“Bild” ist beschäftigt mit dem Tod Rudolph Moshammers (“Kann Daisy den Mörder überführen?” bzw. “Braucht Daisy jetzt eine Psychotherapie?”). Das gibt uns Zeit für eine kurze Zusammenfassung – und wir stellen fest: Joschka Fischer war nie“Hessens Ministerpräsident”, sondern hessischer Staatsminister für Umwelt und Energie; Sharman Macdonald “zwang” ihre Tochter Keira Knightley nicht zum Bauchnabelpiercing, sondern riet ihr nur dazu (oder unterstützte sie, wenn man’s genau nimmt, darin, ihren Piercing-Wunsch in die Tat umzusetzen); und Hirnforscher von der McMasters Universität in Ontario haben Albert Einsteins Gehirn nicht etwa “jetzt”, sondern bereits 1996 untersucht. Jetzt zeigt bloß der britische Sender Channel 4 eine Doku zum Thema.
Mit Dank an Konstantin B., Peter R. und Roland für die Hinweise.
Nachtrag, 17.1.05:
Dass Joschka Fischer nie “Hessens Ministerpräsident” war, hat man jetzt (fünf Tage nach Veröffentlichung) auch bei Bild.de gemerkt und nachträglich korrigiert.
Heute berichtet auch die “Süddeutsche Zeitung” aus Dubai über das dortige FC Bayern München-Training – bzw. über die eigenartige Berichterstattung deutscher Boulevardmedien und darüber, wie “ein geringstfügiger Anlass (…) in der teuflischen Maschinerie zur landesweiten Sensation geraten” war. Mit anderen Worten: Irgendwie liest sich die Geschichte in der “Süddeutschen” (S.27) ganz anders als gestern in “Bild”. Nämlich so:
“Tatsächlich, soviel lässt sich mit Bestimmtheit sagen, geht es ruhig und gelassen zu im Münchner Quartier. Keine besonderen Vorkommnisse. Warum auch?”
Denn über den “Pöbel-Fall Kahn” (“Bild”) – also darüber, dass Bayern-Torwart Oliver Kahn während des Trainings auf üble Weise seine Trainer beschimpft habe – müsse, so die “Süddeutsche”, “eigentlich nicht berichtet werden, denn es stimmt ja nicht.” Dass Kahn seine Trainer “irgendwie beschimpft” habe, wie verschiedene Boulevardzeitungen (die ihrerseits keine Korrespondenten vor Ort haben) unter Berufung auf zwei “Zeugen” berichtet hatten, sei “wohl richtig”, doch:
“Zur Skandalgeschichte taugt das eigentlich nicht.”
Und hier kommt nun die “Bild”-Zeitung ins Spiel: “Kahn drohte dem Vertreter von ‘Bild’, der die Geschichte aufgetan hatte, mit juristischer Gegenwehr”, schreibt die “Süddeutsche” und fasst schließlich die “besonders perfide” Berichterstattung in “Bild” wie folgt zusammen:
“Die Zeitung, die für ihre Berichterstattung zuletzt von Kahn regelmäßig verklagt wurde, verfolgte die Story weiter, indem sie die Schlagzeilen der anderen Boulevardmedien präsentierte – die wiederum ihre Informationen ausschließlich vom örtlichen Bildreporter erhaltenen hatten.”
Aber zitieren wir zuerst, wie “Bild” heute andere Boulevard-Zeitungen zitiert:
“Die Münchner ‘AZ’ titelte: ‘Ball vorm Kopf! Da flippt Kahn aus’. Die ‘tz’ druckte auf Seite 1: ‘Eklat beim FC Bayern. Kahn dreht völlig durch’. (…) Der Kölner Express schreibt von ‘Worten, die EXPRESS nicht drucken will.’ Im ‘Berliner Kurier’ allerdings ist klar in der Überschrift zu lesen: ‘Wüste(r) Kahn pöbelt: Wichser!’“
Und jetzt zitieren wir FC-Bayern-Manager Uli Hoeneß, wie ihn “Bild” zitiert:
“Da sieht man, was für ein ruhiges Trainingslager das hier ist, wenn schon solche Geschichten geschrieben werden.”
Nachdem das gesagt ist, schauen wir uns mal kurz die dazugehörige “Bild”-Seite an…
… und zitieren anschließend noch schnell, was Hans Meyer kürzlich im “Tagesspiegel” über die “Bild”-Zeitung sagte:
“Die Journalisten fühlen sich mit ihrem Blatt im Rücken in einer unglaublichen Stärkeposition. Und sie glauben, dass sie Trainer und Spieler gottgleich abstrafen könnten.”
Zum Schluss aber wollen wir nicht unerwähnt lassen, was auch “Bild” am Schluss ihrer “Pöbel-Fall Kahn”-Bericherstattung nicht unerwähnt lässt: dass nämlich Journalisten das Training des FC Bayern München derzeit nur noch von der Tribüne aus verfolgen, Fotografen und Kamera-Teams nur noch die erste halbe Stunde Aufnahmen machen und sich nicht mehr hinter Kahns Tor aufhalten dürfen.
