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“Bild” ist der Meinung: Das ist Spitze!

Im Grunde gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder haben die Leute, die in “Bild” heute über das deutsche Steuerrecht geschrieben haben, sehr wenig Ahnung vom deutschen Steuerrecht. Oder sie haben sich entschieden, sich ihr Wissen über das deutsche Steuerrecht nicht anmerken zu lassen, um die von ihr befürworteten Vorschläge der CSU zu einer Steuerreform besonders überzeugend wirken zu lassen. Wir wissen nicht, was stimmt. Außer, dass das, was “Bild” schreibt, nicht stimmt.

Es geht um die Frage, ab welchem Einkommen der Höchststeuersatz von 42 Prozent gelten soll. “Bild” zeigt zur Veranschaulichung vier vermeintliche “Durchschnittsverdiener”: einen Angestellten, eine Lehrerin, einen Makler und einen Bauleiter, die angeblich zwischen 4400 und 4580 Euro brutto im Monat verdienen, und behauptet, dass sie damit laut Gesetz schon Spitzenverdiener seien. Denn, so “Bild”:

In Deutschland greift der Höchststeuersatz (42 %) schon ab einem Brutto-Einkommen von 4346 Euro/Monat (52.151 Euro im Jahr)!

Nee. Nicht ab einem Brutto-Einkommen in dieser Höhe. Sondern ab einem zu versteuernden Einkommen in dieser Höhe. Vom jährlichen Brutto-Einkommen der vier “Bild”-“Spitzenverdiener” sind mindestens der Arbeitnehmerpauschbetrag von 920 Euro und Teile der gezahlten Sozialversicherungsbeiträge (mehrere Tausend Euro) abzuziehen, um das zu versteuernde Einkommen zu berechnen. Wenn die angegebenen Brutto-Gehälter stimmen, muss vermutlich keiner der von “Bild” Gezeigten tatsächlich den Spitzensteuersatz zahlen.

Überhaupt lässt “Bild” die angeblichen Spitzensteuersatz-Zahler so tun, als müssten sie ihr gesamtes Einkommen mit 42 Prozent versteuern. Tatsächlich gilt dieser Steuersatz nur für denjenigen Teil, der die Grenze von 52.151 Euro jährlich übersteigt. Realistischerweise zahlen die vier Betroffenen jeweils vielleicht rund 12.000 Euro Einkommenssteuer, was etwa 25 Prozent des zu versteuernden Einkommens entspricht — nicht über 22.000 Euro, wie “Bild” suggeriert.

Die Lehrerin und der Bauleiter fühlen sich zudem besteuert wie eine “Millionärin” bzw. ein “Top-Manager mit Millionen-Gehalt”. Dass für die in aller Regel ein noch höherer Steuersatz von 45 Prozent gilt (“Reichensteuer”), hat “Bild” ihnen offensichtlich nicht erzählt.

Aber es ging ja bei dem ganzen Artikel nicht darum, die Leser klüger zu machen.

Mit Dank an Peter R., Markus H., Oliver O. und Manuel L.!

neu  

Reine Willkür

Die “Bild”-Zeitung glaubt, dass die ARD-Talkshow “Anne Will” schlechte Quoten hat. Vielleicht will die “Bild”-Zeitung auch nur glauben machen, dass die ARD-Talkshow “Anne Will” schlechte Quoten hat. Denn um das zu belegen, sind einige Verrenkungen nötig. “Bild” schreibt heute:

Seit September 2007 moderiert Anne Will (42) jeden Sonntag um 21.45 Uhr ihre ARD-Polit-Talkshow. Doch die Quoten sind schwach, schon bei der zweiten Sendung schalteten nur noch 3,26 Millionen Zuschauer ein (Vorgängerin Sabine Christiansen holte fast 5 Mio.).

