Die Meldung, die der Nahost-Korrespondent des deutschen Nachrichtensenders n-tv aufgetan hatte, war ein ziemlicher Knaller. Der Iran habe angekündigt, Israel in den nächsten Tagen anzugreifen und zu vernichten, berichtete Ulrich W. Sahm am Sonntag:
Sahm scheint der einzige Journalist gewesen zu sein, der von der unmittelbar bevorstehenden Vernichtung Israels erfahren hatte, aber es fanden sich zahlreiche Menschen, die ihm glaubten und glauben wollten. Seine Meldung wurde von der rassistischen Islam-Hass-Seite “Politically Incorrect” sowie dem bekannten “Spiegel”-Autor Henryk M. Broder und seinem publizistischen Netzwerk “Die Achse des Guten”*schnellverbreitet.
“In Wahrheit fehlt Israel der Mut, uns anzugreifen. Wenn wir von Israel angegriffen werden, glaube ich nicht, dass wir mehr als elf Tage brauchen, um Israel zu vernichten.”
Salihi spricht ausdrücklich nicht von einem eigenen Angriff, sondern der Reaktion auf einen Angriff auf den Iran.
Inzwischen scheint das auch jemand Ulrich Sahm erklärt zu haben. Klammheimlich, ohne jeden Hinweis, hat n-tv.de den Artikel grundlegend geändert. Die Überschrift ist zwar weiterhin: “‘Zerstörung in elf Tagen’ — Iran bedroht Israel”. Die Nachricht lautet aber nur noch:
Der Iran hat erstmals angegeben, in welchem Zeitraum es [sic] die Zerstörung Israels im Falle eines bewaffneten Konfliktes für möglich hält. (…)
Nach Angaben eines n-tv-Sprechers ist Sahms Meldung nur online und nicht im Fernsehen gelaufen.
*) Sahm ist übrigens Gastautor bei der “Achse des Guten”.
Nachtrag, 19.00 Uhr. Per Mail wirft Sahm uns vor, Salihis Zitat “gekürzt und verfälscht” zu haben. Der iranische General habe ausdrücklich gesagt, dass nicht nur Israel, sondern die “Existenz Israels” ausgelöscht werden sollte. Sahm fragt: “Hat es einen Grund, dass Sie das Wort ‘Existenz’ wegzensiert haben?”
Wie Politiker Köder auslegen und Medien anbeißen. Ein Schauspiel in drei Akten.
I. Akt.
Sabine Bätzing, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, hat ein Problem: Ihr Drogen- und Suchtbericht 2009 [pdf] enthält fast nur gute Nachrichten. Die Zahl der Jugendlichen, die mindestens einmal pro Woche Alkohol trinken, sei zurückgegangen. Und die Zahl der Jugendlichen, die im letzten Monat mindestens einmal mehr als vier Gläser mit Alkohol hintereinander getrunken haben, auch.
Nur gute Nachrichten sind aber nicht so gut, um in die Medien zu kommen und sich im Wahlkampf zu profilieren, und so betonte Bätzing in ihrer Pressemitteilung gestern einen negativen Aspekt:
2007 wurden 23.165 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren aufgrund einer Alkoholvergiftung stationär im Krankenhaus behandelt. Das ist die höchste Zahl seit der Ersterhebung im Jahr 2000 und entspricht einer Zunahme um 143 %.
Wir erinnern uns: Es trinken weniger Jugendliche Alkohol, es betrinken sich weniger Jugendliche. Und was schreiben die Nachrichtenagenturen?
AP meldet:
Der Alkoholkonsum unter Jugendlichen hat dramatisch zugenommen. (…) Vergangenes Jahr kamen mehr als 23.000 Kinder und Jugendliche mit Vollrausch und teils bewusstlos ins Krankenhaus.
Nein. Der Alkoholkonsum ist zurückgegangen. Und die Zahl der Krankenhauseinweisungen stammt aus 2007.
dpa:
Das Koma-Trinken von Jugendlichen in Deutschland wird immer exzessiver. Mehr als 23.000 Kinder seien im Jahr 2007 “zum Teil bewusstlos in die Notaufnahmen eingeliefert worden”, sagte die Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing (SPD) am Montag bei der Vorstellung des neuen Drogenberichts in Berlin. Das waren so viele wie nie zuvor.
