Autoren-Archiv

Euro-Krise, Sexualisierung, Augustin

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Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Medien müssen die Euro-Krise besser erklären”
(tagesschau.de, Jörn Unsöld)
Gabriele Goderbauer-Marchner bringt Vorschläge, wie man die Euro-Krise besser erklären könnte: “Es kann nicht sein, dass um 12.50 Uhr eine Meldung veröffentlicht ist, fünf Minuten später schon die ersten Kommentare dazu auf Homepage sind – und nach weiteren drei Stunden womöglich alles schon wieder relativiert wird.”

2. “Peinlich-Auftritt von Herzlos-Vermieter”
(belleslettres.eu)
“Wo gar nichts Festes ist, schmie­den sie däm­liche Kom­posita”, schreibt “Belles Lettres” über “das In­fan­tile bei der Sprache der Bild­zei­tung und vom Spie­gel”. “Die sollen aussehen, als hätte der Redak­teur den Kern der Sache ge­fun­den, ein Wort, das alles erklärt. Aber in Wahr­heit ist nichts mehr im Fluß, wenn ein Be­griff erst ein­mal ge­bil­det ist, das Den­ken ist fest­gefügt und sim­ples Schema.”

3. “Der Abgeordnete 2.0”
(journalist.de, Wolfgang Lenders)
Eine Auswertung der Twitter- und Facebook-Nutzung von Bundestagsabgeordneten.

4. “Der Mediensport unter Sexualisierungsdruck”
(journalistik-journal.lookingintomedia.com, Jörg-Uwe Nieland und Daniela Schaaf)
Weil sowohl unter den Produzenten als auch unter den Rezipienten von Sportjournalismus vorwiegend Männer anzutreffen sind, seien Frauen dazu gezwungen, “ihre Weiblichkeit stärker zu betonen, um eine redaktionelle und werbliche Berücksichtigung zu erzielen”. “Anzumerken ist jedoch, dass die Sexualisierung nicht nur mehr die Sportlerinnen betrifft, sondern zunehmend auch ihre männlichen Kollegen.”

5. “‘Augustin’-Fälschung: Herausgeber fürchtet Nachahmer”
(diepresse.com)
Von der Wiener Straßenzeitung “Augustin” sind vermutlich gefälschte Ausgaben im Umlauf. “Hinter den Fälschungen sollen fünf Slowaken stecken, die den ‘Augustin’ in ihrer Heimat gefälscht und in Österreich mit falschen Ausweisen verkauft haben.”

6. “30 000 Jahre Fehlentwicklung”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.com, Thomas Steinschneid)

Super Nanny, Alessio Rastani, Eugen Russ

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1. “Kommen jetzt die Dumm-Wörter?”
(translationspotting.blogspot.com, Torsten Gaitzsch)
Torsten Gaitzsch denkt über von “Bild” verwendete Komposita nach, die aus einem Adjektiv und einem Substantiv bestehen: “Herzlos-Vermieter, Billig-Mini, Gemein-Wurf, Nackt-Ukrainerinnen, Brutal-Attacke, Peinlich-Auftritt, Schrill-Outfit”.

2. “Ich bin ein Opfer der Super Nanny”
(fernsehkritik.tv, Video, 15 Minuten)
Zwei Teilnehmerinnen der RTL-Sendung “Die Super Nanny” berichten über ihre Eindrücke von den (2008 ausgestrahlten) Aufnahmen.

3. “TV-Sender nutzt Spielszenen, um Hubschrauber-Abschuss zu dokumentieren”
(de.ign.com)
In der Dokumentation “Exposure: Gaddafi and the IRA” wurden Spielszenen aus einem Computerspiel verwendet: “In der Dokumentation wurde dabei der Eindruck erweckt, als ob es sich um reale Aufnahmen handeln würde, die einen Angriff der irisch-republikanischen Organisation IRA zeigt.” Siehe dazu auch guardian.co.uk.

4. “Wie ein Freizeit-Börsianer die BBC narrte”
(spiegel.de, Carsten Volkery)
Ein BBC-Interview mit Alessio Rastani (youtube.com, 3:29 Minuten) erregt eine breite Aufmerksamkeit. “Inzwischen sieht es so aus, als sei der ‘BBC-Trader’, wie er im Netz genannt wird, einfach ein aggressiver Selbstvermarkter.” Siehe dazu auch telegraph.co.uk, forbes.com und das Statement der BBC.

