Autoren-Archiv

Solidarität, Fischerdorf, Akte 20.11

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Zeitungsstreik: Solidarität? Wieso, weshalb, warum?”
(pushthebutton.de, Hardy Prothmann)
Hardy Prothmann listet die Verdienste während seiner Karriere als freier Journalist auf und fragt sich, warum er sich solidarisch zeigen soll mit den festangestellten, derzeit streikenden Kollegen: “Ich werfe den meisten von ihnen Kumpanei, Mittäterschaft, Honorar-Dumping, Untertanentum, Eitelkeit, Überheblichkeit, Weltentrücktheit und Respektlosigkeit vor.”

2. “Am längeren Hebel der Empörungsmaschine”
(coffeeandtv.de, Lukas Heinser)
Gestern verlinkten wir an dieser Stelle einen Text von Christoph Schwennicke, der sich über die rituelle Empörung von Politikern nach besonderen Ereignissen beklagte. “Elf Stunden später stellte sich heraus: Auch bei ‘Spiegel Online’ haben sie so eine Empörungsmaschine — und Christoph Schwennicke hat offensichtlich Zugang zu ihr.” Siehe dazu auch “Nachgefragt: So denken die Bürger über Geißlers Goebbels-Zitat” (der-postillon.com, Satire).

3. “Die Welt ist ein Fischerdorf”
(muel.ch, Samuel Burri)
Samuel Burri vergleicht zwei Korrespondenentexte über ein afrikanisches Dorf. In beiden wird die gleiche Szenerie beschrieben. Auf Anfrage schreibt einer der Autoren: “Der Einstieg war eigentlich länger aber wurde, wie das ganze Stück, stärker gekürzt. Und ja, der Text des Kollegen war mir bekannt und Teil meiner Notizen.”

4. “Deutsche Sender? Nein, danke”
(tagesspiegel.de, Andreas Maisch)
“Die in Deutschland lebenden Türken sehen und hören überwiegend türkischsprachige Medien.”

5. “… die sprechen alle Deutsch”
(ad-sinistram.blogspot.com, Roberto J. De Lapuente)
Roberto J. De Lapuente macht sich Gedanken über Deutsche, die in Spanien deutschsprachige Ärzte konsultieren, “Bild” nicht. “Diesem doppelmoralischen Dilemma entkäme man jetzt nur, wenn man öffentlich dazu aufrufen würde, dass verrentnerte Deutsche, die ihr Domizil ins Ausland verlegt haben, gefälligst die Heimatsprache zu büffeln haben – das alles im Sinne der Integration und des Respekts gegenüber den Gastgebern.”

6. “iPad-Rückgabe wegen blockierter BILD-Webseite”
(ifun.de)
In der Sat.1-Sendung “Akte 20.11” (ab 3:50 Minuten) wird ein iPad der Verkaufsstelle zurückgegeben, weil es die Website Bild.de nicht kostenfrei aufrufen kann.

Fragdenstaat.de, Empörungsmaschine, DAB+

6 vor 9

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1. “Erde doch keine Scheibe?”
(stern.de/blogs, Hans-Martin Tillack)
Hans-Martin Tillack weist auf die neue Website fragdenstaat.de hin, die eine Anwendung des Informationsfreiheitsgesetzes in Deutschland erleichtern soll. “Große vermeintlich liberale Zeitungen wie die ‘Zeit’ schwangen sich noch vor ein paar Monaten sogar zu enthusiastischen Verteidigungsreden pro Staatsgeheimnis auf – damals, als Wikileaks einige tausend bis dahin geheime US-Depeschen publik machte. Da klang es bei einigen Kommentatoren so, als seien Staatsgeheimnisse in Deutschland eine bedrohte Spezies, die des besonderen Schutzes bedürfe.”

2. “Manchmal möchte ich Norweger sein”
(spiegel.de, Christoph Schwennicke)
Muss wirklich nach jedem Ereignis gleich die Empörungsmaschine gestartet werden? “Gegen den deutschen Politiker ist der pawlowsche Hund ein vernunftbegabtes Wesen, das den Mut aufbringt, sich seines Verstandes zu bedienen.”

3. “BBC-Sendung ist ‘inszeniert, falsch, fabriziert und verdreht'”
(survivalinternational.de)
Die NGO Survival International beklagt Inszenierungen und falsche Übersetzungen in der TV-Serie “Mark & Olly: Living with the Machigenga”.

