DJV vs. Friedrich Merz, Große KI-Show, Youtube lässt Falsches zu

1. Keine Nackenschläge von Merz
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) verurteilt den Vorwurf von CDU-Chef Friedrich Merz, Gendern im Journalismus treibe der AfD Wählerstimmen zu. Merz hatte auf Twitter geschrieben: “Mit jeder gegenderten Nachrichtensendung gehen ein paar hundert Stimmen mehr zur AfD.” Der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall sieht in der Äußerung “blanken Populismus auf Kosten Tausender Journalistinnen und Journalisten im Rundfunk”.

2. Die große Science-Fiction-Show
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Sebastian Meineck kritisiert bei netzpolitik.org Medien für ihre teilweise reißerische Berichterstattung über Künstliche Intelligenz (KI). Manche Experten und Redaktionen würden Durchbrüche bei KI-Systemen zu einer “Science-Fiction-Show” hochstilisieren: “Sie fabulieren, wie die KI wahlweise die Menschheit vernichten oder zu atemberaubenden Höhen führen kann. Dafür ist ihnen offenbar keine Behauptung zu übertrieben.”

3. “Wir setzen ein, was auf dem Markt ist”
(journalist.de, Henning Kornfeld)
Im Interview mit dem “journalist” sprechen Ippen-Digital-Chefredakteur Markus Knall und Technik-Chef Markus Franz über die Integration von KI-Tools in den journalistischen Arbeitsalltag. Ippen habe sich fünf Regeln für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz gegeben. Diese beträfen die Werte und redaktionellen Leitlinien, das Transparenzgebot und das “Human-in-the-Loop-Prinzip”, das vorsehe, dass immer ein Mensch am Prozess beteiligt ist.

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4. Anti-Fake-News-Chefin Irwin verlässt Twitter
(tagesschau.de)
Wie am vergangenen Dienstag in den “6 vor 9” berichtet, hat sich Twitter offenbar aus einer freiwilligen Vereinbarung der Europäischen Union zur Bekämpfung von Desinformation im Internet zurückgezogen. Nun hat laut Reuters die für die Moderation von Twitter-Inhalten verantwortliche Chefin für Vertrauen und Sicherheit, Ella Irwin, ihren Posten aufgegeben.

5. YouTube lässt Falschaussagen über Präsidentschaftswahl 2020 zu
(spiegel.de)
Youtube wolle “keine Inhalte mehr entfernen, die falsche Behauptungen über weitverbreiteten Betrug, Fehler oder Pannen bei der Präsidentschaftswahl 2020 und anderen vergangenen US-Wahlen aufstellen”. Das habe das Unternehmen am Freitag in einem offiziellen Blogbeitrag mitgeteilt. Wie der “Spiegel” berichtet, sei die Entscheidung umgehend auf Kritik gestoßen.

6. Rückblick auf 60 Jahre aktuelles sportstudio
(zdf.de, Jörg Levsen & Ansgar Pohle, Video: 1:05:03 Stunden)
Das “aktuelle sportstudio” wird 60 Jahre alt. Anlass für das ZDF, ein wenig nostalgisch zu werden und auf die vergangenen Jahrzehnte der Sportberichterstattung zurückzublicken. In dem Film geht es auch um prägnante “sportstudio”-Momente: “Wenn Uli Hoeneß und Christoph Daum sich in der Sendung streiten, wenn ein Affe der Frau von Johnny Weissmüller die Perücke vom Kopf reißt”. Und natürlich darf auch die berühmte Torwand nicht fehlen, bei der es seit ihrem Bestehen noch nie die vollen sechs Treffer gab.

KW 22/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Was für eine Realität konstruieren die Reportagen von “Funk”?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 24:30 Minuten)
Wie vergangenen Mittwoch in den “6 vor 9” zu lesen war, hat sich eine neue Studie der Otto Brenner Stiftung (PDF) die journalistischen Machart und Qualität der öffentlich-rechtlichen Reportageformate von “Funk” genauer angeschaut. Holger Klein sprach nun im “Übermedien”-Podcast mit dem Autor der Studie, Janis Brinkmann von der Hochschule Mittweida, über die Ergebnisse seiner Untersuchung.

2. Justiz-Journalismus heute – der Autor Ronen Steinke im Gespräch
(swr.de, Max Bauer, Audio: 14:14 Minuten)
Beim “SWR1 Radioreport Recht” ist Ronen Steinke zu Gast, Buchautor und Redakteur bei der “Süddeutschen Zeitung”. Es geht im weitesten Sinne um Rechtsjournalismus. Wie kommt man zur politischen Seite des Rechts? Steinke erzählt von seinem Weg vom Juristen zum Journalisten.

2. ZDF Magazin Royale über Twitter
(zdf.de, ZDF Magazin Royale, Video: 32:44 Minuten)
Jan Böhmermann beschäftigt sich im “ZDF Magazin Royale” mit Twitter nach der Übernahme durch Elon Musk: “Warum hat man auf einmal so viele rechte Accounts in der Timeline als Empfehlung? Warum werden die Accounts, denen man folgt, teilweise nur noch spärlich angezeigt? Wie politisch ist der Kauf der Plattform wirklich?” Begleitend hat die Redaktion eine Website eingerichtet, auf der auch die in der Sendung erwähnte Studie (PDF) zu finden ist.

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4. Berichten Medien zu oberflächlich über parteiinterne Willensbildung?
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 34:39 Minuten)
Beim Deutschlandfunk hat sich eine Hörerin gemeldet, die selbst in der Berliner SPD aktiv ist und die mit der politischen Berichterstattung zum SPD-Mitgliederentscheid zum Thema Große Koalition in Berlin nicht einverstanden ist. Berichten Medien zu oberflächlich über die innerparteiliche Willensbildung? Mit den Publizisten Albrecht von Lucke und René Martens diskutiert sie über das Zusammenspiel von Politik und Medien.

5. Community Management: Warum ist es so wichtig?
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 23:17 Minuten)
Bei “BR24 Medien” geht es um Community Management: “Wie funktioniert gutes Community Management? Und müssten wir Medien nicht mehr unsere Leserinnen und Zuhörer miteinbringen?” Darüber spricht Jonathan Schulenburg mit Anne Hemmes, die das Community Management bei BR24 leitet, und mit Julia Meyer, die das Community Management bei “Zeit Online” verantwortet.

6. Atomkrieg – Der Talk
(zdf.de, Browser Ballett, Video: 29:03 Minuten)
Zum Schluss noch etwas Satirisches: Das Team vom “Browser Ballett” hat eine “Markus-Lanz”-Sendung nachgebaut, bei der es um nichts Geringeres als einen Atomangriff aus Russland geht. Als Talkgäste mit dabei: ein TV-Philosoph, eine Altfeministin, ein Schauspieler und eine Klimaaktivistin.

Tierschutzpartei vs. RBB, DW will abmildern, Rassistische Bots

1. Tierschutzpartei siegt vor Gericht gegen den RBB
(faz.net, Jochen Zenthöfer)
“Wer bei einer Landtagswahl 2,6 Prozent der Stimmen bekommt, darf am Wahlabend nicht in die Kategorie ‘Andere’ verbannt werden.” So fasst “FAZ”-Autor Jochen Zenthöfer eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg zur Berichterstattung des RBB anlässlich der vergangenen Landtagswahl in Brandenburg zusammen.

2. Deutsche Welle will Einsparungen sozial abmildern
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” berichtet, gibt es bei der Deutschen Welle (DW) eine Vereinbarung, wie die aktuellen Sparmaßnahmen des Senders sozial abgefedert werden können. Bestimmte Beschäftigtengruppen würden von den Einsparungen ausgenommen, anderen DW-Beschäftigten würden “ergänzende soziale Maßnahmen” in Aussicht gestellt.

3. Superdoğan, ein bisschen weniger überlebensgroß
(uebermedien.de, Hendrik Wieduwilt)
Hendrik Wieduwilt analysiert für “Übermedien” regelmäßig Nachrichtenbilder: Wie wirken sie? Und warum? Was wurde inszeniert? Und von wem? In seiner Auswahl des Monats hat er besonders bemerkenswerte Beispiele der fotografischen Inszenierung des alten und neuen Präsidenten der Türkei, Recep Tayyip Erdoğan, aber auch anderer Politiker zusammengestellt.

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4. 5 Jahre SPIEGEL+ | Was das digitale Abomodell zum Erfolg macht
(devspiegel.medium.com)
Anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Bezahlangebots “Spiegel+” plaudert das Nachrichtenmagazin im eigenen Entwicklerblog ein wenig aus dem Nähkästchen und verrät Zahlen. Zwei Trends hätten das Verlagshaus in den vergangenen rund 20 Jahren massiv beeinflusst: die Erosion der Werbeeinnahmen bei gedruckten und digitalen Medien sowie die Verschiebung von Print zu Digital.

5. 15 Jahre “Markus Lanz”: Eine Frage auf jede Antwort
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Joachim Huber blickt im “Tagesspiegel” auf 15 Jahre “Markus Lanz” im ZDF zurück. Insgesamt zieht er eine positive Bilanz: Lanz sei es gelungen, “eine Talksendung aus einer Belustigung des Publikums in eine Bereicherung des Publikums zu verwandeln”.

6. Bots machen »Arielle« mit Bewertungen auf Filmportal schlecht
(spiegel.de)
Disney hat seinen Zeichentrickklassiker “Arielle, die Meerjungfrau” mit echten Schauspielerinnen und Schauspielern neu verfilmt und die Hauptrolle mit der jungen Afroamerikanerin Halle Bailey besetzt. Es folgten zahlreiche schlechte Bewertungen auf dem wichtigen Filmportal “IMDb”, die offenbar von “rassistisch programmierten Bots” stammten. “IMDb” habe eine “ungewöhnliche Abstimmungsaktivität” festgestellt und die Gesamtbewertungen korrigiert.

Eine Anti-EU-Kampagne wie eine Flasche leer

Dieses Land hat Angst …

Angst vor [der] Mega-Bierflaschen-Vernichtung in Deutschland!

Denn wenn man “Bild”, dem Deutschen Brauerbund, dem Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels und CDU/CSU glaubt, müssen unsere geliebten deutschen Bierflaschen aus Glas bald alle vernichtet werden. Und alles nur wegen eines maliziösen Plans der EU-Kommission.

Vorgestern berichtete Bild.de:

Screenshot Bild.de - Brauer schlagen Alarm - Müssen wir Milliarden Bierflaschen vernichten?

In der gedruckten “Bild” fand man das Thema sogar auf der Titelseite:

Ausriss Bild-Titelseite - Müssen wir Milliarden Bierflaschen vernichten?

Und heute legt Bild.de noch einmal nach:

Screenshot Bild.de - Milliarden Pullen in Gefahr - Aufstand gegen Bierflaschen-Vernichtung der EU

Es gibt einen Vorschlag der EU-Kommission “für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über Verpackungen und Verpackungsabfälle”. Vor zwei Tagen berichteten eben auch die “Bild”-Medien über diese “Pläne der EU-Kommission”, die “in Deutschland dramatische Folgen haben” könnten:

Deutschlands Brauer und Getränkehersteller sind entsetzt.

Die EU plant neue Regeln für Pfandsysteme und Verpackungen. Die unfassbare Folge: Es droht die Vernichtung von MILLIARDEN deutscher Bierflaschen!

Grund: Diese müssten aus dem Verkehr gezogen, mit Präge-Logo und Seriennummer neu hergestellt werden.

