Autoren-Archiv

Bunte, Jürg Marquard, Appläuse

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Bunte und ihr Monster”
(klatschkritik.blog.de, Antje Tiefenthal)
Antje Tiefenthal hält die aktuelle “Bunte”-Ausgabe für “geschmacklos, peinlich und von journalistisch fragwürdiger Qualität”: “Abgesehen von der Information, dass Anders Breivik sich jetzt vor dem Gericht verantworten muss, ist nichts an der Titelgeschichte aktuell. Die Bunte hat bereits vor einem Jahr ausführlich darüber berichtet, dass Norwegens Kronprinzessin ihren Stiefbruder bei dem grausamen Attentat verloren hat.”

2. “‘Ich sag Dieter, Ihr sagt Bohlen'”
(fernsehkritik.tv, René)
René soll als Zuschauer bei der Aufzeichnung der RTL-Sendung “Deutschland sucht den Superstar” bei verschiedenen “Appläusen” mitmachen. “Die Familien der Kandidaten gaben sich dabei schon sehr routiniert. Insgesamt schien das für alle total okay und normal zu sein, dass man erst Eintritt bezahlt und dann als Statist herhalten muss.”

3. “Jürg Marquard: Das zweite Gesicht”
(bilanz.ch, Dirk Ruschmann)
Jürg Marquard, Verleger von Zeitschriften wie “Cosmopolitan”, “Joy” oder “PC Games”, im ausführlichen Porträt.

4. “Am Anfang war das Wort”
(theeuropean.de, Martin Eiermann)
Martin Eiermann macht darauf aufmerksam, dass Wörter Abnutzungserscheinungen aufweisen können, wenn sie unpassend verwendet werden: “Wer überall Antisemiten sieht, der verliert die Fähigkeit, den echten von den vermeintlichen zu unterscheiden. Mit der steigenden Kakophonie geht nicht nur die Fähigkeit zur produktiven Diskussion verloren, sondern auch die Möglichkeit, wirklich Verwerfliches anzuprangern.”

5. “Breivik Testifies About Gaming, Press Ignores The Facts”
(rockpapershotgun.com, John Walker, englisch)
Gedanken über den Zusammenhang zwischen den Computerspielen, die Anders Behring Breivik gespielt hat und seinem Attentat. “It is very unfortunate that while a sceptical press has been enjoying picking over his comments about being a member of the Knights Templar, and disproving them, they see no need to question his remarks on using Call Of Duty as a simulator for combating armed police in real life. Instead here it’s assumed he’s being honest and clear-headed.”

6. “Unten Kita, oben Puff”
(freitag.de, Susanne Lang)
Susanne Lang liest während vier Wochen nur Produkte aus dem Axel-Springer-Verlag.

Axel Springer, Doppelgänger, Tagesthemen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Axel Springer – Ein deutscher Verleger”
(mediathek.daserste.de, Video, 44:02 Minuten)
Das Leben von Axel Springer in einer Dokumentation von Eckhart Querner. “Er war der mächtigste, einflussreichste und auch umstrittenste Verleger der deutschen Nachkriegszeit.”

2. “Die Springer-Republik”
(freitag.de, Klaus Raab)
Klaus Raab macht sich Gedanken über die heutige Bedeutung der Axel Springer AG. “Nicht Springer hat sich bewegt, sondern die anderen Medien sind dem Konzern gefolgt. Schließlich war es doch neben Bild auch der Spiegel, der Sarrazin vorab druckte, ist es heute die Zeit, die den Mund hält, wenn die Stühle von Leuten wie Karl-Theodor zu Guttenberg oder Christian Wulff schon so mächtig wackeln, dass es nur eine Frage von Tagen ist, bis sie umfallen.”