5. “Sido versus ‘Krone’: Rapper schaltet Anwälte ein”
(diepresse.com)
Sido will gegen einen Artikel in der “Kronen Zeitung” vorgehen und gibt sich bereits siegessicher (Tweet vom 25. September). “Aus dem ORF kommt die Bestätigung: Sido hat zur Klärung der Angelegenheit und zur Richtigstellung der erhobenen Vorwürfe bereits seine Anwälte eingeschaltet.”

6. “Mehr mobile Nutzung”
(derstandard.at)
Die vermehrte mobile Mediennutzung werde ein Opfer fordern, sagt Printverleger Eugen Russ: “Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass in zwei Jahren das Web ziemlich tot ist, spätestens in drei Jahren.”

Michael Jeannée, Papstbesuch, Hongkong

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1. “Schluss mit der arroganten Scheiße!”
(taz.de, Isolde Charim)
Isolde Charim bespricht einen Auftritt (Video, 7:55 Minuten) in der Sendung “Die große Chance” auf ORF1, dem ersten öffentlich-rechtlichen Kanal in Österreich. Beteiligt sind Michael Jeannée, “eine österreichische Version von Franz Josef Wagner”, als Begleiter eines Motorengeräusch-Imitators und Sido als Juror.

2. “Bischof unter Verdacht”
(mittelbayerische.de, Christine Schröpf)
“Spiegel Online” meint, Bischof Gerhard Ludwig Müller im Restaurant “Grill Royal” gesehen zu haben, während dieser an der Papstmesse im Berliner Olympiastadion weilte. “Spiegel-Online hatte den Regensburger Oberhirten mit einem anderen bayerischen Kirchenmann verwechselt: Prälat Wilhelm Imkamp, Direktor der Wallfahrtsstätte Maria Vesperbild, der – grob betrachtet – ansatzweise eine Ähnlichkeit besitzt. Der Fehler ist inzwischen auf der Spiegel-Homepage korrigiert.”

3. “Prädikat: ‘Besonders peinlich!'”
(giordano-bruno-stiftung.de)
Die Giordano-Bruno-Stiftung hält Medienberichte zum Papstbesuch in Deutschland für unkritisch: “Im Fernsehen, im Radio, in den Printmedien wurden regelrechte Jubelarien auf den Papst angestimmt. Unterschiede zwischen Boulevard-Journalismus und Feuilleton verschwanden zunehmend – nicht nur die BILD feierte ‘ihren’ Papst, auch die ‘seriöse’ FAZ stimmte fröhlich in den frommen Jubelchor ein.”

4. “Das Transmitter-Problem”
(freitag.de, 2. September 2011)
Drei Wissenschaftler schreiben darüber, was die Medien aus ihren Forschungen machen: “Haben Sie schon davon gehört, dass die verheerenden Ausschreitungen in England durch eine chemische Mangelerscheinung im Gehirn verursacht wurden? Und dass wir bald in der Lage sein werden, ein solches Verhalten mit einem Nasenspray zu behandeln? Im Verlauf der vergangenen drei Wochen konnten Millionen von Menschen auf mindestens drei Kontinenten derartige Geschichten aus der Presse erfahren. Sie sind komplett erfunden.”

5. “Schweizer Online-Portal baut 24-Stunden-Redaktion auf”
(tagesspiegel.de, Sonja Pohlmann)
Sonja Pohlmann stellt das Büro von 20min.ch in Hongkong vor.

6. “Günther meets Angie oder: Boulevard trifft Politik”
(heise.de, Rudolf Maresch)
Rudolf Maresch rezensiert den Besuch von Angela Merkel bei Günther Jauch (Video, 61 Minuten). Siehe dazu auch jacobjung.wordpress.com, nachdenkseiten.de oder welt.de.