Immerhin: dpa hat erkannt, dass die Zahl aus dem Jahr 2007 stammt.
AFP:
Exzessives Trinken unter Jugendlichen hat im vergangenen Jahr abgenommen, bleibt aber weit verbreitet. Laut dem am Montag in Berlin vorgelegten Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung sank der Anteil der Jugendlichen, die sich einmal im Monat in den Rausch trinken, 2008 um fünf Punkte auf gut 20 Prozent. Bei jedem Zwölften sei die getrunkene Menge reinen Alkohols allerdings riskant oder regelrecht gefährlich. (…)
Auch die bereits früher veröffentlichte Zahl der Jugendlichen mit Alkoholvergiftung illustriere das Ausmaß des Problems, erklärte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Sabine Bätzing (SPD). 2007 waren mehr als 23.000 junge Leute im Alter zwischen zehn und 20 Jahren wegen einer Alkoholvergiftung stationär im Krankenhaus behandelt worden — anderthalb Mal mehr als noch 2000.
AFP weist sogar darauf hin, dass diese Zahl schon “früher” veröffentlich wurde. Vorbildlich.
Aber welche der drei Varianten ist die attraktivste für die Medien?
III. Akt.
“Bild” titelt auf Seite 1:
Die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” beginnt ihren Artikel mit dem höchst irreführenden Satz:
Immer mehr Minderjährige in Deutschland haben ein Alkoholproblem.
Ernüchternde Bilanz: Trotz Aufklärungsbemühungen gehört Koma-Saufen bei immer mehr Jugendlichen in Deutschland zum Alltag. Über 23.000 Zehn- bis Zwanzigjährige wurden 2007 teils bewusstlos betrunken ins Krankenhaus gebracht – so viele wie nie zuvor.
…und merken nicht, dass sie genau das schon im Januar gemeldet haben.
Grundlage dafür sind die selben Zahlen, die die “Welt” schon vor vier Monaten titeln ließen:
Mehr Jugendliche mit Alkoholvergiftungen als je zuvor
Keine Frage: Die Zahl jugendlichen Komasäufer ist erschreckend hoch, und es spricht einiges dafür, dass sie auch im vergangenen Jahr zugenommen hat. Noch schneller steigt allerdings die gefühlte Zahl der jugendlichen Komasäufer — mit jedem Mal, das die Medien dieselben Zahlen als “mehr denn je” und “soviel wie nie” verkaufen.
Neulich sind die Kandidaten von “Deutschland sucht den Superstar” zusammen mit Fans in Köln mit einem Ausflugsdampfer gefahren. Sie trafen dabei auf Mark Medlock, der die RTL-Show vor zwei Jahren gewonnen hatte, sie darüber informierte, dass es nicht reiche, eine gute Stimme zu haben, und ihre öffentlichen Auseinandersetzungen mit den Worten “Das ist total die Kiddy-Scheiße” verurteilte.
Das Online-Angebot des “Stern” informiert seine Leser über diese bewegenden Ereignisse im Rahmen seiner aktuellen Berichterstattung über die Show in einem Filmbericht. Bemerkenswert daran ist, dass dieser Beitrag erstaunliche Ähnlichkeit mit einem Filmbericht hat, den das RTL-Magazin “Punkt 12” zu dem Thema angefertigt hatte:
Genau genommen unterscheidet sich die stern.de-Version (links oben) von der RTL-Version (rechts oben) nur durch das “Stern”-Logo, die Einblendungen und den Schluss:
Das ist schon ein erstaunliches Vorgehen: Man nimmt ein Eigen-PR-Filmchen von RTL, entfernt den Absender, bappt den eigenen Namen drauf und gibt es als Journalismus aus?
Der “DSDS”-Beitrag ist nicht der einzige RTL-Film auf stern.de. Das Internetangebot des “Stern” ist Kunde bei ContentFirst, einer Abteilung der RTL-Mediengruppe, die sich darauf spezialisiert hat, Beiträge der RTL-Sender weiterzuverkaufen. Zur Dienstleistung von ContentFirst gehört es, die Inhalte auf die Wünsche der Kunden zuzuschneidern. Für stern.de werden so zum Beispiel die RTL-Logos entfernt und durch “Stern”-Logos ersetzt.
