Autoren-Archiv

Süddeutsche Zeitung, nytimes.com, Apple Store

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Was geht uns Mr. Murdochs Skandal an?”
(falter.at, Armin Thurnher)
“So mies sind unsere Medien” titelt das Wiener Stadtmagazin “Falter”. “Möglicherweise werden bei uns keine Handys gehackt, aber die Sitten der Medien, der Politik und auch der Polizei im Umgang miteinander sind offenkundig verrottet. Die Zitierten sind anonym gemacht, denn sie haben Angst, geklagt zu werden oder ihre Geschäftsbasis, also ihr Amt zu verlieren, wenn sie offen über die medialen Zustände sprechen. Sie erzählen von Erpressung und offener Drohung, wenn sie nicht Geschichten liefern. Sie reden von gekauften Geschichten und korrupten Praktiken.”

2. “Geplante BILDstörung”
(fr-online.de, Ulrike Simon und Joachim Frank)
Eine angeblich geplante “Bild”-Serie zur ARD und eine angeblich geplante Gegenkampagne lösen bei einigen Journalisten Aufregung und Spekulationen aus. “Nun ist nichts dagegen einzuwenden, dass sich ARD-Programme mit Bild-Machenschaften beschäftigen. Anders liegt der Fall, wenn es sich dabei um von oben verordnete Krisen-PR handelt, die als Journalismus getarnt daherkommt.”

3. “Was aus dem gekündigten SZ-Abo wurde!”
(wasmitmedien.de, Daniel Fiene)
Dennis Horn kündigt sein Abo der “Süddeutschen Zeitung”. Der Verlag nimmt die Kündigung zwar an, liefert sie aber unverlangt einen Monat weiter, “um Ihnen noch einmal die vielen Vorzüge der Süddeutschen Zeitung aufzuzeigen”.

4. “Horrible Bosses – Fox News Won’t Dumpster Dive”
(thedailyshow.com, Video, 4:14 Minuten, englisch)
Wie “Fox News” (News Corp.) über die Abhörmethoden von “News of the World” (News Corp.) berichtet. Ab 3:50 Minuten ein Interview von “Fox News” mit Rupert Murdoch von 2009.

5. “The nytimes they are a-changin'”
(okayfail.com, Video, 5:36 Minuten, englisch)
Die Frontseite von nytimes.com im Zeitraffer. “Having worked with and developed on a number of content management systems I can tell you that as a rule of thumb no one is storing their frontpage layout data. It’s all gone, and once newspapers shutter their physical distribution operations I get this feeling that we’re no longer going to have a comprehensive archive of how our news-sources of note looked on a daily basis.”

6. “Are you listening, Steve Jobs?”
(birdabroad.wordpress.com, englisch)
Ein Besuch in einem Laden in Kunming, der sich “Apple Store” nennt. “Apple never writes ‘Apple Store’ on it’s signs – it just puts up the glowing, iconic fruit.”

Fettnäpfchen, Koks, Arnautovic

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Bitte ins Fettnäpfchen treten”
(begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Gregor Keuschnig glaubt, dass “die sogenannten Polittalkshows” nur noch am Rande etwas mit Politik zu tun haben: “Stattdessen wird Politik oder besser: Parlamentarismus simuliert. Diese Sendungen sind billig, journalistisch anspruchslos und haben nur ein Ziel: Möge doch bitte irgendjemand in irgendeines der vorbereiteten Frage-Fettnäpfchen treten.”

2. “Die Wahrheit über das Pekinger Tiananmen-Massaker”
(infosperber.ch, Peter Achten)
Peter Achten, langjähriger Fernost-Korrespondent für das Schweizer Fernsehen und Radio, blickt zurück auf die als Tian’anmen-Massaker in die Geschichte eingegangenen Ereignisse von 1989 in Peking. “Der ganze Studentenprotest wurde mangelhaft begleitet, nicht zuletzt deswegen, weil sich sehr viele Journalisten aus dem Ausland aus einem ganz anderen Grund in Peking aufhielten. (…) Viele eingeflogene Korrespondenten berichteten ohne jede Sachkenntnis sensationsgeil vom Platz vor dem Tor des Himmlischen Friedens.”

