5 Wochen erreicht sind.”

Die gnadenlose Verspottung von “Bild” sparen wir uns.

Mit Dank an Gert M.

6 vor 9

April, April in Radio und Fernsehen
(blogmedien.de, Video, 8:20 Minuten)
Wie Radiohörer belogen, betrogen und abgezockt werden und das ZDF zum ?Free-TV? mutiert.

Christoph Schultheis und Stefan Niggemeier über Bildblog
(elektrischer-reporter.de, Video)
Im Internet zu publizieren fördere ?die Demut gegenüber dem Leser?, beschreibt Bildblog-Mitgründer Christoph Schultheis seine Erfahrungen mit der Internet-Publizistik. Dieser direkte Dialog mit dem Nutzer sei den meisten klassischen Journalisten fremd.

Alphablogger: Sascha Lobo – digitaler Bohemien und Blogvermarkter
(readers-edition.de, Peter Turi)
Sascha Lobo fällt auf. Zumindest seit er einen feuerroten Irokesen zum Anzug trägt. Das scheinbar Unvereinbare zusammenzubringen, zeichnet Lobo aus: Einerseits betreibt er eine Werbeagentur, andererseits gilt er als glaubwürdiger Blogger. Einerseits erfindet er den Begriff ?digitale Bohème?, andererseits schuftet er für den Aufbau des Werbenetzwerkes Adical.de, in dem er zusammen mit Johnny Haeusler (www.spreeblick.com) über 30 Top-Blogs als Werbeträger etablieren möchte. Lobo wurde bekannt als Co-Autor des Buches ?Wir nennen es Arbeit?, wo er zusammen mit Holm Friebe die freie, ungebundende Projektarbeit in Internet, Medien und Marketing als ideale Erwerbsform preist.

Das Fernsehen mit der Maus
(arte-tv, Ewald Wessling)
Die digitale Revolution erfasst das Fernsehen, die Generation iPod will ihr eigener Programmdirektor sein. Ein konkretes Szenario vom Fernsehen der Zukunft entwirft Medienexperte Ewald Wessling.

Glotzen mit der Quatsche
(taz.de, Frieder Bechtel)
Fernsehen per Mobiltelefon ist eigentlich längst möglich. Doch weil sich die deutsche Medienbürokratie nicht auf einen Standard einigen kann, ist sogar Albanien längst weiter.

April April 2007
(nerdcore.de)