Trolle, Thomas Knüwer, Bleisatz

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1. “Vom Elend der Nutzerkommentare”
(sueddeutsche.de, Leo Lagercrantz)
Leo Lagercrantz berichtet, wie ihn die Auseinandersetzung mit Leserkommentaren dazu gebracht hat, den Job aufzugeben: “Eines gibt es, was alle Trolle gemein haben: Sie geben nicht auf. Der durchschnittliche Troll liefert zehnmal so viel Textmenge wie ein gewöhnlicher Journalist. Und die Qualität seiner Arbeit ist, trotz allen Gerüchten, oft nicht schlechter als die eines etablierten Journalisten.”

2. “Fundiertes Wissen statt Baggerberichte”
(faz.net, Lisa Becker)
Technische Themen werden in Deutschland entweder mit Angst oder mit unkritischer Begeisterung aufgenommen, schreibt Lisa Becker.

3. “Wired – ein Anlass für olle Kamellen”
(nikolaus-roettger.de)
Nikolaus Roettger, Chefredakteur von “Business Punk”, wendet sich gegen einen vor rund zwei Jahren erschienenen Text von Thomas Knüwer, in dem er das damals neu herausgekommene Magazin in “ungerechtfertigter Weise der Lüge” bezichtigte.

4. “Was sich über die Bild-Zeitung in Bleisatz sagen läßt”
(blog.druckerey.de, Martin Z. Schröder)
“Aus dem Buch ‘Der Krapfen auf dem Sims’ von Max Goldt überließ mir der Autor einen Text für eine Karte, die in den letzten Tagen gesetzt und gedruckt wurde.”

6. “Akte 37/11: Kaputtgeschrieben auf BILD.de”
(mediensalat.info, Ralf Marder)

Nachtrag, 24. September: Ursprünglich hatten wir an Nummer 5 einen Artikel der “Jungen Freiheit” verlinkt. Obwohl der Text selbst nicht zu beanstanden war, haben wir uns nach längerer Überlegung entschieden, dass wir ein Medium wie die “Junge Freiheit” grundsätzlich nicht verlinken wollen, und den Link entfernt.

Lukas Heinser

Autojournalismus, WAP, Boris Rhein

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1. “Gelenkte Berichte – Autokonzerne und Journalisten”
(ndr.de, Video, 5:57 Minuten)
Wie sich Autojournalisten von BMW neue Produkte vorführen lassen: “Kritisches findet sich in den Artikeln der Journalisten nach der Veranstaltung wenig. Bezahlte Reise oder nicht – nicht immer wird das klar.”

2. “Offener Brief an Bundeskanzlerin Merkel: Warum beleidigen Sie Menschen, die ein Grundrecht wahrnehmen?”
(pushthebutton.de, Hardy Prothmann)
“Qualitätsjournalismus lässt sich durch Blogger und Leserreporter nicht ersetzen, sondern nur ergänzen”, sagte Angela Merkel gemäß bundesregierung.de in einer Rede am BDZV-Kongress. Etwas anders (“Qualität lässt sich durch Blogger nicht ersetzen”) wird sie von ftd.de zitiert, was Hardy Prothmann zu einer Gegenrede veranlasst.

3. “Waperlapapp – der Gratis-Humbug des SF”
(20min.ch, Oliver Wietlisbach)
Als Alternative zu kostenpflichten Rufnummern bei Gewinnspielen bietet das Schweizer Fernsehen die “Uralttechnologie” WAP an. “Eine Farce. Die Teilnehmer werden so zum kostenpflichtigen Anruf verleitet.”

4. “Als die Bild mir eine Mail schrieb”
(grafsusanne.de)
Susanne Graf von der Berliner Piratenpartei schreibt an einen Chefreporter von Bild.de: “ich bin nicht bereit, der Bild ein Interview zu geben. Das wendet sich nicht gegen Sie persönlich sondern gegen Ihren Arbeitgeber.”

5. “Huren gegen Höllenengel”
(sueddeutsche.de, Marc Widmann)
CDU-Politiker Boris Rhein, ein “Bild”-Reporter und die Hells Angels. “Am Ende kann man dem Minister allenfalls vorhalten, dass er es mit der Lektüre der Bild-Zeitung übertrieben hat.”

