Nachdem dieSchauspielerinAlexandraNeldel einer BILD-Mitarbeiterin ausdrücklich erklärt hatte, dass sie sich zu ihrem Privatleben nicht äußere, stand anschließend in einer “Bild”-Kolumne von Christiane “Ich weiß es!” Hoffmann unter anderem:
“Der ‘Verliebt in Berlin’-Star, bislang als Single geltend, gestand im Getümmel: ‘Ich bin verliebt!'”
Und weil das nicht stimmt, was da in der “Bild”-Kolumne von Christiane “Ich betexte Fotos!” Hoffmann stand, steht heute auf Bild.de (und voraussichtlich am kommenden Samstag auch in “Bild”) eine Gegendarstellung*.
Und dass das nicht stimmt, was da in der “Bild”-Kolumne von Christiane “Ich denk’ mir mal was aus!” Hoffmann stand, steht heute auf Bild.de (und hoffentlich am kommenden Samstag auch in “Bild”), wie gewohnt unter der Gegendarstellung. Da nämlich schreibt “die Redaktion” über Neldel:
Am 26. August 2004 passierte im Wiehltal einUnfall. Medienberichten zufolge nannte ihn die Polizei damals den “folgenschwersten Verkehrsunfall, den es in Deutschland je gab”. Ein Tanklaster fiel auf der A4 kurz hinter der Abfahrt Gummersbach von der Wiehltalbrücke. Über 30.000 Liter Kraftstoff gingen in Flammen auf. Gestern begann der Prozess gegen den mutmaßlichen Verursacher des Unfalls. Und die prozessbegleitende Berichterstattung auch. Bild.de allerdings schrieb in der Zusammenfassung des Unfallhergangs:
Und das ist seltsam, weil die Wiehltalbrücke an ihrer höchsten Stelle doch nur 60 Meter hochist.
Zunächst aber ein kurzer Moment der Besinnung: Denn nach christlicher Überlieferung wurde vor rund 2000 Jahren ein Mann brutal hingerichtet. Die öffentliche Hinrichtungsszene selbst wird in “Bild” in der Bibel detailliert beschrieben und ist von zentraler Bedeutung für den christlichen Glauben, weil die Hinrichtung “als stellvertretender Tod für die Sünden der Welt” verstanden wird. Das ist nicht nichts. Der Überlieferung zufolge soll der Hingerichtete seinen Peinigern zudem noch kurz vor seinem qualvollen Tod die Häme, den Spott und die grobe Missachtung seiner Persönlichkeitsrechte und Menschenwürde in einem ungeheuerlichen Akt der Nächstenliebe verziehen haben, derweil Christiane “Ich weiß es!” Hoffmann rund 2000 Jahre später in “Bild” über Topflappen und fleischgewordene Klingeltöne berichtete.
Jedoch begann Hoffmann ihren Kolumnen-Text über die sog. “MTV-Awards” in der gestrigen “Bild”-Zeitung mit einem kurzen Moment der Besinnung – genauer gesagt, mit einem kurzen Bibelvers aus obiger Hinrichtungsszene (siehe Ausriss).
Doch anders als Christiane “Ich weiß es!” Hoffmann in Europas größter Kirchenzeitung Tageszeitung behauptete, lautet der Bibel-Vers Lukas 23, 33:
“Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken.”
Und gelegentlich tritt das sogar offen zutage – vorgestern zum Beispiel, als “Bild” behauptete, Zakynthos sei “eine wunderschöne griechische Insel in der Ägäis”, obwohl Zakynthos doch gar nicht in der Ägäis, sondern im Ionischen Meer liegt.
Die ehemaligen Bundesminister und SPD-Politiker Egon Bahr, Erhard Eppler und Hans-Jochen Vogel haben sich entschieden, einen Offenen Brief an den “Bild”-Chefredakteur und Herausgeber Kai Diekmann zu schreiben. Anlass dafür ist die gestrige “Bild”-Kolumne “Berlin intern” von Hugo Müller-Vogg (Überschrift: “So kam Willy Brandt an den Nobelpreis”), die von Bahr, Eppler und Vogel als “schändliches Schmierenstück” bezeichnet wird. Weiter heißt es in dem Brief an Diekmann:
“Sie sollten dafür sorgen, dass auch im Wahlkampf das Minimum von politisch-journalistischem Anstand nicht unterschritten wird.”
Mallorca ist eine der schönsten Mittelmeer-Inseln und “Bild” manchmal sehr genau.