Aha: “Bild” vergleicht die zweite Sendung von Anne Will mit irgendeiner Sendung von “Sabine Christiansen”. Die Zeitung hätte nur die dritte Sendung von Anne Will nehmen müssen, um zu einem ganz anderen Ergebnis zu kommen: Da hatte “Anne Will” nämlich 5,86 Millionen Zuschauer.

Tatsache ist: Im Schnitt aller Sendungen hatte “Anne Will” bessere Quoten als “Sabine Christiansen” in ihrer letzten Saison.

Aber “Bild” hat noch einen anderen Vergleich:

Wills Quoten schwächeln, Plasberg begeistert hingegen mit seinem Talk [“Hart aber fair”] am späten Mittwochabend mit spannenden Gesprächen und tollen Gäste.

Wen Plasberg so begeistert, sagt “Bild” nicht, es ist auch schwer zu sagen. Die Zuschauer eher nicht — jedenfalls nicht, wenn man nach ihrem Einschaltverhalten urteilt. Anne Will hat deutlich höhere Zuschauerzahlen als Plasberg, und das nicht nur absolut gerechnet (wobei Anne Will der Sendeplatz am Sonntagabend zugute kommt, wenn ohnehin besonders viele Menschen fernsehen), sondern auch beim Marktanteil (dem Anteil derjenigen Zuschauer, die eine Sendung sehen, von allen, die zu der jeweiligen Zeit den Fernseher eingeschaltet haben).

Konkret:

Sendung Zuschauer  Marktanteil 
Anne Will 4,00 Mio. 13,8 %
Hart aber fair 3,24 Mio. 12,8 %
Sabine Christiansen*  3,78 Mio. 13,3 %

*) Saison 2006/2007

Und das ist noch nicht alles. “Bild” zitiert gleich zweimal aus einem Bericht des aktuellen “Focus”, der den Anlass für die “Bild”-Verrechnungen bildet:

  • [Anne] Will fühlt sich durch die Vorgehensweise vom Sender ungerecht behandelt. Dem “Focus” sagte sie: “Es geht nicht um konstruktive Kritik, sondern darum, mir zu schaden.”
  • Änderungspläne gibt es bei der ARD offenbar schon! Programmdirektor Günter Struve (68) zum “Focus”: “Es wird eine Lösung im Sommer geben, weil es sie geben muss!”

Das Will-Zitat stammt jedoch nicht aus dem “Focus”, sondern aus einem einen Monat alten “FAZ”-Interview — und so steht’s auch im “Focus” selbst (“… klagte sie der FAZ”).

Das Struve-Zitat indes stammt nicht nur nicht aus dem “Focus” (und steht so auch nicht da), sondern aus einer Pressekonferenz zur ARD-Hauptversammlung vor zwei Wochen — und betrifft im Kern sogar nicht einmal Anne Will. Struves “Lösung” bezog sich vielmehr auf die uneinheitlichen Anfangszeiten der “Tagesthemen”.

Und dass der ARD-Vorsitzende Fritz Raff den “Focus”-Bericht, auf den sich “Bild” beruft, scharf dementiert hat, fand “Bild” nicht einmal erwähnenswert.

1 Grund, nicht für Tempelhof zu stimmen

Dafür muss man sie dann doch bewundern: dass den Leuten von “Bild” nach Monaten fast täglicher, gelegentlich seitenfüllender Propaganda für den Erhalt des Flughafens Tempelhof immer noch etwas neues einfällt. Heute überrascht “Bild”-Berlin-Kolumnist Reimer Claussen mit der Analyse:

Wer Tempelhof schließt, frisst auch kleine Kinder

Halt, nicht ganz:

Wer Tempelhof schließt, würde auch das Stadtschloss noch einmal sprengen

Claussens “Argumentation” geht so:

(…) Wir haben in unserer Stadt einige Baudenkmäler, die den jeweiligen wechselnden Herrschern nicht unbedingt gefallen oder nicht in ihr politisches Konzept gepasst haben. Etwa die alten katholischen Kirchen, die manchem protestantischen König ein Dorn im Auge waren — aber es hat sich im alten Preußen durchgesetzt, die Gebetshäuser anderer zu tolerieren, sogar neue zuzulassen. (…)