4. “Das Jüngste Gericht interessiert mich nicht”
(journalist.de, Jan Freitag)
Hans Leyendecker im ausführlichen Interview. Über “Bild” sagt er: “Ich gehöre fast zur Generation von Klaus Staeck und Peter Rühmkorf, die dieses Blatt nie gekauft haben. Ich lese Bild nur im Internet oder wenn jemand das Blatt im Zug liegen lässt.”

5. “‘McDonaldisierung’ der Pressefotografie”
(derstandard.at, Oliver Mark)
Oliver Mark schreibt über den Zustand der Pressefotografie: “Mikrostock-Bildagenturen wie iStock, Fotolia oder Pixelio verkaufen Bilder zu einem Spottpreis, zum Teil gibt es sie sogar gratis. Zur Freude von Medien, zulasten von Fotografen.”

6. “Musik endlich digital erhältlich”
(ftd.de, Falk Heunemann)
“Mit überwältigendem Erfolg ist der neue Digitalradiostandard DAB+ in Deutschland gestartet. Bundesweit sind 15 digitale Radiosender empfangbar – also für jeden Zuhörer einer.”

Spiegel Online, Konrad Duden, 6 vor 9

6 vor 9

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1. “Der Copy-and-Paste-‘Journalismus’ bei ‘Spiegel Online'”
(blog.handelsblatt.com/handelsblog, Olaf Storbeck)
Olaf Storbeck schildert, wie “Spiegel Online” einen Artikel aus der “Handelsblatt”- Printausgabe “nur ein bisschen redigiert” ins eigene Angebot übernimmt (Gegenüberstellung). Inzwischen hat sich der Chefredakteur von “Spiegel Online” entschuldigt, dem Autor wurde “ein angemessenes Zweitverwertungshonorar angewiesen”. Zur Diskussion ein Vorschlag von Detlef Gürtler: “Im langfristigen Überlebensinteresse der Branche wäre es deshalb ratsamer, einen Prozess der Selbstkontrolle einzuleiten: ein vom Verlegerverband initiiertes und finanziertes MediaPlag zum Beispiel.”

2. “Patricia Riekel und das System Bunte”
(meedia.de, ga)
Georg Altrogge analysiert die Methoden der Zeitschrift “Bunte” und ihrer Chefredakteurin Patricia Riekel. “Es ist ein barockes Medien-Königreich, das da mit den Jahren in München entstanden ist, mit einer absolutistischen Herrscherin an der Spitze, einem eigenen Promi-Hofstaat und ganz vielen Mundschenken und Spesen-Rittern darunter.”

3. “TV Station Takes Four-Year-Old Child’s Quote Out of Context”
(mije.org, Bob Butler, englisch)
Wie ein US-TV-Sender eine Aussage eines vierjährigen Jungen nicht vollständig wiedergibt. Mehr dazu in diesem Video (youtube.com, 1:43 Minuten).

4. “‘Partner’ von Sommermagazin bevorzugt bedient”
(qualitaet-und-vielfalt-sichern.de, 18. Juli)
Die Zusammenarbeit zwischen Inserenten und Inhalt auf den “Seiten für Urlauber und Einheimische” in der “Ostsee-Zeitung” und den “Lübecker Nachrichten”: “Wie das Modell im Detail funktioniert, erklärt das ‘Tourismuszentrum Mecklenburgische Ostseeküste’ selbst auf seiner Homepage. Vermieter, die jeden Tag mindestens zehn Zeitungen abnehmen, könnten diese Exemplare zum halben Preis beziehen. Und öffentliche Veranstaltungen wie Feste, Konzerte oder Märkte würden ‘…dann im Veranstaltungskalender der Sommerredaktion kostenfrei veröffentlicht'”.

5. “Recht auf Unbelehrbarkeit”
(dradio.de, Marcus Pindur)
Peter Schneider bittet anlässlich des 100. Todestags von Konrad Duden darum, sich doch anzusehen, “wie unsere großen Geister – Goethe, Schiller und die klassischen deutschen Autoren, die nun wirklich Weltliteratur geschaffen haben”, geschrieben haben: “In den frühen Briefen von Schiller zum Beispiel an seine Frau, habe ich entdeckt, dass der manchmal im selben Satz das selbe Wort in zwei verschiedenen Rechtschreibungen benutzt. (…) Die wussten ganz genau: Was sie da schreiben, das wird verstanden.”