6. “Ilse Aigner twittert (nicht)”
(netzpolitik.org, markus)

Supertalent, David Simon, Interessenskonflikte

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1. “Eine verheerende Entwicklung”
(faz-community.faz.net, Peer Schader)
Die RTL-Sendung “Das Supertalent” werde prägend sein für unsere Fernsehkultur, ob wir das wollen oder nicht, schreibt Peer Schader. “Es geht darum, immer wieder neu, künstliche Paul-Potts-Momente zu schaffen, mit dem Spielsüchtigen, der sich hässlich findet, mit Ausgegrenzten, manchmal auch mit Gewaltopfern, die vor der Kamera erzählen, wie sie als Kind geschlagen wurden, als ob der Applaus des Publikums nachher alles ungeschehen machen könnte.”

2. “Mopo druckt unverpixelt gestohlene Nacktfotos und verhöhnt das Opfer im Text”
(journalist-und-optimist.de, Joachim Dethlefs)
Die “Hamburger Morgenpost” druckt Scarlett Johansson gestohlene Handyfotos.

3. “Burnout im Netz?”
(wolfgangmichal.de)
Keineswegs, findet Wolfgang Michal: “Die Zeit, in der Blogs, Social Media und Netzpolitik eine wirkliche Rolle spielen, fängt gerade erst an.”

4. “Die mutigsten Hurensöhne der ganzen TV-Branche”
(profil.at, Sebastian Hofer)
Sebastian Hofer spricht mit David Simon, unter anderem Drehbuchautor und Produzent von “The Wire”, über HBO und klassisches Fernsehen: “Fernsehen kam mir immer so vor, als würde es nur existieren, um mir etwas zu verkaufen. Alle zwölf Minuten bleibt die Geschichte stehen, um mir Bluejeans anzudrehen.”

5. “Interessenkonflikte: Wie sollten Journalisten darüber berichten?”
(medien-doktor.de)
Klaus Koch über den Umgang mit Interessenskonflikten: “Immer, wenn Menschen zueinander eine Beziehung haben, verändert das ihr Urteil übereinander. Wissenschaftler und Ärzte (und natürlich auch Journalisten) sind hier keine Ausnahme. Wenn eine Person, die in einem Beitrag als Experte zitiert wird, eigene (sekundäre) Interessen hat, kann es sein, dass sie wichtige Aspekte entweder über- oder unterbewertet.”

6. “‘Germans’ from Public Parts by Jeff Jarvis”
(scribd.com, Jeff Jarvis, englisch)
“Private Germans” und “The German Paradox” aus dem Buch “Public Parts” von Jeff Jarvis: “So, on the one hand, German politicians said Google was violating citizens’ privacy by gathering data. On the other hand, they were demanding that Google hold on to citizens’ private communication should government wish to use that information against them.”

Spiegel Online, Piratenpartei, Staatsbankrott

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1. “Off Topic 2: Noch mehr Fakten zu SPIEGEL Online”
(security-informatics.de, 13. September 2011)
Wissenschaftler “im Bereich Korpus- und Computerlinguistik sowie Informatik” liefern Statistiken zu “Spiegel Online” von 2000 bis 2010. Im Fokus: die “Wortschatzkomplexität”, der “Skandalisierungs- und Mutmaßungsindex”, der “Manipulativitätsindex” und der “Angstindex”. Zur Entwicklung der Ressorts siehe diesen Beitrag vom 21. August 2011.

2. “Der Großteil des Journalismus wird datengetrieben sein”
(derstandard.at, Tatjana Rauth)
Tatjana Rauth spricht mit Shazna Nessa von AP über visuelles Geschichtenerzählen: “Viele Journalisten, mit denen ich spreche, glauben, dass sie Data nicht betrifft. (…) Viele glauben noch, dass Daten nur den Bereich des investigativen Journalismus betreffen.”

3. “Im Schraubstock”
(tagesanzeiger.ch, Felix Schindler)
Felix Schindler gerät bei Krawallen in Zürich zwischen die Fronten: “Während die Jugendlichen überzeugt sind, wir würden sie in unseren Berichten ungerecht behandeln und nur die Position der Polizei vertreten, nehmen es offenbar viele Polizisten genau umgekehrt wahr.”

4. “Rambo mit Fliegenkultur”
(tagesspiegel.de, Gerrit Bartels)
Oliver Gehrs und sein Magazin “Dummy”: “Die Werbekunden wollen keine politischen Artikel, keine Gewalt, keinen Sex im Umfeld ihrer Anzeigen? Dann erst recht. Behinderte auf dem Cover gehen nicht? Mal sehen. Über Juden kann man in Deutschland nicht schreiben? Und ob.”