Die St. Hedwigs- Kathedrale dürfen wir auch aus anderen Gründen heute noch bewundern: Weil es selbst in der DDR Entscheider gab, die gegen das sozialistische Prinzip solche Bauten verteidigten, sie sogar wieder aufbauten. Dazu gehört auch die Staatsoper Unter den Linden, die ein Prachtbau der preußischen Monarchen war — aus Sicht der SED-Diktatoren eigentlich ein Repräsentationsbau des verfemten Ex-Regimes wie das Stadtschloss, das ausradiert gehört.

Aber selbst diese Leute hatten ein Gespür dafür, dass man eine lebendige Geschichte braucht. Und dass man die maßgeblichen baulichen Faktoren einer Stadt nicht abreißen oder entfremden darf, weil man sonst der Stadt ein Stück ihrer gelebten Identität raubt. (…)

Das ist in seiner Perfidie schon geschickt, wie Claussen es schafft, über zig Zeilen vom Abriss von Gebäuden zu sprechen — und an der entscheidenden Stelle unauffällig “abreißen oder entfremden” zu schreiben. Denn niemand will den (unter Denkmalschutz stehenden) Flughafen Tempelhof abreißen. Es geht in dem Volksentscheid am kommenden Sonntag [pdf] allein um die Frage, ob er weiter als Flughafen genutzt werden soll.

Es ist leicht, das misszuverstehen — und die “Bild”-Zeitung tut im Kampf gegen die Schließung des Flughafens, dem sich die ganze Axel-Springer-AG verschrieben hat [pdf], alles dafür, dieses Missverständnis zu befördern. Am Dienstag bereits hatte “Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner entsprechend an den Regierenden Bürgermeister geschrieben:

Wenn Sie Tempelhof schließen, dann wird Berlin wie das Gesicht einer Frau nach dem Facelifting sein. (…)

Es soll also nur noch Fotos geben von der Geschichte dieser Stadt.

Und in der ganzseitigen “Bild”-Übersicht “100 Gründe für den Flughafen der Herzen” findet sich sogar als Grund 76:

"Der zweite Teil des Luftbrücken-Denkmals in Frankfurt/M. würde ohne Tempelhof ziemlich einsam an der Autobahn stehen."

— als wolle Wowereit, der geschichtsvergessene Banause, nicht nur das Flughafen-Gebäude, sondern sogar das davorstehende Denkmal sprengen.

Andererseits: Wenn sich am Sonntag in Berlin wider Erwarten nicht die notwendige Mehrheit finden sollte, die sich unverbindlich für eine Fortsetzung des Flugbetriebes ausspricht, könnte das auch an “Bild” und diesen 100 Gründen diesen 100 Gründen gelegen haben. Die machen nämlich schon beim flüchtigen Blick den Eindruck, dass die Zahl der guten Argumente pro Tempelhof überschaubar sein könnte:

Es ist eine — selbst für “Bild”- und Springer-Verhältnisse — erstaunliche Massivität und Parteilichkeit, mit der die Zeitungen des Konzerns versuchen, die Berliner dazu zu bringen, beim Volksentscheid mit Ja zu stimmen. Außer der “Bild”-Titelgeschichte (!) mit den “100 Gründen” sah das allein in dieser Woche so aus:

BILDblog berichtete:

Das Wort “einseitig” ist fast ein Understatement, um die Absolutheit zu beschreiben, mit der die “Bild”-Zeitung jeden Widerspruch, jede unpassende Tatsache von ihren Seiten fernhält. Sie versucht in aller Regel nicht, die Argumente der Gegenseite zu entkräften oder zu entwerten; sie erwähnt sie sicherheitshalber gar nicht.