6. “Bildblog-Links: fünf Jahre 6vor9”
(meedia.de, Marc Reichwein)
In eigener Sache: Diese Rubrik feiert heute den 5. Geburtstag! Mein Dank hier, weitere Texte zu “6 vor 9” und die Links der allerersten Ausgabe von 2006 sind auf journalist.de zu lesen.

Mittäterschaft, Fotomanipulation, Kreuzberg

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1. “Journalismus – worum ging es dabei doch gleich?”
(novo-argumente.com, Andrew Calcutt)
Andrew Calcutt fragt, was Journalismus bisher war und zu was er sich entwickelt: “Je mehr sich Publikationen an den Stil sozialer Netzwerke anpassen, desto mehr scheint es, als ob Leser und Protagonisten austauschbar werden oder gar zu ein und derselben Person verschmelzen, fast so, als könne sich jeder in die Geschichte hineinschreiben.”

2. “Kampfplatz Kreuzberg”
(jetzt.sueddeutsche.de, Thorsten Schmitz)
Thorsten Schmitz beschäftigt sich mit dem vorläufigen Aus einer “Langzeit-Beobachtung” von Thilo Sarrazin: “Die Frage bleibt, wie ein Zehn-Minuten-Beitrag das Ende bedeuten kann für eine 45-minütige Dokumentation, die einen Sarrazin gezeigt hätte, wie ihn kaum einer kennt.” Siehe dazu auch ein Interview mit der Macherin des Films, Güner Balci (zdf.de, Video, 9:49 Minuten, 18. Juli).

3. “Unsinn Mittäterschaft”
(taz.de, Albrecht von Lucke)
Albrecht von Lucke hält eine Mittäterschaft von Publizisten an den Anschlägen in Norwegen für Unsinn: “Ende der 70er Jahre, im ‘Deutschen Herbst’, wurden jene ganz schnell zu Sympathisanten der RAF erklärt, wer lediglich auf Demonstrationen mitgingen – und die Theoretiker der Kritischen Theorie, ja selbst ein Literaturnobelpreisträger wie Heinrich Böll umgehend zu ‘geistigen Brandstiftern’ deklariert. Auch hier hieß es stets: So was kommt von so was.” Siehe dazu die Kommentare von Robert Misik und von Ines Kappert.

4. “Ein Täter ist nicht genug!”
(welt.de, Hamed Abdel-Samad)
Zur gleichen Diskussion schreibt Hamed Abdel-Samad: “Der Schriftsteller kann nicht beim Verfassen eines Textes immer berücksichtigen, wen seine Argumente kränken und wen sie eventuell auf dumme Gedanken bringen könnten.”

5. “Norwegen-Massaker: Wo deutsche Medien ihre Grenzen sehen”
(wuv.de, ps/jok)
“Werben & Verkaufen” fragt nach, wo in den deutschen Redaktionen “die ethischen Grenzen der Berichterstattung sind – das wird doch recht unterschiedlich beantwortet.” Und der “journalist” fragt fünf Journalisten: “Welches Thema hat Sie zuletzt in einen Gewissenskonflikt gestürzt? Wie haben Sie sich entschieden?”

6. “Photo Tampering throughout History”
(fourandsix.com, englisch)
Manipulation von Fotos von 1860 bis heute.

Mädchen, Winkelruten, @ladybigmac

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1. “Mädchen 16/11”
(textandcrime.de, tc)
Text and Crime liest eine Ausgabe der Zeitschrift “Mädchen”: “In dieser Zeitschrift ist auf jeder Seite, in jedem Absatz, in jeder Bildunterschrift Werbung. Überall, wirklich ÜBERALL werden Produkte, Preise und Bezugsquellen angebpriesen.”

2. “Der Terror in Norwegens Medien”
(taz.de, Reinhard Wolff)
Wie die Medien in Norwegen mit den Anschlägen vom letzten Freitag umgehen: “Falls man bei der Berichterstattung über das Doppelattentat von einem Gewinner sprechen kann, so geht dieser Titel eindeutig an den öffentlich-rechtlichen Sender NRK. Der stellte aus dem Stand eine fast durchgängige zweieinhalbtägige Dauersendung auf die Beine, die nicht etwa immer wieder die gleichen Videoclips wiederholte, sondern ständig neue Gesprächspartner und Blickwinkel fand.”

