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Über Zweifel erhaben


Es dürfte nicht gerade angenehm sein, von “Bild” als “Egoist” oder “Prozeßhansel” bezeichnet zu werden oder folgenden Satz über sich in der Zeitung zu lesen:

Viele Deutsche schalten nur noch auf stur, denken bloß an sich und nicht an die Allgemeinheit. Einer von ihnen: Cord Quast (54), Obstbauer bei Hamburg. Er boykottiert den Industriestandort Deutschland, verzichtet sogar auf 2,3 Millionen Euro!

Um die Sache nicht noch komplizierter zu machen, als sie ohnehin schon ist, lassen wir mal bei Seite, dass “Bild” in ihrer Hamburg-Ausgabe schon seit Wochen hin und wieder in wenig vorteilhafter Weise über “Airbus-Gegner” berichtet (Nur diese Schlagzeile vom 25. Oktober sei hier beispielhaft erwähnt: “Spielt die Airbus-Gegnerin Quast ein falsches Spiel? Angeblich möchte sie nur die Natur bewahren, verschandelt die Umwelt aber mit Windrädern”)

Kümmern wir uns mal um den aktuellen Fall: Cord Quast gehört ein Grundstück, das der Flugzeughersteller Airbus für den Ausbau seiner Startbahn am Werk in Finkenwerder braucht. Und das möchte er nicht verkaufen. Dass Quast bei seinem “Boykott” sogar das Hamburger Oberverwaltungsgericht (OVG) auf seiner Seite hat, weiß “Bild” zwar, findet aber, das “Urteil” sage “viel darüber aus, warum es in unserem Land nicht mehr vorwärts geht.”

Und vielleicht hätte “Bild” damit ja sogar ein wenig Recht, wenn es denn tatsächlich so sicher wäre, dass mit diesem Startbahnausbau 4000 Arbeitsplätze geschaffen würden. Wenn also dieser Satz, im vorletzten Absatz des “Bild”-Artikels tatsächlich stimmen würde:

Das Hamburger Oberverwaltungsgericht bestätigte den einstweiligen Baustop für die Startbahn. Begründung: Das Projekt sei “nicht gemeinnützig”. Das Recht der Bauern auf ihr Land habe Vorrang vor neuen Arbeitsplätzen.

Wer sich allerdings die Presseerklärung zum Beschluss des OVG (oder besser noch, den Beschluss selbst) gewissenhaft und vorurteilsfrei durchliest, der wird feststellen, dass das OVG keineswegs der Meinung ist, dass neue Arbeitsplätze hinter dem Recht der Bauern auf Eigentum an ihrem Land zurückstehen müssen. Das OVG erkennt sogar implizit das Gegenteil an, wie man der Pressemitteilung – auch wenn sie etwas kompliziert ist – entnehmen kann:

Im Planfeststellungsverfahren habe die Behörde nicht hinreichend geklärt, welche konkreten Schritte (…) es erforderten, die Start- und Landebahn (…) zu verlängern. Auch habe die Behörde nicht geklärt, ob und in welchem Umfang sich nachteilige Folgen für die Arbeitsplätze am Standort Finkenwerder und die technische Kompetenz der Mitarbeiter ergeben, (…) und ob die Begründung von Airbus für die Verlängerung sachlich gerechtfertigt sei (…).

Man könnte also zusammenfassend sagen, dass das OVG den Landebahn-Ausbau gestoppt hat, weil es zum Einen Zweifel daran hat, dass dadurch tatsächlich die vom Hamburger Senat erhofften, von Airbus in Aussicht gestellten und von “Bild” behaupteten 4000 Arbeitsplätze entstehen. Und weil es zum Anderen Zweifel daran hat, dass der Landebahn-Ausbau überhaupt notwendig ist.

“Bild” hingegen hat offenbar keine Zweifel, dass der “Prozeßhansel” Cord Quast derjenige ist, der bloß an sich denkt und nicht an die Allgemeinheit.

Rätsel um Bild.de

Kürzlich war unter der Adresse www.bild.t-online.de folgende Überschrift zu lesen:

Bundeswehr: Szenen wie in Abu Ghraib

Heute steht unter der gleichen Adresse zum gleichen Sachverhalt was anderes, nämlich dies hier:

Wer vorschnell die Kaserne in Coesfeld mit dem Foltergefängnis Abu Ghraib gleichsetzt, der will nur eines: den guten Ruf der Bundeswehr beschädigen.