Auf drei Quellen stützt sich “Bild”-Redakteur Sebastian Geisler in seinem Beitrag:

1. “Brauerbund-Boss Holger Eichele”, der vom “Irrsinn” spricht, der “verhindert werden” müsse, und behauptet: “Werden die EU-Pläne Wirklichkeit, müssten wir alle Mehrwegflaschen einschmelzen.” 2. “einen Brandbrief” des Deutschen Brauerbunds. Und 3. “Dirk Reinsberg (52), Geschäftsführender Vorstand Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels”, der vor dem “ökologischen und ökonomischen Wahnsinn” warne.

Mit anderen Worten: Der gesamte Artikel basiert auf alarmierenden Aussagen von Vertretern der Getränkelobby. Die EU-Kommission kommt nicht zu Wort.

Heute dann die Fortsetzung mit dem “Aufstand gegen [die] Bierflaschen-Vernichtung der EU”. Dafür hat Sebastian Geisler vor allem Stimmen von Politikerinnen und Politikern eingefangen: “Jetzt gibt es Widerstand aus der Politik.” Wobei es bei der Auswahl der Parteien eine, nun ja, leichte Schlagseite gibt. Es kommen zu Wort:

  • CSU-Generalsekretär Martin Huber: “Aufgrund bürokratischer Vorgaben Milliarden Bierflaschen und Bierkästen zu vernichten, ist eine umweltpolitische Farce.”
  • Sebastian Brehm, Vorsitzender der CSU-Mittelstandsunion: “Brüssel droht unsere regionale Bierkultur zu zerschlagen.”
  • Ulrich Lange, für die CSU im Bundestag: “Die Pläne der EU schlagen dem Bierfass den Boden aus!”
  • Angelika Niebler, für die CSU im EU-Parlament: “Wir haben beantragt, dass unsere bestehenden Mehrwegsysteme von der Neuregelung ausgenommen werden!”
  • Monika Hohlmeier, ebenfalls für die CSU im EU-Parlament: “Das ist ein Kleinbrauereien-Vernichtungsprogramm”.
  • Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrats der CDU: “Kleinteilige Regelungen aus Brüssel, die vieles gut meinen, aber wenig besser machen, braucht es hier gewiss nicht.”

Fünfmal CSU, einmal CDU. Vertreter anderer Parteien werden nicht zitiert. Dafür aber eine Sprecherin des Bundesumwelt- und Verbraucherschutzministeriums. Und bei deren Aussage können einem erstmals Zweifel an der großen Gefahr für die deutsche Bierflasche kommen:

Entwarnend heißt es: “Die Europäische Kommission hat betont, dass sie nicht beabsichtigt, etablierte Mehrwegsysteme zu gefährden.”

Doch diesen leichten Widerspruch zum Bierflaschen-Armageddon lässt “Bild”-Autor Geisler direkt im nächsten Absatz durch einen alten Bekannten wieder einfangen:

Dirk Reinsberg (52), Geschäftsführender Vorstand Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels, reicht diese Absichtsbekundung nicht aus. Er ist wegen Artikel 10 und 11 des Entwurfs der Kommission in größter Sorge! Darin steht, dass eine neuartige Mehrweg-Kennzeichnung “dauerhaft auf der Verpackung angebracht, aufgedruckt oder eingraviert” werden müsse. Reinsberg entsetzt zu BILD: “Diese Anforderung erfüllen die heute mit Leim angebrachten Etiketten nicht!”

Dieser Absatz ist deswegen interessant, weil dort, ganz am Ende des zweiten Artikels zum Thema, zum ersten Mal konkret benannt wird, was “größte Sorge” auslöst. Schaut man sich “Artikel 10 und 11 des Entwurfs der Kommission” mal an, stößt man auch auf die Passage, die “Bild” zitiert. Sie lautet komplett:

Die in den Absätzen 1 bis 3 genannten Etiketten und der QR-Code oder ein anderer digitaler Datenträger gemäß Absatz 2 werden gut sichtbar, deutlich lesbar und dauerhaft auf der Verpackung angebracht, aufgedruckt oder eingraviert.

Es geht also sehr wohl um Etiketten (mit QR-Code). Diese Information ist im “Bild”-Artikel beim Kürzen des Zitats blöderweise untergegangen. Und diese Etiketten können auf der Verpackung angebracht oder aufgedruckt werden. Sie können auch eingraviert werden, was aber keine Pflicht ist.

Bleibt die Frage, was mit “dauerhaft” gemeint ist: Muss ein Etikett künftig so auf der Mehrwegflasche montiert sein, dass es nie mehr abgehen kann? Oder reichen doch die “heute mit Leim angebrachten Etiketten”, die beispielsweise bei zu viel Feuchtigkeit auch mal abblättern und die laut “Bild”-Artikel nicht reichen? Wir haben bei der EU-Kommission nachgefragt. Eine Sprecherin antwortete uns:

Entscheidend ist, dass die Information von allen Verbraucher:innen gelesen/abgerufen werden können in dem Moment, in dem sie die Verpackung (in diesem Falle eine Flasche) in Händen halten. Löst sich der Hinweis beim Waschvorgang ab, muss er einfach neu aufgebracht werden, bevor die Flasche wieder zurück in den Handel geht. Das erfüllt die Vorgabe “dauerhaft”.

Nachzulesen ist das auch noch mal in einer Pressemitteilung, die die EU-Kommission inzwischen veröffentlicht hat:

Der Kommissions-Vorschlag sieht vor, dass jede Verpackung gekennzeichnet sein muss: Etikett und QR-Code mit der Information, woraus die Verpackung besteht und in welchen Abfallbehälter sie gehört. Diese Information muss dauerhaft angebracht sein. Ablösbare Papier-Etiketten, die im deutschen Flaschenpfandsystem üblich sind, können diese Bedingung erfüllen. Vorausgesetzt, sie sind verfügbar, so lange die Flasche im Umlauf ist. Kommt sie in die Rotation zurück und löst sich das Etikett beim Waschvorgang ab, muss für die weitere Wiederverwendung ein neues angebracht werden. Es ist aber nicht notwendig, die Information in die Flasche einzugravieren. Diese Form der Kennzeichnung ist im Kommissionsvorschlag nur als Option genannt.

Das hat die EU-Kommission übrigens schon vor zwei Tagen – also deutlich vor dem heute erschienenen, zweiten Bild.de-Artikel – in einem Tweet klargestellt.

Das heißt alles also: Abgesehen von ein paar Zusatzinformationen und einem QR-Code auf den geleimten Etiketten dürfte sich für die deutschen Brauer und Getränkehersteller bei den Bierflaschen aus Glas nichts ändern. Es muss nichts “aus dem Verkehr gezogen, mit Präge-Logo und Seriennummer neu hergestellt werden”, wie “Bild” behauptet. Es muss auch nichts eingeschmolzen werden, wie der Brauerbund sagt. Die von der EU veranlasste milliardenfache Bierflaschen-Zerstörung ist ein Fantasiegebilde der “Bild”-Redaktion und ihrer Verbündeten.

Hinzu kommt: Vorausgesetzt, der Vorschlag der EU-Kommission wird angenommen, bleibt noch eine Menge Zeit, bis die Umgestaltung der Etiketten umgesetzt werden müsste. So steht es auch im Vorschlag der EU-Kommission, der “Bild” eigentlich vorzuliegen scheint. Die Sprecherin der EU-Kommission sagte uns dazu:

Der Vorschlag sieht eine Übergangsphase für die Labelling-Vorschriften vor. Wenn also ein Trilog eine Einigkeit der Institutionen gebracht haben wird und die Verordnung in Kraft tritt, beginnt eine Phase von vier Jahren. Das ist aus unserer Sicht eine ausreichende Zeitspanne, um die neuen Vorgaben umzusetzen.

Anstatt der eigenen Leserschaft all das ordentlich und in Ruhe zu erklären, schürt die “Bild”-Redaktion lieber die “Angst vor [der] Mega-Bierflaschen-Vernichtung in Deutschland” und damit die Wut auf die Europäische Union, die uns jetzt auch noch vermeintlich die Bierflasche wegnehmen will.

Mit Dank an Alfonso für den Hinweis!

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Immense Anwaltskosten, Konflikt um SWR-App, Currywurst-Ente

1. Anwaltskosten des RBB schon bei mehr als 2 Millionen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Bei “DWDL” berichtet Timo Niemeier über eine bemerkenswerte Pressemitteilung des RBB vom Mittwochnachmittag. Diese stamme nicht, wie sonst üblich, von der Pressestelle des Senders, sondern vom hauseigenen Rechercheteam. In der Mitteilung gehe es um die Anwaltskosten des Senders im Zusammenhang mit der Schlesinger-Affäre, die inzwischen auf über zwei Millionen Euro geklettert seien und weiter steigen würden. Zudem gebe es Fragen zur Rechtmäßigkeit der Vergabe der Compliance-Recherche.

2. Zu viel Text?
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 5:38 Minuten)
Vor etwa eineinhalb Jahren startete der SWR sein Nachrichtenangebot “Newszone”, das sich insbesondere an junge Menschen richtet. Um die dazugehörige App ist ein Streit entbrannt, der auch vor Gericht ausgetragen wird: Verlage halten das Angebot für zu textlastig und damit für einen öffentlich-rechtliches Sender für rechtswidrig. Nun sollte das Oberlandesgericht Stuttgart über den Konflikt entscheiden, habe sich jedoch vertagt, um grundlegende Fragen zu klären.

3. Heldinnen von heute
(taz.de, Daniela Sepheri)
Die “taz” berichtet über die zwei iranischen Journalistinnen Niloofar Hamedi und Elaheh Mohammadi, die international ausgezeichnet wurden, in ihrer Heimat aber im Gefängnis sitzen. Daniela Sepheri kommentiert: “Auf ein faires Verfahren können die beiden Frauen nicht hoffen. Es wird wie immer in der Islamischen Republik Iran ein reiner Schauprozess werden, der darauf abzielt, andere Journalist*in­nen einzuschüchtern. Journalismus ist kein Verbrechen. Me­di­en­ver­tre­te­r*in­nen weltweit sollten sich für ihre inhaftierten Kolleginnen einsetzen. Diese beiden Journalistinnen haben Geschichte geschrieben.”

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4. Keine Verfolgung kritischer Sender
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert die türkische Rundfunkbehörde auf, die Ermittlungen gegen sieben Sender sofort einzustellen: “Recep Tayyip Erdogan nimmt jetzt Rache für Kritik, selbst wenn sie nur zaghaft war”, so der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. Die türkische Rundfunkbehörde dürfe sich nicht zum willfährigen Instrument von Erdoğan totalem Machtanspruch degradieren lassen.

5. Nach Übernahme durch Elon Musk: Twitter weniger als 15 Milliarden US-Dollar wert
(heise.de, Martin Holland)
Als Elon Musk vor rund sieben Monaten Twitter übernahm, kostete ihn das 44 Milliarden US-Dollar. Nun soll der Gesamtwert des Unternehmens auf rund ein Drittel gesunken sein. Davon geht laut einer Bloomberg-Meldung der US-Finanzkonzern Fidelity aus, der am Kauf beteiligt war und den Wert seiner Beteiligung erneut herabgestuft hat.

6. Wenn aus der Currywurst eine Ente gemacht wird
(uebermedien.de, Martin Rücker)
Der freie Journalist Martin Rücker war bis Anfang 2021 Geschäftsführer der Verbraucherorganisation Foodwatch und kennt sich daher bestens mit allen Fragen rund um Ernährung und Ernährungspolitik aus. Bei “Übermedien” erklärt er, wie “Bild” und andere Medien mit Hingabe Geschichten über angebliche Fleischverbote und Zwangsrationierungen konstruieren – “eine Melange aus Clickbait- und politischen Kampfartikeln, mit denen Medien sich zum Teil eines politischen Lagers machen, das seine Gegner bekämpft”.

