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Symbolfoto XV

Korinthenkacker ist kein schönes Wort, Rosinenbomber schon eher. Das kann man – zumal in Berlin (wo die “Air Service Berlin CFH GmbH” Rundflüge mit so einem Rosinenbomber anbietet) – ruhig mal in eine Überschrift schreiben, die dann beispielsweise so ausssieht:

Man kann mit dem Wort Rosinenbomber auch ein Foto betexten. Das sieht dann so aus:

Wenn möglich, sollte das dazugehörige Foto dann allerdings nicht so aussehen:

Schließlich handelt es sich bei dem abgebildeten Flugzeug (wie die zum abgebildeten Foto gehörige, ursprüngliche dpa-Beschriftung vom 13. April unmissverständlich erläutert) um “eine JU-52” auf dem Flugplatz Rechlin-Lärz* – und nicht um den erwähnten Rosinenbomber der “Air Service Berlin CFH GmbH”. Aber womöglich hat “Bild” für ihre “Air Service Berlin”-Verlautbarung für ihre Berichterstattung beim besten Willen einfach kein schönes Foto davon auftreiben können…

Mit Dank an Gunda S. für die Unterstützung.

*) Ursprünglich hatten wir geschrieben, dass die abgebildete “JU-52” im Dezember 2004 auf der Berliner Luft- und Raumfahrtausstellung zu sehen gewesen sei. Vermutlich war das aber eine andere “JU-52”.

Klong! – Klirr! – Schepper!

Dass Andrea Nahles am 18. Juli (!) bei Focus Online in einem Weblog-Eintrag zur Rechtschreibreform an zwei Stellen fälschlicherweise das statt dass geschrieben hatte, ist peinlich.

Dass “Bild” sie dafür am 15. August (!) zum “Verlierer” des Tages macht, ist zunächst mal seltsam.

Dass “Bild” die Peinlichkeit mit den Worten “Wer im Glashaus sitzt…” kommentiert, ist irgendwie lustig.

Dass “Bild” sie allerdings als “Bundestagsabgeordnete” bezeichnet, obwohl sie doch bekanntermaßen seit 2002 gar nicht mehr im Bundestag sitzt, ist, nun ja… typisch.

Mit Dank an Christoph für den Hinweis.

Dichtung und Wahrheit

“Bild”-Autor Claus Jacobi schreibt heute in seiner “Mein Tagebuch”-Kolumne, Gerhard Delling habe “vergangene Woche als Ersatz für Ulrich Wickert die ‘Tagesthemen’ moderiert”, obwohl Delling doch eigentlich vor-vergangenen Woche als Ersatz für Anne Will die “Tagesthemen” moderierte. Clevererweise hat Jacobi an den Schluss seiner Kolumne aber noch schnell ein Goethe-Zitat gehängt, in dem es heißt:

“Wer nicht mehr irrt und nicht mehr liebt, der lasse sich begraben.”

Wir wollen deshalb mal nicht so sein – zumal Jacobis Chef Kai Diekmann ja sinngemäß mal was ganz ähnliches behauptet hat wie Goethe, als er schrieb:

“Wo gearbeitet wird, da werden Fehler gemacht.”

Und jetzt mal ehrlich: Kann’s nicht sogar Gerhard Delling als Betroffenem piepegal sein, was Claus Jacobi da für Fehler gemacht hat?

Wenn allerdings “Bild” den Fehler macht, auf ihrer Titelseite zu behaupten, Gregor Gysi zeige “als erster deutscher Politiker den Wählern sein Gehirn”, dann sieht die Sache im Nachhinein vielleicht doch ein ganz klein wenig anders aus. Nämlich so:

Der Foto-Beweis: “Bild”-Chef verantwortungslos!

Immerhin: Besorgniserregende Nachrichten wie die, dass die Axel Springer AG bald ProSiebenSat.1 übernimmt, haben auch ihr Gutes. Schließlich stößt man so auch auf alte Texte zum Thema — und damit auch auf einen Satz von “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann aus dem Jahr 2001, den wir (aus gegebenem Anlass) nochmal hervorgekramt haben. Er lautet:

“Solange ich bei ‘Bild’ verantwortlich bin, wird es am Samstag keine nackten Mädels auf der Titelseite geben.”

Und tatsächlich: So richtig “nackt” waren die Mädels auf den Titelseiten am Samstag in letzter Zeit wohl nicht, weshalb wir annehmen müssen, dass “Bild”-Chef Kai Diekmann seit heute bei “Bild” nicht mehr verantwortlich ist…

Symbolfotos XII – XIV

So richtig nachvollziehbar ist es nicht, warum “Bild” am 3. August einen Bericht über Zerkarien im Kellersee bei Eutin (Kreis Ostholstein) mit einem Foto vom Großen Plöner See in Plön (Kreis Plön) bebilderte.