Die Information etwa, dass der Betrieb des Flughafens Tempelhof jährlich über zehn Millionen Euro Verlust macht (von denen die meisten der Steuerzahler tragen muss), scheint zuletzt 2003 im Blatt gestanden zu haben. Dass aktuell täglich nicht einmal 1000 Passagiere täglich den Flughafen nutzen, würde ein “Bild”-Leser nicht ahnen. Frühere “Bild”-Artikel, in denen es um Anwohner ging, die unter dem Fluglärm leiden, sind heute undenkbar (siehe Ausriss). Und während jeder vermeintliche “Umfaller” unter den Flughafen-Gegnern in der SPD oder Linke wortreich begleitet wird, scheint die “Bild”-Zeitung vergessen zu haben, dass die CDU, mit der sie sich heute gemeinsam als Tempelhof-Retter zu profilieren versucht, die Schließung selbst mitbeschlossen hat.

Nachtrag, 27.4.2008: Gestern gab die “Bild”-Zeitung in ihrer Berlin-Brandenburg-Ausgabe noch einmal alles:


Und in der heutigen “Bild am Sonntag” teilte auch Kolumnist Peter Hahne den “BamS”-Lesern mit, dass er heute “für den Erhalt des Flughafens” stimmen werde.

Allgemein  

… und nichts als die halbe Wahrheit (3)

Seit Montag berichtet “Bild” täglich und zunehmend skrupellos über einen Mann, der mit seinem Auto einen Unfall verschuldet hat, bei dem ein Motorradfahrer ums Leben kam. Seit Montag hat “Bild” nicht erwähnt, dass der Mann mit einer Geschwindigkeit von 6 km/h fuhr.

Vielleicht findet die “Bild”-Zeitung diese Information einfach nicht relevant, weil sie an der Schuld des Fahrer nichts ändert. Vielleicht will sie sich aber auch nur durch die Wahrheit nicht die Möglichkeit nehmen lassen, den Mann, den sie daneben groß und gut erkennbar abbildet, “Totraser” zu nennen.

Ein Rentenbeitragssatz mit X

Der Managerkreis der Friedrich-Ebert-Stiftung gab sich empört. Ein “besonders krasses Beispiel” für schlechten Journalismus habe Anne Will geliefert, schrieb er in einem offenen Brief (PDFs: Seite 1, Seite 2) an die Moderatorin und den Intendanten des NDR. In ihrer Talkshow am 30. März sei unter anderem unwidersprochen ein falscher Rentenbeitragssatz genannt worden: “unter 20 Prozent”, obwohl er in Wahrheit doppelt so hoch sei, wenn man Arbeitnehmer- und Arbeitgeber-Beiträge berücksichtige.

Das war sehr peinlich. Denn der Rentenbeitragssatz liegt tatsächlich bei 19,9 Prozent — Arbeitnehmer- und Arbeitgeber-Beiträge zusammen genommen. Die Zahl ist eigentlich bekannt.

Bild.de, 12.04.08:
“Will nannte einen falschen Rentenbeitragssatz. In der Sendung war von einem Satz ‘unter 20 Prozent’ die Rede. Die Manager: Richtig wären 40 Prozent, die sich ergeben, wenn man die Beiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern berücksichtigen würde.”

“BamS”, 13.04.08:
“Unter anderem bemängeln die Manager, dass in der Sendung ein falscher Rentenbeitragssatz genannt worden sei.”

Es war peinlich, dass die Manager den Unsinn schrieben. Es war peinlich, dass die “FAZ” am 12. April den Unsinn glaubte. Es war peinlich, dass Bild.de den Unsinn einfach übernahm. Und es war peinlich, dass “Bild am Sonntag” den Unsinn ebenfalls verbreitete.

Aber am 16. April stellten die Manager ihren Fehler richtig und entschuldigten sich. Und am 17. April berichtete die “FAZ” darüber.

In Bild.de und “Bild am Sonntag” (das ist die mit dem “sehr offenen Umgang mit Fehlern”) fehlt bis heute jeder Hinweis auf Korrektur und Entschuldigung.