“Bild” bringt Geflüchtete in “Luxus-Hotel” unter

Auf ihrer Suche nach Möglichkeiten zur Unterbringung von Geflüchteten plant die Bezirksregierung Münster, ein Hotel in Gladbeck zu mieten und in eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) umzuwandeln. 620 neue Plätze sollen so entstehen. BILDblog-Leserinnen und -Leser aus Gladbeck erzählen uns, dass in der Stadt über das Vorhaben zwar kontrovers, aber “zum Glück noch einigermaßen sachlich” diskutiert werde. Jedenfalls bislang, denn jetzt schaltet sich “Bild” ein.

Gestern auf der Bild.de-Startseite:

Screenshot Bild.de - Land NRW will Flüchtlinge im Vier-Sterne-Hotel unterbringen

Heute in der “Bild”-Bundesausgabe:

Ausriss Bild-Zeitung - NRW will Flüchtlinge in Luxus-Hotel unterbringen - Vier Sterne und 600000 Euro Miete pro Monat

Und größer in der heutigen Ruhrgebiet-Ausgabe:

Ausriss Bild-Zeitung - Land will Flüchtlinge in Luxus-Hotel unterbringen - Vier Sterne und 600000 Euro Miete pro Monat

Die “Bild”-Redaktion gibt sich große Mühe, das Hotel Van der Valk Gladbeck als Luxus-Unterkunft wirken zu lassen, in der es sich die Geflüchteten dann mit allerlei Annehmlichkeiten gemütlich machen können. Sie betont den “Bettwäsche- und Handtuchwechsel für bis zu 618 Personen”, der für die ZUE geplant sei, sie schreibt vom “Hausmeister und Gärtner”, der zu den “Zusatzdienstleistungen” gehöre, und sie erwähnt die “Hochzeitssuite ‘Blaue Lagune'”, die es im Hotel gibt. In einer Bildunterschrift steht (samt Einzahl/Mehrzahl-Fehler):

Das Zimmer sind mit stilvollen Design-Möbeln eingerichtet

Das dazugehörige Foto zeigt aber nicht etwa die “stilvollen Design-Möbel” eines normalen Einzel- oder Doppelzimmers des Hotels, sondern die der bereits erwähnten Hochzeitssuite.

In einer anderen Bildunterschrift heißt es:

Ausriss Bild-Zeitung - Man gönnt sich ja sonst nichts: Das Doppelzimmer gibt es derzeit ab 79 Euro pro Nacht, die Hochzeitssuite

Die drei Fotos, die die “Bild”-Redaktion dazu abdruckt (und die alle vom Hotelbetreiber stammen), zeigen: 1. die Hochzeitssuite, 2. eine Executive Suite und 3. die Terrasse des Hotels.

Bei all dem Bemühen, das Gladbecker Hotel im Glanz erstrahlen zu lassen, hat “Bild” eine interessante Info leider vergessen: Die Anzahl der Zimmer ist nirgends im Text zu finden. Auf wie viele “Man-gönnt-sich-ja-sonst-nichts”-Luxus-Zimmer sollen sich die 620 Geflüchteten eigentlich verteilen? Die Antwort gibt es auf der Website des Hotels: Momentan seien es 181. Das heißt: Pro Zimmer sollen rein rechnerisch drei bis vier Geflüchtete unterkommen. Das ist in der Hochzeitssuite “Blaue Lagune”, die es der “Bild”-Redaktion so angetan hat, wahrscheinlich kein größeres Problem. In einem herkömmlichen Hotel-Doppelzimmer ist das auf Dauer hingegen schon eher problematisch und hat mit einer Luxus-Unterbringung nicht mehr viel zu tun.

Während die Quantität der Zimmer von “Bild” also gar nicht thematisiert wird, scheint die Darstellung der Qualität der Zimmer – laut “Bild” ja “mit stilvollen Design-Möbeln eingerichtet”, “gut ausgestattet” und mit “4-Sterne-Komfort” – nicht so recht mit den Erfahrungen früherer Hotelgäste übereinzustimmen. Schaut man in die Bewertungen für das Hotel in Gladbeck (wir haben extra einen Zeitraum gewählt, der vor der Bekanntgabe der Pläne der Bezirksregierung Münster liegt, um irgendwie politisch motivierte Rezensionen ausschließen zu können), findet man einige Rezensenten, die mit ihrem Aufenthalt sehr zufrieden gewesen sind. Man findet aber auch zahlreiche Kommentare, die betonen, wie “abgerockt” die Zimmer seien. Möbel seien verschlissen, Teppiche fleckig, Duschen schimmelig:

Die Zimmer sind sehr in die Jahre gekommen und nicht zeitgemäß eingerichtet. Ich habe ein Upgrade auf eine Suite erhalten, diese war schon sehr abgewohnt.

Alles ziemlich alt und abgenutzt

Möbel fielen teilweise auseinander.

Die Möbilierung im Zimmer zeigte Verschleißerscheinungen.

Sehr renovierungsbefürftige Anlage.

komplett veraltet, müßte dringend renoviert und modernisiert werden

Total veraltetet Inventar in den Zimmern. Man kommt sich vor wie 1965.

Renovierung dringend erforderlich.

Raumausstattung sehr veraltet

Im Bad war Schimmel über der Dusche, Steckdosen waren nicht mehr fachgerecht angebracht und das gesamte Mobiliar aus Holz ist mittlerweile abgeplatzt.

Das Hotel ist leider in die Jahre gekommen. Die Zimmer waren eher vom Standard einer Monteur Unterkunft. Der frühere Glanz ist nur noch im Empfang und dem Speisesaal erkennbar.

Zimmer benötigen Renovierung.

Das Hotel war damals vielleicht schön, ist jetzt aber leider komplett ungepflegt, verwohnt

sehr abgewohnt

Teppiche fleckig, Fenster und Türen undicht

Fliesen gibt es auf dem Balkon nicht, dafür aber einen Estrich beton auf dem mal Fliesen waren.

Einrichtungen veraltet

der Zustand der Zimmer inklusive Möbel ist für den Preis nicht tragbar. Alles sehr abgerockt und alt.

Zimmer sind veraltet.

Die Dusche hatte Schimmelsporen an der Decke!

Alles in allem ganz schön in die Jahre gekommen, müsste alles mal dringend erneuert werden.

Auch das klingt nich gerade nach dem Luxus, den “Bild” dem Hotel in Gladbeck gern zuschreiben möchte.

All diese zusätzlichen Informationen scheint die “Bild”-Leserschaft für ihr Urteil aber sowieso nicht zu brauchen. Allein die Kombination aus “Flüchtlinge” und “Vier-Sterne-Hotel”, die die “Bild”-Redaktion ihr hinwirft, scheint zu verfangen. In den Hunderten Kommentaren unter den “Bild”-Posts bei Twitter und Facebook tobt die Wut auf Geflüchtete und auf die Politik. Es geht dabei um die gegen uns und um arm gegen ganz arm:

Für das Gesundheitssystem und Rentner ist kein Geld da, aber die Flüchtlinge wird das Geld nur so rausgeschmissenes.

Während viele Rentner zur Tafel gehen und Leute, die früher zur Mittelschicht gehörten, mittlerweile jeden Cent 2x umdrehen müssen.

Hauptsache, d. Rentner in diesem Land sammeln fleißig Flaschen. Die brauchen nicht mal über einen 3-Tage-Urlaub in einem Luxushotel nachdenken.

Unsere deutschen Mitbürger leben teils auf der Straße und viele Rentner am Existenzminimum!

Wenn hier in der Stadt die Obdachlosenunterkünfte voll sind, müssen Obdachlose, die dort keinen Platz mehr bekommen, unter der Brücke schlafen. Nix Hotel…. aber es sind halt auch Deutsche dabei.

Abartig! Wie wäre es, wenn das 4-Sterne-Hotel für die pflegebedürftigen alten Menschen hergerichtet wird!

Aber Deutsche Rentner finden keinen Platz im Altersheim. Beschämend!!!

Die “Bild”-Redaktion weiß sehr genau, was sie da tut.

Mit Dank an Bernd L. für den Hinweis!

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“Funk”-Formate auf dem Prüfstand, KI-Elite warnt, Schutzgarantien

1. “Die Auswahl der Quellen zeigt einen klaren Fokus auf subjektive Informationen”
(medienpolitik.net, Helmut Hartung)
Die neue Studie der Otto Brenner Stiftung “Journalistische Grenzgänger – Wie die Reportage-Formate von funk Wirklichkeit konstruieren” (PDF) habe erstmals medienwissenschaftlich die journalistische Machart und Qualität der jungen öffentlich-rechtlichen Video-Dokumentationen untersucht. Helmut Hartung fasst die zentralen Ergebnisse zusammen.

2. Schutzgarantien für Medienschaffende sind nötig
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen und die Neuen deutschen Medienmacher*innen begrüßen in einer gemeinsamen Stellungnahme (PDF) den Vorschlag des Justizministeriums für ein Gesetz gegen digitale Gewalt, empfehlen jedoch Nachbesserungen. Angesichts der zunehmenden Gewalt gegen Medienschaffende sollten diese im Gesetz explizit als zu schützende Berufsgruppe genannt werden, so einer der Vorschläge.

3. Sudan
(ardaudiothek.de, Holger Klein, Audio: 31:51 Minuten)
Einmal im Monat bittet radioeins-Moderator Holger Klein Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten aus aller Welt zum Gespräch. In der aktuellen Folge ist Anne Allmeling zu Gast, die aus dem ARD-Studio Kairo berichtet. Schwerpunkt der Sendung ist der Sudan und die unübersichtliche politische Lage im Land seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs in diesem Jahr.

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4. KI-Elite warnt vor Ende der Menschheit
(spiegel.de)
Mit drastischen Worten hätten Hunderte Expertinnen und Experten vor den Folgen Künstlicher Intelligenz (KI) gewarnt: “Es sollte global priorisiert werden, das Risiko der Auslöschung durch KI zu verringern – auf einer Stufe mit anderen Risiken für die gesamte Gesellschaft, wie etwa Pandemien und Nuklearkrieg”. Diese Warnung ist umso überraschender, als sich unter den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern auch KI-Pioniere wie Sam Altman von OpenAI (ChatGPT) und Demis Hassabis von Google DeepMind befänden.

5. USA: Debatte über die Zukunft der Mittelwelle in Autoradios entbrannt
(radiowoche.de, Tom Sprenger)
Die Mittelwelle ist in Deutschland und weiten Teilen Europas bedeutungslos geworden. In den USA war das hingegen bisher anders. Dort gibt es nun allerdings eine intensive Diskussion darüber, ob die Mittelwelle in Zukunft noch einen Platz in Autoradios haben soll. Zahlreiche Autokonzerne dächten darüber nach, ihre Radios künftig ohne Mittelwellenempfänger auszustatten. Dagegen formiere sich jedoch politischer Widerstand.

6. Sport, Medien, Entertainment: Das sind die erfolgreichsten Marken auf Tiktok
(omr.com, Roland Eisenbrand)
“OMR” hat ein TikTok-Ranking der erfolgreichsten Marken aus den Bereichen Sport, Medien und Unterhaltung erstellt: Wer hat die meisten Follower? Wer hat die meisten Likes und Aufrufe pro Video? (Für TikTok im DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) gibt es eine separate monatliche Zusammenfassung).

EU-Ansage an Twitter, Reschkes Fernsehen, Keine Frauen-WM im TV?