5. “Protestpartei? Ach was!”
(heise.de/ct, Jan-Keno Janssen)
“Für manche Journalisten ist die Sache sonnenklar. Wer eine so seltsame Partei wie die Piraten gewählt hat, kann das nur aus Protest getan haben – und auf keinen Fall aus inhaltlichen Gründen.”

6. “Staatsbankrott – ein Fiasko mit Tradition”
(sf.tv, Video, 9:18 Minuten)
Staatsbankrotte in der Geschichte. Spanien: 13. Frankreich: 8. Deutschland: 8. Griechenland: 5. Schweiz: 0.

Wolfgang Herles, Sudan, Torben P.

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1. “18 Sekunden Zündstoff”
(spiegel.de, Beate Lakotta)
Wie Boulevardzeitungen mit der Gewalttat von Torben P. umgehen, die breit bekannt wird, nachdem die Polizei ein 18 Sekunden langes Video zur Fahndung ins Internet stellt. “Es hieß, der ‘Juristensohn’ wohne ‘behütet bei Papa und Mama im schicken Heiligensee’. Aber Torbens Vater ist gar kein Jurist, beide Eltern sind schwerkrank und seit vielen Jahren Frührentner, die P.s wohnen in einer Genossenschaftswohnung.”

2. “Am Originalschauplatz”
(katrinschuster.de)
Katrin Schuster erstaunt es, “wie wenige Literaturkritiken tatsächlich von Literatur handeln”. Trauriger Höhepunkt dieser Entwicklung sei die ZDF-Literatursendung “Das blaue Sofa” mit Wolfgang Herles: “Vom Fiktionalen scheint Wolfgang Herles schlichtweg keinen Begriff zu haben. Oder vielleicht interessiert es ihn auch einfach nicht. Oder das ZDF denkt, es interessiere seine Zuschauer nicht.”

3. “Das kalte Herz des Internet”
(tagesspiegel.de, Michael Naumann)
Aufgrund des 9/11-Spezialangebots “Asche, Feuer, Todesangst” kritisiert “Cicero”-Chefredakteur Michael Naumann “Spiegel Online”: “Die Website mitsamt ihrem akustisch-voyeuristischen Angebot ist das Zeugnis eines Sensationsjournalismus, der jede Spur von Anstand, Mitgefühl und Demut verloren hat.”

4. “Die 2-Wochen-Frist beim Notar”
(finblog.de, Andreas Kunze)
Andreas Kunze beobachtet im Journalismus zunehmend ein Stille-Post-Syndrom: “Da immer schneller und immer billiger produziert wird, schreibt einer vom anderen ab, auf die Quelle schaut kaum noch einer. Sollte irgendjemand in der Kette einen Fehler gemacht haben, wird daraus irgendwann eine fast unkorrigierbare Legende.”

5. “Nie wurden die Säue schneller durchs Dorf getrieben”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Die London-Korrespondentin der ARD, Annette Dittert, spricht über Boulevardzeitungen und den schnellen Wechsel von aktuellen Themen. Die Krawalle in London haben sie nicht überrascht: “Ich habe seit zwei Jahren jedem erklärt, der es wissen wollte, dass die Situation hier irgendwann eskalieren würde, und dazu auch immer wieder Magazinstücke gemacht für Magazine, wie den ‘Weltspiegel’ oder auch lange Dokumentationen, z.B. über die Kindergangs in Liverpool. Das war eigentlich allen hier klar, die genauer hingeschaut haben, dass es irgendwann knallen wird.”

6. “Wie groß ist der Sudan wirklich?”
(fernsehlounge.de)
Eine Frage bei “Schlag den Raab” verpasst die im Juli erfolgte Abspaltung des Südsudans.

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft

Seine Karriere startete Stefan Büsser 2004 bei “Blick”. Nach eigenen Angaben wurde er gleich “prominentester Praktikant des Landes” und machte sich “national einen Namen”. 2007 wechselte er als “News-Redaktor” zu “heute”, dem Vorgänger des heutigen “Blick am Abend”. Seit 2008 arbeitet er für Radio Energy. Alle diese Medien gehören mehrheitlich dem Schweizer Verlag Ringier, so ist es keine Überraschung, dass Büsser auch schon als “Ringier-Kind” bezeichnet wurde.