3. “Eine Falle namens Thilo Sarrazin”
(faz.net, Frank Schirrmacher)
Frank Schirrmacher erzählt eine Geschichte über angeblich gestohlene Bänder in einer Produktionsfirma des rbb, die in einem Entzug des Auftrags an Journalistin Güner Balci gipfelt, einen Film zum Jahrestag des Buchs “Deutschland schafft sich ab” zu drehen: “Diese Gesellschaft ist nicht in der Lage, ein irreleitendes Buch zu diskutieren. Und Sarrazin hat es geschafft, dass die Institutionen, die sich mit ihm befassen, allesamt in den Zustand der Notlüge geraten.” Der rbb “weist Vorwürfe der FAZ zurück”: “Dieses Projekt hat der rbb aus rein journalistischen Gründen beendet, politische oder gar persönliche Motive spielten dabei keine Rolle.”

4. “BILD-Reporter auf der perfiden Jagd nach Kinderschändern”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Wie “Bild” rechtmäßig entlassene Straftäter von Stadt zu Stadt verfolgt. Ebenfalls lesenswert: @tagesschau twittert: “Europa League: Mainz verliert gegen Gaz Metan”. Tatsächlich ging das Spiel unentschieden aus.

5. “ZDF entgeistert mit Wünschelruten-Fernsehen”
(welt.de, David Harnasch, Video, 6:17 Minuten)
Winkelruten im ZDF-Mittagsmagazin und Homöopathie gegen Malaria auf tagesschau.de.

6. “Twitter Pundits”
(thedailyshow.com, Video, 2:59 Minuten, englisch)
Jon Stewart fragt sich, was er mit Meinungs-Tweets von Usern wie @ladybigmac, @krispibacon oder @dogfart anfangen soll, die TV-Stationen für ihn auswählen.

Lomografie, Journalistenpreise, SPD

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1. “Stoppt die Breivik-Soap!”
(zeit.de, Michael Schlieben)
Deutsche Medien machen den Norwegen-Attentäter zur Ikone, wenn sie jedes Detail seines Lebens ausbreiten, glaubt Michael Schlieben. “Man fühlt sich wie in einer Diashow mit Endlosschleife, die dem Mann eine Präsenz verschafft, wie er sie sich größer nicht wünschen konnte. Hinzu kommen Psychologisierungen, in denen von der Steuererklärung bis hin zum Musikgeschmack nichts undurchforstet bleibt.”

2. “Ein steiniger Weg”
(begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Gregor Keuschnig thematisiert den Umgang mit dem “Manifest” des Täters. “Wie weit und ob das Buch überhaupt rezipiert werden soll, ist jetzt umstritten. Vorsorglich wird es als wirr oder wahnsinnig eingeschätzt – was dann wohl die genaue Lektüre entbehrlich machen soll. Allenfalls die schnelle Suche nach entsprechenden Schlagworten wie ‘Broder’ (12 x) oder ‘Wilders’ (29 x) wird vorgenommen, um ersatzweise Journal­ismus zu simulieren. Wobei die Suche bei ‘Adorno’ (26 x) oder ‘Orwell’ (12 x; mehr­fach verwendet der Autor Orwell-Zitate zu Beginn seiner Kapitel) ähnlich ergiebig gewesen wäre.”

3. “Aus der Nachrichtenagentur: die unanständige Methode eines dpa Journalisten”
(fakeblog.de, Floyd Celluloyd)
Floyd Celluloyd erinnert sich daran, wie er 2001 mit einer Aussage zur Lomografie in der “Kölnischen Rundschau” zitiert wurde.

4. “This is Why Your Newspaper is Dying”
(bradcolbow.com, englisch)
Neun Gründe, warum Zeitungsverlage online keinen Erfolg haben.

5. “Zwölf total randseitige Fakten über Journalistenpreise”
(netzfundbuero.de, Tom Hillenbrand)
“Quellen: Teilnahmebedingungen der jeweiligen Journalistenpreise, Newsroom.de, eigene Recherche.”

6. “Sozialdemokraten. 18 Monate unter Genossen”
(ardmediathek.de, Video, 88:35 Minuten)
Eineinhalb Jahre SPD, zusammengefasst in eineinhalb Stunden. Lutz Hachmeister mit einer Reportage, die Aufschluss über den Zustand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands gibt.