Na, das ist ja außerordentlich merkwürdig. Oder doch nicht? Wer nämlich weiß, dass der erste Text in “Bild am Sonntag” stand, während der zweite ein Kommentar aus “Bild” ist, und wer außerdem weiß, dass “BamS” und “Bild” zwar denselben Herausgeber (nämlich “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann) aber verschiedene, voneinander unabhängige Chefredakteure und Redaktionen haben, der findet’s nur noch ein bisschen merkwürdig und fragt sich vielleicht auch, warum man auf der “multimedialen Erweiterung von BILD” (früher: “multimediale Erweiterung der Marke BILD”) überhaupt nichts über diese gar nicht mal so unwichtigen Zusammenhänge erfährt.

Mit Dank für den sachdienlichen Hinweis an Gunther S.

Der Moslem an sich

Dies gleich vorne weg: Wir wollen hier gar nicht versuchen, herauszubekommen, ob diese Fotomontage, die “Bild” gestern ziemlich groß auf Seite zwei abdruckte, einer Horrorvision oder einer Wunschvorstellung von “Bild” entsprungen ist:

Denn darunter stand bloß dieser Satz:

Betende Moslems, dahinter der Reichstag: Diese Fotomontage symbolisiert das Problem der unterschiedlichen Kulturen in Deutschland

Abgedruckt hatte “Bild” die seltsame Montage jedenfalls, weil Umweltminister Jürgen Trittin angeblich einen “Moslem-Feiertag” forderte, was “Bild” zu folgender Titelschlagzeile veranlasste:

Beim Barte des Propheten. Schickt Trittin in die Wüste! Grünen-Minister will Moslem-Feiertag

Dass Trittin gar keinen Moslem-Feiertag will, sondern der “Welt” nur gesagt hatte, er sei “offen für einen islamischen Feiertag in Deutschland”, dass also die “Bild”-Zeitung gestern etwas behauptet hatte, das nicht stimmte, kann man hier und sogar in der heutigen “Bild” nachlesen.

Aber nachdem das geklärt ist, muss man sich die Art und Weise, wie “Bild” die sinnentstellende Schlagzeile aufbereitete, doch noch einmal genauer ansehen: Da wurde Trittin von “Bild” mit Bart und Turban abgebildet, bzw. heute noch einmal mit “islamischer Kopfbedeckung”, obwohl er selbst bekennender Atheist ist und andererseits viele Muslime durchaus ganz ohne Turban und Bart durch die Welt laufen. “Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner wiederum hat noch ganz andere Klischees im Kopf und denkt beim Moslem erst mal an Kamele, obwohl es doch beispielsweise in Indonesien zwar 180 Millionen Muslime gibt, aber wahrscheinlich nicht mehr Kamele als, sagen wir im Allgäu. Dass darüber hinaus die von “Bild”-Kommentator Peter Boenisch gewählte Formulierung eines “Feiertags für Ausländer” die Sache wirklich trifft, nur weil die Zahl deutscher Muslime vergleichsweise gering ist, darf bezweifelt werden – zumal sich “Bild” offenbar nicht einmal sicher ist, ob in Deutschland nun 3,5 Millionen, 3,2 Millionen oder wie in der gestrigen Druckausgabe auf Seite zwei behauptet, 4,5 Millionen Muslime leben.

Kurzum: Schon möglich, diese alberne Fotomontage (oder die dazugehörige “Bild”-Berichterstattung) “symbolisiert das Problem der unterschiedlichen Kulturen in Deutschland”. Zu einer sachlichen Diskussion über die Integration von in Deutschland lebenden Muslimen hatte sie jedenfalls nichts beizutragen. Im Gegenteil.

Stoppschilder jetzt in “Bild”-Rot

1.) Die Farbe der Marke “Bild” ist rot. So viel steht ja mal fest.

2.) Das neue Auswärtstrikot der deutschen Fußballnationalmannschaft ist auch rot. Der Ausrüster Adidas nennt den Farbton “Toro”.

3.) Generalsponsor des Deutschen Fußballbundes und seiner Nationalmannschaften ist seit 1990 Mercedes-Benz. Der aktuelle Vertrag läuft noch bis 2006.

4.) Bei allen Spielen zwischen Nationalmannschaften, die unter der Schirmherrschaft der FIFA ausgetragen werden, ist Sponsorwerbung auf sämtlichen Ausrüstungsgegenständen nach Artikel 13 des FIFA-Ausrüstungsreglements verboten.