Bild.de liftet Video

Es ist ein Video, das um nichts weniger bewegend ist, wenn man weiß, dass es schon Jahre alt ist. Es zeigt im Zeitraffer die 41 Stunden, die Nicholas White in einem Fahrstuhl gefangen war, aufgenommen von den Überwachungskameras. Das amerikanische Magazin “The New Yorker” hat es mit Musik unterlegt und ins Internet gestellt — als Ergänzung zu einem langen Artikel über das Leben von Fahrstühlen.

Aber mit der Vorstellung, dass es Dinge gibt, die nicht “jetzt” passiert sind, hat man bei “Bild” bekanntlich seine Schwierigkeiten. Und so gibt es in einem heute unter der Rubrik “News / Vermischtes” veröffentlichten Bild.de-Artikel über das Erlebnis von Nicholas White zwar die Ort- und Zeitangabe “Späte Freitagnacht im Rockefeller-Center”, aber keinen Hinweis darauf, dass es sich nicht um den vergangenen, vorvergangenen oder vorvorvorvergangenen Freitag handelt, sondern um den 15. Oktober 1999.

Der Artikel ist eine teils wörtliche, teils ungelenke, teils ungelenk wörtliche Übersetzung eines Artikels von ABC News — bereinigt um jeden Hinweis auf den Zeitpunkt des Geschehens. Und Bild.de zeigt auch den Film des “New Yorker” (“Sehen Sie bei BILD.de das Video der Fahrstuhl-Kamera”) — allerdings in einer heimlich gekürzten Version. In der Bild.de-Version hat jemand die ersten 20 Sekunden des Videos weggeschnitten. Da stand im Original unter anderem diese Angabe:

Mit Dank an Bruno B., Sascha P. und Tim!

Unschuld und andere Peinlichkeiten

Evelyn Holst, Mitte 50, ist Schriftstellerin und Journalistin, war Reporterin beim “stern”, hält sich durch Fahren auf dem Fitnessrad fit, hat immer eine Schachtel Pfefferminzpastillen aus der Apotheke dabei, arbeitet bis zu acht Stunden täglich und schreibt jeden Samstag eine Kolumne “nur für Frauen” in der “Bild”-Zeitung.

Gestern waren “Peinliche Promis” ihr Thema — und die Frage: “Wer denkt eigentlich an die Angehörigen?”

Anlass sind die Enthüllungen über die sexuellen Vorlieben und Praktiken des Automobilsport-Chefs Max Mosley, die seit einigen Wochen die halbe Welt kennt, und Evelyn Holst malt sich genüsslich aus, wie Mosleys Frau mit den Blicken ihrer Mitmenschen leben muss.

Aber Mosley ist nicht der einzige Prominente, dessen private “Schandtaten” von Zeitungen wie der, für die Frau Holst schreibt, öffentlich gemacht werden. Wer zählt noch zu den “peinlichen Promis”, die sie aufzählt?

Andreas Türck.

Jeder Andreas Türck hat Familie, die, als er unschuldig wegen Vergewaltigung vor Gericht stand, jeden Tag vor die Tür musste.

Den Satz muss man sich mehrmals durchlesen. Um danach vielleicht Frau Holst die Frage zu stellen, ob sie alle Menschen peinlich findet, die unschuldig vor Gericht stehen. Oder nur die, die von der “Bild”-Zeitung vorab für schuldig gesprochen werden.

Weiter in Frau Holsts “Bild”-Kolumne:

Auch was prominentes Liebesleben angeht, werden Angehörige ja nie vorher gefragt. Die Eltern von Carsten Thamm zum Beispiel. Was sagt Mami dazu, dass Udo Walz, 25 Jahre älter als er, jetzt zur Familie gehört? Okay, da hat man als Schwiegermutter immer die Haare schön, aber vermutlich hätte sie trotzdem lieber eine nette, blonde Schwiegertochter und viele Enkelkinder gehabt.

