Archiv für Dezember 22nd, 2004

Der Buttermilchverlierer

Eigentlich ein Jammer, dass die “Bild”-Zeitung es damals, Ende August, schlicht versäumt hatte, Dieter Bohlen zum “Verlierer” des Tages zu machen. Dabei war ihm doch vom Müller-Milch-Konzern der eigentlich erst zum Jahresende auslaufende Werbevertrag mit sofortiger Wirkung gekündigt worden, nachdem sich Bohlen in aller Öffentlichkeit abfällig über Buttermilchtrinker geäußert hatte. O-Ton Bohlen damals:

“Buttermilch wird von 50-jährigen alternativen Bio-Latschenträgerinnen gekauft. Dass die nicht unbedingt Produkte kaufen, auf denen meine Rübe prangt, ist doch klar.”

Nun ja. Bei Müller Milch jedenfalls hieß es in einer Pressemitteilung vom 27.08.04 anlässlich der zitierten “unwahren und diffamierenden Äußerungen”: “Eine derartige Äußerung ist schlicht nicht hinnehmbar, erst recht nicht von einem vertraglich mit uns verbundenen Werbepartner. Unsere Kunden sind unser höchstes Gut, wir lassen nicht zu, dass diese von wem auch immer beleidigt werden. (…) Neben der abfälligen Art und Weise sind Herrn Bohlens Äußerungen auch schlicht und ergreifend falsch.” (Und mal abgesehen davon, dass solche Vorwürfe kritischen “Bild”-Lesern irgendwie bekannt vorkommen können:) Wenn das tags drauf nicht Bohlen zum Verlierer machte, wen dann?

Andererseits war nie wirklich zu rechnen gewesen mit einem “Verlierer”-Bohlen. Sei es, weil er seine “unwahren und diffamierenden Äußerungen” ausgerechnet in der Sonntagsausgabe der “Bild”-Zeitung (“BamS”) geäußert hatte, oder weil (nicht erst, seit Bohlens Autobiografie von der Ehefrau des “Bild”-Chefs und “BamS”-Herausgebers aufgeschrieben worden war) die Springer-Blätter “Bild” und “BamS” womöglich “die natürlichen Partner von Dieter Bohlen” sind.

Egal. Denn jetzt hat es Bohlen mit seiner Buttermilchgeschichte doch noch in die “Verlierer”-Rubrik von “Bild” geschafft. Ja, nachdem bekannt wurde, dass Bohlen vor dem Augsburger Landgericht gegen den Müllerschen Rauswurf klagt, geht die “Verlierer”-Ehre heute an… Müller-Milch-Chef Theo Müller!

Was für blöde Zahlen!

In einem “großen Branchen-Report” schreibt “Bild” am Dienstag auf, “wie 2005 wird”, also wo im kommenden Jahr Stellen gestrichen werden und wo mit Neueinstellungen zu rechnen ist. Warum auch nicht? Weil aber “Bild vor zwei Monaten schon einmal eine solche Branchenprognose gedruckt hatte, vergleichen wir doch mal ein paar:

Chemie
— In der Chemie-Branche bleibt die Joblage 2005 laut “Bild” “stabil”: “Der Branchenverband VCI erwartet mehr Aufträge, vor allem aus dem Inland.”
— In der Prognose vom Oktober hieß es noch: “Laut Verband VCI bauen Firmen, u. a. wegen des Ölpreises, bis zu 20.000 Jobs ab.”

Hotel- und Gaststättengewerbe
— Die Zahl der Jobs “bleibt stabil”, schreibt “Bild” jetzt, “weil immer mehr Deutsche Urlaub im eigenen Land machen”.
Vor zwei Monaten waren allerdings noch ” rund 5000 neue Stellen im Hotelgewerbe” realistisch, “weil mehr Auslandstouristen kommen”.

Maschinenbau
— In der heutigen “Bild” steht, dass im neuen Jahr 5000 Stellen geschaffen werden sollen.
Zuletzt war in “Bild” nach 4000 Entlassungen “bis Jahresende [2004]” von einer “stabilen Jobsituation wegen Auftragbooms” die Rede.

Bau
— “Bild” befürchtet einen “Absturz auf Raten”: “minus 20.000 Jobs”.
Vor zwei Monaten rechnete sie noch mit “minus 60.000 Jobs”.

Öffentlicher Dienst
— Bei “4,7 Mio. Beschäftigten” sollen “10.000 weitere Stellen” wegfallen, “weil Bund, Länder und Gemeinden sparen müssen”, so “Bild”.
Der Oktober-Prognose zufolge galten bei “4,2 Mio. Beschäftigten” noch “30 .000 Arbeitsplätze” als bedroht.

Und mal abgesehen davon, dass sich im Vergleich der beiden “Bild”-Prognosen offenbar die Zahl der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst seit Oktober ohnehin um 500.000 verändert hat (siehe oben), ist das vielleicht auch alles nicht so wichtig. In zwei Monaten ist ja sowieso wieder alles ganz anders.