3. “Breiviks Inszenierung in den Medien”
(ndr.de, Video, 7:11 Minuten)
Verschiedene deutsche Medien zeigen Bilder der ausgestreckten Faust von Anders Behring Breivik beim Prozess gegen ihn in Oslo (ab 1:30 Minuten). Anders die Redaktion des norwegischen Nachrichtenmagazins “Ny Tid”: Nachdem sie das Manifest von Breivik gelesen hatte, entschied sie sich, zukünftig weder seinen Namen zu nennen, noch Fotos von ihm zu zeigen (ab 3:30 Minuten). Siehe dazu auch “Wieso wir den Attentäter zeigen” (sueddeutsche.de, Gökalp Babayigit).

4. “‘Ist er das jetzt?'”
(faz.net, Sarah Engel)
Niklaus Spoerri fotografiert Doppelgänger von Prominenten. “Ich habe mal ein Double von David Beckham getroffen. Bei ihm hatte ich manchmal das Gefühl, er lebt dieses Doppelgängerleben vollkommen. So finanziert er sein ganzes Leben dadurch und umgibt sich nur mit Menschen aus dieser Branche. Lange Zeit war er sogar mit einem Double von Victoria Beckham zusammen.”

5. “Forget That Survey. Here’s Why Journalism Is The Best Job Ever”
(forbes.com, Jeff Bercovici, englisch)
Jeff Bercovici zählt Gründe auf, warum es das Beste sei, ein Journalist zu sein: “Have I convinced you that journalism is the only real career choice for curious, restless semi-narcissists like me? I hope not. There are enough of us already trying to do it.”

6. “Panne: ‘Tagesthemen’ senden ‘ran’-Gewinnspiel”
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Eine Ton-Panne bei den “Tagesthemen” (youtube.com, Video, 1:02 Minuten).

Breivik, Mentor, Beef!

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Warum wir über Breivik berichten”
(zeit.de, Markus Horeld)
“Zeit Online” hat das Ausmaß der Kritik zur Berichterstattung über Anders Behring Breivik überrascht. Warum trotzdem berichtet werden muss, versucht Markus Horeld zu erklären. Breivik sei “kein einsamer Irrer, auch wenn Boulevardmedien ihn gerne so darstellen”. “Anders Behring Breivik ist kein typischer Attentäter. Er tötete sich nach seiner Tat nicht selbst. Er ließ sich festnehmen, weil er noch etwas vorhatte. Alles, was seither geschieht – die Auswertung seines ‘Manifests’, seine Auftritte vor Gericht, seine Aussagen dort, seine obskure Zeugenliste – all das ist Teil seines Planes. Gerade deshalb ist es Aufgabe der Medien, über Breivik und seine gefährlichen Motive aufzuklären – so wie es Aufgabe des Rechtsstaates ist, einen fairen Prozess zu garantieren.”

2. “Die BILD Galaxy S3 Katastrophe”
(netbooknews.de, Sascha)
Ein Bild.de-Artikel über ein neues Smartphone in der Analyse. Unter anderem wird behauptet, das südkoreanische Unternehmen Samsung komme aus Taiwan.

3. “Die Wahrheit hinter der Schlagzeile”
(woz.ch, Carlos Hanimann und Fabian Biasio)
Carlos Hanimann und Fabian Biasio besuchen die Familie von Mentor im Kosovo, dessen Bild auf einem Titelbild der “Weltwoche” ohne sein Wissen für breite Empörung gesorgt hatte. “Die ‘Weltwoche’ verwendete Mancinis Bild als Illustration für einen Artikel über kriminelle Roma in der Schweiz. Nur: Weder der abgelichtete Mentor (der laut Autor Philipp Gut als Symbol dafür stehe, ‘dass Roma-Banden ihre Kinder für kriminelle Zwecke missbrauchen’) noch dessen Familie haben den Kosovo je verlassen.” Siehe dazu auch ein Gespräch mit Carlos Hanimann (persoenlich.com, Benedict Neff).

4. “Wir müssen über Geld reden”
(faz.net, Malte Welding)
Malte Welding liefert einen Erfahrungsbericht über das Geldverdienen mit dem Schreiben in Blogs und Büchern. Und auch Kathrin Passig erzählt, wovon sie lebt (tagesspiegel.de).