1. Twitter tritt laut EU aus europäischem Pakt gegen Desinformation aus
(zeit.de)
Twitter zieht sich offenbar aus einer freiwilligen Vereinbarung der Europäischen Union zur Bekämpfung von Desinformation im Internet zurück. EU-Kommissar Thierry Breton erklärte auf Twitter, die Verpflichtungen bleiben aber bestehen: “Du kannst weglaufen, aber du kannst dich nicht verstecken.” Über die freiwilligen Verpflichtungen hinaus werde der Kampf gegen Desinformation ab dem 25. August eine gesetzliche Verpflichtung im Rahmen des Gesetzes über digitale Dienste (DSA) sein.

2. Führungswechsel in Medienhäusern
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Kurt Sagatz befasst sich in seiner Kolumne mit den jüngsten Führungswechseln in großen Medienhäusern wie dem “Spiegel” und der “Bild”-Zeitung: Dirk Kurbjuweit hat Steffen Klusmann als Chefredakteur des “Spiegel” ersetzt; Marion Horn hat die Führung der “Bild”-Gruppe übernommen. Besondere Herausforderungen bei der Personalauswahl beständen beim öffentlich-rechtlichen RBB, der mit Programm-, Reichweiten- und Finanzproblemen sowie einer organisatorischen Neuausrichtung zu kämpfen habe: “Wer übernimmt schon gerne eine Sisyphos-Aufgabe?”

3. Bessere Regeln für Zugang zu Plattformdaten?
(podcast.leibniz-hbi.de, Johanna Sebauer, Audio: 38:31 Minuten)
Der Digital Services Act (DSA) der Europäischen Union sieht unter anderem vor, dass große Online-Plattformen der Wissenschaft künftig “Forschungsdatenzugänge” gewähren müssen. Dies könnte ein wichtiger Schritt für die Erforschung zentraler Phänomene im Kontext digitaler Medien sein. Im “Bredowcast” diskutieren die Wissenschaftler Jan Rau und Vincent Hofmann, welche Aspekte des Gesetzes beachtet werden müssen, um es für die Forschung optimal zu nutzen.

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4. Anja Reschke: “Der weibliche Jan Böhmermann, was soll das sein?”
(dwdl.de, Senta Krasser)
Senta Krasser hat sich mit Anja Reschke über deren Wechsel von der Fernsehjournalistin bei “Panorama” zum journalistischen Unterhaltungsformat “Reschke Fernsehen” unterhalten: Hat die juristische Auseinandersetzung mit Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt das Format beschädigt oder geadelt? Und woher nimmt Reschke “den Mumm, sich in die an Mächtigen und Blendern ebenso wenig arme Männerhumordomäne Late Night vorzuwagen?”

5. Keine Frauen-WM im TV? Darum streiten FIFA, ARD und ZDF
(ardmediathek.de, Fritz Lüders, Video: 6:47 Minuten)
Die Popularität des Frauenfußballs in Deutschland hat einen historischen Höhepunkt erreicht: Die Zuschauerzahlen der vergangenen Frauen-EM übertrafen zeitweise die der Männer-WM in Katar. Die bevorstehende Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland verspreche ein weiteres Highlight zu werden. Doch zwei Monate vor Beginn seien die Übertragungsrechte immer noch nicht geklärt. Fritz Lüders beleuchtet für das Medienmagazin “Zapp” die Kontroverse zwischen ARD, ZDF und FIFA und gibt einen Ausblick auf den möglichen Ausgang.

6. Torschlusspanik
(journalist.de, Sebastian Pertsch & Udo Stiehl)
Sebastian Pertsch und Udo Stiehl werfen in ihrem Projekt “Floskelwolke” einen sprach- und medienkritischen Blick auf häufig verwendete Formulierungen. Diesmal geht es um den Begriff “Torschlusspanik”: “Der Begriff ist Jahrhunderte alt – und naheliegend: Als Städte noch von Mauern umschlossen und nur über Tore zugänglich waren, gab es Betriebszeiten. Schriftlich überliefert sind beispielsweise die Sperrzeiten des Hamburger Steintors, das im Jahr 1798 nur bis 23 Uhr geöffnet war. Viele andere Tore in Deutschlands schlossen oft schon zur Abenddämmerung. Reisende, die die Stadt besuchten, Arbeitende, die im Umland ihr Werk verrichteten, und Stadtbewohnende, die tagsüber einen Ausflug unternahmen, mussten sich sputen, rechtzeitig an- und reinzukommen.”

KW 21/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Presseförderung: Muss der Staat den Verlagen helfen?
(ardaudiothek.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 25:21 Minuten)
Die deutschen Zeitschriftenverlage haben es derzeit nicht leicht: Auf der einen Seite sinken die Anzeigenerlöse, auf der anderen steigen die Energie- und Papierkosten. Sollte der Staat finanziell einspringen? Und wer wäre dafür zuständig? Jonathan Schulenburg spricht mit Sigrun Albert, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger. Außerdem in der Sendung: Erhard Grundl, medienpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, und Christopher Buschow, Juniorprofessor für Organisation und vernetzte Medien an der Universität Weimar.

2. Wie und warum schüren Medien Angst vor dem geplanten Heizungsgesetz?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 24:07 Minuten)
Malte Kreutzfeldt ist Redakteur bei “Table.Media”. Dort beobachtet und analysiert er die deutsche Energie- und Wirtschaftspolitik sowie die Grünen. Zuvor war er Redakteur, Ressortleiter und Parlamentskorrespondent bei der “taz”. Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit Kreutzfeldt über die medial geschürte Angst vor dem neuen Heizungsgesetz: “Fallen Medien auf eine Kampagne rein? Warum regen sich jetzt auf einmal alle auf, obwohl die Pläne der Koalition zum Heizungsaustausch nicht neu sind? Und wer denkt eigentlich vor lauter Heizungspanik noch an die Klimakrise?”

3. Prof. Dr. Wessels über ChatGPT und die Folgen für Bildung und Kunst
(denkangebot.org, Katharina Nocun, Audio: 51:51 Minuten)
Doris Weßels ist Wirtschaftsinformatikerin und beschäftigt sich unter anderem mit den Entwicklungen beim Natural Language Processing (PDF) und den daraus resultierenden Folgen für den Bildungsbereich. Sie ist zu Gast im Podcast “Denkangebot” und spricht dort über ChatGPT sowie die Konsequenzen für Bildung und Kunst: Was bedeutet Künstliche Intelligenz für unsere Gesellschaft? Müssen wir diese neuen Technologien regulieren? Und wenn ja, wie?

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4. Heide Sommer – “Ich habe mir die Schokoladenseiten von den Bäumen gepflückt”
(ardaudiothek.de, Jagoda Marinić, Audio 1:44:11 Stunden)
Heide Sommer kam 1963 zur Wochenzeitung “Die Zeit”, wo sie für ihren späteren Ehemann Theo Sommer arbeitete. Anschließend wechselte sie zum “Spiegel” und assistierte dort Rudolf Augstein und Günter Gaus. Wie empfand Sommer die Dominanz der prominenten Männer? Wann wurden ihr die sexuellen Avancen zu viel? Waren sie es überhaupt? Und warum blickt sie – mit viel Abstand und Gelassenheit – so gnädig auf vieles, was heute zum Aufschrei führen würde? Darum und um vieles mehr geht es im Gespräch mit Jagoda Marinić bei “Freiheit Deluxe”.

5. Manuel Stark | Journalist und Autist | Das ist das besondere am Podcast “nicht witzig”
(ardmediathek.de, Jens Wolters, Video: 36:17 Minuten)
Manuel Stark ist freier Journalist, Gründungsmitglied und Autor einer unabhängigen Agentur für deutschsprachigen Erzähljournalismus. Als Autist könne er mit Humor nicht viel anfangen, weil er ihn meistens einfach nicht verstehe. Deshalb spreche er jede Woche im SWR-Podcast “nicht witzig” mit Comedians über das, was Menschen zum Lachen bringt. Für “SWR1 Leute” gibt er aber erst einmal selbst Auskunft darüber, was ihn antreibt und was das Besondere an “nicht witzig” ist.

6. Boris Inanici – Leiter Sportgroßprojekte WDR / Sportschau (ARD)
(podcast.de, Lisabell Shewafera, Audio: 34:27 Minuten)
Im Podcast “Inside Medien” spricht Lisabell Shewafera mit Boris Inanici, der für die ARD große Sportprojekte wie die Fußball-Europameisterschaft verantwortet. Zuvor berichtete Inanici als Sportjournalist bereits von Fußball- und Handball-Weltmeisterschaften rund um den Globus und kann auf ein spannendes Berufsleben zurückblicken.

Wechsel an “Spiegel”-Spitze, Sinkende Werbeerlöse, Hassrede

1. “Spiegel” bestätigt Trennung von Klusmann, Kurbjuweit übernimmt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der bisherige Chefredakteur Steffen Klusmann verlässt den “Spiegel”: “Es war mir eine große Ehre, in den vergangenen fast fünf Jahren für die SPIEGEL-Redaktion gearbeitet zu haben. Wir haben eine ganze Menge gemeinsam erreicht. Zuletzt haben Geschäftsführung und ich in entscheidenden strategischen Fragen allerdings allzu oft keine Einigkeit erzielt – was nun mein Ausscheiden zur Folge hat.” Klusmanns Nachfolger werde Dirk Kurbjuweit, der derzeit als Autor im Hauptstadtbüro des “Spiegel” arbeitet und Führungserfahrung mitbringt.

2. Schluss mit stiller Post
(taz.de, Steffen Grimberg)
Gemeinsam mit fast 30 weiteren Verbänden und zivilgesellschaftlichen Initiativen fordert die Deutsche Akademie für Fernsehen in einem offenen Brief (PDF) eine “angemessene Beteiligung am aktuellen Reformprozess der öffentlich-rechtlichen Medien”. Steffen Grimberg kennt die Details und empfiehlt die direkte Kontaktaufnahme: “Schluss mit der stillen Post und auf nach Mainz!”
Randnotiz: Wie das Medienblog “Flurfunk” berichtet, übernimmt Steffen Grimberg, der Autor des oben verlinkten Beitrags, zum 1. Juni die Leitung der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

3. Newsletter Netzwerk Recherche 221 vom 24.05.2023
(netzwerkrecherche.org, Daniel Drepper)
Im aktuellen Newsletter des Netzwerk Recherche geht es neben vielen anderen interessanten Themen um die bevorstehende Jahrestagung am 16. und 17. Juni. Wer sich einen ersten Eindruck von den geplanten Panels verschaffen möchte: Das vorläufige Programm ist bereits online, und auch eine Übersicht der Referentinnen und Referenten gibt es.

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4. Gemeinsam gegen Hassrede im Netz
(verdi.de)
Das Bundeskriminalamt (BKA) und die Landesmedienanstalten vertiefen ihre Kooperation gegen Hassrede und illegale Online-Inhalte. Alle deutschen Medienanstalten können nun Verdachtsfälle von strafrechtlich relevanter Hassrede an die zentrale Meldestelle des BKA melden. Seit Mai 2022 habe die Landesanstalt für Medien NRW bereits rund 700 Meldungen geliefert.

5. RTL, Sat1 und Co. müssen umsteuern
(deutschlandfunk.de, Fanny Buschert, Audio: 4:46 Minuten)
Die Radio- und Fernsehsender verzeichnen sinkende Werbeeinnahmen. Unternehmen würden immer weniger Werbung im privaten Rundfunk schalten. Fanny Buschert hat sich auf die Suche nach den Gründen gemacht. Diese haben etwas mit der Coronapandemie, dem Krieg in der Ukraine, der Energiekrise und der Inflation zu tun.

