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Auszüge aus dem “Medien-Pranger”

Aus gegebenem Anlass soll hier doch einmal in aller Deutlichkeit auf Ziffer 13 des Presskodexes hingewiesen werden und insbesondere auf die Richtlinien dazu:

Bis zu einer gerichtlichen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung, auch im Falle eines Geständnisses. Auch wenn eine Täterschaft für die Öffentlichkeit offenkundig ist, darf der Betroffene bis zu einem Gerichtsurteil nicht als Schuldiger im Sinne eines Urteilsspruchs hingestellt werden. (…)Vorverurteilende Darstellungen und Behauptungen verstoßen gegen den verfassungsrechtlichen Schutz der Menschenwürde, der uneingeschränkt auch für Straftäter gilt. Ziel der Berichterstattung darf in einem Rechtsstaat nicht eine soziale Zusatzbestrafung Verurteilter mit Hilfe eines “Medien-Prangers” sein. Daher ist zwischen Verdacht und erwiesener Schuld in der Sprache der Berichterstattung deutlich zu unterscheiden.

Hier einige Zitate aus Artikeln, die seit der Festnahme des mutmaßlichen Mörders von Levke und Felix, Marc H., in “Bild” und/oder auf Bild.de erschienen sind:

31 Wochen nach dem brutalen Mord an der 8jährigen Levke ist der Täter endlich gefaßt: Es ist Marc H. (31) (…)
Bild.de vom 9.12.04

Unfaßbar: Der Killer hat selbst zwei kleine Töchter!
Bild.de vom 9.12.04

Wer ist dieses Monster?
Bild.de vom 9.12.04

Levkes Mörder – Seine geschockte Ex-Frau: Er war so ein lieber Vater…
Bild.de vom 10.12.04

Der Mann, den sie liebte, ist der Mörder der kleinen Levke.
Bild.de vom 10.12.04

Der Killer machte eine Lehre zum Installateur (…)
Bild.de vom 10.12.04

Vor zwei Jahren bekam der Killer mit Ehefrau Anja Töchterchen Sophie-Andrea.
Bild.de vom 10.12.04

Hat der Killer auch Tochter Laura mißbraucht?
Bild.de vom 10.12.04

Levkes Mörder: Schon als Junge haßte er Mädchen
Bild.de vom 12.12.04

Der Junge heißt Marc. 25 Jahre später wird er zum Mörder der kleinen Levke († 8).
Bild.de vom 12.12.04

Sein letztes Opfer wurde Levke.
Bild.de vom 12.12.04

Jetzt spricht die Mutter des Levke-Killers
Bild.de vom 13.12.04

Ihr Sohn hat ein 8jähriges Mädchen bestialisch getötet.
Bild.de vom 13.12.04

Fünf Tage nach der Festnahme und dem Geständnis des Mädchenmörders Marc H. (…)
Bild.de vom 13.12.04

Bei der Suche nach möglichen weiteren Opfern des Doppelmörders (…)
Bild.de vom 8.1.05

Aber der Mann hat Levke ermordet und jetzt den kleinen Felix.
“Bild” vom 10.1.05

(…) Marc Hoffmann (31), der Mörder von Levke (8) und Felix (8) (…)
“Bild” vom 11.1.05

Ist Doppelmörder Marc Hoffmann etwa auch der „schwarze Mann“ (…)
“Bild” vom 11.1.05

Zweifacher Kindermörder Marc Hoffmann – Wieso bekam die Bestie das Sorgerecht für die kleine Tochter?
“Bild”vom 12.1.05

Der Killer hatte ausgesagt, das Rad dort ins Wasser geworfen zu haben.
“Bild” vom 12.1.05

Hier versteckte er nach dem Mord an Levke auch die Habseligkeiten des Mädchens.
“Bild” vom 12.1.05

Zärtlich umarmt die Tochter (10) ihren Vater Marc Hoffmann, den Kinderkiller.
Bild.de in einer Fotogalerie

Kindermörder Marc Hoffmann
Fotounterzeile auf Bild.de in diversen Artikeln über Marc H.

Kindermörder Hoffmann nach Bedrohung durch Häftlinge verlegt
Bild.de vom 12.1.05

Diese Zusammenstellung ist nicht vollständig.