3. “Zerstörungskraft des Boulevards”
(freitag.de, Nick Davies)
Nick Davies schreibt über den vor wenigen Tagen verstorbenenen Sean Hoare, der als erster Mitarbeiter von “News of the World” öffentlich zugab, Abhörpraktiken angewendet zu haben. “Es muss die restliche Fleet Street in Angst versetzt haben, als er anfing zu reden – er hatte mit einigen der mächtigsten Namen im Boulevard-Journalismus Koks genommen, es ihnen ver- und abgekauft.”

4. “Böse Briten, gute Deutsche?”
(stern.de/blogs, Hans-Martin Tillack)
“Wenn nun von abgehörten Telefonen als Recherchemethode in Deutschland bisher nichts bekannt ist, liegt dies so oder so kaum daran, dass hiesige Journalisten allesamt solch ethischen Vorbilder sind. Sondern eher daran, dass in Deutschland, anders als auf den britischen Inseln, kein erbitterter Konkurrenzkampf zwischen verschiedenen nationalen Boulevardblättern tobt. Aber hier wie dort scheint es manchen Redaktionen offenbar profitträchtiger, Klatsch und Tratsch zu rapportieren, als über echte Missstände zu recherchieren.”

5. “Warum der Hinweis auf das Web 2.0 als Ausweg für junge Journalisten naiv ist”
(frei.djv-online.de, Michael Hirschler)
Michael Hirschler antwortet auf den Beitrag von Michael Stepper: “Auch im Web 2.0 und der Internetwirtschaft gibt es einen weiten Armutsgürtel aus ‘Web-2.0-/Social-Media-/Google+-‘ und sonstigen Beratern, die mit Startups von Wirtschaftsförderung zu Wirtschaftsförderung betteln gehen müssen und längst nicht immer einen Abnehmer bzw. ‘Inkubator’ finden.”

6. “Werder-Profi steht wohl doch auf Tatoos und Silikon”
(meedia.de)
Die “Seitenblicke”-Redaktion legt zur Frage, ob ein Interview mit dem Fußballer Marko Arnautovic stattgefunden hat oder nicht, eine Audio-Datei vor. “Der Profikicker könnte jetzt natürlich behaupten, dass nicht er die Stimme am Telefon ist, sondern ein Imitator.” Auf der Website von Arnautovic ist weiterhin zu lesen, “dass er mit keiner österreichischen Zeitung ein Interview geführt hat”.

Murdoch, Henri-Nannen-Preis, Beamtenstuben

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Der britische Umsturz”
(faz.net, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier analysiert die aktuellen Vorgänge rund um den Medienkonzern News Corp: “Es scheint, als sei Großbritannien von einer Besatzungsmacht befreit worden. Ein Bann ist gebrochen, und die Reaktionen sind so heftig, dass man fragen muss, ob es sein kann, dass das Land in den vergangenen drei Jahrzehnten nicht von Thatcher, Major, Blair, Brown und Cameron regiert wurde, sondern von Murdoch, Murdoch, Murdoch, Murdoch und Murdoch.” Siehe dazu auch den Entschuldigungsbrief von Rupert Murdoch im Original und “im Original” (wirres.net, englisch).

2. “Franz Josef Wagners Weisheiten (3)”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Hat bei der Frauenfußball-Weltmeisterschaft eine Schwedin einer Französin “mit ihrem Fußballschuh ins Gesicht” getreten, wie Franz Josef Wagner schreibt? Nein.