Der Satz “im Auftrag von stern.de Digital TV” bedeutet also nicht, dass die Inhalte im Auftrag von stern.de produziert wurden, sondern nur, dass sie im Auftrag von stern.de so neu verpackt wurden, dass sie aussehen, als seien sie im Auftrag von stern.de produziert worden.
Digital-TV-Leiter Ralf Klassen sieht in dieser Umetikettierung von Bewegtbildern grundsätzlich kein Problem. Die Verwendung dieses “DSDS”-Beitrags aber sei ein “Versehen” gewesen, sagt er auf Nachfrage — der Produzent sei zu eng mit dem Inhalt verbunden: “Das war eine nicht gute Verwendung von RTL-Material.”
Das “DSDS”-Dampfer-Video hat stern.de jetzt entfernt.
Vor zwölf Jahren hat sich Peter Alexander fast völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Der “Tagesspiegel” schrieb zu seinem 80. Geburtstag:
Alexander, der sein Leben lang die Öffentlichkeit unterhalten hat, hat keine Lust mehr auf Öffentlichkeit, und dabei ist er sogar konsequenter als Günther Jauch. Er hat nie Charity gemacht, hat sich nie wie andere Stars für irgendwelche Projekte eingesetzt, Tiere gerettet oder vor Landminen gewarnt. Er wolle keine politischen Anliegen vertreten, hat er mal zu seinem Biografen gesagt. Und vor allem: Alexander gibt keine Interviews mehr. “Ich habe meinen Beruf sehr ernst genommen, und genauso ernst werde ich meine Pension nehmen”, hat er einmal gesagt, und daran hält er sich auch.
Für viele Medien ist das nicht akzeptabel. Sie respektieren seinen Wunsch nicht, sein Privatleben privat zu leben. Und als im März Alexanders Tochter bei einem Unfall in Thailand ums Leben kam, war es für sie eine wunderbare Gelegenheit, mit dem früheren Entertainer noch einmal Auflage zu machen.
Die Tochter von Peter Alexander war selbst nicht prominent, sie war nur die Tochter von Peter Alexander, aber “Bild” und andere nahmen ihren Tod zum Anlass, in größter Aufmachung nicht nur ausführlich über die Umstände des Unfalls zu berichten, sondern auch über das Privatleben von Peter Alexander. Nach Angaben seiner Anwältin ist er gegen mehrere Dutzend Artikel, unter anderem in der Illustrierten “Bunte”, erfolgreich juristisch vorgegangen.
Die “Bild”-Autoren Robin Mühlebach und Daniel Kestenholz behaupteten zudem, “erfahren” zu haben, dass “der große Entertainer zur Zeit in einer Wiener Klinik liegt. Dort soll er sich in den nächsten Tagen einer Bypass-Operation unterziehen”.
Die Behauptung wurde von anderen Medien wie dem Online-Auftritt der Illustrierten “Gala” begierig übernommen. Eine Sprecherin Alexanders widersprach den Meldungen allerdings noch am selben Tag.
“Bild”-Leser erfuhren von dem Dementi nichts. Erst am vergangenen Samstag, sechs Wochen später, widerrief die Zeitung ihre Behauptung. Peter Alexander hat vor Gericht eine einstweilige Verfügung erwirkt, die “Bild” zwang, eine Gegendarstellung auf der Titelseite abzudrucken:
Prinzipiell gibt es für Medien natürlich zwei Möglichkeiten, auf schlechte Zeiten zu reagieren. Entweder können sie besonders auf die Einhaltung von Qualitätsstandards achten, um ihren Wert zu betonen. Oder sie können mitnehmen, was geht.
Für welchen Weg sich das deutsche Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” entschieden hat, konnten seine Leser heute gleich beim Aufschlagen der ersten Seite erahnen — jedenfalls sobald sie gemerkt hatten, dass das, was aussieht wie die “Hausmitteilung”, die traditionell den Auftakt des Heftes bildet, nur eine “Hausmitteilungs”-Attrappe ist. Tatsächlich handelt es sich um eine Anzeige von Toyota. Die echte “Hausmitteilung” steht erst auf der nächsten Seite:
Typographie und Gestaltung der Anzeige sind nicht identisch mit dem redaktionellen Original, ihm aber zum Verwechseln ähnlich:
In bunten Illustrierten sind solche Versuche, den Leser zu täuschen, längst Alltag. Beim “Spiegel” waren sie es bislang nicht. Der Pressekodex sagt übrigens:
Bezahlte Veröffentlichungen müssen so gestaltet sein, dass sie als Werbung für den Leser erkennbar sind. Die Abgrenzung vom redaktionellen Teil kann durch Kennzeichnung und/oder Gestaltung erfolgen.