5. “Montagsdemonstration: Beef! = Doof!”
(blog.dasmagazin.ch, Christian Seiler)
Christian Seiler liest die Zeitschrift “Beef!”: “Denn ‘Beef’ ist bei allen Qualitäten die jenseitigste Publikation seit dem ‘Playboy’, seit ‘FHM’ und anderen Idiotenzeitschriften, die immer noch glauben, Männer interessieren sich nur für Sex, Autos und Fussball. ‘Beef’ übersetzt dieses grundsätzliche Missverständnis in eine imaginierte Leidenschaft seiner Leser für Grillen, rohes Fleisch, Messer, Weinflaschen in Übergrößen und die Fähigkeit, ‘Frauen ins Bett zu kochen'”.

6. “Das Bild-ABC”
(schwindelfreiheit.wordpress.com, priesemann)

Bild, Breivik, Borchert

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Bild.Macht.Politik – Deutschlands größte Tageszeitung wird 60”
(ardmediathek.de, Video, 43:45 Minuten)
“Die Story im Ersten” fragt nach dem Einfluss von “Bild” auf Politik und Politiker (BILDblog berichtete).

2. “Wie Medien Breiviks Spiel mitspielen”
(deranderefellner.wordpress.com)
Sebastian Fellner kommentiert die Berichterstattung über den Prozess gegen Anders Behring Breivik: “Bitte verschont mich mit Breivik. Ich will keine Fotos mehr sehen von diesem selbstverliebten Wahnsinnigen, wie er zufrieden lächelt ob der Aufmerksamkeit, die er bekommt. Ich will nicht lesen, dass er ‘gerührt’ ist, weil sein Video vor Gericht gezeigt wird. Gebt mir Bescheid, wenn es ein Urteil gibt. Bringt meinetwegen eine Meldung, wenn ein Zeuge oder eine Zeugin etwas bisher Unbekanntes aussagt. Aber füttert Breivik nicht mit der Aufmerksamkeit, die er sich wünscht.” Siehe dazu auch “Die Medien sollten Breiviks Spiel nicht mitmachen” (tagesschau.de, Albrecht Breitschuh).

3. “Verifikation von Inhalten in Social Media”
(konradweber.ch)
Konrad Weber gibt Tipps, wie man Twitter-Accounts, Websites, Bilder und Videos verifiziert.

4. “Katharina Borchert: Von der Bloggerin zum Spiegel-Online-Chef”
(t3n.de, Yvonne Ortmann)
Yvonne Ortmann porträtiert Katharina Borchert, Ex-Bloggerin und heute Geschäftsführerin von “Spiegel Online”.

5. “Griechenlands Medienhäuser fürchten den Kollaps”
(zeit.de, Ferry Batzoglou)
Viele griechische Medienhäuser haben sich in den 1990er-Jahren hoch verschuldet. “In Zeiten des Booms haben viele Medienhäuser ihre Glaubwürdigkeit im Volk verspielt. Es grassierten Vetternwirtschaft und Hofjournalismus. Die Devise lautete zu oft: Mitregieren statt kontrollieren.”

6. “Was ist besser? Gratis-Bildzeitung und -Koran im großen Praxistest”
(der-postillon.com)
In fünf Punkten vergleicht der Postillon die Gratis-“Bild” mit dem Gratis-Koran.

Brüste, Gaskraftwerke, Greg Packer

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Erfurt, Winnenden und die Verantwortung der Medien”
(thueringer-allgemeine.de, Hanno Müller)
An einer Podiumsdiskussion diskutieren Christiane Alt, Eric T. Langer, Uwe Kaufmann, Claudia Fischer und Frank Nipkau über die Berichterstattung zu den Amokläufen in Erfurt und Winnenden.

2. “In die Luft gegriffen – Die Berichterstattung über die Brüste von Kate Winslet”
(doppelpod.com, Sven Hänke)
“Die chinesischen Sittenwächter hatten befürchtet, die Zuschauer könnten im Kinosaal in die Luft greifen, um die Brüste von Winslet berühren zu wollen”, schreibt zum Beispiel Welt.de. “Dummerweise ist diese Begründung reiner Humbug und geht auf einen 5-Tage alten Blogeintrag zurück, der diese satirisch gemeinte Begründung offensichtlich seinerseits aus dem chinesischen Internet übernommen hat.”