Elektroschrott, Norwegen, Karim El-Gawhary

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1. “Journalisten erklären, wie es bei Österreichs Boulevardzeitungen wirklich zugeht”
(falter.at, Ingrid Brodnig und Nina Horaczek)
Österreichische Medienschaffende erzählen aus ihrem Arbeitsalltag. Ein “Jungjournalist” sagt zum Beispiel: “Du musst dir das so vorstellen: Als Redakteur schlägt man meist die eigene Geschichte nicht vor, sondern es wird einem gesagt, was man zu schreiben hat, welchen Politiker man zitieren soll. Du musst dann den Artikel so hinbiegen, auch wenn die Recherche etwas anderes ergibt.”

2. “Gib mir einen Splash!”
(tagesspiegel.de, Tewe Pannier)
Was Tewe Pannier 1986 während sechs Wochen als Gastreporter beim “Sunday Mirror” erlebte.

3. “Zahlen, bitte!”
(muel.ch, Samuel Burri)
Afrika-Korrespondent Samuel Burri versucht herauszufinden, wie viele Tonnen elektronische Geräte in Ghana ankommen und was davon noch zu gebrauchen ist.

4. “Die Inszenierung des Attentäters”
(blog.tagesschau.de, Kai Gniffke)
Kai Gniffke schreibt über den Umgang mit dem Norwegen-Attentäter: “Nahezu alle Kriminologen und Psychologen haben uns bestätigt, dass es das Ziel eines Amokläufers ist, Aufmerksamkeit zu erzielen. Er inszeniert sich, um wahrgenommen zu werden und erwartet von den Medien, dass sie ihm eine Bühne bieten. Er (in der Regel sind es Männer) möchte auf den Titelseiten der Zeitungen und im Fernsehen auftauchen, gerne in der von ihm selbst gewählten Pose. Er möchte, dass seine Gedanken bekannt werden ebenso wie sein Name – gerne auch postum.”

5. “Der blonde Teufel von Seite 1”
(coffeeandtv.de, Lukas Heinser)
Auch Lukas Heinser widmet sich der Medienberichterstattung zu den Anschlägen in Norwegen: “Es muss schon einiges falsch gelaufen sein, wenn die Stimme der Vernunft ausgerechnet aus dem Körper von Franz Josef Wagner spricht.”

6. “Die Arbeit als Nahost-Korrespondent”
(blogs.taz.de/hausblog, Video, 13:40 Minuten)
Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary zu Besuch bei Stermann & Grissemann.

Norwegen, EHEC, CSD

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1. “Ein Täter darf nicht abgebildet werden”
(wuv.de, Jochen Kalka)
Jochen Kalka betrachtet die Berichterstattung zu den Anschlägen in Norwegen und zieht Vergleiche zum Amoklauf von Winnenden: “Den Medien sind die Opfer egal. Für sie ist der Täter Opfer. Die Medien suchen nach Antworten, wie es zu der Tat kommen konnte. Der Täter als Opfer der Gesellschaft. Immer die gleiche Debatte.”

2. “The news coverage of the Norway mass-killings was fact-free conjecture”
(guardian.co.uk, Charlie Brooker, englisch)
Auch Charlie Brooker widmet sich der Berichterstattung zum Anschlag. Er erklärt, warum er den Täter nicht beim Namen nennt. “Presumably he wanted to make a name for himself, which is why I won’t identify him. His name deserves to be forgotten. Discarded. Deleted. Labels like ‘madman’, ‘monster’, or ‘maniac’ won’t do, either. There’s a perverse glorification in terms like that. If the media’s going to call him anything, it should call him pathetic; a nothing.”

3. “Elmar Theveßen und der ‘saubere Journalismus’ der Terrorismusexperten”
(faz-community.faz.net, Stefan Niggemeier)
Wie sollte ein Terrorismusexperte auf drängende Fragen von Journalisten antworten, wenn die Umstände eines Ereignisses noch nicht einzuschätzen sind? So: “Nein, Frau Illner, man kann das wirklich noch nicht sagen / Es ist zu früh dafür / Wir wissen es noch nicht / Seriös lässt sich das nicht beantworten / Lassen Sie uns da nicht spekulieren.”

