Gesagt hat Tim Mälzer das anscheinend gestern in der Kochshow von Johannes B. Kerner, wo er deshalb eine Kochjacke statt eines T-Shirts getragen habe. Und das Foto, mit dem Bild.de die Gewichtszunahme dokumentiert, ist tatsächlich eindrucksvoll:
Entstanden ist es allerdings im vergangenen Jahr. Bei seiner Bühnenshow “Ham’se noch Hack”. Während er einen aufblasbaren Fatsuit trug.
Nicht weniger als vier “Bild”-Reporter haben mitrecherchiert und -geschrieben, um heute F., einer der Kandidaten von “Deutschland sucht den Superstar” (DSDS), als schwul zu outen.
Man weiß natürlich nicht, wie die sich das aufteilen. Wer von ihnen sich zum Beispiel ausgedacht hat, dass es irgendwie treffend wäre, über den Artikel zu schreiben:
Ausgerechnet der Frauen-Schwarm
Und ob einer von ihnen allein für die Großbuchstaben zuständig war:
Er ist DER Herzensbrecher bei “Deutschland sucht den Superstar”. Seine samtweiche Stimme bezaubert die Frauen. Doch das Herz von F. (28) gehört einem MANN!
DIE BEIDEN SIND SOGAR VERHEIRATET!
Nur wer von ihnen Grundwissen über homosexuelle Lebenspartnerschaften in Deutschland recherchiert hat, das kann man beantworten: keiner. “Bild” schreibt:
Am 19. Oktober 2006 schloss das Paar eine Lebenspartnerschaft in einem Standesamt in Niedersachsen. Das bedeutet: gemeinsamer Familienname, Unterhaltspflicht — alles wie bei einer Ehe zwischen Mann und Frau!
Von wegen. Lebenspartner haben zwar etwa dieselben Pflichten, aber deutlich weniger Rechte als Ehepartner. Sie sind unter anderem steuerlich in vielfacher Weise benachteiligt, erhalten teilweise als Beamte weniger Zuschläge und können nicht gemeinsam ein nicht leibliches Kind adoptieren.
Aber wen interessieren schon solche Details.
PS: Die gemeinsame Wohnung von F. und seinem Mann enthält, wie “Bild” recherchiert hat, “lila Tapeten, goldene Verzierungen, eine Katze”.
Hinweis, 14.4.2008: Während “Bild” heute abermals detailliert über das Privatleben des Sängers berichtet, haben wir uns nachträglich entschieden, seinen Namen unkenntlich zu machen und die Links zu den “Bild”-Artikeln zu entfernen.
Soeben erreicht uns folgender Hilferuf von Waldi W.:
Liebes BILDblog-Team,
gerade hat sich mein Frauchen vor mich auf den Boden gesetzt, in die “Bild”-Zeitung geguckt, mich angestarrt, bis zwölf gezählt, gelächelt, wieder in die “Bild”-Zeitung geguckt, eine große Decke geholt, wieder in die “Bild”-Zeitung geguckt, eine Stoppuhr geholt, wieder in die “Bild”-Zeitung geguckt, die Decke über mich geworfen, gewartet, bis ich rausgekrabbelt war, wieder in die “Bild”-Zeitung geguckt und dann nach mir gerufen, mich aber nicht “Waldi” genannt, sondern “Frischhaltefolie”.
Ich mach mir ernsthafte Sorgen um sie. Vor allem, weil ich mir sicher bin, dass sie das gleiche vor Jahren schon mal mit mir gemacht hat. Bin ich doof? Oder ist sie es?
Lieber Waldi,
mach Dir keine Sorgen. Dein Frauchen hat nur einen Intelligenztest mit Dir gemacht. Den hat ein amerikanischer Mensch namens Stanley Coren vor vielen Jahren entwickelt und 1994 in seinem Buch “The Intelligence of Dogs” (deutsch: “Die Intelligenz der Hunde”) veröffentlicht.
Das steht im Grunde heute auch so in der “Bild”-Zeitung, außer dass “Bild” natürlich einen eigenen Begriff für “vor 14 Jahren” benutzt, nämlich “jetzt”:
Und wenn Dir einige Übungen bekannt vorkommen, könnte das daran liegen, dass “Bild” sie vor vier Jahren schon einmal veröffentlicht hat. Am 12. Juni 2004 nannte die Zeitung die damals zehn Jahre alten Aufgaben Corens den “1. Wuff-IQ-Test!”.
Was die Intelligenz Deines Frauchens angeht, können wir allerdings keine völlige Entwarnung geben. Sie liest eine Zeitung, die heute dieselbe Hitliste der klügsten Hundearten zum dritten Mal veröffentlicht (immerhin diesmal nicht wie 2002 und 2007 auf der Titelseite). Es ist eine Hitliste, die ebenfalls aus dem 1994 veröffentlichten Buch Corens stammt.