3. “ARD und ZDF – die letzten oppositionellen Massenmedien?”
(heise.de/tp, Alexander Dill)
Alexander Dill weist auf Recherchen der Öffentlich-Rechtlichen hin und vermutet die mediale Opposition dort. “Die Printmedien sind boulevardesk geworden. (…) Redakteure möchten bei den Lesern, Inserenten und Eigentümern nicht anecken.”

4. “Der berühmteste Unbekannte der Welt”
(spiegel.de, Frank Patalong)
Frank Patalong schreibt über Greg Packer, der den Medien seit Jahren zu allen möglichen Themen erfolgreich als Mann von der Straße dient. “Packer sagt immer das, was passt, und Reporter schreiben mit. (…) Er ist der wohl mit weitem Abstand meistzitierte ganz normale Bürger der Welt. Er tut alles dafür, damit das so bleibt.”

5. “Zum ersten, zum zweiten und zum …”
(medienspiegel.ch, Martin Hitz)
Gaskraftwerke sollen Atomkraftwerke ersetzen, soweit waren sich Schweizer Sonntagszeitungen gestern einig. Doch wie viele?

6. “Ich heb dann mal ur”
(spreeblick.com, Johnny Häusler)
“Urheberrechtsabschaffungspiraten und Medien-Panik-Journalisten gleichermaßen: Macht eure Hausaufgaben, lernt von der anderen Seite, hört ihr zu und nehmt die Argumente an den richtigen Stellen ernst, damit wir hier mal langsam vorwärts kommen.” Siehe dazu auch “Det fiel ma uff: Was ich zur Urheberrechtsdebatte zu sagen habe” (britcoms.de, Oliver).

Roboterjournalisten, Monkeypenny, Grass

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Roboterjournalist interviewt Roboterpräsident”
(scilogs.de, Boris Hänßler)
Boris Hänßler denkt über automatisierten Journalismus nach: “Da wir unsere Vorlieben im Internet gerne preisgeben, können Newshersteller künftig nicht nur die Auswahl der Nachrichten auf unsere Präferenzen hin anpassen, sondern auch die Inhalte der Meldungen. Ein Roboter kann dieselbe Story während eines Wimpernschlags in 300 verschiedenen Varianten herunter rotzen, mit unterschiedlichen Schwerpunkten.”

2. “Die 1-Million-Euro-Klage gegen Bild”
(journalist.de, Ferry Batzoglou)
Der Zeitschrift “journalist” liegt eine Klageschrift des griechischen Politikers Alexis Tsipras vor, die sich “gegen Bild, bild.de sowie Autor Paul Ronzheimer” wendet. “Weder Ronzheimer noch Springer wollten sich zu der Klage äußern. Bild-Sprecher Tobias Fröhlich verwies darauf, dass die Klage den Verlag noch nicht erreicht habe.”
Kürzlich in Athen freigesprochen wurde übrigens Helmut Markwort, Ex-Chefredakteur des “Focus”: “Freispruch und Ende” (sueddeutsche.de, Katharina Riehl).

3. “Sachen, die ich mache, wenn ich nicht hier bin”
(monkeypenny.blogspot.de, Zanet Zabarac)
Ein Interview mit Monkeypenny, Community-Redakteurin bei der “Neuen Zürcher Zeitung”: “Man kann keinen Journalisten dazu zwingen, mit Nutzern zu arbeiten, aber ein guter Journalist wird das tun, weil dies seine Arbeit stark bereichern kann.”

4. “Solche Aufnahmen sind daneben”
(beobachter.ch, Balz Ruchti)
Die Schüler Lina, Dario, Chris und Ines diskutieren den Umgang mit von Handys aufgenommenen Filmen im Netz.

5. “Acht mal acht”
(umblaetterer.de, Paco)
“Letzten Sonntag stieg ich also in den ICE, um von Dresden zurück nach Leipzig zu fahren. Ich hatte einen Schokoladenosterhasen und die FAS dabei.”