Auch die Mutter von Constantin Rothenburg war vermutlich nicht sooo happy, als ihr der 39 Jahre ältere Alfred Biolek als neuer Familienzuwachs vorgestellt wurde. Trotz seiner wunderbaren Königsberger Klopse, mein absolutes Lieblingsgericht.

Alles unter der Überschrift:

Peinliche Promis

Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen von Evelyn Holst.

Gib “Bild” keine Chance

Weil Florian Silbereisen am Sonntag vorhat, sich in seiner Show “Frühlingsfest der Volksmusik” von über 80 Frauen in drei Minuten küssen zu lassen, fragt “Bild” heute besorgt:

Wie gefährlich ist Silbereisens Kuss-Rekord?

Die Antwort von “Bild” lautet: lebensgefährlich. Denn:

Sollte sich die Zunge einer Dame versehentlich in Floris Mundraum verirren, droht dazu Herpes, im schlimmsten Fall sogar Aids!

Es ist kaum zu glauben, dass es im Jahr 2008, nach rund 25 Jahren Aufklärung und Forschung in Sachen HIV und Aids, noch eine Zeitung gibt, die diese Art von Panikmache betreibt. Sagen wir es mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:

Kein Risiko: Küsse, Zungenküsse: Kein Risiko bei Küssen. Bei Zungenküssen ist ein Risiko theoretisch nicht auszuschließen, aber weltweit in keinem Fall als Übertragungsweg nachgewiesen.

Mit Dank an Despoina, Arne V., Monika, Daniel, Patrick G. und Micha!

Bei “Bild” sind Enten unsterblich

“Vampir von Berlin” nennt die “Bild”-Zeitung den 19-jährigen, der gestern des versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung für schuldig gesprochen wurde — er hatte unter anderem versucht, einer Betreuerin ein Stück Fleisch aus dem Hals zu beißen.

Weil er bei der Urteilsverkündung ein T-Shirt mit dem Aufdruck “Slipknot” trug, erklärt die “Bild”-Zeitung ihren Lesern:

Die Nu-Metal-Gruppe ist bekannt für ihre aggressiven Texte. Ein “Slipknot”-Song soll den Erfurter Schüler Robert Steinhäuser († 19) animiert haben, in seinem Gymnasium 16 Menschen und sich selbst zu erschießen.

Das wäre interessant zu wissen, welcher Song das konkret gewesen sein soll. Denn Steinhäuser hat zwar nach Medienberichten gerne Slipknot gehört. Als Falschmeldung hatte sich aber schon wenige Tage nach dem Amoklauf am 26. April 2002 die Behauptung herausgestellt, es gebe einen Slipknot-Song namens “School Wars”, in dem es heißt: “Knall deine’ ekelhaften Lehrer mit einer Pumpgun ab…”

Und wer hatte das damals an drei aufeinanderfolgenden Tagen behauptet? — Richtig.

Nicht nur prall, sondern auch privat

Wenn die “Bild”-Zeitung interessante bislang unbekannte Informationen aus dem Privatleben von Prominenten hat, füllt sie damit in der Regel nicht nur eine Ausgabe. Manchmal streckt sie sie, häppchenweise, über mehrere Tage.

Und manchmal nicht. Was den angeblichen neuen Freund der Fernsehmoderatorin und Sängerin Barbara Schöneberger angeht, herrscht in “Bild” schon nach dem ersten Tag völliges Schweigen. Was weniger daran liegt, dass in der Titelgeschichte vom Freitag über das “pralle Glück” Schönebergers schon alles gesagt worden wäre. Sondern eher daran, dass darin schon zuviel gesagt wurde. Der angebliche neue Freund hat nämlich ein Recht auf sein Privatleben, und offenbar weiß das sogar “Bild”. Nach BILDblog-Informationen hat “Bild” noch am selben Tag nach einer entsprechenden Mahnung erklärt, keine Fotos von ihm oder Details über ihn mehr zu verbreiten. Bereits am Freitagnachmittag war der Artikel bei Bild.de verschwunden.

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