3. “BILD diktiert den Körperkult”
(filmrisss.blogspot.com)
Das “Bild”-Drehbuch zu Michelle Hunziker und ihrem Bodyguard in fünf Zeilen zusammengefasst.

4. “Die Debatte um den Henri-Nannen-Preis 2011”
(reporter-forum.de, PDF-Datei, 346 kb)
Das “Reporter-Forum” arbeitet die Debatte um den verliehenen und gleich wieder aberkannten Henri-Nannen-Preis auf. “Weil diese Debatte so lehrreich ist, haben wir einen Reader mit den wichtigsten Beiträgen zusammengestellt. Und zudem drei Autoren gebeten – sie sind selbst nicht Teil des Gemenges -, die Standpunkte einzuordnen: Bernhard Pörksen, Professor aus Tübingen, Georg Brunold, Experte für literarische Reportagen, und Nora Berning, eine junge Narratologin.”

5. “Ein stummer Schrei nach Liebe”
(philibuster.de, Michael Stepper)
Michael Stepper schreibt an junge Journalisten: “Seid mir nicht böse, Ihr jungen Journalisten, aber vielleicht habe ich da auch einfach etwas falsch verstanden: Ihr fordert tatsächlich, dass Euch die Verleger die Hintern pudern, weil Ihr einen Traum vom unabhängigen Journalismus träumt?” Auch ältere Kollegen kommen zur Sprache: “Immer wieder sehe ich die Bilder in den einschlägigen Branchenmagazinen. Bilder von alternden Journalisten, die mit traurigen Gesichtern vor Ihren Verlagsgebäuden stehen und noch traurigere Transparente in die Luft halten. Pappschilder die Aufschriften tragen wie: ‘Tarifflucht ist unmoralisch!’ oder ‘Unsere Arbeit ist mehr wert!’ Und die dann nach der Demo wieder in ihre Redaktionsbüros wandern – die längst Beamtenstuben ähneln – und sich wundern, dass dieses Internet ihren Job so ruhelos gemacht hat.”

6. “Ein staatenloser Deutscher, gefangen in der Schweiz”
(welt.de, Marc Neller)
Tontechniker Peter Wilk versucht vergeblich, Deutschland zu beweisen, dass er ein Deutscher ist. “Wilk ist in Gelsenkirchen geboren, in Essen aufgewachsen, seine Eltern waren Deutsche, er hat seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr geleistet. Er hat 30 Jahre in Deutschland verbracht, mehr als die Hälfte seines Lebens.”

Nocebo-Effekt, Norderney, Spiegel Online

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Geheime Pressekonferenz im ‘Dortmunder Kreis'”
(blog.telefacts.tv, Thomas Schweres)
Die Einladung zu einer Pressekonferenz der Polizei Dortmund geht exklusiv an einen “Dortmunder Kreis”. Der Leiter der Pressestelle, Wolfgang Wieland, sagt Thomas Schweres warum: “Wenn ich die Sache per Pressemitteilung rausgegeben hätte, müsste ich gleich eine Schul-Aula mieten und die Straße für Übertragungswagen sperren lassen.”

2. “Medienpolitik während der WM”
(taz.de, J. Kopp & M. Völker)
Interviews mit Spielerinnen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft werden “nach Steinzeitmethoden” autorisiert. “Das gesprochene Wort wird hier nicht nur nicht respektiert, sondern verfälscht.” (…) “Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und etliche Manager von Spielerinnen waren der Meinung, man könne der Öffentlichkeit ein bestimmtes Bild oktroyieren, die Presse führen und bevormunden.”

3. “FCB-Fans griffen in Bern Journalisten an”
(20min.ch, Lukas Mäder)
In Bern werden Journalisten und Fotografen von Fußball-Hooligans angegriffen.