6. “Der gefragte Mann”
(facebook.com, Ruedi Widmer, Cartoon)
Herr Grass und der Boulevard.

Günter Grass, Doomsday, Eifel-Zeitung

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Polarisierend: Grass und die Medien”
(ndr.de, Video, 5:04 Minuten)
Die “Süddeutsche Zeitung” druckte ein Gedicht von Günter Grass, das die “Zeit” zuvor abgelehnt hatte. Heribert Prantl: “Wir wollten den Anstoß liefern, über dieses Gedicht zu diskutieren.”

2. “Clown der Medienindustrie”
(news.at, Robert Menasse)
Schriftsteller Robert Menasse zum Grass-Werk: “Jeder Redakteur jeder Literaturzeitschrift heute hätte dieses ‘Gedicht’ abgelehnt. Der eigentliche Skandal liegt darin, dass fünfzehn deutsche Zeitungen und fünfundzwanzig Blätter der Weltpresse diesen Text publizierten und ihn sofort mit aufgeregten Kommentaren umrankten. Das zeigte mit einer Deutlichkeit, die zwar wünschenswert, aber doch buchstäblich furchtbar ist, wie sehr solche Skandale heute Medienskandale sind: Die Medien produzieren selbst den Skandal, den sie dann berichten, kommentieren und diskutieren.”

3. “Eine ekelhafte Debatte”
(donsbach.net, Wolfgang Donsbach)
Wolfgang Donsbach, Professor für Kommunikationswissenschaft in Dresden, befasst sich mit der Grass-Debatte. In Deutschland sachlich über schwierige Themen zu diskutieren, sei unmöglich. “Wir haben in Deutschland eine politische Kultur des Prangers. Wer heiße Eisen anpackt und dabei Behauptungen aufstellt, die nicht politisch korrekt sind, nicht getragen von der Mehrheit der öffentlichen Meinung, das heißt in diesem Fall der publizistischen Elite des Landes, der wird an den öffentlichen Pranger gestellt und als Staatsfeind, zumindest aber als Feind des vorherrschenden Meinungsklimas angesehen.”

4. “Presse-Zitate: Offline hui, Online pfui!”
(netzfeuilleton.de, Jannis Kucharz)
Angesichts des von Presseverlegern geforderten Leistungsschutzrechts erinnert Jannis Kucharz daran, dass sich deutsche Medien in einem Ranking messen, wie oft sie einander gegenseitig zitieren. “Während man online befürchten muss eine Rechnung präsentiert zu bekommen, wenn man auf einen spannenden Artikel verweist, ist es offline so, dass sich die jeweiligen Zeitungen darüber freuen erwähnt zu werden und damit brüsten, im Ranking vorne zu stehen.”

5. “Die Logik der Apokalypse”
(taz.de, Johannes Thumfahrt)
Johannes Thumfahrt berichtet über die US-TV-Sendungen “Doomsday Preppers” und “Doomsday Bunkers”.

6. “Facebook, Jacques Berndorf und 10.000 Aufkleber gegen die Eifel-Zeitung”
(rhein-zeitung.de, Lars Wienand)
Lars Wienand berichtet über Proteste gegen die “Eifel-Zeitung”, sie vergifte das politische Klima. Der angegriffene Unternehmer Peter Lepper antwortet, er sei nicht direkt an der Zeitung beteiligt und auch nicht von ihr angestellt.

Studiozuschauer, Breivik, Zuhause

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Bild’-Anzeige: ‘Pseudo-originelle Beschuldigung'”
(handelszeitung.ch, Christian Bütikofer)
Rechtsanwalt David Gibor zeigt “Bild”-Verantwortliche an. Zuvor hatten diese Strafanzeige gegen die Schweizer Justizministerin Simonetta Sommaruga eingereicht: “Die ‘Bild’-Verantwortlichen machen damit deutlich, dass sie nie davon ausgingen, dass Frau Sommaruga eine der angezeigten Straftaten begangen habe. Wer jedoch eine unschuldige Person bei einer Behörde absichtlich beschuldigt, begeht eine falsche Anschuldigung nach Schweizer Recht und eine falsche Verdächtigung nach deutschem Recht.”