Auf das kennzeichnende Wort “Anzeige” hat der “Spiegel” dennoch lieber verzichtet.
Der Volksentscheid “Pro Reli”, der in Berlin Religion als Wahlpflichtfach und Alternative zum gemeinsamen Ethik-Unterricht einführen wollte, ist gescheitert — aber an mangelndem Engagement der “Bild”-Zeitung kann es nicht gelegen haben. Konsequent führte sie ihre wundersame Werbestrategie der vorangegangenen Tage fort — diesmal ergänzt um einen ebenso schlichten wie unmissverständlichen Hinweis unter dem “Bild”-Logo auf Seite 1:
Nun ist das für “Bild” nicht die erste Niederlage. Vor fast genau einem Jahr scheiterte der von “Bild” mit ähnlich zweifelhafterPropagandaunterstützte Volksentscheid, Berlin-Tempelhof als Flughafen zu erhalten. Entsprechend routiniert löst die “Bild”-Zeitung heute die Aufgabe, aus der eigenen Niederlage eine für sie positive Schlagzeile zu machen (siehe Ausrisse rechts).
Und wie schon vor einem Jahr gelingt es “Bild” nicht richtig gut, ein fairer Verlierer zu sein. Unter der Überschrift “So hat Berlin gewählt” dokumentiert die Zeitung das Ergebnis der “großen BILD-Umfrage in den Wahllokalen der Stadt” — von 13 Befragten haben erstaunlicherweise nur zwei gegen “Pro Reli” gestimmt.
In einem weiteren Artikel behauptet “Bild”:
Auch der zweite berlinweite Volksentscheid ist an der hohen Hürde der Mindestzahl der erforderlichen Ja-Stimmen gescheitert.
Das stimmt bestenfalls halb: Es haben nämlich mehr Menschen gegen “Pro Reli” gestimmt als dafür. Mit dem gestrigen Wahlergebnis wäre “Pro Reli” gescheitert, ganz egal wie hoch das Quorum (die erforderliche Zahl der Ja-Stimmen) gewesen wäre.
Und warum müssen die Berliner morgen beim Volksentscheid “Pro Reli” noch einmal unbedingt für die Einführung eines Wahlpflichtfachs Religion stimmen (und alle Nicht-Berliner die Daumen drücken)? “Bild” weiß es:
Eine Entscheidung mit Symbolcharakter — weit über die Stadtgrenzen Berlins hinaus. Denn es geht auch darum, ob die Kinder (42% der 6- bis 15-jährigen mit Migrationshintergrund) in den Schulen der deutschen Hauptstadt noch etwas über die Wurzeln der westlichen Kultur, die Worte der Bibel, die Lehre des Christentums erfahren.
Ach was. Und die vielen muslimischen Schüler erführen all das also im regulären islamischen Religionsunterricht, den sie im Falle eines Erfolgs von “Pro Reli” bekämen?
Nachtrag(mit Dank an Sebastian H.): Die Aufklärung der Berliner Schüler über das Christentum und die Wurzeln der westlichen Kultur hängt übrigens nicht von der Einführung eines Wahlpflichtfachs Religion ab, wie sie “Pro Reli” und “Bild” fordern. Das “Verständnis einzelner Religionen” und die “angemessene Kenntnis der Weltreligionen” stehen auf dem Lehrplan des Fachs Ethik (PDF), in dem nach dem jetzigen Schulgesetz noch alle Schüler der Klassen 7 bis 10, unabhängig von ihrer Religion, gemeinsam unterrichtet werden.
Am Sonntag dürfen die Berliner über einen Gesetzesentwurf abstimmen, den die Initiative “Pro Reli” vorgelegt hat. Sie kämpft dafür, aus dem Fach Religion, dessen Belegung in Berlin traditionell freiwillig ist, ein Wahlpflichtfach zu machen.