Im Juli beispielsweise hatte “Bild” ausführlich über Boris Becker und “seine Elena” berichtet. “Bild” wusste alles, naja: fast alles über seine “Mallorca-Bekanntschaft”: Mit was für einem Autotyp welcher Farbe Becker mit ihr über die Mittelmeer-Insel fuhr und so weiter. Und als “die süße Russin” Mallorca verlassen hatte, war “Bild” ihr auf den Fersen, wusste in welchem Stadtteil welcher Stadt sie wohnt, wer im selben Haus einen Tiefgaragenplatz hat und was genau auf ihrem Klingelschild steht. Und anschließend wussten all das auch Millionen “Bild”-Leser.
Nachtrag, 27.8.2005:
Sorry, wir müssen uns korrigieren. Aber ja: Denn Boris Becker gehört doch, wie Lafontaine, zur Riege ehemaliger “Bild”-Kolumnisten. Nach seinem ersten Wimbledon-Sieg nämlich hatte ihn “Bild” vier Jahre lang als Kolumnisten (angeblich für eine Jahresgage von rund einer Million Mark) verpflichtet gehabt. “Als Gegenleistung mußte der Gast-Autor etwa 20mal im Jahr Intimes aus seinem Leben zu Papier bringen lassen”, schrieb jedenfalls der “Spiegel” im Jahr 1989. Da war nämlich Schluss mit Beckers Kolumnistentätigkeit. Unklar ist, ob Becker “Bild” oder “Bild” Becker den Vertrag kündigte. Fest steht nur, dass die Zusammenarbeit vorzeitig endete, nachdem Becker in einem Interview mit der Zeitschrift “Sports” über “Bild” gesagt hatte:
“Ich konnte mich mit der Art und Weise, wie die Geschichten erfinden und auch mit den Methoden, wie sie arbeiten, nicht identifizieren.”
Mit Dank an Lorenz L. fürs vage, aber gute Erinnerungsvermögen.
“BILD hat nachgerechnet, wieviel Geld mehr im Monat die Einfach-Steuer von Kirchhof Arbeitnehmern bringen würde.”
So stand es am Dienstag in “Bild” – unter der Überschrift “Die Kirchhof-Steuer – Wieviel kommt da für mich raus?” und neben einer Tabelle mit vielen Zahlen: Brutto-Haushalts-Einkommen, bisherige Steuerbelastung, potentielle Kirchhof-Steuer, “Monatliche Entlastung in Euro”…
Aber was heißt das, wenn “Bild” schreibt, “BILD hat nachgerechnet…”? Heißt das, bei “Bild” haben sich ausgefuchste Steuerexperten hingesetzt und im Dienste des Lesers in mühevoller Kleinarbeit Steuerlasten kalkuliert? Nun, zunächst mal heißt das: Lesebrille aufsetzten! Denn unter die Tabelle hatte “Bild” einen itsybitsyklitzekleinen Hinweis gedruckt. Er lautet:
“Quelle: stern.de/Datev”
Und siehe da: Bei Stern.de gibt es für das “Kirchhof-Modell” einen vollautomatisierten, kostenlosen “Steuerrechner”. Und bei der Datev wiederum gibt es auf Anfrage detaillierte Excel-Tabellen zur Steuerbelastung als kostenlosen Service.
Mit anderen Worten: Wenn “Bild” schreibt “BILD hat nachgerechnet”, meint “Bild” damit womöglich: “Bild” hat in den Stern.de-Rechner ein paar Zahlen eingegeben, die Ergebnisse anschließend in eine Excel-Tabelle der Datev übertragen – und onlinesogarkomplett auf den Quellen-Nachweis verzichtet.
“Bild” berichtete gestern auf Seite 2 Ungeheuerliches. Beziehungsweise dies:
Die “Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland” (die kürzlich bereits einen anderen “Bild”-Bericht richtigstellen zu müssen glaubte)kommentiert die “Bild”-Meldung mit den Worten:
“Schon wieder ist ein Bildzeitungsredakteur ins Sommerloch gefallen.”
Zum Inhalt der “Bild”-Meldung heißt es dann eher schlicht:
“Das ist falsch.”
(Hervorhebung von uns.)
“Richtig” hingegen sei das “Gegenteil”.
Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber.
Nachtrag, 26.8.2005
Inzwischen gibt es eine neue Pressemitteilung der EU-Kommision. Darin heißt es:
“Das Landgericht Berlin hat (…) im Wege einer einstweiligen Verfügung BILD zu einer Gegendarstellung verpflichtet.”
Außerdem heißt es in der Pressemitteilung:
“Übrigens: BILD hätte diese Ente durch simple Recherche (Nachfrage bei der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin oder Blick in das Amtsblatt der Europäischen Union) vermeiden können.”