Wald vor lauter Bäumen

Einige Wochen lang hat “Bild” eine Liste veröffentlicht, in der steht, “Was unsere Abgeordneten noch so nebenbei machen”. Keine schlechte Idee, eigentlich, kann man so doch jederzeit nachschlagen, welche Politiker, für welche Unternehmen arbeiten oder von ihnen bezahlt werden. Das kann helfen, Forderungen oder Vorschläge von Abgeordneten besser einzuordnen. Zum Beispiel sowas hier:

CDU fordert: Thailand-Urlaub steuerlich fördern

Genau genommen war es ein gewisser Albrecht Feibel, der das vergangenen Dienstag in “Bild” gefordert hat. Übrigens derselbe Feibel, über den “Bild” am 27. Dezember 2004 folgendes veröffentlichte:

Albrecht Feibel (64/CDU), Mandelbachtal: Geschäftsführender Gesellschafter, F & T ReiseService KG, Saarbrücken; Flughafen-Betriebsgesellschaft, Saarbrücken (Mitglied des Aufsichtsrates); Flughafen-Eigentümergesellschaft, Saarbrücken (Mitglied des Aufsichtsrates); Hafengesellschaft, Dillingen (Mitglied des Aufsichtsrates)

Nun wäre es aus journalistischer Sicht natürlich wünschenswert gewesen, genau das bei dem Artikel über die steuerliche Förderung des Thailand-Urlaubs dazu zu schreiben, damit man sich als Leser so seine Gedanken hätte machen können, ob es Feibel tatsächlich nur um “Aufbauhilfe” in den Flutgebieten geht, oder ob die Forderung nicht auch ein wenig von Eigeninteresse motiviert ist – am Dienstag stand es aber trotzdem nicht in “Bild”. Glücklicherweise aber am Mittwoch in der “Berliner Zeitung”.

Allgemein  

“Bild” glaubt: “Bestie hat sich auch Adelina geholt”


Wir sehen Marc H., den mutmaßlichen Mörder des achtjährigen Felix und der achtjährigen Levke. Rechts sehen wir Levke, links Adelina. Auch Adelina wurde getötet, von wem ist bislang unklar. Lassen Sie sich also nicht davon irritieren, dass es in der “Bild”-Überschrift heißt, “Die Bestie hat sich auch Adelina geholt” – das lässt sich nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand definitiv nicht sagen, und es würde sicher, gemäß Pressekodex, eine unzulässige Vorverurteilung darstellen.

Und bei genauem Hinsehen stellt man auch fest, dass “Bild” gar nicht behauptet, Marc H. habe Adelina getötet, denn über der ca. drei Zentimeter hohen Schlagzeile steht ja in ca. ein Zentimeter hohen Buchstaben, “Polizei glaubt”. Die Titel-Schlagzeile in der Bremer “Bild”-Ausgabe sieht sogar so aus:

Nur: Beides ist falsch. Fragt man nämlich bei der Soko Levke und Felix nach, wie es Radio Bremen getan hat, kommt dies dabei heraus:

Ein Sprecher der Soko Levke und Felix hat einen Bericht der “Bild”-Zeitung dementiert, wonach es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen den Morden an Felix und Levke sowie an Adelina aus Bremen gibt. Der Polizeisprecher bezeichnet diesen Artikel als falsch. Er warf der Zeitung vor, die Arbeit der Polizei mit solchen Artikeln zu behindern.

Und wie kommt “Bild” darauf, dass die Polizei “glaubt” oder sich gar “sicher” sei, dass Marc H. auch Adelina ermordet habe? Nun, in der “Bild” Berlin/Brandenburg und online zitiert sie einen “Sprecher” der Kripo Bremen mit den Worten: “Vieles spricht dafür”. Und in der “Bild” Bremen zitiert sie einen “Ermittler” mit den Worten: “Vieles spricht dafür”.

Fragt man beim Pressesprecher der Bremer Polizei nach, erfährt man, dass es kein derartiges Statement der Bremer Polizei gebe und, dass derzeit lediglich ermittelt werde, ob es Parallelen zwischen den Morden an Levke und Adelina gibt. Und mehr hätte es dazu eigentlich nicht zu sagen gegeben.

Mit Dank für die sachdienlichen Hinweise an Tobias M. und Frauke M.