Wer weiß schon, was stimmt. Der eine sagt so, der andere so, sagt der Volksmund. Wer weiß also schon, ob Timo Hildebrand, Torwart beim VfB Stuttgart, demnächst beim Berliner Fußballverein Hertha BSC mitspielt.
Tatsache ist, dass Dieter Hoeneß, Manager des Hertha BSC, laut Nachrichtenagentur dpa “jegliche Kontakte zu Nationaltorwart Timo Hildebrand dementiert” und sagt: “Es gibt von uns keine Gespräche mit Hildebrand und auch kein Angebot.”
Tatsache ist auch: Die “Bild”-Zeitung hatte zuvor berichtet, dass Hertha dem Hildebrand “ein konkretes Angebot gemacht hat”.
Und wie gesagt: Was stimmt, weiß man nicht. Allerdings sagt Hoeneß über die “Bild”-Veröffentlichung:
Aufgabe: Erkennen Sie, welche der folgenden Überschriften auf der Startseite von Bild.de von einem Unternehmen bezahlt worden ist.
Erkannt? Nein, es ist nicht das Kästchen mit der roten Zeile “Neue Microsoft-Software”, nein, nein. (Schauen Sie selbst: Dahinter verbirgt sich doch nur ein sehr begeisterter Text über eine neue Microsoft-Software, oder?) Aber wie wär’s mit dem Kästchen rechts, dem mit “TV-Star Thomas Koschwitz”?
Nun ja. Gut möglich jedenfalls, dass einem dieses Spiel jetzt irgendwie bekannt vorkommt, weshalb es auch nicht verwundert, dass der zum Koschwitz-Kästchen gehörige, vermeintliche “Artikel” groß und deutlich (genauer gesagt, nicht groß und deutlich, sondern klein und hochkant, unten rechts am Bildrand) mit dem Wort “Anzeige” gekennzeichnet ist…
Und dass Bild.de die Überschrift auf der Startseite mittlerweile geändert hat (siehe Ausriss rechts), macht die Sache mit der verbotenenVermischung von Werbung und übrigen Inhalten auch nicht besser. Nein, womöglich ist dem Startseiten-Verantwortlichen von Bild.de bloß aufgefallen, dass “TV-Star Thomas Koschwitz” gar nicht mehr im Fernsehen ist.
Nachtrag, 21:25:
Womöglich ist es inzwischen auch dem “Job & Geld”-Verantwortlichen von Bild.de aufgefallen, dass der Koschwitz derzeit kein “TV-Star” mehr ist. Jedenfalls wirbt bei Bild.de jetzt Koschwitz’ Kollege und “TV-Moderator” Percy Hoven für “Deutschlands einfachsten Kredit”. Eine gute Alternative: Schließlich moderiert auch Hoven seit Jahresanfang wie Koschwitz keine einzige TV-Sendung mehr, weshalb wahrscheinlich morgen schon Fritz Egner, übermorgen Max Schauzer und nächste Woche Margarethe Schreinemakers als “TV-Moderatoren” oder “-Stars” für den Bild.de-Kredit werben.
Unter dieser Überschrift berichtete “Bild” am gestrigen Freitag, eine gewisse “Jeanette (24)” halte “seit neustem die Patentrechte an einem der bedeutsamsten deutschen Kunstwerke – den zwei kleinen Engeln, die zum Gemälde der ‘sixtinischen Madonna’ (1513) gehören”. “Bild” schrieb:
“Knallenge Hosen, Pelzjacke, Lederstiefel – Jeanette (24) bedient als Sex-Hure täglich ihre Freier.”
Außerdem schrieb “Bild” noch:
“‘Jeanette’ heißt in Wirklichkeit Maria F., ist nicht, wie sie behauptet, 24, sondern 29 Jahre alt.”
Und irgendwann kam “Bild” sogar zur Sache, denn:
“Wenn jemand die Engel in Zukunft als Werbemotiv nutzen will, muss er an die Hure zahlen (…). Jeanette hat dafür 1500 Euro ans Patentamt gezahlt. Anwalt Dr. Sigfrid Kaufmann erklärt: ‘Ist ein Künstler seit mehr als 70 Jahren tot, ist seine Kunst Allgemeingut. Man kann sich Teile des Gemäldes schützen lassen.'”