Dass die “Bild”-Zeitung darüber hinaus am 7. Februar einen Artikel über “Terror-Schüler” an einer Berufsbildenden Schule in Hannover mit einer Fotomontage bebilderte, die gar nicht die Berufsbildende Schule, sondern stattdessen das unbescholtene Bismarck Gymnasium zeigte, wurde jedenfalls jüngst vom Deutschen Presserat missbilligt, weil sowas nämlich gegen Ziffer 2 und Richtlinie 2.2 des Pressekodex verstößt.

Aber das ist noch nichts gegen das, was “Bild” da am 22. Juli in ihrer Stuttgart-Ausgabe angestellt hatte: Unter der Überschrift “Masken-Mann jagt kleine Mädchen” hatte “Bild” nämlich über einen “unheimlichen Masken-Mann” bzw. “Masken-Gangster” berichtet, der in Ditzingen (Kreis Ludwigsburg) sein Unwesen getrieben habe. Illustriert war die Meldung mit folgendem “Foto”*:

Was “Bild” nicht wissen konnte, aber die “Stuttgarter Zeitung” inzwischen zu berichten weiß: Die Geschichte vom “Masken-Mann” war offenbar “frei erfunden”, weshalb es um so merkwürdiger ist, dass “Bild” dennoch ein “Foto” von ihm drucken konnte…

Mit Dank an Philipp G, Sascha V. und Heiner S. sowie die “Stuttgarter Zeitung” (und bildblock.de) für die Mithilfe.


*) Wir bitten die schlechte Qualität des “Fotos” zu entschuldigen. Falls jemand den “Masken-Mann” in besserer Qualität griffbereit haben sollte, würden wir uns freuen.

neu  

Auch bekannt als QUARK

Die so genannte “Vogelgrippe” (aviäre Influenza) ist laut Wikipedia “eine erstmals 1878 in Italien beobachtete, durch Viren hervorgerufene anzeigepflichtige Tierseuche”.

Das so genannte “SARS” (Severe Acute Respiratory Syndrome) ist laut Wikipedia “eine Infektionskrankheit, die erstmals im November 2002 in der chinesischen Provinz Guangdong beobachtet wurde”.

Beide Krankheiten traten in den vergangenen Jahren im asiatischen Raum auf, haben ähnliche Symptome, können für den Menschen tödlich sein und sorgen hierzulande gern für Schlagzeilen. Vogelgrippe und Sars haben aber überhaupt nichts miteinander zu tun – außer vielleicht, dass “Bild” das überhaupt nicht begriffen hat.

Denn in der Leipzig-Ausgabe der “Bild” fand sich gestern der folgende Artikel:

Bebildert ist der “Vogelgrippe”-Text mit einem SARS-Virus (unten) und einem SARS-Arzt (links). Und um die Verwirrung komplett zu machen, ist im Text selbst von der “Lungenkrankheit SARS (Vogelgrippe)” die Rede, was bei einer Zeitung, die eine Aids-Erkrankung und eine HIV-Infektion nicht unterscheiden kann, vielleicht nicht weiter verwundert. Und sagte nicht auch ein Mitbewohner der Verstorbenen “fassungslos” zu “Bild”, “Meike war genau zur SARS-Zeit in China. Hoffentlich war sie nicht an Vogelgrippe erkrankt”?

Zum Glück hat “Bild” aber neben den Text extra noch einen Infokasten mit der Überschrift “Was ist die Vogelgrippe?” gesetzt, in dem “Bild” gleich zu Beginn ausdrücklich behauptet, die Vogelgrippe sei “auch als SARS (…) bekannt”. Doch das ist nicht nur falsch, sondern auch sehr verwunderlich: Der Rest des “Vogelgrippe”-Infokastens nämlich sieht ganz so aus, als wäre er (teilweise sogar wörtlich) aus einem der eingangs zitierten Wikipedia-Einträge abgeschrieben – genauer gesagt, aus dem zu SARS.

Mit Dank an Stefan R. für Hinweis, den selbstlosen Kauf einer “Bild”-Zeitung und den Scan!

Nachtrag, 17:00:
Dass es sich bei der Toten überhaupt um einen Vogelgrippe-Fall handelt, ist laut “Leipziger Volkszeitung” übrigens “momentan eine reine Mutmaßung”.