4. “Gurken, Keime, Kolportagen”
(message-online.com, Michael Haller)
“Warum deutsche Medien dem EHEC-Fieber verfielen” ist die aktuelle Titelgeschichte der Zeitschrift “message” (Leseprobe als PDF-Datei). Michael Haller kommentiert: “Statt nachzufragen, haben die Journalisten auch der tonangebenden Medien nur kolportiert. Und sich immer neue Aufhänger für Panikgeschichten ausgedacht.”

5. “Angemessene Staatsferne und Praxis”
(ksta.de, Jan-Philipp Hein)
Die Besetzung des Programmdirektors des Deutschlandfunks steht an. “Medienpolitik ist auch Personalpolitik. Die geht zwischen CDU und SPD meist nach dem Prinzip ‘Einen für euch, einen für uns'”.

6. “Wie schwul hätten Sie’s denn gerne?”
(alexandervonbeyme.net)
Am Wochenende finden mehrere Christopher-Street-Days in Deutschland statt. Alexander von Beyme denkt nach über das Inszenieren der eigenen Sexualität: “Heterosexuelle Männer tragen ihre Orientierung auch vor sich her, wenn sie ungefragt von ihrer Frau erzählen. Neulich habe ich auf der Straße einen Mann und eine Frau gesehen – und sie hatten tatsächlich ein Kind dabei, als biologischen Beweis, dass sich die beiden auch im Schlafzimmer gut verstehen!”

Super!, Urs Meier, Elmar Theveßen

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1. “Wie BILD am SONNTAG aus Fehlern Profit schlägt”
(danielbroeckerhoff.de, Tina Schober)
Tina Schober beleuchtet die Hintergründe zu einem in der “Bild am Sonntag” abgedruckten Foto eines siebenjährigen Mädchens aus Thüringen, das ermordet wurde. “Die Redaktion entschuldigt sich also für ein falsch abgedrucktes Foto – und belohnt sich mit einem Exklusiv-Bild.”

2. “Ein Schweizer Opfer packt aus”
(sonntagonline.ch, Nadja Pastega)
Ex-Fußballschiedsrichter Urs Meier erzählt, was ihm widerfuhr, nachdem er 2004 England ein Tor aberkannte. “Britische Journalisten haben in Portugal recherchiert, ob ich dort eine Ferienwohnung oder ein Haus besitze. Sie wollten mir nachweisen, dass ich mal Geld genommen habe oder korrupt war. Meiner Ex-Frau haben sie 30000 Pfund geboten, weil sie eine Story machen und mich in die Pfanne hauen wollten. Meinem damals 14-jährigen Sohn haben sie auf dem Schulweg abgepasst. Sie wollten wissen, von welcher englischen Mannschaft er Fan sei. Wenn er über seinen Vater rede, würden sie organisieren, dass er zu einem Spiel seiner Lieblingsmannschaft gegen Manchester United eingeladen werde.”

3. “Die Macht der Boulevard-Zeitungen”
(echo-online.de, Klaus Thomas Heck)
Klaus Thomas Heck erinnert an die Boulevardzeitung “Super!”, die Anfang der 1990er-Jahre in Ostdeutschland erschien: “Ein Jahr lang kübelt die Zeitung, die im englischen Tabloid-Format erscheint, eine widerliche Mischung aus Übertreibungen und Halbwahrheiten aufs Papier, dann endet die Ära von ‘Super!’ am 24. Juli 1992 wegen sinkender Auflagen. Doch viele ihrer Redakteure landen später problemlos bei anderen Medien. Franz Josef Wagner ist heute Kolummnist für ‘Bild’. Und auch die Verleger von ‘Super!’ haben ihr ostdeutsches Abenteuer gut überstanden. Sie hießen Hubert Burda – und Rupert Murdoch.”

4. “Plädoyer zur Abschaffung des Terrorexperten. Selten waren so viele so schnell auf dem Holzweg”
(blogs.taz.de/arabesken, Karim El-Gawhary)
Die ersten Spekulationen von Terrorexperten nach den Anschlägen in Norwegen befassen sich mit möglichen islamischen Tätern, obwohl es dafür keine konkreten Anhaltspunkte gibt (BILDblog berichtete, siehe dazu auch Stefan Niggemeier).