4. “Vorgestellt: Top-Themen 2011”
(derblindefleck.de)
Die Initiative Nachrichtenaufklärung gibt “die Rangliste der wichtigsten von den Medien vernachlässigten Themen und Nachrichten im Jahr 2011” bekannt. Mit dabei ist die “Bankenrettung ohne wirksame parlamentarische Kontrolle”, der “Doping im Fußball” oder der “Nocebo-Effekt”: “Schon das Wissen über Nebenwirkungen von Medikamenten und über Krankheitsverläufe kann Symptome auslösen.”

5. “Wulff mimt Urlaubsidylle für ZDF-Sommerinterview”
(welt.de)
Bundespräsident Christian Wulff fliegt für ein “Sommerinterview” mit dem ZDF kurzfrisitig nach Norderney. Noch ist er aber gar nicht im Urlaub: “Tatsächlich verbringt der Bundespräsident mit seiner Frau Bettina und den Kindern den Sommer auf der Ostfriesischen Insel – allerdings erst in ein paar Wochen.”

6. “SpOn-Politiker-Fotos”
(fuckyeahsponpolitikerfotos.tumblr.com)
Fotos von Politikern auf “Spiegel Online”.

Marko Arnautović, Christoph Keese, Busen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Irgendwas mit Medien: Vermischte Bemerkungen zur Krise des Journalismus”
(novo-argumente.com, Tobias Prüwer)
Tobias Prüwer fasst verschiedene Diskussionen über den Journalismus erhellend zusammen. Zum Beispiel zum iPad: “Mit Erstaunen konnte man feststellen, wie sich seit Anfang des letzten Jahres Journalisten wie Verleger überschlugen mit Prognosen für ein prosperierendes Geschäft dank iPad. Keiner kannte das Gerät, aber die Redaktionen wurden nicht müde, schon vor Erscheinen zu schwärmen und Zukunft zu erträumen, und bei der Präsentation applaudierten Journalisten zuhauf! Das war ja auch zu schön: Man muss nichts ändern, mit Apple-Magie würden schon genug Anwender plötzlich für Publikationen zahlen, die sie in Printform nie erworben hätten. Nun, da das Coffee-Table-Accessoire auf dem Markt ist, scheint diese Euphorie verflogen zu sein.”

2. “Google plant die Super-Datenbank”
(tarzun.de, Klaus Peukert)
Klaus Peukert analysiert Texte mit Schlagzeilen wie “Google plant die Super-Datenbank” (sueddeutsche.de) und “Google will Nutzerprofile direkt verkaufen” (zeit.de, inzwischen geändert).

3. “Alles Lüge!”
(taz.de, Judith Pape)
“Bild” behauptet, es gäbe “konkrete Pläne” von DFB und ARD, Frauenfußball zukünftig in der “Sportschau” am Samstag zu senden. Axel Balkausky, Sportkoordinator der ARD, dementiert: “Alles falsch, ich halte es derzeit für ausgeschlossen, dass wir regelmäßig Spielberichte aus der Frauen-Bundesliga zeigen. Wie bisher werden wir den Frauen-Fußball in den dritten Programmen abbilden.”

4. “Arnautovic vs. Seitenblicke-Magazin”
(derstandard.at, red)
Hat Fußballspieler Marko Arnautović ein Interview geführt mit dem Magazin “Seitenblicke”? Auf seiner Website ist zu lesen: “Marko Arnautovic weist darauf hin, dass er mit keiner österreichischen Zeitung ein Interview geführt hat und die Behauptungen daher vollkommen aus der Luft gegriffen sind.”

5. “Lieber Christoph Keese”
(sixtus.cc)
Mario Sixtus schickt Christoph Keese, Konzerngeschäftsführer Public Affairs bei Axel Springer, eine Rechnung in der Höhe von 1070 Euro, weil dieser in einem Beitrag für sein Blog presseschauder.de die Lizenzbedingung eines von ihm geschossenen Fotos nicht eingehalten hat. Keese hält dagegen den Betrag von 50 Euro angemessen, denn “dies hier ist ein privater Blog mit ein paar hundert Lesern” (in den Kommentaren).