Die Exklusivitäts-Versprechen von Bild.de werden immer lauter — undimmergrotesker. Aktuell verspricht die Seite, als erstes das Video zu Madonnas neuer Single “4 Minutes” mit Justin Timberlake zu zeigen: heute um 17 Uhr.
Nun kann natürlich, wer will, bis 17 Uhr warten, bevor er sich das Video ansieht. Und es kann, wer will, glauben, dass das, “was wir sehen werden, noch ein großes Geheimnis ist”, wie Bild.de schreibt.
Alternativ könnte man sich das Video aber auch einfach jetzt schon ansehen. Zum Beispiel auf der MyVideo-Seite des Sat.1-Frühstücksfernsehens, wo es der Entertainment-Beauftragte Torgen schon am vergangenen Freitag veröffentlicht hat. Oder, seit Donnerstag, bei iTunes.
Und wem das zu naheliegend ist, der schaltet einfach die ehemaligen Musiksender MTV oder Viva ein. Dort hat das neue Video heute offiziell Premiere. Um 16 Uhr.
Mit Dank an Gerrit C., Malte L., Niels D. und Stefan W.!
Nachtrag, 15:10 Uhr. Bild.de hat die “exklusive” “Premiere” kurzerhand vorgezogen, bleibt aber dabei, dass es sich um eine solche handelt.
Die “Bild am Sonntag” hat ein Foto von der verhungerten fünfjährigen Lea-Sophie, wie sie nackt und tot auf dem Obduktionstisch liegt. Und weil sie dieses Foto hat, zeigt sie es. Und sie zeigt es, weil sie es hat. Eine Großaufnahme ihres Gesichtes. Bild.de wirbt zusätzlich noch mit einem Bild von der ganzen abgemagerten Leiche.
Es war der “Bild am Sonntag” aber nicht genug, dieses erschütternde Foto zu zeigen. Sie musste diese Entscheidung auch noch als einen selbstlosen Akt verbrämen. Als eine Veröffentlichung, die gut ist. Gut nicht nur für die “Bild am Sonntag” und die Klickzahlen von Bild.de (und den “Bild”-Fotografen, der dieses Foto besorgt hat). Sondern gut für die Gesellschaft. Gut für uns alle. Gut für die von ihren Eltern vernachlässigten und misshandelten Kinder in Deutschland. Die sind dadurch, dass die “Bild am Sonntag” die tote Lea-Sophie millionenfach zur Schau stellt, offenbar weniger bedroht.
Es ist ein Schock-Foto. Und wir haben lange diskutiert, ob es richtig ist, eines dieser schrecklichen Obduktionsfotos zu zeigen. Nach Abwägung aller Argumente haben wir uns dazu entschlossen, es zu tun.
Denn wir wollen, dass so etwas nie wieder in Deutschland passiert!
Ist aber auch, wenn man sich das Foto ansieht, kein Wunder. Dieses Hochhaus, rechts hinter dem Dogenpalast, verschandelt in Venedig echt ganz schön das historische Stadtbild.
Vielen Dank an Gabi für den sachdienlichen Hinweis!
*) Korrektur: Wir selbst hatten Macao zunächst für Las Vegas gehalten.
Es sind aufregende Tage für “Bild”-Reporter Sebastian Rösener und seine Kollegen aus Bremen. Nicht nur die Polizei, auch “Bild” sucht diejenigen, die vor zwei Wochen durch den Wurf eines Holzklotzes von einer Autobahnbrücke eine Frau töteten. Einen kleinen Einblick in die Arbeitsweise der “Bild”-Leute gibt der folgende Bericht, den uns Manuela, eine Mutter, geschickt hat:
Tja, das “Hilfe, ich bin in ‘Bild'” habe ich ein klitzekleines bisschen zu spät gelesen… da hatte sich “Hallo, hier ist Sebastian…” schon wieder bei meiner Tochter gemeldet.
Gegriffen hat er sich das Mädel am Tag nach dem Holzklotzwurf auf der A29, als sie mit unseren Hunden unterwegs war — wir wohnen dort. Nicht auf der A 29, aber daneben und ungefähr 500 Meter Fluglinie vom ursprünglichen Einschlagsort entfernt…
Marie kam nach Hause an dem Tag: “Ich muss unbedingt sofort Fynn anrufen…” Ich habe gefragt, wieso, und sie erzählte mir, dass Reporter sie ausgequetscht hatten. Erst wusste sie nicht mal, von welcher Zeitung (oder mochte mir das nicht sagen, kann auch sein). War aber schon zu spät, weil sie nämlich auf Jens [Name von uns geändert] hingewiesen hatte. Nach einer Erklärung, was ich davon halte und dass gerade die Blödzeitung nicht grad zur Aufklärung beiträgt, hat sie das auch schnell verstanden, Fynn wurde nicht angerufen.