2. “Dauergast im TV-Studio”
(tagesspiegel.de, Nik Afanasjew)
Schon rund 1500 Sendungen hat Steffen Bothe als Studiozuschauer miterlebt: “Als es ins Studio geht, erträgt Bothe den ihm zugewiesenen Platz in der letzten Reihe mit stoischer Ruhe. Stammzuschauer müssen oft nach hinten, damit im Fernsehen nicht immer die gleichen Menschen zu sehen sind.”

3. “Die Rudelmentalität der Medien”
(taz.de, Reinhard Wolff)
Nächste Woche beginnt der Prozess gegen Anders Behring Breivik: “Die PR-Regie des Massenmörders sei bislang ‘teuflisch gut aufgegangen’, konstatiert die Osloer Wochenzeitung Ny Tid. Von den Fotoposen bis zu all seinen Erklärungen: Die meisten Medien sähen kein Problem, alles unkritisch weiterzureichen.”

4. “A Lie Races Across Twitter Before the Truth Can Boot Up”
(nytimes.com, Jeremy W. Peters, englisch)
US-Politikerin Nikki Haley werde angeklagt, schreibt ein Blog. Via Twitter verbreitet sich die Falschmeldung schnell.

5. “Unser Zuhause ist das Internet”
(spiegel.de, Günter Hack)
“Die tobenden Verkäufer aus den fensterlosen Kaufhäusern können sich nicht vorstellen, dass das Netz, anders als alle anderen Verbreitungsmedien, nicht ganz und gar ihnen gehört und ihnen nie gehören wird. Sie können sich erst recht nicht vorstellen, dass das Netz überhaupt kein Medium ist. Noch ferner liegt ihnen der Gedanke, dass das Kontakt-High unter den Usern besseres Entertainment liefern könnte als sie selbst, dabei filmen ihre eigenen Teams nur noch das Netz ab, entnehmen ihm laufend Texte, Daten und Ideen.”

6. “Taking German Chauvinists Down a Peg”
(andrewhammel.typepad.com, englisch)
Vergleiche zwischen den USA und Deutschland: “The point of this informal, highly unserious list is just to provoke reflection and provide talking-points to wrong-foot German chauvinists, not make anybody feel bad.”

Urheberrecht, Warm-Upper, Kaninchenzüchter

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die komplette Selbstdemontage des Handelsblatt”
(neunetz.com, Marcel Weiß)
Marcel Weiß schreibt zur “Handelsblatt”-Titelgeschichte “Mein K©pf gehört mir”, siehe dazu auch die Texte von Thomas Knüwer oder Dirk von Gehlen. Zwei Fälle des aktuellen deutschen Urheberrechts sind in den Artikeln “Strafantrag gegen Kafka-Kopierer” (nzz.ch, Joachim Güntner) und “Die Rainer-Werner-Faßbinder-Foundation. Ein weiteres Zötchen zum Urheberrecht” (albannikolaiherbst.twoday.net) beschrieben.

2. “Wer wird Millionär Bewerbung: Wege und Umwege zu Günther Jauch”
(niedblog.de)
Der Weg zur RTL-Sendung “Wer wird Millionär?” führt über das Bezahlen von einem Euro und über die Beantwortung von privaten Fragen: “Anschließend ging es gute 55 Minuten über mein Leben. Was mir denn so eingefallen sei hinsichtlich der Email und den Stories über mein Leben, wie es so im Zusammenleben mit meiner Freundin sei, ob wir uns oft streiten, ob es morgens Probleme gäbe oder sie Eigenarten hätte, mit denen ich nicht klarkomme.”

3. “Der Zuschauer darf nicht merken, dass er arbeitet”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Ein Interview mit Warm-Upper Christian Oberfuchshuber: “Bei Volksmusik-Sendungen stelle ich oft fest, dass das Publikum mit Krücken vor der Halle steht, später dann aber im Studio genauso ausrastet wie ein Publikum bei der Comet-Verleihung von VIVA. Es ist vielleicht nicht so laut, aber mindestens genauso euphorisch.”