6. “Riesen-Busen steht gutem Journalismus im Weg”
(antimedien.de, Hektor Haarkötter)
Hektor Haarkötter prüft die Schlagzeile “Riesen-Busen rettet Urlauberin vor Ertrinken” (tz-online.de) auf ihren Wahrheitsgehalt.

Rechtsstaat, Weekly World News, Buschi

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Bild gegen ARD: Abwehrbereit”
(berlinonline.de)
Nach Informationen der “Berliner Zeitung” “sollen die Intendanten der ARD auf ihrer Sitzung am 27. und 28. Juni in Würzburg beschlossen haben, eine virtuelle Medienredaktion einzurichten”: “Sie hat die Aufgabe, Sendungen und Beiträge vorzubereiten, die sich mit dem Boulevardjournalismus in Deutschland beschäftigen, konkret: mit Bild.”

2. “Der Rotz, der unser Leben lebenswert macht”
(lawblog.de, Udo Vetter)
In einem Blogbeitrag schreibt Nadine Lantzsch, dass “Geschlechterstereotypen und Verharmlosungen sexistischer Verhältnisse” dazu führen, “dass Wichser wie Strauss-Kahn trotz relativ eindeutiger Beweislage wohl am Ende freigesprochen werden”. Udo Vetter erinnert an die Vorteile des Rechtsstaats: “Der Gegensatz zum Rechtsstaat ist der Willkürstaat. Im Willkürstaat gibt es möglicherweise auch Regeln. Diese werden aber von denen, die das Sagen haben, außer Kraft gesetzt. Und zwar immer dann, wenn ihnen die Regeln gerade mal nicht in den Kram passen. Zum Beispiel dann, wenn sich das erhoffte Ergebnis nicht erreichen lässt.” Siehe dazu auch die Stellungnahme der Autorin.

3. “Die Wortmächtigen”
(taz.de, Dominic Johnson)
Dominic Johnson beschreibt die Nähe zwischen den politischen und den journalistischen Eliten in Großbritannien. “Dass Pressebarone sich durch gefällige Berichterstattung politische Vorteile erkaufen, ist so alt wie die Presse. Aber heutzutage scheint es eher andersherum zu laufen: Nicht die Journalisten betteln bei der Politik, sondern die Politiker bei den Journalisten, deren Fähigkeit zur Steuerung der öffentlichen Meinung als viel zu kostbar empfunden wird, um damit bloß Zeitungsauflagen zu steigern.”

4. “Die unglaubliche Geschichte”
(einestages.spiegel.de, Danny Kringiel)
“Weekly World News” war eine Boulevardzeitung, die aus vielen ersponnenen Texten bestand, zwischen die, “um eine gewisse Glaubwürdigkeit zu schaffen”, Berichte über wahre Begebenheiten gepackt wurden. “Denn obwohl die ‘Weekly World News’ zum Kultblatt vieler Studenten avancierte, die sie als Satire lasen, bestand der Kern der Käufer aus einfachen Arbeitern, die wirklich an Außerirdische, Geister und Dämonen glauben wollten.”

5. “Fernsehteam entschuldigt sich bei Osnabrücker Zooaffen Buschi”
(noz.de, Cornelia Laufer)
“Galileo Big Pictures” erklärt einen Orang-Utan aus dem Zoo Osnabrück für tot und entschuldigt sich darauf mit einer Autogrammkarte. “Ein Recherchefehler hatte übrigens das Missverständnis verursacht: Im Stuttgarter Zoo Wilhelma war im Frühjahr ein Orang-Utan verstorben – und der hieß auch Buschi.”

6. Interview mit Antje Schendel
(swr.de, Audio, Petra Zundel, Audio, 26:48 Minuten)
Das ehemalige Model Antje Schendel ist nun Tatortreinigerin. Sie räumt auf, wenn die Leichen weg und die Spuren gesichert sind, zum Beispiel nach dem Amoklauf von Winnenden.