Paris, Peepshow, Privat-Porno, Pose

Wer hätte gedacht, dass es tatsächlich noch neue Aufnahmen von Paris Hilton gibt, die sie entweder leicht bekleidet oder in erotischen Posen zeigen, die den findigen Mitarbeitern von “Bild” und Bild.de bislang verborgen geblieben waren?

Eben.

Gibt es auch nicht. Dieses Musikvideo hier zum Beispiel, in dem sie in Unterwäsche auf einem “Peepshow-Teller” (Bild.de) zu sehen ist, ist in Wahrheit schon ziemlich alt. Was Bild.de freilich nicht davon abhält, es so anzukündigen:

Außerdem steht im Text:

Jetzt rutscht sie wieder auf Knien rum, diesmal allerdings in einem Musik-Video

Das Album, auf dem sich das Lied zum Video befindet, erschien am 24. September 2001. Das Video selbst muss vor dem 7. Januar 2002, dem letzten Sendetag von Viva Zwei, entstanden sein – wie man unschwer am Viva-Zwei-Logo erkennen kann, das sich auf den Bildern in der Bild.de-Fotogalerie befindet.

Bei Bild.de dachte man sich offenbar entweder, macht nix, wird schon keinem auffallen, oder aber, es stimmt tatsächlich, was Bild.de schreibt:

Uns wird von Paris’ Peepshow auch ganz schön schwindelig. Und zwar nicht nur, weil sich der Präsentierteller mit dem Lecker-Luder-Menü obendrauf die ganze Zeit dreht…

Was hingegen nicht stimmt, ist, dass es sich bei dem Peepshowtellervideo um den Clip zu “I Wrote This Song for the Girl Paris Hilton” handelt, wie Bild.de behauptet. Es ist das Video zu “Honey Bunny”.

Mit Dank für den sachdienlichen Hinweis an Andreas B.

Nachtrag, 11.1.05:
Neuer und richtiger wird die Geschichte übrigens auch dadurch nicht, dass Focus-Online sie einen Tag später in weiten Teilen übernimmt – eher im Gegenteil.

Symbol(-foto) der Zukunft

Wahnsinn! Was die moderne Wissenschaft möglich macht, ist manchmal kaum zu glauben. Australische Forscher haben laut “Bild” einen “Baby-Bringer” entwickelt, der “die besten Spermien zum Ziel führt“. Und offenbar handelt es sich bei der “Maschine” um einen Nanoroboter (siehe Ausriss), der sich mit seinen kleinen Greifarmen die fitten Spermien schnappt und sie mithilfe seines, auf dem klitzekleinen Nano-Buckel befestigten, Propeller-Antriebs geradewegs zur Eizelle transportiert. Das hier steht in der Bildunterzeile:

Die Spermien-Sortier-Maschine: In Zukunft wollen sich Forscher mit Hightech das perfekte Spermium angeln

Das mag schon sein, hat aber, genau wie die Nanotechnologie, nichts mit dem zu tun, worum es in dem “Bild”-Text mit der flotten Bebilderung geht.

Dort heißt es nämlich, dass es sich beim sogenannten “Baby-Bringer” um ein Gerät handelt, das per “Magnetfeld” die “starken Spermien von den schwachen und unfruchtbaren” trennt. Das macht die künstliche Befruchtung wesentlich erfolgversprechender, was man dem Artikel in “Bild” zwar nur mit Phantasie entnehmen kann, dafür aber der aktuellen Ausgabe von “New Scientist”.

Außerdem kann man wohl davon ausgehen, dass so ein Magnet-Dings zur Spermien-Sortierung nicht annähernd so toll aussieht wie dieser Nanoroboter – übrigens ein Kunstwerk des vielseitigen Illustrators, Grafik-Designers und Fotografen Victor Habbick, das tatsächlich genau das darstellt, was man glaubt, dass es darstellt (s.o.).