5. “BILD.de vs. Elmar Theveßen: die fragwürdige Degradierung eines renommierten Journalisten zum Möchtegern-Experten”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Für “Bild” ist ZDF-Journalist Elmar Theveßen ein “Möchtegern-Experte” und darum “Verlierer des Tages”. Ralf Marder: “Ich meine, dass man hier zu weit über das Ziel hinausgeschossen ist und sich vielleicht auch mal an die eigene Nase fassen sollte.” Siehe dazu auch die Stellungnahme von Elmar Theveßen im ZDF-Blog.

6. “Der ZEIT-Online-Totenrechner: 1500 deutsche Opfer in Norwegen”
(blog.dummy-magazin.de)
“Auf Deutschland mit seinen 80 Millionen Menschen umgerechnet, würde dies fast 1500 Tote in einer Nacht bedeuten”, schreibt Christoph Bertram auf zeit.de zu den Opfern in Norwegen. Das dummyblog erweitert die Umrechnung: “Wieso bei der Umrechnung der Opfer auf Deutschland aufhören? Viel eindrucksvollere Ergebnisse verspricht der Vergleich mit China. 90 Norweger entsprechen 24000 Chinesen!”

Libyen, Spiegel, Tour de France

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1. “Bericht aus einem Goldenen Käfig”
(tagesschau.de, Jörg Armbruster)
ARD-Korrespondent Jörg Armbruster beschreibt die Situation der Journalisten in der libyschen Hauptstadt Tripolis. “‘An alle Journalisten: Kommen Sie in die Halle! Es findet eine Pressekonferenz statt!’ Kein bitte, keine Erläuterung, wer auf der Pressekonferenz sprechen wird. Die militärisch knappe Ansage kommt über Lautsprecher, die in jedem Hotelzimmer in die Decke eingebaut sind. Überhören kann man diese geschnarrten Befehle nicht. Abstellen kann man die Lautsprecher auch nicht. Jeder soll sofort verfügbar sein.”

2. “Ein guter Journalist – Was ist das?”
(achtungmeinung.de, Leo Gergs)
Leo Gergs schreibt auf, was er sich unter zeitgemäßem Journalismus vorstellt: “Mehr Profil! Und das bedeutet nicht, dass man Nachrichten und Meinung miteinander vermischt, sondern dass man Geschehnisse nicht nur wiedergibt, sondern in all ihren Facetten präsentiert, einordnet und erläutert.”

3. “Wie ich Zeitung lese”
(blog.fimsch.net, konrad)
Konrad erklärt, was “Zeitung lesen” für ihn heute bedeutet. “Die ipad-Apps von Zeit und FAZ mögen viel­leicht gut sein, aber ich will keine Abos für die Zei­tun­gen abschlies­sen. Ich will mich nicht mal dafür regis­trie­ren müs­sen.”

4. “Ein Boulevard-Boykott wäre eine Option”
(journal21.ch, Reinhard Meier)
Reinhard Meier stellt fest, dass es die Konsumenten selbst in der Hand haben, ein “wirkungsvolles Stopp-Zeichen” gegen fragwürdige Praktiken des Boulevard zu setzen. “Sie könnten diejenigen Medien, die die Grenzen des Tolerierbaren überschreiten, boykottieren. Falls bei einer solchen Empörungs-Aktion genügend Konsumenten mitmachen, würde dies den Verantwortlichen in den Medienhäusern schnell und tief unter die Haut gehen – das gilt für die Leserzahlen beim gedruckten ebenso wie für die Einschaltquoten beim elektronischen Boulevard.”

5. “SPIEGEL: Da wir Sie nur ungern als Leser ver­lieren, möchten wir Sie fragen”
(noemix.twoday.net)
Nömix schreibt dem Kundenservice des “Spiegel”, warum er nach 25 Jahren sein Abo gekündigt hat. “Indem man seiner Stammleserschaft den gleichen Schmarrn auftischt wie eine BILD oder BUNTE oder neunundneunzig andere Schmarrnblätter, wirds schwer gelingen, sie zu halten.”

6. “E.P.O.-Suche an der Baumgrenze”
(de.eurosport.yahoo.com, Andreas Schulz)
Eurosport-Kommentator Andreas Schulz bloggt über seinen Einsatz bei der Tour de France: “Im Schnitt vier Stunden Live-Überragung pro Tag, gewürzt mit vier Stunden Autofahrt und abgerundet mit vier Stunden Vor- und Nachbereitung. Ein toller Job, aber eben auch kein Ponyhof.”

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