Woher die “Bild”-Zeitung das weiß? – Na, aus der “Bild”-Zeitung natürlich! Schließlich hatte “Bild” bereits am 23. Dezember unter der Überschrift “Coup auf dem Patentamt – Ihr gehören jetzt die berühmten Raffael-Engel!” schon einmal dieselbe Story im Blatt:
“Wer künftig mit den süßen Engeln werben will, muß Maria Friedel (29) aus Sachsen fragen. Die Schauspielerin ließ sie für 1500 Euro…” (Ach, lesen Sie’s ruhig selbst…)
Wer hingegen lieber wissen will, was es eigentlich mit den (übrigens durch o.g. Sigfrid Kaufmann am 31.10.2002 angemeldeten und seit dem 21.4.2004 eingetragenen) “Patentrechten” der Schauspielerin/Sex-Hure Maria/Jeanette auf sich hat, sollte nicht “Bild”, sondern die “Leipziger Volkszeitung” lesen. Dort heißt es u.a.:
“Allerdings, erklärt der Dresdner Patentanwalt Jens Riechelmann, habe sich Friedel eine so genannte Wort-Bild-Marke schützen lassen. Und die zeigt erstens nur den linken der beiden berühmten Engel und beinhaltet außerdem zwingend den Schriftzug Der Blaue Engel. ‘Das ist eine Marke, mit der sie wenig anfangen kann’, findet Riechelmann. Denn Gebühren einnehmen kann die Inhaberin des Blauen Engels nur dann, wenn ihr Logo in dieser angemeldeten Form benutzt werden würde. (…) Was Maria Friedel mit ihrer Marke tatsächlich vorhat, ließ sich nicht in Erfahrung bringen.”
Mit Dank an Florian S. (und Bronko) für die sachdienlichen Hinweise.
“Pamplona – Eine portugiesische Familie türmte bei einem Picknick bei Pamplona (Spanien) trockenes Holz auf, zündete es an. Fleischspieße sollten gegrillt werden. Die Familienmitglieder suchten weiteres Holz, ließen die Oma (93) auf einem Klappstuhl am Feuer sitzen. Die alte Dame kippte mit dem Stuhl um, fiel in die Flammen und verbrannte.”
So steht es in einer kleinen Meldung irgendwo auf der letzten Seite der heutigen “Bild” — und zwar unter der Überschrift:
Nachtrag, 8.1.05:
In der spanischen Lokalpresse liest sich die Geschichte übrigens etwas anders als in “Bild” — ganz anders sogar: Von “Fleischspießen” oder “Picknick” ist darin nämlich nicht die Rede. Zusammengefasst heißt es dort, dass es sich bei der Toten um eine obdachlose, alte Frau handelte, die sich auf einem Parkplatz am Rande einer portugiesischen Siedlung in Alsasua bei Pamplona (Spanien) zwischen einem Abschleppwagen und einem Wohnmobil eine Art Lager eingerichtet hatte, wo sie sich offenbar in Decken gehüllt an einem in einer Blechtonne entzündeten Feuer wärmte, wobei die Decken in Brand gerieten, die Frau verbrannte. Und wenn selbst in einer gerade mal 3 x 9 Zentimeter großen “Bild”-Meldung schon dermaßen wenig stimmt, dann…
…will man diesen Satz lieber gar nicht zu Ende denken.
Mit Dank an Christiane L., Jens S., Sonja Z. und Gisela für Links und Übersetzung.
Ja, dieser “Preiskrieg der Elektro-Giganten”(O-Ton: Bild.de) ist wirklich ‘n Ding! Da verkaufte der “Mediamarkt”(O-Ton: Bild.de) am vergangenen Montag alles “ohne Mehrwertsteuer”, und am gestrigen Dienstag der “Konkurrent Saturn”(O-Ton: Bild.de) lauter Sachen “zum Einkaufspreis”, woraufhin sich Bild.de anschickte, “die wichtigsten Fragen rund um den Preiskrieg der Elektronik-Giganten” (O-Ton: Bild.de)zu beantworten bzw. von Christian Fronczak vom Bundesverband der Verbraucherzentrale beantworten zu lassen. Soweit so gut.
Ähm, Momentchen mal! Schon möglich, dass “bild”, wie “Bild.de” berichtet, in den von der Internetsuchmaschine Google alljährlich veröffentlichten Listen der meistgesuchten Begriffe irgendwo auf Platz 7 ist, denn in der Unter-unter-Kategorie “Popular Queries Germany” steht zwischen “christina aguilera” (Platz 6) und “britney spears” (Platz 8) tatsächlich “bild”. Aber wie berichtet “Bild.de” darüber? Na, so:
Aus aktuellem Anlass möchten wir noch einmal kurz auf diese(hoppla, dann eben auf diese) “Erster TV-Star bereut Busen-OP”-Sache mit Nadeshda Brennicke zurückkommen, auch wenn wir dem nichts, aber auch gar nichts hinzuzufügen haben – außer vielleicht den folgenden Bild.de-Satz, mit dem Brennickes Gegendarstellung / Richtigstellung endet:
Die Redaktion stellt hierzu fest: Frau Brennicke hat Recht. Das Bild zeigt Frau Nadesha nicht nach ihrer Busen-OP.”
Denn darüber wird sich “Frau Nadesha” bestimmt freuen – zumal sie das Foto sehr wohlnach ihrer Busen-OP zeigt. (Der ARD-“Tatort”, aus dem das Bild stammt, wurde am 26.05.2002 erstausgestrahlt, während der Untergang der Kursk, dessenwegen Brennicke offenbar unmittelbar nach ihrer Busen-OP hatte weinen müssen, bekanntlich am 12. August 2000 stattfand.)
Naja, ist’s eben eher eine “Falschstellung” geworden, was nicht verwundert: Schließlich hatte “die Redaktion” die Sache ja schon bei der ursprünglichen Bild.de-Veröffentlichung nicht begriffen.