6. Drohnenaufnahmen und Urheberrecht
(urheberrecht.org)
Fotografen und Fotografinnen, die für ihre Aufnahmen eine Drohne einsetzen, können sich nicht unbedingt auf die urheberrechtliche Panoramafreiheit berufen. Das gehe aus einer Entscheidung des Oberlandesgerichts Hamm hervor. “Streitgegenstand im Verfahren zwischen der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst und einem Verlag waren Fotografien von Kunstwerken, die der beklagte Verlag in zwei Büchern veröffentlicht hatte. Diese waren mittels einer Drohne aus dem Luftraum aufgenommen worden und sodann ohne Lizenzierung abgedruckt worden.”

Elon Musk und Ron DeSantis, Toxische Texte, Trauriger Hofnarr

1. Der “Vogel” macht die Schlagzeilen jetzt selbst
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Isabelle Klein, Audio: 6:27 Minuten)
Elon Musk baut den Kurznachrichtendienst Twitter nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich um: Twitter bekommt eine deutlich rechte Schlagseite. Vergangene Nacht etwa ließ Musk Floridas ultrarechten Gouverneur Ron DeSantis dessen Präsidentschaftskandidatur auf Twitter verkünden (wenn auch mit viel “erbärmlichem Fiepen”, wie Arno Frank beim “Spiegel” berichtet (nur mit Abo lesbar)). Der Wandel vom Kurznachrichtendienst zum Medienhaus mit eigenen Inhalten sei auch für Europas Medienwächter interessant, sagt Mark D. Cole, wissenschaftlicher Direktor am Institut für europäisches Medienrecht in Saarbrücken/Brüssel.
Weiterer Lesetipp: “Ron DeSaster”: “Trumps aussichtsreichster Konkurrent Ron DeSantis hat seinen ersten Auftritt vermasselt. Schuld daran ist mit Elon Musk ausgerechnet der Mann, der Floridas Gouverneur groß machen wollte.” (t-online.de, Bastian Brauns)

2. “Spiegel”-Redakteure stellen sich hinter Chefredakteur Klusmann
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” und “Business Insider” berichten, brodelt es beim “Spiegel”. Die Geschäftsführung der “Spiegel”-Gruppe wolle Chefredakteur Steffen Klusmann loswerden. Dagegen formiere sich jedoch Widerstand: Etliche Redakteurinnen und Redakteure hätten einen Protestbrief an die “Spiegel”-Verantwortlichen sowie an die Mitarbeiter-KG verfasst. Gestern waren die Zahlen der “Spiegel”-Gruppe für das vergangene Jahr bekannt geworden. Trotz eines geringen Rückganges bei Umsatz und Gewinn habe man sich zufrieden gezeigt.

3. Bild-Zeitung: Toxische Texte?
(sueddeutsche.de, Nadia Zaboura & Nils Minkmar, Audio: 34:52 Minuten)
Zu Gast im Medienpodcast “quoted” ist diesmal BILDblog-Leiter Moritz Tschermak. Nadia Zaboura und Nils Minkmar werfen mit ihm einen Blick auf die Rolle der “Bild”-Medien in der Vielfaltsgesellschaft: “Wie stellte und stellt sich die Berichterstattung der auflagenstärksten Tageszeitung über Menschen mit Einwanderungsgeschichte und Geflüchtete dar? Auf welche Weise werden hier Ressentiments geschürt, welche Mechanismen des Boulevard-Journalismus wirken dabei? Wo steht die auflagenstärkste Tageszeitung Deutschlands heute?”
An dieser Stelle ein Hinweis auf das immer noch aktuelle Buch der BILDblog-Kollegen Mats Schönauer und Moritz Tschermak: “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

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4. Mit Recht gegen Hass im Netz
(medienpolitik.net, Helmut Hartung)
Die Bundesregierung plant ein “Digitales Gewaltschutzgesetz”, um gegen Online-Hassrede vorzugehen. Nutzerinnen und Nutzer sollen Hass-Accounts auf Plattformen wie Facebook und Twitter melden und sperren lassen können. Ein Gesetzentwurf der Gesellschaft für Freiheitsrechte zielt darauf ab, Opferrechte zu stärken und beleidigende Inhalte unzugänglich zu machen. Helmut Hartung hat sich den Entwurf angesehen.

5. Übernimmt KI den Journalismus?
(wdr.de, Kevin Barth, Audio: 4:49 Minuten)
Der Burda-Verlag hat offenbar eine Sonderausgabe der Zeitschrift “Lisa – Kochen & Backen” komplett von Künstlicher Intelligenz (KI) generieren lassen. Das stieß auf heftige Kritik, etwa beim Bayerischen Journalisten-Verband, der den Verlag aufforderte, “das Vertrauen in journalistische Arbeit nicht dem Hype um künstliche Intelligenz zu opfern”. Beim WDR fragt Kevin Barth: “Übernimmt KI den Journalismus?”

6. Warum Arno Dübel Deutschlands traurigster Hofnarr war
(vice.com, Robert Hofmann)
Mit seinen provokanten und polarisierenden Äußerungen über sein Dasein als Arbeitsloser war Arno Dübel lange Zeit ein dankbares Thema für die Boulevardmedien, die mit der kalkulierten Empörung über “Deutschlands frechsten Arbeitslosen” (“Bild”) Auflage und Klicks generierten. Nun ist Arno Dübel im Alter von 67 Jahren verstorben. Robert Hofmann hat ihm einen lesenswerten Nachruf gewidmet, der Erinnerung, Medienanalyse und Gesellschaftskritik zugleich ist.

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BILDblog-Klassiker

Einer schrieb über die Sexualität

Zum Film “Einer flog über das Kuckucksnest” soll es bei Netflix bald ein Pre­quel geben, also eine Fortsetzung, die zeitlich allerdings vor den Ereignissen des Films spielt. Nun ist die Besetzung dafür bekannt gegeben worden, und Bild.de schreibt dazu:

Screenshot Bild.de - Vorgeschichte zum Kultfilm - Mega-Besetzung für neue Netflix-Serie

Und wer ist so alles dabei?

Auch die heterosexuelle Judy Davis (63, “Feud”), der heterosexuelle Finn Wittrock (34, “American Horror Story”) , die heterosexuelle Amanda Plummer (61, “Pulp Fiction”) und der heterosexuelle Corey Stoll (42, “House of Cards”) stehen für die neue Netflix-Serie vor der Kamera.

Ja, gut, so steht das nicht bei Bild.de. Die merkwürdigen, unerheblichen Zusätze zur Sexualität der Schauspielerinnen und Schauspieler haben wir eingefügt. Am folgenden Absatz aber haben wir nicht herumgedoktert — der steht eins zu eins so im Artikel von Bild.de-Autor Roman Scheck:

Mit dabei sind Stars, die so manchen Fan begeistern dürften: Die offen lesbische Schauspielerin Cynthia Nixon (52, “Sex and the City”), die bekennende bisexuelle Kult-Schauspielerin Sharon Stone (60, “Basic Instinct”) und der offen schwule Schauspieler Charlie Carver (30, “Desperate Housewives”).

Mal abgesehen davon, dass das alles völlig unwichtig ist: Die sind also nicht nur lesbisch, bisexuell und schwul, sondern das auch noch “offen”, “bekennend” und “offen”.

Mit Dank an @WayneSchlegel_ für den Hinweis!

Nachtrag, 15:36 Uhr: “Bild”-Redakteur Timo Lokoschat weist bei Twitter darauf hin, dass der Artikel “im LGBT-Bereich von Bild.de” erschienen ist. So ganz verstehen wir aber nicht, warum aufgrund der Sexualität einiger beteiligter Schauspielerinnen und Schauspieler über die neue Serie im LGBT-Bereich berichtet wird (und warum deshalb die Sexualität eine solche Rolle spielt, dass sie genannt werden muss). Inhaltlich hat “Einer flog über das Kuckucksnest” nichts mit LGBT zu tun.

Das Wort “bekennend” findet auch Lokoschat unangebracht.

Bild.de bringt veraltetes Zeug in Umlauf

Achtung, Gefahr!

Screenshot Bild.de - Jugendliche in Gefahr - Schon ein paar Joints verändern das Gehirn

Cannabis ist eine der beliebtesten, illegalen Drogen in Deutschland. Oft verharmlost, ist sie viel gefährlicher, als die meisten denken.

… schrieb Bild.de gestern. Denn:

Schon ein oder zwei Joints verändern das Gehirn eines Jugendlichen merkbar, hat jetzt eine internationale Forschergruppe mit deutscher Beteiligung herausgefunden und ihre Ergebnisse im “Journal of Neuroscience” veröffentlicht.

Das “jetzt” ist an dieser Stelle recht großzügig ausgelegt: Die Studie, auf die sich Bild.de bezieht und die das Portal im Artikel verlinkt*, ist bereits am 28. Januar 2015 im “Journal of Neuroscience” erschienen — und damit geschmeidige vier Jahre alt. Noch interessanter aber ist die Überschrift, die die “internationale Forschergruppe mit deutscher Beteiligung” ihrer Untersuchung damals gab:

Screenshot der Überschrift der Studie - Daily marijuana use is not associated with brain morphometric measures in adolescents or adults

“Is Not Associated”.

Schon im “Abstract” steht:

No statistically significant differences were found between daily users and nonusers on volume or shape in the regions of interest. Effect sizes suggest that the failure to find differences was not due to a lack of statistical power, but rather was due to the lack of even a modest effect. In sum, the results indicate that, when carefully controlling for alcohol use, gender, age, and other variables, there is no association between marijuana use and standard volumetric or shape measurements of subcortical structures.

Das übersetzt Bild.de ins Gegenteil:

Die Wissenschaftler beobachteten bei 14-Jährigen, die nur ein- oder zweimal Cannabis konsumiert hatten, mithilfe eines modernen Bildgebungsverfahrens, der sogenannten Voxel-basierten Morphometrie, eine Zunahme der grauen Hirnsubstanz. Bedeutet: Ein Ungleichgewicht zwischen weißer und grauer Hirnsubstanz entsteht.

Dazu steht in der “Discussion” der Studie:

The lack of significant differences between marijuana users and control subjects in the present study is consistent with the observation that the mean effect size across previously published studies suggests no clear effect of marijuana on gray matter volumes.

Bei Twitter haben einige User die “Bild”-Redaktion auf den Fehler hingewiesen. Die juckt das aber ganz offensichtlich nicht.

Mit Dank an @Goettergattin42 für den Hinweis!

*Nachtrag, 19:13 Uhr: Bei FAZ.net ist ein Artikel zum selben Thema mit recht ähnlicher Überschrift erschienen. Im Gegensatz zu Bild.de verlinkt Autor Joachim Müller-Jung dort auf eine aktuelle Studie aus dem “Journal of Neuroscience” (erschienen am 14. Januar 2019). Es gibt die aktuellen Erkenntnisse, von denen Bild.de berichtet, also tatsächlich. Allerdings nennt und verlinkt die Bild.de-Redaktion die falsche, veraltete Studie.

Wir haben daher unsere Überschrift von “Bild.de bringt falsches Zeug in Umlauf” in “Bild.de bringt veraltetes Zeug in Umlauf” geändert.

Neues armes Deutschland, Sein Name: Yannic Hendricks, Netflix-Codes

1. So kann es nicht weitergehen
(spiegel.de, Sascha Lobo)
“Spiegel Online”-Kolumnist Sascha Lobo macht es wütend, auf welche Weise viele Medien über Themen wie Brexit, Donald Trump oder die AfD berichteten: “Der Aufstieg der autoritären Kräfte weltweit wäre ohne Medien nicht möglich gewesen, und zwar sowohl sozialer wie redaktioneller Medien. Die Verantwortung für eine weitere Stärkung der Rechten, Rechtsextremen, Autoritären liegt zum guten Teil bei ebendiesen Medien.” Diese tappten in immer die gleichen Fallen: False Balance, Agenda Cutting und strukturelle Verharmlosung.