Völlig bekloppt

Schuld ist eigentlich Carola Frentzen. Die Rom-Korrespondentin der Deutschen Presseagentur (dpa) hatte nämlich zum 24. Juli eine launige Sommerloch-Meldung über “Gutes Benehmen in Badehose und Bikini” an Italiens Stränden geschrieben: Frentzen hatte “eine Art ‘Knigge’ für die Badegäste” aufgetan, in dem von der italienischen Badeanstaltenvereinigung S.I.B. “zehn Strandgebote” oder “Verhaltensregeln” bzw. “Regeln des Anstands” formliert worden waren. Die dpa-Frau hatte außerdem noch mit einem Benimm-Experten gesprochen. Und sie hatte nicht mit “Bild” gerechnet.

Denn in “Bild” sah die Sache drei Tage später so aus:

Von einem “Busen-Verbot”, einem “Bier-Verbot” und einem “Bolz-Verbot” war da plötzlich die Rede und anderen Sachen, die angeblich “verboten” oder “nicht erlaubt” seien.

Gestimmt hat das alles nicht. Zum einen handelt es sich bei dem Regelkatalog der S.I.B. um simple “suggerimenti” (Vorschläge), wie auch der S.I.B.-Präsident Riccardo Borgo in einer unmittelbaren Reaktion auf die “Bild”-Veröffentlichung mitteilte (und auch die italienische Zeitung “Corriere della Sera” berichtet). “Wir haben niemandem etwas verboten”, sagte Borgo hier wie dort. Außerdem sei “von keiner Seite her das Verbot ergangen, Bier zu trinken oder sich oben ohne aufzuhalten.”

Statt jedoch die eigene Falschmeldung zu korrigieren, entschied man sich bei “Bild” für einen anderen Weg: “Bild” ignorierte die (durch sie selbst notwendig gewordene) Richtigstellung, ließ lieber ihren Vatikan-Experten Andreas Englisch aus Rimini nochmals und nochmals über die “lange Verbotsliste” schreiben — und nutzte die Gelegenheit, schnell noch die eine oder andere barbusige Frau zu zeigen…

Mit großem Dank an Salvatore B. sowie Patrick K., Robert G., Johannes H. und Roberto C. für den Hinweis und die spontanen Übersetzungshilfen!

Scheiß Details!

Als die “Bild”-Klatschkolumnistin Christiane Hoffmann letzten Samstag für ihre “Ich weiß es!”-Kolumne mal wieder ein paar Paparazzi-Fotos betexten musste, war die Sache klar. Hoffmann schrieb:

“Wir sehen unseren Tennis-Helden Boris Becker (37) privat im Mallorca-Urlaub.”

Und auf die Frage, “wer (…) denn diese junge Frau an seiner Seite” sei, hatte Hoffmann sogar lauter Antworten parat, wusste nicht nur, dass “das Mallorca-Mädchen” eine “grazile Schönheit” sei, sondern auch, wo sie geboren wurde, welche vier Sprachen sie spricht und wie oder wann sie mit was für einem Autotyp welcher Farbe mit Becker auf Malle rumfuhr. Und dann wusste es Hoffmann noch genauer:

“Sie heißt Elena, kommt aus Berlin und ist gerade mal 17 Jahre jung.”

Das war, wie gesagt, am letzten Samstag. Am Montag hatte “Bild” die Berliner Wohnung der “hübschen Mallorca-Bekanntschaft” ausfindig gemacht und ihr Klingelschild fotografiert. Außerdem hieß es:

“Das Mädchen ist süße 17.”

Und am gestrigen Dienstag hatte “Bild” dann zwar nichts Neues zu berichten, berichtete aber trotzdem über “Elena L. (17)”.

Und heute? Heute, nachdem die Zeitschrift “Gala” exklusiv und gut informiert Beckers Trennung vermelden konnte, ist “die schöne Elena” auf der “Bild”-Titelseite plötzlich:

“(23)”

C?

Frage: Worin unterscheiden sich die folgenden drei Teaser, die heute bei Bild.de im “Geld & Job”-Ressort stehen?



Antwort A: Einer ist mit Foto.
Antwort B: Zwei haben eine dreizeilige Überschrift.
Antwort C: Alle drei sind Anzeigen, die für eine (uns bereits einschlägig bekannte) Online-Rechtsberatung werben.

Mit Dank an Ingo S., der im Übrigen darauf hinweist, dass es viele der via Bild.de kostenpflichtig angebotenen “Mustertexte von Profis” andernorts natürlich auch gratis gibt…

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