4. “Sven Voss und die Frage ‘Wozu eigentlich ZDF-Sportstudio?'”
(faz-community.faz.net, Jürgen Kaube)
Jürgen Kaube fragt sich, warum die ZDF-Sendung “Das aktuelle Sportstudio” “unersetzlich” sein soll.

5. “Kaninchen werden blind geboren”
(taz.de, Martin Reichert)
“Diese Geschichte handelt davon, dass Journalisten ihr Handwerk häufig bei Lokalzeitungen lernen und dort dazu verdonnert werden, über Ehrungen langjähriger Mitglieder von Kaninchenzüchtervereinen zu berichten, bevor sie – sagen wir – zum Spiegel gehen oder zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung.”

6. “Ein offener Brief”
(wortfeld.de)
Ein Offener-Brief-Generator. Mit Grassifizier-Funktion.

Karl May, Georg Schramm, Dilbert

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Karl May und der Wiederholungstäter Franz Josef Wagner”
(unlesbar.de, Christian Ciemalla)
Was “Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner in seinem Brief an Karl May schreibt.

2. “Die Meinungsmacker”
(spiegel.de, Barbara Hans)
Barbara Hans prüft in deutschen Zeitungen, wie viele Leitartikel von Frauen verfasst sind: “Von insgesamt 199 Artikeln wurden 35 von Autorinnen verfasst, das entspricht 18 Prozent. Die Stichprobe erhebt nicht den Anspruch, repräsentativ zu sein. Sonntagszeitungen wurden nicht berücksichtigt.”

3. “Das Imperium schlägt zurück: Wie die FAS die Piraten versenken will”
(surfguard.wordpress.com)
Surfguard reagiert auf drei, gestern in der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” über die Piratenpartei erschienene Artikel. “Die Piraten sind keine Post-Privacy-Propheten, auch wenn es solche bei ihnen sicherlich gibt, so wie es einen Arbeitnehmerflügel in der CDU gibt. Die Piraten fordern die Transparenz staatlichen Handelns, sprechen sich aber ganz ausdrücklich für das Recht jedes Menschen auf Privatsphäre aus, sogar für dessen Erweiterung, und natürlich für informationelle Selbstbestimmung.”

4. “Indien: Die letzte handgeschriebene Zeitung der Welt”
(de.globalvoicesonline.org, Rezwan)
“The Musalman” aus Chennai ist die womöglich einzige handgeschriebene Tageszeitung der Welt.

5. “Der Pauker-Prophet Georg Schramm”
(boess.welt.de, Gideon Böss)
Gideon Böss glaubt, das Publikum von Kabarettist Georg Schramm (Neues aus der Anstalt) genau zu kennen: “Schramm brüllt auf der Bühne, ist empört und verwünscht die Mächtigen, die Reichen und Erfolgreichen. Das alles für ein verbeamtetes Publikum aus Lehrern, das sich für die Sicherheit einer enorm privilegierten Arbeitsstelle um die Chance gebracht hat, vielleicht selbst einmal richtig mächtig, reich und erfolgreich zu werden (aber auch um das Risiko, dabei pleite zu gehen). Es ist eine Symbiose: Die Lehrer sind die treusten Fans der Kabarettisten und die Kabarettisten schimpfen im Gegenzug über all das, was die Lehrerzimmer der Nation ärgert. Über Dieter Bohlen, die FDP und Josef Ackermann. Aber erstaunlich selten darüber, dass man den Beamtenstatus für Lehrer abschaffen sollte. Wer legt sich schon ohne Not mit seiner Klientel an (zumal, wenn dann und wann ein Preis zu vergeben ist)? Da sind Kabarettisten auch nicht anders als die von ihnen kritisierten Politiker.”

6. “The One that Didn’t Get Published”
(dilbert.com, Scott Adams, englisch)
Ein von der Zeitung zurückgewiesener “Dilbert”-Comic.

Blättern:  1 ... 73 74 75 ... 219