Archiv für November 25th, 2005

Vom Verrechnen

Dass Oskar Lafontaine inzwischen nicht mehr für “Bild” schreibt, heißt nicht, dass nicht gelegentlich doch noch was von ihm in “Bild” und “Bild am Sonntag” zu lesen wäre. Ganz im Gegenteil. Und so druckte “Bild” auch am vergangenen Montag wieder einen Text von ihm — Überschrift:

Gegendarstellung

Und erstaunlich ist das nicht. Hatte doch an ähnlicher Stelle vor vier Wochen folgende Überschrift in “Bild” gestanden:

"Oskar Lafonaine jetzt Dreifach-Verdiener!"

Und das stand da, weil Lafontaine laut “Bild” derzeit “als Abgeordneter, Fraktionschef und Pensionär” im Monat “zusammen rund 17.700 Euro” verdiene.

In seiner, ähm, Gegendarstellungskolumne widerspricht Lafontaine der “Bild”-Behauptung allerdings, indem er darauf hinweist, dass seine Abgeordnetendiäten monatlich nicht etwa 7009 Euro betrügen, wie “Bild” behauptet hatte, sondern 14 Euro und 10 Cent – weil nämlich seine Pension als Ex-Ministerpräsident des Saarlands mit seinen Bezügen als Abgeordneter “verrechnet” werde.

Und wie wir wissen, sind Redaktionen verpflichtet, eine Gegendarstellung unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt abzudrucken, weshalb am Ende manchmal Aussage gegen Aussage steht. Im aktuellen Fall allerdings stimmt Lafontaines Behauptung. Das mit der Verrechnung der Bezüge steht vielleicht verklausuliert, aber jedermann zugänglich im Abgeordnetengesetz (§ 29 Abs. 2 Satz 1 iVm Satz 4).

Weshalb sich nicht nur die Frage stellt, warum “Bild” nicht unter Lafontaines Gegendarstellung schreibt, was sie sonst so oft unter Gegendarstellungen schreibt (“Er hat recht.”), sondern auch, welcher Fahrlässigkeit es zu verdanken ist, dass man bei “Bild” die jedermann zugänglichen Paragraphen nicht eingesehen hat, bevor man die falsche Zahl in die Zeitung schrieb und die richtige anschließend per Gegendarstellung nachtragen ließ: Fast sieht es so aus, als ließe “Bild” ihren Ex-Kolumnisten die womöglich monatelang ohne Gegenleistung weitergezahlten Honorare abarbeiten – frei nach Lafontaines Motto: “Pacta sunt servanda.”

Mit Dank an Udo R. und Michael B. für den Hinweis.

Luder Lierhaus

Bei “Bild” hat die Vorberichterstattung über weibliche Sportmoderatorinnen im deutschen Fernsehen Tradition: Als Carmen Thomas am Abend des 03. Februars 1973 erstmalig ein “Sportstudio” moderierte, hatte sie eine druckfrische “Bild am Sonntag” vom nächsten Morgen dabei. Obwohl ihre Sendung gerade erst begonnen hatte, stand in der “BamS” bereits ein erster Verriss mit der Schlagzeile “Charme allein genügt nicht”.

Knapp 33 Jahre später tritt abermals eine Frau ihren Dienst beim “Sportstudio” an, was “Bild” heute veranlasst, die neue “Miss Sportstudio” Katrin Müller-Hohenstein mit ihrer Kollegin Monica Lierhaus von der “Sportschau” zu vergleichen — und mit brisanten Infos aufzuwarten.

Heißt es doch im “großen BILD-Vergleich” ganz nebenbei über Lierhaus:

“War 1999 vier Monate mit ZDF-Talker Johannes B. Kerner liiert.”

“Bild” schreibt außerdem:

“Seit sieben Jahren mit dem Journalisten Rolf Hellgardt (37) zusammen.”

Und wenn beides stimmen sollte, wäre Lierhaus ja, während sie mit Hellgardt “zusammen” war, gleichzeitig auch mit Kerner “liiert” gewesen. Und schlimmer noch wäre Kerner, seit 1996 mit Britta Becker verheiratet, ebenfalls während seiner Ehe mit Lierhaus “liiert” gewesen.

War er aber nicht. Kerner und Lierhaus waren offenbar kurzzeitig im Winter 95/96 ein Paar, wie “Bild” zum Beispiel in der “BamS” hätte nachlesen können, die über “Kerner und sein privates Glück” mit Lierhaus am 21. Januar 1996 berichtete, “die beiden lernten sich letzten Herbst beim Schminken in der Garderobe kennen”.

Mit Dank an Jörg J. für den Hinweis.