Archiv für Februar 8th, 2006

Symbolfoto XXVII

Offenbar mag die Berliner “Bild”-Redaktion nebenstehendes Fahndungsfoto eines (seit heute übrigens nicht mehr unbekannten) Jugendlichen, der Ende Januar in der Berliner U-Bahnlinie 8 einen Fahrgast durch einen Messerstich verletzt hatte und dabei von einer Überwachungskamera in der U-Bahn gefilmt wurde.

In der Berlin-Brandenburg-Ausgabe der “Bild”-Zeitung erschien das obige Foto am 4. und 6. Februar sowie abermals am gestrigen Dienstag unter der Überschrift: “Warum verpfeift niemand den Berliner Messerstecher?”

Aber auch heute hat die Berliner “Bild” das Foto aus der U-Bahn wieder im Blatt. Zwar berichtet “Bild” dieses Mal über eine andere Polizeimeldung, bei der zwei Fahrgäste der Berliner Buslinie 148 von zwei Jugendlichen beleidigt und angegriffen wurden, was “Bild” im Übrigen mit den sinnentstellenden Worten wiedergibt: “Im Bus 148 (…) attackieren fünf Jugendliche andere Fahrgäste.” Aber zur Erläuterung dessen, was auf dem Foto zu sehen sei, hat “Bild” nun geschrieben:

“Messer-Attacke auf der Linie 148. In so einem älteren Bus ohne Kamera passierte es”

Und diese Sätze ergeben bei genauerer Betrachtung nicht nur keinen Sinn, sie sind abgesehen davon auch schlicht falsch.

Mit Dank an Cay D. für den Hinweis.

Abschreiben ist schwer

Grimme-Preis-Affäre – ‘Tagesspiegel’ feuert Redakteur

Berlin – Der Berliner “Tagesspiegel” hat aus der Affäre um die angebliche Nominierung der ehemaligen Irak-Geisel Susanne Osthoff für den Grimme-Preis Konsequenzen gezogen: Laut ‘Süddeutsche Zeitung’ wurde dem Politik-Redakteur, der Osthoff beim Grimme-Institut vorgeschlagen hatte, gekündigt. Der Medien-Ressortleiter, der über den Vorschlag des Kollegen berichten ließ, und zugleich Mitglied der Grimme-Jury war, legte sein Amt nieder.”

So berichtet “Bild” – und hat es noch immer nicht begriffen:

Deshalb noch einmal zum Mitschreiben: Susanne Osthoff ist niemals für den Grimme-Preis no-mi-niert gewesen – und “angeblich” nur insofern, als auch “Bild” selbst im Gegensatz zum “Tagesspiegel”, der öfter mal kritisch über “Bild” zu berichten wusste, wiederholt den falschen Eindruck erweckt hatte, sie wäre. Osthoff war lediglich für einen Grimme-Preis vor-ge-schla-gen worden, was einen Unterschied macht, weil quasi jeder jeden vorschlagen kann. (Und vielleicht sollte man an dieser Stelle auch nochmals erwähnen, dass die Berufung des Medien-Ressortleiters in die Grimme-Jury mit dem Vorschlag des Kollegen wenig zu tun hat: Die Grimme-Jury berät über die Nominierten, nicht über die Vorschläge.) Wie “Bild” darüber hinaus darauf kommt, dass der Medien-Ressortleiter über den Vorschlag “berichten ließ”, ist schleierhaft: Unter der Meldung im “Tagesspiegel” steht für jedermann sichtbar sein persönliches Kürzel “jbh”. Und das wusste bislang sogar “Bild” besser.

Die “Süddeutsche Zeitung” übrigens, auf die sich “Bild” bezieht, berichtet über der Sachverhalt hingegen völlig korrekt.