2. Armes Deutschland
(taz.de, Anne Fromm)
Um die linke Tageszeitung “neues deutschland” steht es bereits seit vielen Jahren schlecht, doch jetzt scheint die Lage ernst wie nie zuvor. Anne Fromm nimmt sich in der “taz” Raum und Zeit, um etwas von der Geschichte und der komplizierte Struktur des “nd” zu erzählen und die aktuellen Schwierigkeiten zu erklären.

3. BuzzFeed News darf den Namen von Abtreibungsgegner Yannic Hendricks weiterhin nennen
(buzzfeed.com, Juliane Loeffler)
Das Landgericht Düsseldorf hat eine Klage des Abtreibungsgegners Yannic Hendricks gegen “BuzzFeed News Deutschland” zurückgewiesen. Das Internetportal hatte den Namen des Mannes genannt, der viele Ärztinnen und Ärzte angezeigt hat, die auf ihrer Website angeben, dass sie Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Hendricks wollte anonym bleiben und ging mit einer Unterlassungserklärung gegen die Namensnennung vor. Nun wurde der Antrag abgelehnt. “BuzzFeed News” hat die gesamte Urteilsbegründung in den Beitrag eingebettet. Ob es zu einem Berufungsverfahren kommt, sei derzeit noch offen.

4. Facebook investiert 300 Millionen Dollar in Journalismus
(heise.de, Andreas Wilkens)
300 Millionen US-Dollar will Facebook in den kommenden drei Jahren in Nachrichtenprogramme, Partnerschaften und Inhalte investieren, “mit einem großen Schwerpunkt auf Lokalnachrichten”. Dazu werde man mit Nachrichtenorganisationen zusammenarbeiten und diese mit Produkt- und Technikteams vernetzen, um bereits in einer frühen Phase der Produktentwicklung “den Bedürfnissen der Menschen auf Facebook besser gerecht zu werden”. Schließlich wolle man Verleger “nicht von uns abhängig machen, sondern unterstützen”.

5. Islamismus-Experte auf Abwegen
(faktenfinder.tagesschau.de, Volker Siefert)
Hat der Frankfurter Journalist Shams Ul-Haq, wie von ihm behauptet, undercover in mehr als 100 Moscheen die Radikalisierung von Muslimen aufgedeckt? Der ARD-“Faktenfinder” ist skeptisch und verweist auf die Widersprüche, in die sich Shams Ul-Haq verstrickt habe.

6. Ich will doch nur einen Film sehen!
(faz.net, Julia Bähr)
Die “FAZ”-Redakteurin Julia Bähr spricht vielen Netflix-Zuschauern aus dem Herzen, wenn sie die Nutzerführung des Streamingportals als “katastrophal” bezeichnet. Doch sie hat ein Gegenmittel parat: Die im Internet kursierenden Listen, mit deren Hilfe man das System überlisten kann.

Bringt Julian Reichelt Handballer-Familien in Gefahr?

Die Spieler der deutschen Handballnationalmannschaft sind bei der Weltmeisterschaft in Deutschland und Dänemark derzeit ziemlich erfolgreich — und ihre Familien möglicherweise in Gefahr. Jedenfalls dann, wenn man der Logik von Julian Reichelt folgt.

Der “Bild”-Chef wollte bekanntermaßen nicht, dass der Branchendienst “kress” sein Gehalt öffentlich schätzt, da das seine Familie in Gefahr bringe, so Reichelt.

Entweder sind ihm die Familien anderer Menschen herzlich egal oder er hat bei seiner Begründung damals Unfug erzählt — jedenfalls bringt Julian Reichelts Portal Bild.de heute diese Geschichte:

Screenshot Bild.de - Was verdienen die eigentlich? Die Gehaltsliste unserer Handball-Stars

Hinter der “Bild plus”-Paywall (schließlich will Bild.de auch noch ein bisschen was daran verdienen) fein säuberlich aufgelistet: die Gehälter der Nationalspieler Uwe Gensheimer, Silvio Heinevetter, Steffen Weinhold, Patrick Wiencek, Finn Lemke, Hendrik Pekeler, Steffen Fäth, Paul Drux, Fabian Wiede, Jannik Kohlbacher, Patrick Groetzki, Andreas Wolff, Matthias Musche, Fabian Böhm, Martin Strobel und Franz Semper.

Und da ist noch lange nicht Schluss. Zum Vergleich nennt Bild.de auch noch die Monatsgehälter “anderer deutscher Sport-Stars”. Mit dabei: Formel-1-Fahrer Sebastian Vettel, Fußballer Mesut Özil, Basketballer Dennis Schröder, Eishockeyspieler Leon Draisaitl, Golfer Martin Kaymer, Volleyballer Georg Grozer sowie Tischtennisspieler Dimitrij Ovtcharov.

Auch für deren Familien heißt es laut Julian Reichelt nun: Gefahr!

Wen Julian Reichelt nach Julian-Reichelt-Logik sonst noch in Gefahr gebracht haben könnte:

Mit Dank an Stefan N. für den Hinweis!

Scripted-WDReality, Veganer Unsinn, Youtube verbietet #BirdBoxChallenge

1. Scripted-Reality-Methoden bei WDR-Vorzeige-Dokus?
(uebermedien.de, Ralf Heimann)
Bei den Reality-Soaps der Privatsender wie Vox, Kabel eins, Pro Sieben oder RTL 2 erwarten wohl die Wenigsten Wahrhaftigkeit und Akkuratesse. Schließlich weiß man, dass derlei Trash-Formate gescriptet und relativ lieblos mit Schauspielern runtergedreht werden. Dokumentationen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens haben in dieser Hinsicht einen anderen Anspruch. Umso schlimmer, wenn sich nun herausstellt, dass dort mit denselben Methoden gearbeitet wurde. Ralf Heimann berichtet von den verstörenden Seltsamkeiten bei der preisgekrönten WDR-Reihe “Menschen hautnah”.

2. Wie die Leute vom Stern Unsinn in eine britische Studie hineininterpretierten
(graslutscher.de)
Gemäß einer britischen Studie sollen Veganer in Großbritannien doppelt so oft krank sein wie ihre nicht-veganen Kollegen. Das behauptet jedenfalls der “Stern” in seiner Onlineausgabe. Der Blogger “Graslutscher” hält das Ganze für eine Räuberpistole, die dicht an “Fake News” rankäme. Das Ganze hat, wie so oft, mit einer Verwechslung von Kausalität und Korrelation zu tun: “Ebenso gut hätte man also festhalten können, welche Probanden dritte Zähne haben und dann zum Schluss kommen, dass die Menschen ohne dritte Zähne öfter erkältet sind. Ich warne dennoch dringend davor, sich die ganze Kauleiste überarbeiten zu lassen, weil man keinen Schnupfen bekommen möchte. Es wäre nämlich genau so falsch gewesen, hätte der Stern getitelt: “Menschen ohne Zahnprothesen sind doppelt so oft krank wie Menschen mit Zahnprothesen”.”

3. Recherchen und Forschungsergebnisse
(djv.de)
Am 11. Januar hat der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) in einer Pressemitteilung die Landesmedienanstalten davor gewarnt, RT Deutsch eine Rundfunklizenz zu erteilen, und bekam dafür in den sozialen Medien einigen Gegenwind. Die Position des DJV, dass es sich bei RT um ein Propagandainstrument des Kreml und nicht um ein journalistisches Informationsmedium handele, sei jedoch gut begründet und durch mehrere externe Quellen belegt (im Beitrag verlinkt).

4. Afrika, sprich
(sueddeutsche.de, Stefan Fischer)
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert berichtet die freie Journalistin und Hörfunkkorrespondentin Bettina Rühl vom afrikanischen Kontinent, ob “über Kindersoldaten und Warlords, über Drogenhandel in Mali, das Foltersystem in Eritrea, über Elfenbeinschmuggel, die Geschäftemacherei reicher Kenianer mit den Slums im Land und die Terrorfinanzierung in Westafrika”, aber auch über positive, aufmunternde Geschichten. Die “SZ” stellt die vielbeschäftigte und preisgekrönte Autorin vor.
Der passende Hörtipp dazu: “Der Blinde hilft dem Lahmen”, “Deutschlandfunk Kultur”, diesen Sonntag um 12:30 Uhr; “Hightech in Afrika”, SWR 2, 25. Januar um 8:30 Uhr.

5. Weshalb wollen Menschen nach schlaflosen Nächten mehr essen?
(meta-magazin.org)
Im “Wochenrückblick des Science Media Center” geht es um die Forschungsergebnisse, über die in letzter Zeit besonders häufig in den Medien berichtet wurde. Dieses mal dabei: Die Studie “Schlafmangel erhöht nicht via Hormonspiegel, sondern via Hirnaktivität die Lust auf fettiges Essen” aus dem “Journal of Neuroscience”.

6. Youtube verbietet “Bird Box”-Clips
(faz.net)
Der Netflix-Thriller “Bird Box” mit Sandra Bullock führte zu dem Internetphänomen #BirdBoxChallenge, in dem Menschen mit verbundenen Augen Alltagssituationen bewältigen, sich dabei filmen lassen und die Videos ins Netz stellen. Dabei ist es schon zu Unfällen und Verletzungen gekommen. Nun zieht Youtube die Reißleine und verbietet derartige Filme: “Auch wenn es unfair erscheint, das Posten von bestimmten Inhalten nicht zu gestatten, weil dies Zuschauer zu bestimmten Aktionen verleiten könnte, ziehen wir doch eine Grenze bei Inhalten, die Gewalt provozieren oder zu gefährlichen oder illegalen Handlungen aufrufen, bei denen ein Risiko für Leib und Leben besteht.”

Wie “Bild” das Schicksal des zweijährigen Julen ausschlachtet

In Spanien ist ein kleiner Junge in einen rund 110 Meter tiefen Schacht gefallen. Seit neun Tagen läuft die Rettungsaktion für den zweijährigen Julen nun. Und fast genau so lang belagern Reporter nun den Ort Totalán, wo das Unglück passierte und wo die Rettungskräfte versuchen, einen Tunnel zu dem Jungen zu bohren.

“Bild” ist natürlich mit dabei, aber auch andere Knallportale berichten fleißig, Stern.de zum Beispiel, “Focus Online”, RTL.de und so weiter.

Heute meldete Bild.de:

Screenshot Bild.de - Mediziner über das Bohrloch-Unglück - Es ist nur theoretisch möglich, dass Julen lebt

… was nicht besonders überraschen dürfte, angesichts der Tatsache, dass ein Zweijähriger erst einen sehr tiefen Brunnenschacht hinunterstürzt und anschließend viele Tage ohne Essen und Trinken verbringen muss. Aber wie hätte man ohne Hoffnung dem gierigen Klickvolk die vielen Akte dieses Dramas verkaufen sollen?