5.) Fragt man beim DFB nach, was es mit der heutigen Seite-1-“Bild”-Schlagzeile, “Nationalmannschaft jetzt in BILD-Rot” auf sich haben könnte, kriegt man zur Antwort, dass die Entscheidung für die neuen Trikots und deren Farbe “überhaupt nichts mit der ‘Bild’-Zeitung zu tun” hat.

Allgemein  

Keine Widerrede!

Vergangenen Donnerstag stand auf Seite 3 der “Bild”-Ausgabe für Mecklenburg-Vorpommern eine große Geschichte über einen Vorfall, der sich kurz und knapp hier nachlesen lässt.

In der Dachzeile in “Bild” heißt es:

Das Drama von Wasungen. Die Großmutter spricht

Die Überschrift lautet:

Die Justiz ist schuld am Tod meiner Lieben

Und in einer weiteren Zwischenüberschrift steht:

Der Rügener Killer hatte bei Gericht erfahren, wo sich seine Familie versteckt hält

Im Text, der sich unter diesen Zeilen befindet, steht dann noch, “Angehörige erheben schwere Vorwürfe”. Aber das nur nebenbei.

Kommen wir zu den Vorwürfen, die “Bild” im vorletzten Absatz des Artikels erhebt:

Am Montag dann der fatale Fehler der Justiz: Norbert F. stand wegen Diebstahls wieder in Bergen vor Gericht. Dort wurde auch die Zeugenaussage seiner Frau verlesen – und ihre neue Adresse genannt! Stunden später war Norbert F. schon auf dem Weg zu ihr…

Woher “Bild” diese Information hat, lässt sich dem Text nicht entnehmen, die Großmutter oder sonstige Angehörige jedenfalls werden in diesem Zusammenhang nicht zitiert. Da wäre es natürlich wichtig und sinnvoll gewesen, mal diejenigen, die den “fatalen Fehler” begangen haben sollen, mit dem Vorwurf zu konfrontieren. Doch “Bild” hat offenbar darauf verzichtet, weshalb man z.B. in der “Osterländer Volkszeitung” nachlesen muss, was Rainer Eggers, Amtsgerichtsdirektor in Bergen, nach der Veröffentlichung des “Bild”-Artikels gesagt hat:

Die neue Adresse der Ehefrau lag dem Gericht nicht vor, sagte Amtsgerichtsdirektor Rainer Eggers gestern. Sie könne demnach gar nicht verlesen worden sein. “Bild” hatte berichtet, der mutmaßliche Täter habe die neue Adresse seiner Frau vom Amtsgericht erfahren.

“Bild” veröffentlicht Schockfoto

Yoko Ono hat kürzlich eine neue DVD-Sammlung herausgebracht, auf der auch das Video zum Lied “Woman” zu finden ist. Es ist u.a. mit einem Foto ihres toten Mannes, John Lennon, das im Leichenschauhaus aufgenommen wurde, bebildert. “Bild” schreibt:

Hier liegt John Lennon auf dem Totenbett – Seine Witwe Yoko Ono veröffentlicht Schockfoto

“Bild” fragt:

Findet der berühmte “Beatle” John Lennon (ermordet 1980) nie seinen Frieden?

Und weiter:

Der tote Lennon auf DVD – Trauerarbeit oder geschmacklose PR?

Im Anschluss an die Frage berichtet “Bild”:

Yoko Ono (…) schockte vor Jahren mit dem Foto der blutbespritzten, später versteigerten Brillengläser, die Lennon bei seiner Ermordung (…) trug.

“Bild” bebildert die Geschichte mit dem Foto Lennons, das im Leichenschauhaus aufgenommen wurde. Es ist in “Bild” etwa neun mal dreizehn Zentimeter groß. Und mit einem kleineren Foto der blutverschmierten Brille.

Das Boulevardblatt “Bild” schreibt nicht, dass das Foto aus dem Leichenschauhaus bereits direkt nach Lennons Tod von dem Boulevardblatt “New York Post” und vom Boulevardblatt “National Enquirer” auf deren Titelseiten veröffentlicht wurde.

Wahrscheinlich war man bei “Bild” einfach zu geschockt darüber, wie unsensibel Ono im Umgang mit Fotos von Toten ist.

(Mit Dank für die sachdienlichen Hinweise an Alexander S., Thomas J. und Jeffrey W.)

Altbekanntes “Sex-Geheimnis”

Das wird Sie jetzt vielleicht nicht gerade über alle Maßen begeistern: Ellen Kessler ist heute Abend zu Gast bei Reinhold Beckmann. Das berichtet “Bild” auf Seite vier.

