Archiv für März 29th, 2007

Rechtsweg ausgeschlossen

Der Rechtsanwalt der ehemaligen RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt, Hellmuth Jipp, hat die “Bild”-Zeitung in einer Abmahnung aufgefordert, Mohnhaupt nicht mehr “schlimmste Terroristin” oder “Mörderin” zu nennen. “Bild” nimmt das heute zum Anlass, Mohnhaupt in einem großen Seite-2-Text mehrfach “Mörderin” und “Terroristin” zu nennen:

"Jetzt schickt sie ihren Anwalt los: Terroristin Mohnhaupt will nicht mehr

Und nachdem “Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner bereits am Montag “unfassbar” fand, dass “in unserem Land eine Mörderin die Chance hat, glücklich zu werden” (was er in seiner heutigen Kolumne bekräftigt), empört “Bild” sich heute darüber, dass sich “nicht nur Mohnhaupt”, sondern auch andere ehemalige RAF-Mitglieder auf “ihr Recht auf ‘Resozialisierung'” berufen, das (wir erinnern uns) vor rund 34 Jahren vom Bundesverfassungsgericht zum grundrechtlichen Anspruch erklärt wurde.

Und “Bild” findet noch etwas anderes “unfassbar”.

Es ist unfassbar! Sie bombte und mordete, um den deutschen Rechtsstaat, das “Schweinesystem BRD”, zu vernichten! Dafür bekam sie lebenslänglich. Der Rechtsstaat ließ sie nach 24 Jahren auf Bewährung frei — um ihr eine zweite Chance zu geben. Und nun will RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt (gerade vier Tage auf freiem Fuß) denselben Rechtsstaat benutzen, um nicht mehr “Terroristin” genannt zu werden! Auch nicht “Mörderin”!

Darüber, ob der “Rechtsstaat” (also zunächst das Hamburger Landgericht) ihr da Recht geben sollte, darf und kann man streiten.

Nicht streiten darf und kann man hingegen darüber, dass jeder Mensch — und das schließt Mörder und Terroristen ein — “in unserem Land” selbstverständlich das verfassungsmäßige Recht hat, den Rechtsweg zu beschreiten. Das weiß doch jedes Kind. “Bild” aber ist offenbar der Meinung, dass das für ehemalige RAF-Terroristen nicht gelten soll. Indem sie nämlich Mohnhaupt vorwirft, “denselben Rechtsstaat benutzen” zu wollen, der sie entlassen habe, “um ihr eine neue Chance zu geben”, spricht “Bild” ihr dieses Recht ab.

Wie gefährlich ist “Bild”?

Was erwartet eigentlich der Leser von einer Tageszeitung?

Neuigkeiten? Und Hintergründe?

Und was erwartet den Leser bei “Bild”?

Die Beantwortung der Frage “Wie gefährlich sind Mikrowellen?” durch das “Schulprojekt” einer “Schülerin der 6. Klasse” (ein mit microwaved water begossenes Pflänzchen ging nach neun Tagen ein) und zwei Vorher/Nachher-Fotos des “Experiments”, die “im Internet kursieren” (siehe Ausriss).

“Bild” schreibt dazu:

“Ist das der Beweis, dass Mikrowellen doch gefährlich sind?”

Offensichtlich nicht zu erwarten hat der “Bild”-Leser eine Antwort auf diese Frage — beispielsweise diese: Das mutmaßliche “Schulprojekt” wurde irgendwann 2006 durchgeführt, besitzt quasi keinerlei Aussagekraft, und “im Internet kursieren” längst auch einleuchtendere Gegenbeweise.

6 vor 9

Qualitätsmedien im Netz, Folge 3271
(stefan-niggemeier.de)
Gelegentlich wird BILDblog ja vorgeworfen, unsere Arbeit sei schon deshalb unsinnig, weil die meisten Leser eh nicht glaubten, was in der ?Bild?-Zeitung steht. Interessanterweise aber glauben Journalisten, was in der ?Bild?-Zeitung steht.

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Was YouTube für Videoclips ist, soll Scribd für Text-Dateien werden. Das Portal zieht kurz nach dem Marktstart bereits mehr als 130.000 Nutzer täglich an. Scribd ist praktisch – doch für Verlage weltweit eine große Gefahr.

Eitle Jagd nach Schnipseln
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Wer brachte es in die Zeitung? Mit Schere und Klebstoff trugen Wissenschaftler ihren Ruhm zusammen.

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“Vanity Fair” verstümmelt Eisbärbaby Knut
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Der Knut-Titelgeschichte in der aktuellen “Vanity Fair” fehlt wegen einer Panne der Schluss. Ungeachtet dessen ist die Branche vom Erfolg des Blattes überzeugt.

Wisi liebt Claudia
(ronorp.net, Wisi)
Waren bis anhin die abendlichen Zugfahrten nach Hause eine Qual, so sind sie heute ein Hochgenuss. Dafür verantwortlich: Das Heute.