Süddeutsche Zeitung, ORF, Feuchtgebiete

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Versicherungs-PR in der Süddeutschen”
(nachdenkseiten.de, Jens Berger)
Jens Berger liest in der “Süddeutschen Zeitung” einen Beitrag über die Berufsunfähigkeits-versicherung und fragt sich, “warum die SZ einen derart unkritischen PR-Artikel im redaktionellen Teil veröffentlicht”. “Im schlimmsten Fall handelt es sich hierbei um ein sogenanntes ‘Advertorial’, also einer Mischung aus Werbung und redaktionellem Inhalt, für den ein Kunde gezahlt hat. Im besten Fall versucht die SZ ‘lediglich’ das zu erreichen, was in den Hochglanzprospekten für potentielle Anzeigenkunden gerne als ‘werbefreundliches Umfeld’ beschrieben wird.”

2. “ORF verpasst sich Verhaltenskodex und Ethikrat”
(redakteur.cc, Elmar Leimgruber)
Der ORF führt einen “Verhaltenskodex für journalistische Tätigkeit bei der Gestaltung des Inhalteangebots” (PDF-Datei) ein.

3. “How to Correct Social Media Errors”
(pbs.org, Nathan Gibbs, englisch)
Nathan Gibbs erklärt, wie man Fehler in Sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook oder Google+ korrigiert: “Capture the error. Publicly acknowledge the error. Reference the error in the correction. Notify those who shared the error. Repeat the correction.”

4. “Have No Fear, England’s Here”
(thedailyshow.com, Video, 7:48 Minuten)
Jon Stewart und John Oliver fassen nochmals zusammen, was zur Einstellung von “News of the World” geführt hat.

5. “Bestseller mit Ansage”
(zeit.de, Ursula März)
Ursula März blickt zurück auf den “Ultrabestseller” “Feuchtgebiete”: “Der eigentliche Zündfunke für die Erfolgsgeschichte des Buches lag in der Synergie von Internet, Talkshow-Auftritten der Autorin, Interviews in Magazinen wie Spiegel oder Playboy. Das bürgerliche Feuilleton, auch das zeigt der Rückblick, spielte eine eher untergeordnete Rolle. Anders gesagt: Die Feuchtgebiete machten nicht nur die Hämorrhoiden der Ich-Erzählerin Helen Memel anschaulich, sondern auch den Strukturwandel der literarischen Öffentlichkeit und des Buchmarkts.”

6. “Männer und Technik”
(dasnuf.de)
“Männer haben nicht mehr Ahnung von Technik. Sie haben eventuell mehr Erfahrung, mehr Geduld u./o. Interesse. Sie trauen sich mehr, machen vorher Backups und wissen wie man den Ursprungszustand wiederherstellt. Und ganz wichtig: Sie sagen nicht andauernd: ‘Oh nein, wie dumm von mir’ oder ‘Hups! Ich hab gar nichts gemacht, aber jetzt ist alles kaputt.'”

Menschenjäger, Höllenengel, Manuela Schwesig

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Bilder machen Muslime”
(zeit.de, Deniz Baspinar)
Deniz Baspinar plädiert dafür, nicht immer die gleichen Bilder von Einwanderern zu zeigen: “Wenn von Migranten oder Muslimen die Rede ist, sehen wir die ewig gleiche Rückenansicht einer Gruppe von Frauen mit Kopftuch und bodenlangen Mänteln. Diese Frauen tun das, was ihre Bestimmung zu sein scheint: Kinderwagen schieben oder Einkaufstüten tragen. Sehr beliebt ist auch das unscharfe Motiv, auf dem die Frau drei Schritte hinter dem Patriarchen her läuft oder das vom Döner- respektive Gemüseverkäufer.”