Warum Sie sich das anschauen sollten?

Heute (…) verrät Ellen Kessler (…) eine heiße Affäre, die sie 50 Jahre verschwiegen hatte. Sie genoss eine heiße Nacht mit Weltstar Burt Lancaster!

OK, ganz so “heiß” war die Nacht offenbar nicht, wie sich auch in “Bild” nachlesen lässt:

“Ich habe es einfach über mich ergehen lassen. Es war nicht prickelnd. Ich war wie eine… Forelle. Ja!”

Na ja, und ganz so lange verschwiegen hatte sie diese “verschwiegene Liebessensation”, das “Sex-Geheimnis” (“Bild”) auch wieder nicht, z.B. hatte sie 1999 Bettina Böttinger davon erzählt, in der “Berliner Zeitung” stand es auch schon, und Ellen Kessler hatte 1996 (nicht etwa vor 45 Jahren, wie es in “Bild” heißt) in ihrer Autobiographie darüber berichtet, aus der “Bild” sogar zitiert:

“Burt tat, was er konnte, um mich in Fahrt zu bringen. Aber ich war wie gelähmt (…). Ich blieb dabei steif wie ein Klotz.”

Aber immerhin, die Überschrift passt:

Nichts Welt bewegendes passiert


Das klingt ja schrecklich! Und was wird dann aus uns Menschen?

Unser blauer Planet – rauben ihm jetzt Ur-Kräfte des Weltalls die Balance? Droht Chaos?
Alarmsignale:
Die Erdachse kippt. (…) Noch rechnen Forscher “nur” mit einer Achs-Kippung von 0,4 Grad, in Millionen Jahren.

Und wenn’s doch schneller geht? Auf die Frage hat “Bild” sich offenbar von dem Forscher Jacques Laskar erzählen lassen:

“Das Verhalten unseres Planeten ist chaotisch, nicht berechenbar”.

So was ähnliches steht auch im ersten Absatz der dem “Bild”-Artikel zu Grunde liegenden Untersuchung, allerdings in anderem Zusammenhang. Und eigentlich rechnen Forscher damit, dass diese 0,4 Grad bereits eine ungewöhnlich rasant ablaufende “Achs-Kippung” darstellen.

Ja, aber:

Die Sonne steckt in den Flegeljahren. Seit Jahrtausenden war sie nicht so “nervös” wie heute, schreiben renommierte Wissenschaftler in der Zeitschrift “Nature”.

Das stimmt. So ähnlich stehts jedenfalls in einer Veröffentlichung in “Nature” vom 28. Oktober 2004. Dort prognostiziert ein internationales Forscherteam allerdings auch einen Rückgang der Sonnenaktivität in wenigen Jahrzehnten.

Und was ist hiermit?

Der Astrobiologe Prof. Chandra Wickramasinghe hat in 41 Kilometern Höhe Massen von bisher unbekannten Mikroorganismen entdeckt: “Das könnten Killerkeime sein!”

Die Theorie von Wickramasinghe, dass die Lungenkrankheit SARS aus dem Weltraum kam, hat “Bild” zwar vergangenes Jahr schon einmal als Sensation präsentiert, unterstützt wird sie aber nur von wenigen Wissenschaftlern. Manche halten sie für einen “Scherz” oder auch für ziemlich unwahrscheinlich.

Ansonsten wertet “Bild” noch Erdbeben, Meteoritenschwärme, derzeit aktive Vulkane und theoretisch mögliche Vulkanausbrüche als Alarmsignale. Was dann auch schon für eine riesige “Bild”-Schlagzeile auf Seite eins und eine große Geschichte auf Seite 12 reicht.

Beruhigend, eigentlich.

Ich brauche mehr Details!

Wir waren zwar nicht dabei, können uns aber lebhaft vorstellen, wie bei “Bild” hektische Betriebsamkeit ausbrach, als am Sonntag die folgende Meldung der Nachrichtenagentur dpa einging:

Ein 26 Jahre alter Mann hat vermutlich aus Eifersucht (…) seine 23-jährige Freundin (…) getötet. Er soll in der Nacht zu Sonntag seine Lebensgefährtin geschlagen, gewürgt und mit einem Messer auf sie eingestochen haben. (…) Nachdem die Frau eine Kurznachricht über Handy erhalten hatte, kam es zu der Auseinandersetzung. Der 26-Jährige vermutete als Absender einen heimlichen Liebhaber.