Wir müssen leider draußen bleiben VI/2

Wie ein großes Exklusiv-Interview aussieht, kann man in der aktuellen Ausgabe der Illustrierten “Bunte” hervorragend überprüfen (siehe Ausriss). Auf sechs reich bebilderten Seiten plaudern Uschi Glas und ihr neuer Lebensgefährte, Dieter Hermann, ausgiebig mit “Bunte”-Kolumnistin Marie Waldburg. Die Fotos zeigen Glas und ihren Lebensgefährten meist in gegenseitiger Umarmung. Es ist, wie gesagt, das erste Mal, dass sich Glas oder Hermann überhaupt zu ihrer Beziehung äußern, womit man das Interview in der “Bunten” mit Fug und Recht als exklusiv bezeichnen kann.

Nun schließt Exklusivität ja bekanntlich vollkommen aus, dass irgendjemand anders auch noch über die gleiche Geschichte exklusiv berichtet. Und doch steht da in der heutigen “Bild” diese Titelschlagzeile (Ausriss links).

Tatsächlich aber findet sich in dem vermeintlichen “Exklusiv-Interview” in “Bild” (das übrigens, anders als in “Bunte”, komplett ohne heimelige, romantische Paar-Fotos auskommen muss) kaum eine “Exklusiv”-Information, die nicht schon exklusiv in “Bunte” stehen würde. (Für nähere Einzelheiten, klicken Sie bitte hier). Im Vergleich liest sich das dann beispielsweise so:

“Die Wellenlänge stimmt. Und mit keinem Menschen der Welt habe ich so viel gelacht wie mit ihm”
(Uschi Glas in “Bunte”)
“Ich bin so glücklich und habe noch nie so viel gelacht.”
(Uschi Glas in “Bild”)

Mir gefällt, wie Dieter mit Menschen umgeht.”
(Uschi Glas in “Bunte”)
“Dieter hat eine wunderbare Art, mit Menschen umzugehen.”
(Uschi Glas in “Bild”)

Abgesehen von dem letzten Glas-Zitat in “Bild” (“Es ist alles noch ganz neu, ganz frisch. Ein zartes Pflänzchen, das noch weiter wachsen muß.”), gilt für die restlichen vier O-Töne in etwa das gleiche – nur, dass in der “Bunten” manchmal Dieter Hermann die entsprechenden Antworten gibt.

Ach ja, und die Information mit der “Scheidung für Uschi Glas” auf der Titelseite, die hat “Bild” offenbar auch exklusiv. Davon weiß die “Bunte” tatsächlich nichts – oder besser: sie weiß das Gegenteil. Im Text zum Exklusiv-Interview mit Uschi Glas steht nämlich:

Sie ist nicht sein Scheidungsgrund.

Jetzt weiß sie es auch!

Uiuiui! “Bild” berichtet schon wieder über “aufgetauchte” Nackt-Szenen. Diesmal zeigen sie aber nicht Sophie Schütt sondern Antonio Banderas und Angelina Jolie:

Zumindest sind die Szenen so heiß, daß sie aus der Endfassung des Historiendramas “Original Sin” (…) rausgeschnippelt wurden (und jetzt – o Wunder – doch noch aufgetaucht sind).

Irgendwie macht es den Eindruck, als wollte Katharina Wolf, die heute Christiane Hoffmann in ihrer “Ich weiß es!”-Rubrik vertritt, sich schon wieder mit der “offiziellen Begründung” (die sie vermutlich nur etwas verkürzt wieder gibt, die aber ansonsten durchaus nachvollziehbar ist) nicht ganz zufrieden geben, aber das nur am Rande.

Wo und wann sind diese Szenen wohl aufgetaucht? Da die DVD, auf der sie zu sehen sind, bereits – o Wunder – im Juli 2002 ganz offiziell von MGM Home Entertainment veröffentlicht wurde, und MGM – o Wunder – auf der Internetseite zum Film ganz ungeniert mit ihnen wirbt, liegt es natürlich nahe, dass sie “jetzt” (oder am Wochenende) bloß in Wolfs DVD-Player aufgetaucht sind, aber das ist selbstverständlich reine Spekulation.

Mit Dank für den sachdienlichen Hinweis an Christian W.

Ein hoffnungsloser Fall

Ja, es gibt auch gute Nachrichten in “Bild”. Nachrichten die Hoffnung machen. Diese hier zum Beispiel:

5 Experten erklären in BILD: Darum geht’s uns 2005 besser!

“Bild” fragte nach den Themen Jobs, Löhne, Preise, Energiekosten und außerdem, “was die Politik jetzt anpacken muss” (aber letzteres hat ja offenbar nichts mit der Überschrift zu tun).