Inzwischen versucht er sich auch als Moderator und Comedian – für “Blick am Abend” Grund genug, ihm ein paar Fragen zu stellen Platz für Statements einzuräumen (Ausgabe vom 13. September 2011):

Ausriss "Blick am Abend"

Büsser erzählt nicht nur, von welchen Marken sein Handy und sein Laptop sind, er gibt auch an, wo er online einkauft:

Ausriss "Blick am Abend"

Geschenkidee.ch? Ah ja, das das ist doch diese “e-Commerce-Plattform”, die Ringier 2008 zu 100 Prozent übernahm. Wie hieß es damals?

Indem die verschiedenen multimedialen Ringier Medien und Plattformen genutzt werden, kann die starke Marktposition weiter ausgebaut werden.

Über die vertraglichen Details haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.

Im Impressum von “Blick am Abend” wird die Geschenkidee.ch GmbH unter den “Beteiligungen” ausgewiesen:

Ausriss "Blick am Abend"

Vor ein paar Monaten spielte sich das übrigens schon mal fast genau so ab (Ausgabe vom 1. Februar 2011):

Ausriss "Blick am Abend"

Ausriss "Blick am Abend"

Gehirne, Kalauer, Drohnen

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1. “Leser in die Röhre”
(sueddeutsche.de, Werner Bartens)
Zusammen mit Ernst Pöppel, dem “Boulevard-Wissenschaftler unter den Hirnforschern”, plant “Bild”, Hirnaktivitäten beim Lesen des Blatts zu messen. “Die Zeitung geht zur Markenpflege direkt an die Schnittstelle der Leser-Blatt-Bindung – in der Fußballsprache würde man sagen, dahin, wo es wehtut: ins Gehirn des Lesers.”

2. “Nur keine Häme gegen Talkshows!”
(zeit.de, Lutz Hachmeister)
“Der österreichische Philosoph Robert Pfaller hat kürzlich bemerkt, dass in den Talkshows der 1970er und 1980er Jahre noch Gesamtpersönlichkeiten als Gäste gefragt gewesen seien, heute fast nur noch ‘one-trick-ponys’ – also Figuranten, von denen dramaturgisch eine ganz bestimmte Haltung erwartet wird. Die Talkshows sind heute scripted reality, in der Oskar Lafontaine oder Gregor Gysi ihre feste Funktion haben wie einst Slatko und Jürgen bei Big Brother.”

3. “Wie ich die Finanzkrise bewältigte”
(freitag.de, Michael Angele)
Michael Angele liest Feuilletons zur Finanzkrise: “Unschärfen und Inkompetenzen liegen nicht auf der Seite von uns ­Beobachtern, das Finanzsystem selbst produziert sie. Und zwar systematisch. Der Beweis? Die Krise natürlich.”

4. “Neues aus Kalau”
(noemix.twoday.net)
Kalauer mit Namen in Zeitungsüberschriften: “Manchmal ist der Unterschied zwischen einem Kindergarten und einer Zeitungsredaktion nicht leicht zu erkennen.”

5. “ARD und Fraunhofer proben die Totalüberwachung”
(ccc.de)
Das SWR-Sommerfest in Heidenheim am kommenden Sonntag wird “von fliegenden Drohnen, Heliumballons, Funk-Sensornetzen, Infrarotkameras und Webcams” überwacht.

6. “Ein Missverständnis namens Mindesthaltbarkeitsdatum”
(faz-community.faz.net/blogs/supermarkt, Peer Schader)
Im “Supermarktblog” macht Peer Schader darauf aufmerksam, dass ein überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum noch keinen ungenießbaren Joghurt macht: “Wer minimale Cremigkeits-Abstriche in Kauf nimmt, kann den Becher auch noch Tage später auslöffeln. Wenn er vorher die Anstrengung in Kauf nimmt, die Folie abzuziehen und höchstpersönlich zu testen, ob der Joghurt noch gut ist. Riechen und schmecken nennt man das. Irgendwie müssen wir das verlernt haben.”

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