Screenshot Bild.de - Rettung sehr gefährlich - Junge (2) stürzt 110 Meter tief in Brunnen
Screenshot Bild.de - Junge in 110 Meter tiefen Brunnenschacht gestürzt - 2017 starb sein Brüderchen - Das Schicksal schlug schon einmal zu
Ausriss Bild-Zeitung - Junge (2) stürzt in 110 Meter tiefen Schacht
Screenshot Bild.de - Junge in 100-Meter-Schacht gestürzt - Gibt es noch Hoffnung für den kleinen Julen?
Screenshot Bild.de - Julen stürzte in 110-Meter-Loch - Das furchtbare Warten auf ein Wunder
Screenshot Bild.de - Ganz Spanien bangt um Jungen im Schacht - Bagger und Bohrer sollen Julen retten
Ausriss Bild-Zeitung - Das furchtbare Warten auf ein Wunder
Screenshot Bild.de - Junge stürzte in 110 Meter tiefes Brunnenloch - Julen und das Prinzip Hoffnung
Ausriss Bild-Zeitung - Kinder beten für Jungen im Schacht
Screenshot Bild.de - Beklemmende Kamerafahrt in das Brunnenloch - Hier stürzte der kleine Julen hinein
Screenshot Bild.de - Wie die Helfer zu dem Jungen im Brunnenloch vordringen wollen - Neuer Rettungsversucht für den kleinen Julen
Ausriss Bild-Zeitung - Vor der Haustür steht noch Julens Dreirad
Screenshot Bild.de - Kleiner Julen seit Sonntag verschüttet - Vor der Haustür steht noch das Dreirad
Screenshot Bild.de - Seit Sonntag im Schacht gefangen - So wollen sie den kleinen Julen retten
Screenshot Bild.de - Kleiner Julen im Brunnenschacht - Nur noch wenige Stunden, bis es regnen soll
Screenshot Bild.de - Junge stürzt in 110 Meter tiefes Loch - Dieser Bohrer ist Julens letzte Hoffnung
Ausriss Bild am Sonntag - Retter bohren endlich Schacht zu kleinem Julen
Screenshot Bild.de - Retter kämpfen um Julen in Schacht - Bohrer schafft drei Meter pro Stunde
Screenshot Bild.de - Kleiner Junge stürzte vor einer Woche in 100 Meter tiefen Bohrschacht - Retter müssen sich per Hand zu Julen durchgraben
Screenshot Bild.de - Kleiner Julen fiel vor einer Woche in Bohrschacht - Retter stoßen auf fünf Meter Granit
Screenshot Bild.de - Julen fiel vor acht Tagen in Bohrschacht - Jetzt beginnt die kritische Phase
Ausriss Bild-Zeitung - Julen soll mit Käfig geborgen werden
Screenshot Bild.de - Julens Eltern am Unglücksort in Totalan - Acht Tage Albtraum
Screenshot Bild.de - Kind im Brunnenschacht - Heute wollen sie Julen finden
Screenshot Bild.de - Vor mehr als einer Woche fiel der Junge in einen Bohrschacht - Retter wollen heute Mittag zu Julen vordringen
Screenshot Bild.de - Bild sprach mit dem Feuerwehr-Chef der Rettungsmission am Bohrloch - Ich gehe erst wieder heim, wenn wir Julen haben
Screenshot Bild.de - Julen fiel vor neun Tagen in ein Bohrloch - Wiederholt sich das Schicksal des kleinen Alfredo?
Screenshot Bild.de - Schon wieder Verzögerung bei Drama um Julen - Parallel-Schacht einsturzgefährdet

Gnadenlos und ohne Rücksicht auf irgendwas oder irgendwen schlachten sie das Schicksal eines Zweijährigen aus.

Im Mai 2017, nach dem Terroranschlag in Manchester, verteidigte Ombudsmann Ernst Elitz die Berichterstattung der “Bild”-Redaktion, die Fotos von verstorbenen Kindern und Jugendlichen gezeigt hatte, so:

Viele Mitarbeiter haben Kinder im Alter der Ermordeten. Und so wurde die Auswahl der Fotos eben nicht nur von Journalisten getroffen, sondern von Müttern und Vätern, die sich fragten: Würde ich mein Kind so zeigen, wenn meine eigene Familie von diesem Grauen betroffen wäre? (…)

Die Auswahl eines jeden Fotos war eine Gewissensentscheidung. Ich finde, das Gewissen der Mütter und Väter in der Redaktion hat bei der Auswahl der Fotos aus Manchester richtig entschieden.

Auch vor diesem Hintergrund kann man den Beitrag des “Postillon” von heute sehen: “Bild-Chef Reichelt: ‘Wenn mein 2-jähriges Kind in ein 100-Meter-Loch fällt und wahrscheinlich tot ist, hätte ich auch gern, dass die gesamte Welt live daran teilnimmt’.”

Mit Dank an Sebastian E. und Olaf für die Hinweise!

Flughafen-Journalismus, Authentisch schlecht gelaunt, Handball-Promoter

1. Johan Galtung: «Meine Theorie war nicht als Anleitung für die Berichterstattung gedacht»
(medienwoche.ch, Eva Hirschi)
Der norwegische Politikwissenschaftler und Friedensforscher Johan Galtung macht sich Sorgen, was die Auslegung seiner Nachrichtenwert-Theorie anbelangt: “Das war nicht eine Anweisung, wie man Journalismus machen sollte, sondern eine Warnung, wie man ihn nicht machen sollte!” Medien würden sich zu stark auf Faktoren wie Negativität und Prominenz fixieren. Das Resultat sei ein “Flughafen-Journalismus”, bei dem “alle darüber berichten, wie wichtige Menschen in ein Flugzeug ein- und wieder aussteigen, ohne Kontext. Das kann ich nicht verstehen, damit degradieren sich Medienschaffende ja selbst, wie sie da vor dem Flugzeug warten, nur um ein paar Schritte einer bestimmten Person zu sehen.”

2. Der erste Umweltjournalist
(taz.de, Manfred Kriener)
Der im Alter von 96 Jahren verstorbene Horst Stern war nicht nur der erste Umweltjournalist, sondern auch Mitbegründer des Bunds für Umwelt- und Naturschutz. Und er war eine Persönlichkeit, wie Manfred Kriener in seinem Nachruf feststellt: “Seine Fernseh-Nachhilfestunden machten ein breites Publikum mit dem Artensterben und dem Siechtum des Wald bekannt, mit Gentechnik-Größenwahn und dem Elend der Massentierhaltung. Was ihm fehlte zum Fernsehstar, war die joviale Ausstrahlung eines Ranga Yogeshwar oder die Lässigkeit anderer, ewig gut gelaunter TV-Größen. Stern wirkte vor der Kamera immer bekümmert, als sei gerade die Hauskatze gestorben. Das eigentlich Großartige: Er machte keinerlei Versuche, einmal zu lächeln oder gar heiter rüber zu kommen. Er blieb authentisch schlecht gelaunt.”

3. Leicht sein ist nicht alles
(sueddeutsche.de, Anna Steinbauer)
Zu Beginn des Jahres beschäftigen sich Frauenzeitschriften besonders intensiv mit dem Thema Abnehmen. In den vergangenen Jahren hat sich jedoch etwas geändert, so die Soziologin Paula-Irene Villa: “Diätmachen spielt nach wie vor eine große Rolle. Allerdings dreht es sich immer mehr darum, gesund und fit sein.” Zeitschriften seien aber eher Überbringer als Verursacher von Körperkult und Schlankheitswahn: Die Popkultur spiele eine enorme Rolle dafür, dass Diäten nicht wegzukriegen seien.

4. Der Fall Relotius und die Medien: Wir schreiben einfach wundervoll
(nzz.ch, Susanne Gaschke)
Susanne Gaschke nimmt den Fall Relotius zum Anlass, über die Entfremdung zwischen Medienmachern und ihrem Publikum nachzudenken. Gaschke beklagt die mangelnde Selbstkritik der Medien: “Journalisten müssen mehr Bescheidenheit und manchmal auch mehr Wohlwollen gegenüber ihren Berichtsgegenständen — und Lesern — entwickeln. Und sie brauchen eine Entschuldigungskultur, die nicht verschämt oder trotzig Fehler höchstens auf Seite 18 zugibt. Ob das alles hilft, um die Öffentlichkeit zu reparieren und Vertrauen zurückzugewinnen? Vielleicht nicht. Es aber nicht einmal versucht zu haben, hilft auf keinen Fall.”

5. Wir brauchen eine investigative Kultur in allen Redaktionen
(journalist-magazin.de, Daniel Drepper)
Das Medienmagazin “journalist” startet die Serie “Mein Blick auf den Journalismus”, in der sich die “klugen Köpfe der Branche” Gedanken darüber machen, wie Journalismus besser gemacht werden kann. Im ersten Teil dabei: Daniel Drepper, Chefredakteur von “BuzzFeed News Deutschland”, im zweiten Teil die Journalistin und Medienexpertin Carline Mohr.

6. Kommentatoren ohne Distanz
(djv.de, Sebastian Huld)
Sebastian Huld vom Deutschen Journalisten-Verband kritisiert die seiner Ansicht nach zu positive TV-Kommentierung des vergangenen Handballspiels der deutschen Nationalmannschaft. Die Kommentatoren seien irgendwo zwischen Fans und Teammitgliedern anzusiedeln. Sie “geben wie ARD und ZDF insgesamt vor, die Handball-WM zu übertragen und das Geschehen mit Expertise aufzubereiten. Tatsächlich aber sind sie nur die ersten Promoter des Produkts Handball-WM, weil der Erwerb der Übertragungslizenzen nur durch hohen Zuschauerzuspruch zu rechtfertigen ist. Vor diesem Konflikt stehen alle Sender beim Übertragen von Sportevents, ganz besonders aber die Öffentlich-Rechtlichen.”

Bild.de dramatisiert Emiliano Salas letzte Nachricht

Der argentinische Fußballspieler Emiliano Sala wird seit vorgestern vermisst. Er war mit einer einmotorigen Propellermaschine auf dem Weg von Nantes, wo sein alter Fußballverein, der FC Nantes, spielt, nach Cardiff, wo er einen Vertrag beim Premier-League-Klub Cardiff City unterschrieben hatte. Über dem Ärmelkanal verschwand das Flugzeug am Montagabend vom Radar. Seitdem wird nach Sala und dem Piloten gesucht.

Zuvor hatte Sala per WhatsApp eine Sprachnachricht verschickt, über die nun viele Medien berichten. Darunter auch Bild.de:

Screenshot Bild.de - Fußball-Star Sala Ich habe solche Angst - Dramatische WhatsApp aus dem Absturz-Flieger

Die Redaktion interpretiert die Aufnahme in bemerkenswerter Weise: Es sei …

eine dramatische Sprach-Nachricht des Argentiniers, die er per WhatsApp an Freunde schickte.

Und:

Schon zu Beginn der knapp einminütigen Nachricht heißt es: “Ich bin tot!”

Bei Bild.de schlussfolgern sie:

Im Hintergrund zu hören: Motorengeräusche. Kaum zu fassen: Sala spricht mit relativ ruhiger Stimme. Er klingt erschöpft, fast schon lethargisch — offenbar ohne jede Hoffnung zu überleben …

Tatsächlich spricht Emiliano Sala in der Aufnahme davon, dass das Flugzeug so aussehe, als würde es gleich in Stücke fallen. Und er sagt: “Wenn ihr in eineinhalb Stunden noch nichts Neues von mir gehört habt, keine Ahnung, ob man jemanden schickt, mich zu suchen, der wird mich eh nicht finden, aber das wisst ihr ja.” Er sagt auch: “Papa, habe ich eine Angst.” Angesichts des möglichen Absturzes und der aktuellen Suche nach dem Fußballer wirkt die Sprachnachricht sicher gespenstisch — sie ist ohne diesen Hintergrund allerdings keineswegs “dramatisch”, wie Bild.de schreibt. Sala gähnt beim Reden. Er nennt seine Freunde spaßig “ihr Verrückten”. Er fragt sie: “Wie geht es Euch, Brudis, alles gut?” Er sagt auch nicht zwingend “Ich bin tot!”, sondern “estoy muerto”, was man mit Blick auf den Kontext (er erzählt anschließend, wie viel er vor seiner Abreise nach Cardiff in Nantes noch erledigen musste — “ich musste Sachen erledigen, Sachen erledigen, Sachen erledigen und es hörte nicht auf, es hörte nicht auf, es hörte nicht auf”) besser mit “Ich bin vollkommen fertig” übersetzen kann. Und dann die Behauptung von Bild.de, Sala sei “offenbar ohne jede Hoffnung zu überleben”, was ziemlicher Unsinn ist, schließlich blickt er in der Aufnahme in die Zukunft und erzählt, dass er bald ja das erste Training mit seinem neuen Team habe: “Mal sehen, wie es wird.”