Die Materie ist ein bisschen kompliziert (PDF), aber die “Bild”-Zeitung hat es gestern geschafft, sie für ihre Leser auf eine einigermaßen verständliche Formel herunterzubrechen:
Und für diejenigen “Bild”-Leser, denen das zu dezent und unentschieden war und die sich heute immer noch fragen, was sie denn wohl wählen sollen, gibt es heute noch einmal eine Art Wahlservice:
Im Kern geht es bei dem Volksentscheid um die Frage, ob die Schüler in Zukunft wählen dürfen und müssen zwischen dem Fach Ethik und dem Religionsunterricht, wie es “Pro Reli” fordert. Bislang werden die Schüler gemeinsam in Ethik unterrichtet; der nach Konfessionen und Glaubensrichtungen getrennte Religionsunterricht ist freiwillig und findet oft nur in unattraktiven Randstunden statt.
“Bild” und die anderen Zeitungen des Springer-Verlages hatten bereits das Volksbegehren, das zu dem Volksentscheid am kommenden Sonntag führte, massiv unterstützt. Laut “Bild” geht es “um mehr als nur um das Schulfach Religion”, nämlich um die Freiheit. Wer für “Pro Reli” stimme, stimme “für die Freiheit”.
Wie schon beim Volksentscheid über die Zukunft des Flughafens Tempelhof geht “Bild” nicht das Risiko ein, die Argumente der Gegner auch nur zu erwähnen. Kritiker von “Pro Reli” kommen fast nicht zu Wort. “Bild” berichtet: “Prominente unterstützen ‘Pro Reli'” — nennt aber keinen Prominenten, der die Gegenkampagne “Pro Ethik” unterstützt. Die Meldung, dass Desirée Nick “Pro Reli” ihre Unterstützung entzogen hat und ihr einen “Kreuzzug” und Bauernfängerei vorwirft, steht selbstverständlich nicht in “Bild”.
Allerdings berichtete “Bild” am Dienstag, dass der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit am vergangenen Wochenende bei einem Kongress der “taz” den Fernsehmoderator Günther Jauch für die Art, wie er für “Pro Reli” wirbt, kritisiert hatte. Was Wowereit bei der Gelegenheit noch gesagt hatte, stand nicht in “Bild”:
“Dass nun eine konservative Verlagsgruppe auf den rot-roten Senat einschlägt, ist ja nachvollziehbar. Die Frage ist immer: Wo ist Journalismus noch als Journalismus erkennbar? Ich sag mal, was in Tempelhof gelaufen ist, mit einer monatelangen Schlagzeilenkampagne in allen drei Blättern. Ich glaube, das hat es in dieser Stadt, so lange ich mich politisch erinnern kann, noch nie gegeben. Bei Pro Reli fing das ja auch so an Anfang des Jahres, jetzt ist es ein bisschen abgestoppt, nun warten wir mal ab, man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, wie das noch die nächste Woche ausgehen wird.”
Im ersten Quartal dieses Jahres müssen die Menschen plötzlich ihre Liebe zu Fernsehzeitschriften wieder entdeckt haben.
Die Online-Ausgaben der Medien-Fachzeitschriften “Werben & Verkaufen” und “Horizont” berichteten in der vergangenen Woche, dass die Programmtitel im ersten Quartal insgesamt “ein Auflagenplus von knapp zehn Prozent” verzeichnet hätten bzw. das Segment “mit plus 9,9 Prozent insgesamt gut performt”. “Werben & Verkaufen” fiel immerhin auf, dass das erstaunlich ist, wo doch die “Dickschiffe” Auflage verloren, (v)erklärte die Differenz aber mit dem Zuwachs bei einem kleineren Titel.
Dabei gibt es für das plötzliche Wachstum eine ganz einfache Erklärung: Es existiert nicht. Es ist nur so, dass der Burda-Verlag seine Zeitschriften “TV Spielfilm” und “TV Today” zu einer neuen Kombination zusammengelegt hat. Deren Auflage taucht in der offiziellen Tabelle bei 2009 auf, die Einzeltitel fehlen aber bei 2008:
In Wahrheit ist die Zahl der verkauften TV-Zeitschriften im ersten Quartal deutlich gesunken.