Bis in den Wortlaut hinein können wir uns ausmalen, wie bei “Bild” Aufträge erteilt werden, wie jemand beispielsweise ruft, “Besorgt das Handy!”

Na, egal. “Bild” kann heute jedenfalls mit Einzelheiten aufwarten, die sich nicht mal eben problemlos in einer Agenturmeldung nachlesen lassen. Zum Beispiel kennt man bei “Bild” den Text der Kurzmitteilung (“Schlaf gut. Träum von mir (Scherz). Bussi, hab’ dich lieb!”) und den Zeitpunkt (“Es war 0.01 Uhr”), die Print-Ausgabe kennt außerdem das SMS-Signal (“Viermal piepste es”), während online wiederum aufgeschrieben steht, wie es genau weiter ging (“Daniel K. (26) griff nach dem Handy, las den Text und tobte vor Eifersucht”). Und nachdem “Bild” am Montag schon nacherzählen konnte, was die Frau kurz vor ihrem Tod gesagt hatte (“Bianca verteidigte sich, sagte, sie habe sich nur austoben wollen”), kennt Bild.de mittlerweile sogar den Wortlaut (“Stell dich nicht so an. Ich will mich einfach ein bißchen austoben”).

Dumm nur, dass trotz so viel Detailwissen lediglich in einem der drei Artikel die Todesursache stimmt. So hieß es gestern, der Mann “erwürgte” seine Freundin. In dem Artikel auf “Bild”-Online mit heutigem Datum steht, sie sei “erschlagen” worden und in der heutigen Druckausgabe endlich, dass sie “erstochen” wurde.

Mehr als dumm, dass der Beschuldigte in der Online-Ausgabe kurzerhand als “Mörder” vorverurteilt wird, (“Während Bianca M. starb, verging sich ihr Mörder noch an ihr”), obwohl doch, wie sich auch in der gedruckten “Bild” nachlesen lässt, bislang lediglich Haftbefehl wegen Totschlags erlassen wurde.

Aber wen interessieren schon solche Details?

Nachtrag, 27.10., 0.30 Uhr: Obiger Satz, der besagt, dass “in der heutigen Druckausgabe endlich” stünde, die junge Frau sei “erstochen” worden, stimmt so nicht. Tatsächlich hat die wahre Todesursache, die seit Montagnachmittag bekannt ist, es nämlich nur in die Dienstags-Ausgabe von “Bild” Berlin/Brandenburg geschafft. In der überregionalen Ausgabe hieß es, genau wie auf Bild.de, die Frau sei “erschlagen” worden.

Der Tod ist nicht genug II

Noch am vergangenen Donnerstag hätte man tatsächlich denken können, dass Christopher Reeve doch an einem Super-Virus starb, wie “Bild” zwei Tage zuvor berichtet hatte.

Superman aufgeschnitten – Ärzte wollen jetzt den Super-Virus entschlüsseln, der Hollywood-Schauspieler Christopher Reeve getötet hat

Das war auf Seite 8 zu lesen. Und außerdem das:

Wie BILD aus Familienkreisen erfuhr, wurde die Leiche von Christopher Reeve († 52) im Northern Westchester Hospital (New York) aufgeschnitten, sein Körper obduziert – auf der Suche nach dem Supervirus.

Ob die Information über den vermeintlichen Supervirus tatsächlich von der Familie kam, lässt sich anhand der Formulierung nicht mit Sicherheit sagen. Fakt ist, dass wer wollte schon am Dienstag aus allgemein zugänglichen Quellen erfahren konnte, was vermutlich die Ursachen für Reeves Tod waren. So wurde der langjährige Arzt von Reeve, Dr. John McDonald, von der “New York Daily News” wie folgt zitiert:

We don’t know exactly why he died yet. But we know that it was the accumulation of complications (…). That immobility and lack of movement and then just repeated infections, complications – it takes its toll. (Wir wissen nicht genau, warum er starb. Aber wir wissen, dass es eine Anhäufung von Komplikationen war (…). Die Immobilität und mangelnde Bewegung und dann wiederholte Infektionen, Komplikationen – das fordert seinen Tribut)

Und was schreibt “Bild” nun, fünf Tage später, ohne den “Super-Virus” zu erwähnen?

Erst jetzt wurde bekannt, wie schlecht es wirklich um Reeve stand: Immer mehr Infektionen fraßen sich zuletzt in seinen kaputten Körper.

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