Am nächsten Tag hat Marie (15 und blond) die Zeitung gekauft und sich den Artikel durchgelesen… Fand sie erst nicht schlimm, aber als ich ihr dann ein paar Sachen erklärt habe, hat sie es so langsam begriffen, das da ziemlich viel verkehrt läuft.
Jens, mittlerweile auch Telefonopfer von “Sebastian von der ‘Bild’-Zeitung”, hat recht schnell die Nase voll gehabt und beschlossen, nichts mehr mit “Bild” zu tun haben zu wollen.
Tja, dann kam das Fahndungsfoto raus — und sofort klingelte abends um kurz vor zehn nicht nur das Handy meiner Tochter, nein, auch Jens wurde wieder belästigt. “Bist du noch ein ganz kleines bisschen wach? Dann würde ich vorbei kommen und dir das Bild zeigen!” Jens gab an, Kopfschmerzen zu haben, und so wurde ihm das Fahndungsbild am Telefon geschildert. Jens hat aber dazu nichts mehr gesagt.
Als Marie von “Sebastian” angerufen wurde, hat sie ihn an mich verwiesen und mir das Handy gegeben. Und es war echt ein klasse Gespräch, ich wusste gar nicht, das Reporter so dermaßen arme Socken sein können, zu blöd, um zu kapieren, dass die Aufklärung der Straftat eine Sache der Polizei ist und sachdienliche Hinweise viel besser bei Herrn Weiß oder Herrn Krüder, dem Kontaktpolizisten von Maries Schule aufgehoben sind. Dann wollte man mir sachliche und faire Berichterstattung weis machen — und mit Herrn Wagner nichts zu tun haben. “Der sitzt in Berlin, mit dem haben wir nichts zu tun, WIR sind sachlich und objektiv!” Soso, warum dann die gezielte Wortwahl im Artikel, konnte er mir auch nicht erklären. Dumm gelaufen.
Ob ich denn die letzten Tage die “Bild”-Zeitung gekauft hätte — nein habe ich nicht. “Wie schade! Da hätten Sie mal sehen können, wie sachlich wir berichtet haben!” Jupp…
Gestern musste ich dann Marie wegen Kopfschmerzen von der Schule abholen, und nachdem ich wegen eines Fernsehteams vor der Schule quasi eine Vollbremsung hingelegt habe, um denen nicht durchs Bild zu fahren, stand an der Bushaltestelle ein rotbrauner alter Kombi, Ford oder so mit Bremer Kennzeichen. Meine Tochter: “Das sind die ‘Bild’-Reporter!”, und man sah auch einige sehr glückliche Mädels mit irgendwelchen Blättern vom Auto weggehen…
Hm, irgendwie war ich etwas schusselig, ich hätte den Wagen fotografieren sollen. Da der sicherlich nicht das letzte Mal dort auftaucht, werde ich Marie und friends bitten, das zu tun. Die nächste Schülerzeitung kommt bestimmt — und dann könnte man ja in “Bild”-Manier über die “Bild” berichten… ich schreibe auch gerne einen Gastkommentar…
Im vergangenen Jahr klagte “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann in der evangelischen Zeitschrift “Chrismon” über den Niedergang der deutschen Sprache. Der “Variantenreichtum des Deutschen” sei dahin — “und damit auch Nuancierungen, Redefiguren, Subtext”. Die “voranschreitende Analphabetisierung der deutschen Gesellschaft” führe dazu, dass “selbst einfachste Kommentare oder Meldungen” missverstanden würden — was seine Zeitung vor “grundsätzliche Darstellungsfragen” stelle.
Nun wissen wir nicht, ob dieser Artikel von gestern aus dem Online-Angebot von “Bild”, dessen “Content-Vorstand” Diekmann ist, schon eine Antwort auf diese “grundsätzlichen Darstellungsfragen” ist. Oder eher ein Beleg für den Anteil von “Bild” an der angeblichen Analphabetisierung. Jedenfalls verzichtet er weitgehend auf die in der deutschen Sprache vorhandenen Nuancierungsmöglichkeiten, um den Zeitpunkt und die Abfolge von Ereignisses deutlich zu machen. Er geht so:
Diese Berliner Promis demonstrieren nackt
Nippel-Attacke gestern vor der britischen Botschaft in Berlin: Aktivisten einer Tierschutzorganisation demonstrierten nackt gegen die Bärenjagd (BILD.de berichtete). Auch Berliner Promis setzen sich für den Schutz von Tieren ein — und zwar mit vollem Körpereinsatz!
Für die Organisation Peta (…) ziehen unter anderem die Schauspieler von “GZSZ”, Sänger Ben und viele andere Stars und Sternchen aus der Hauptstadt blank! (…)
Testfrage: Wann haben sich die “GZSZ”-Darsteller, Ben und die anderen (“Diese Berliner lassen nackte Haut sprechen”) ausgezogen? Vor, während oder nach der “Nippel-Attacke” vom Donnerstag?