2. “Seltsame PR-Strategie”
(spiegel.de, flo)
Die Ministerin für Soziales und Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, schickt den Redaktionsleitern mehrerer Zeitungen Artikel zum Abdruck: “Wünschenswert wäre es, wenn die Artikel über einen Zeitraum von ca. sechs Monaten in regelmäßigen Abständen (ggf. vierzehntägig) erscheinen würden.”

3. “News of the World: Britischer Boulevardjournalismus”
(sueddeutsche.de, Hans Leyendecker)
Unter dem nicht grade neutralen Titel “Insel der Menschenjäger” vergleicht Hans Leyendecker den britischen mit dem deutschen Boulevardmarkt. “Bild” habe zwar “immer wieder Täter an den Pranger gestellt”, aber das sei “nichts im Vergleich zur Menschenjagd auf der Insel”.

4. “Lügen, die man gerne glaubt”
(zeit.de, Sabine Rückert)
Sabine Rückert fasst einige Beschuldigungen der letzten Zeit und die Reaktionen darauf zusammen: “Die Political Correctness gebietet es, dem vermeintlichen Opfer – eines NS-Verbrechens oder einer Vergewaltigung – bedingungslos zu glauben. Unbequeme Nachfragen und Recherchen unterbleiben. Zweifler laufen Gefahr, selbst im Reich des Bösen verortet zu werden.” (Eine Diskussion zur Rolle von Rückert im Kachelmann-Prozess findet sich hier).

5. “Nur ein Sommermärchen? Claudia Pechstein und die Höllenengel”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Eisschnellläuferin Claudia Pechstein dementiert auf ihrer Website diverse Medienberichte: “Ich pflege keinerlei Kontakte oder Geschäftsbeziehungen zu den Hells Angels.”

6. “Fremdschämen mit den taz-LeserInnen”
(spiegelfechter.com, Jens Berger)
Deniz Yücel erntet auf einen taz-Text mit dem Titel “Schämt euch, ihr Schlampen” über 400 Leserkommentare.

Pyeongchang, Nachrichtensender, Anne Will

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die deutschen Medien und der Sportsgeist”
(farorientalism.blogspot.com, eo)
Wie kommentieren deutsche Medien die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2018 nach Pyeongchang (und nicht nach München)? “Pech für die Kommentatoren, dass dieses Mal weder eine Diktatur den Zuschlag erhielt, noch ein Land, von dem zu befürchten ist, dass es in halbfertige Sportstätten lädt oder die Sicherheit der Athleten nicht gewährleisten kann. So blieb – unisono, als wären Anweisungen direkt aus Katis ZK gekommen – nur Rummosern.”

2. “Schweizer Währungswucher am Kiosk – Deutsche Verlage zocken Schweizer Konsumenten ab”
(blog.huwi.ch, Michael Huwiler)
2007 kostete ein Euro 1,65 Franken, inzwischen nur noch 1,20 Franken. Michael Huwiler fragt nach, warum die Preise deutscher Zeitschriften in der Schweiz unverändert hoch sind.

3. “Zur Lage des Nachrichtenjournalismus”
(bouhs.tumblr.com, Daniel Bouhs)
In einem “Impulsreferat” fragt Daniel Bouhs, warum die Öffentlich-Rechtlichen keinen 24-Stunden-Nachrichtensender liefern. Und warum sich ihre Auslandkorrespondenten “erst in ihren Büros und dann sogar in Privaträumen” verstecken. “Immerhin war es Antonia Rados, die den Sturz Mubaraks auf dem Tahir-Platz in Kairo zwischen der jubelnden Menschenmenge live an das heimische Publikum vermeldete – während Jörg Armbruster in der ‘Tagesschau’ lediglich von seinem Balkon herab auf die Straßen blickte.”