Wir haben die Ergebnisse mal kurz für Sie zusammen gefasst.
Jobs: Von fünf Experten behauptet einer, dass der Arbeitsplatzabbau gestoppt werde, DGB-Chef Michael Sommer sagt, “wenn der Wirtschaftsmotor ins Laufen kommt, wird es auch einen Aufschwung am Arbeitsmarkt geben”. Die anderen eins, zwei, drei erwarten keine Wende auf dem Arbeitsmarkt.

Zu den Löhnen sagen eins, zwei, drei, vier von fünf Experten, dass sie kaum steigen, der DGB-Chef sagt: “Müssen wieder wachsen.”

Zu den Energiekosten: Einer hält leichte Preissenkungen in der zweiten Jahreshälfte für möglich, einer Prognosen für schwierig, zwei glauben, dass sie hoch bleiben oder steigen, und der DGB-Chef prognostiziert wieder gar nichts.

Was die Preise angeht, glauben eins, zwei, drei, vier, fünf von fünf Experten, kurz zusammengefasst, dass sie stabil bleiben, genau wie dieses Jahr.

Und die Experten von “Bild” haben bestimmt lange gerätselt, ob die eingangs zitierte Überschrift auch wirklich vom Text gehalten wird.

Mit Dank für den sachdienlichen Hinweis an Saruman

Wo bleiben sie bloß?

Kürzlich konnte man sich nach der Lektüre eines “Bild”-Artikels ja nicht sicher sein, ob “Todes-Bakterien vom Mars” bereits akut die Erde bedrohen. Heute nun berichtet “Bild” noch einmal über diese “Killer-Keime” und, siehe da, sie stellt im ersten Absatz klar, dass die Gefahr nicht ganz so akut ist:

In naher Zukunft könnten mit Gesteinsproben aus dem All auch Keime auf die Erde gelangen.

Puh! Damit könnte jetzt eigentlich auch aufatmen, wer sich vor einigen Tagen nicht über die Hintergründe der “Bild”-Geschichte informiert hat – wenn über dem aktuellen Artikel nicht folgende beunruhigende Überschrift stünde:

Killer-Keime vom Mars – Sind sie längst da?

Dazu befragt wird der, laut “Bild”, “renommierte Astrobiologie Professor Chandra Wickramasinghe”, der zwar auch an keiner Stelle des Artikels behauptet, dass die “Killer-Keime” schon auf der Erde seien, dafür aber noch mal unwidersprochen, wie bereits vor einigen Wochen und vergangenes Jahr, seine Theorie zum Besten gibt, dass die Lungenkrankheit SARS und die Rinderseuche BSE aus dem Weltraum kamen. Eine Theorie, die renommierte Wissenschaftler allerdings, wie gesagt, für einen “Scherz” halten.

Sie sind noch nicht unter uns

Wir wollen Sie zwar nicht unnötig beunruhigen, würden Sie aber trotzdem bitten, sich mal kurz diesen Text auf Bild.de durchzulesen.

Bevor Sie sich jetzt panisch fragen, wo Sie eine Gasmaske herkriegen und schon mal den Atemschutz rauskramen, der seit der letzten SARS-Epidemie irgendwo rumliegt, entspannen Sie sich. Es wird zwar aus dem “Bild”-Text nicht deutlich, aber die “Todes-Bakterien”, die angeblich unsere Erde bedrohen sind noch nicht frei gesetzt. Nicht mal “die Proben aus dem All”, von denen da die Rede ist, die “möglicherweise tödliche Mikroben!” enthalten, existieren. Es gibt lediglich den Plan, sie auf dem Mars zu sammeln und zur Erde zu schicken. Deshalb müsste Jeffrey Kargel von der Geologischen Aufsichtsbehörde der USA korrekter Weise und anders als auf Bild.de auch in etwa so zitiert werden:

“Bevor wir Proben vom Mars holen oder bemannte Missionen auf den Mars schicken, müssen wir die Maßnahmen zum planetarischen biologischen Schutz überdenken.”

Wer das jetzt noch spannend findet, der kann das selbstverständlich in der Online-Ausgabe der “Times” nachlesen.

Mit Dank an Lutz K. für den sachdienlichen Hinweis.

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