4. “Es war fast immer wie immer”
(faz.net, Stefan Niggemeier)
“Es war wie immer”, lautet die Bilanz von Stefan Niggemeier nach vier Jahren “Anne Will” im Sonntagabendprogramm der ARD. “Man kann sich die Sendung angucken wie einen Filmklassiker, den man sich immer wieder anschaut. Es ist eine Konstante mit beruhigender Wirkung. Sie rüttelt nicht auf, sondern sediert. Was auch passiert in der Welt, es werden sich Menschen finden, die dafür oder dagegen sind und sich bei ‘Anne Will’ gegenseitig vorwerfen, nicht ausreden zu dürfen, obwohl sie die anderen gerade haben ausreden lassen.”

5. “W wie wunderbar”
(welt.de, Marc Reichwein)
“Mit welchen Vokabeln rühmt man, wenn die Argumentation aufhört? (…) Wie klingt es, wenn Kritiker rhetorisch den ‘Like-Button’ drücken?”

6. “Zwölf hoffentlich finale Thesen zur Zukunft des Journalismus”
(wolfgangmichal.de)

Adolf Sauerland, Affenbilder, James Murdoch

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “James Murdoch’s statement in full”
(independent.co.uk, James Murdoch, englisch)
Die seit 1843 verkaufte Zeitung “News of the World” erscheint am Sonntag, 10. Juli 2011, zum letzten Mal, ohne kommerzielle Inserate, die Einnahmen werden einem guten Zweck zugeführt. James Murdoch sagt warum: “I want all journalism at News International to be beyond reproach. I insist that this organisation lives up to the standard of behaviour we expect of others.”

2. “Anstandslos”
(ksta.stadtmenschen.de/blogs, Vögi)
Zur Werbekampagne von “Bild”: “Die BILD greift zu einem psychologischen Trick und instrumentalisiert zu dessen Umsetzung willfährige Prominente, die das taktische Manöver entweder nicht durchschauen oder aber – wahrscheinlicher – den persönlichen Anstand zurückstellen.”

3. “Die Verlage verklagen die Falschen”
(meedia.de, Dirk Kunde)
Aufgrund eigener Erfahrungen glaubt Dirk Kunde, dass die Verlage die Konkurrenz falsch einschätzen. Für das digitale Verlagsgeschäft seien profilierte Autoren in Zukunft gefährlicher als Google oder öffentlich-rechtliche Sender: “Die Leserschaft findet sich, wenn die Artikel Relevanz haben, gleiches gilt für die Werbeeinnahmen. Ohne Akquise kamen Bannerbuchungen aus Deutschland, Frankreich und China. Nur der Umfang der Einnahmen ist bislang ein Problem der Blogger.”

4. “Jimmy Schulz: Ich widerspreche meiner Ministerin beim Leistungsschutzrecht”
(leistungsschutzrecht.info, Philip Banse)
Was würde passieren, wenn “das gewerbsmäßige Verlinken auf Verlagsseiten abgabepflichtig” wäre? FDP-Politiker Jimmy Schulz sieht es so: “Das wäre ja ein deutsches Gesetz und dann wird in Deutschland vernünftigerweise keiner mehr gewerbsmäßig auf Verlagsseiten verlinken. Stellen Sie sich mal vor, zum Beispiel Google würde dann beschließen, anstatt diese Abgaben zu zahlen, einfach nicht mehr auf diese Verlage zu verlinken. Was machen die denn dann? Dann liest die ja gar keiner mehr.”

5. “Ein Mann, kein Wort”
(zeit.de, Eva Müller)
Adolf Sauerland ist nach wie vor Oberbürgermeister von Duisburg: “Für Adolf Sauerland heißt Verantwortung übernehmen: bleiben. Seither hat das Unglück von Duisburg ein Gesicht – seines.”

6. “zahlt die dapd auch honorare an affen?”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Wie entlöhnt die Nachrichtenagentur dapd den Urheber eines Selbstporträts, einen Affen?

Blättern:  1 ... 91 92 93 ... 219