Die Familie von Emiliano Sala soll darum gebeten haben, die Audioaufnahme nicht zu verbreiten. Bild.de hat die Audioaufnahme in den Artikel eingebettet (und, ja, auch wir tragen durch die Zitate weiter oben dazu bei, dass sich der Inhalt der Aufnahme verbreitet — wir verzichten allerdings bewusst auf jeglichen Link zu Artikeln, in denen die Originalaufnahme zu hören ist).

Mit Dank an anonym und Benedikt für die Hinweise!

Reichweitenverlust, Geld verdirbt den Sportjournalismus, Gefakte Werbung

1. Focus und Stern verlieren jeweils neun Prozent an Reichweite
(horizont.net, David Hein)
Die Media-Analyse “ma Pressemedien” erfasst die Reichweiten der Publikumszeitschriften in Deutschland, und die sind gegenwärtig meist rückläufig. Vor allem die aktuellen Magazine haben es schwer. So haben “Focus” und “Stern” jeweils neun Prozent an Reichweite verloren. Gegen den Trend zulegen konnten Wochenzeitungen wie “FAZ”, “Welt am Sonntag” und “Zeit”.

2. Böhmermanns Anwalt zieht vor Bundesgerichtshof
(sueddeutsche.de)
Der Rechtsstreit um Jan Böhmermanns Schmähgedicht über Recep Tayyip Erdogan geht in die nächste Instanz: Nachdem der Satiriker letztes Jahr im Berufungsverfahren vor dem Oberlandesgericht Hamburg gescheitert war, hat Böhmermanns Rechtsanwalt Christian Schertz nun Nichtzulassungsbeschwerde beim Bundesgerichtshof eingelegt.

3. Fußball und Fernsehen: Das Geld hat den Sportjournalismus versaut
(120minuten.net, Jérôme Grad)
Können Fußballübertragungen und die Berichterstattung drumherum wirklich kritisch sein? Angesichts der Tatsache, dass Fernsehsender und andere Bewegtbild-Plattformen jedes Jahr einen Milliardenbetrag für die Übertragung von Fußballspielen investieren? Hat das Geld “den Sportjournalismus versaut”, wie der frühere DFB-Mediendirektor und langjährige SWR-Sportchef Gerhard Meier-Röhn sagte? In einem längeren Beitrag erklärt Jérôme Grad die derzeitige Situation und entwirft verschiedene Szenarien für die Zukunft.

4. Ein bisschen Pressefreiheit
(deutschlandfunk.de, Marc Engelhardt)
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Äthiopien derzeit noch auf einem unrühmlichen 150. Platz, doch das könnte sich bald zum Besseren wenden: Unter dem Premierminister und selbsternannten Reformer Abiy Ahmed wurden Dutzende inhaftierte Journalisten freigelassen, die Blockade von 250 Websites und Blogs aufgehoben und kritische Medien zur Rückkehr nach Äthiopien bewegt. Von echter Pressefreiheit sei das Land jedoch noch weit entfernt.

5. “Paradise Papers”: Haft für türkische Journalistin
(ndr.de, Oliver Mayer-Rüth, Video: 4:46 Minuten)
Bei ihren Recherchen zu den “Panama Papers” stieß die türkische Journalistin Pelin Ünker auf die Namen der Söhne des ehemaligen türkischen Ministerpräsidenten und heutigen Parlamentspräsidenten Yildirim. Für ihre Berichterstattung über diesen Fall wurde sie mit Preisen für hervorragenden investigativen Journalismus ausgezeichnet. Und zu etwas mehr als einem Jahr Haft verurteilt — wegen “übler Nachrede” …

6. Diese Instagrammer posten gefakte Werbung, um sich als Influencer zu gerieren
(omr.com, Roland Eisenbrand)
Dass manche Instagram-Influencer ihre von Unternehmen bezahlten Posts nicht als Werbung erscheinen lassen wollen, ist soweit bekannt. Es gibt aber auch den umgekehrten Fall: Instagrammer, die ihre Posts gezielt wie Werbung aussehen lassen, obwohl das beworbene Unternehmen sie gar nicht dafür bezahlt hat. “OMR” ist der Sache nachgegangen und hat sich nach deutschen Beispielen umgeschaut.

“Bild” schenkt hochgefährliche Aufmerksamkeit

Bei Bild.de geht es heute mal wieder um “Internet-Klicks”, aber diesmal etwas anders:

Screenshot Bild.de - Wahnsinn-Aktionen - Für Internet-Klicks riskieren sie ihr Leben

“sie”, das sind die Roofer in Frankfurt am Main, also zumeist junge Leute, die auf hohe Gebäude oder Kräne in der Stadt klettern und sich dabei selbst filmen oder filmen lassen. “Hochgefährlich und illegal” sei das, mahnt “Bild”-Reporter Stefan Schlagenhaufer in seinem Text. Er zitiert Polizeisprecher Andrew McCormack:

“Dieses Verhalten ist nicht nachvollziehbar, nicht nachahmungswürdig, das ist lebensgefährlich. Wir haben Anzeigen wegen Hausfriedensbuch eingeleitet, wegen Einsatz der Drohnen wird ermittelt.”

Und zur Motivation der Roofer schreibt Schlagenhaufer:

Alles nur für Likes bei YouTube und Instagram.

Diese jungen Leute setzen also ihr Leben aufs Spiel, um Aufmerksamkeit für ihre Fotos und Videos zu bekommen. Und was macht Bild.de? Schenkt diesen jungen Leuten reichlich Aufmerksamkeit für ihre Fotos und Videos. Die Redaktion garniert ihren Artikel mit insgesamt zehn Aufnahmen der “Wolkenkraxler”. Als Aufmacher erstmal ein Bild, das einen jungen Mann “mit blanken Händen ohne Sicherung (…) am 240 Meter hohen Kran des Omniturms” zeigt. Dann noch zwei Bilder. Und dann noch …

Screenshot Bild.de - Weitere Fotos der Roofer

Viele davon sind Standbilder aus deren Youtube-Videos, die Bild.de mit so zurückhaltenden Bildunterschriften versehen hat wie:

Todesmutig springt einer der Roofer über den Vorsprung, der andere filmt es mit der Mega-Selfie-Stange

Oder:

Auf- bzw. Abstieg vom Ausleger des Krans — der Roofer sieht aus wie Spiderman

In der Frankfurt-Ausgabe der “Bild”-Zeitung ist der Text ebenfalls erschienen, mit etwas weniger Bildern, dafür aber riesengroß:

Ausriss Bild-Zeitung - Polizei jagt Wolken-Kraxler - Illegal am Abgrund
(Unkenntlichmachung durch uns.)

“Roofer (Dachspitzen-Kletterer) erobern Frankfurts Hochhäuser”, schreibt Stefan Schlagenhaufer dort. Gut, das hat “Bild” ziemlich genau vor vier Jahren schon einmal verkündet, aber warum nicht noch mal? Schließlich kann man dann so heiße Fotos zeigen.

Mit Dank an Michael I. für den Hinweis!

Baerbock-Zitat, Kurzer Prozess?, Streit um RTL-Recherchen

1. Baerbock-Zitat verfälscht und instrumentalisiert
(br.de, Max Gilbert)
Im Internet kursieren verkürzte und verfälschende Zitate von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock zum Krieg in der Ukraine, was zumindest anfänglich von der “Welt”-Redaktion befeuert wurde, die den falschen Zitatausschnitt verbreitete. Der “Faktenfuchs” erklärt, was wirklich gesagt wurde und gemeint war.
Weterer Lesehinweis: Auf Twitter wendet sich Medienkritiker Stefan Niggemeier an die “Welt” und fragt den Digital-Chefredakteur Oliver Michalsky: “Und es gibt gar keine Regel bei @Welt, dass bei der nachträglichen Berichtigung eines wörtlichen Zitats (!) in der Überschrift (!) wenigstens irgendwo ein transparenter Korrekturhinweis irgendwo angebracht werden muss, @omichalsky?”

2. Weitere Konsequenzen nach Vorwürfen gegen den NDR in Kiel
(ndr.de)
Im Zuge der Vorwürfe gegen die Politik-Berichterstattung des NDR Schleswig-Holstein gibt es weitere personelle Konsequenzen. Am Donnerstagvormittag gab der Sender bekannt, dass Landesfunkhaus-Direktor Volker Thormählen für einen Monat in den unbezahlten Urlaub geht. Im Beitrag geht es auch um neue Vorwürfe unzulässiger Einflussnahme, die von “Business Insider” publik gemacht wurden. Außerdem ist im Text eine etwa halbstündige Sondersendung des NDR-Medienmagazins “Zapp” zu den Vorgängen im eigenen Haus eingebettet.

3. Es könnte ein kurzer Prozess werden
(sueddeutsche.de, Anna Ernst)
Der damalige MDR-Unterhaltungschef Udo Foht soll sich laut Anklage von mehreren Firmen und Privatpersonen Geld für Shows und Fernsehproduktionen geliehen und dabei gewusst haben, dass er die Gelder nicht zurückzahlen kann beziehungsweise wird. Anna Ernst berichtet über den Fall, der eigentlich schon ein Jahrzehnt zurückliegt, aber jetzt erst vor Gericht verhandelt wird.

Bildblog unterstuetzen

4. Die RBB-Krise braucht keine Zwischen-, sondern eine finale Lösung
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der rbb will die Nachfolgeregelung für die ausgeschiedene Intendantin Patricia Schlesinger anscheinend zweistufig angehen. Zunächst soll eine Interims-Intendanz und später die endgültige Intendanz übernehmen. Joachim Huber hält nichts von diesem Vorgehen und fragt: “Erst kommt der Aufräumer und dann der Aufbauer? Beide Aufgaben sind ineinander verschränkt, sie zu entzerren, schafft mehr Verwirrung und kostet mehr Kraft als nötig. Es wäre den Räten zu raten, sich von der RBB-Doppellösung zu verabschieden und sich stattdessen auf eine öffentliche Ausschreibung zu konzentrieren, die über den öffentlich-rechtlichen Personenkreis hinausschaut.”

5. Streit um RTL-Recherchen zur neuen Reihe “Felix Hutt investigativ”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
In der neuesten Folge der RTL-Reihe “Felix Hutt investigativ” geht es um das Drogen- und Prostitutionsmilieu auf Mallorca. Jana Bernhardt, unabhängige Produzentin und Journalistin, kommt das Thema bekannt vor. Sie hatte dazu bis 2020 recherchiert und eine Reportage für RTL gedreht, die jedoch nicht ausgestrahlt wurde. Nun sieht sie sich um ihre Rechercheergebnisse betrogen. Der Sender weist die Vorwürfe zurück.

6. ARD-Teletext wird On-Air-Kunstausstellung
(wdr.de)
Auf den Teletext-Seiten der ARD gibt es ab Tafel 830 für drei Wochen Kunst zu sehen: “15 internationale Künstlerinnen und Künstler haben mit Hilfe von Teletext-Software Kunstwerke geschaffen. Die Herausforderung war, mit nur sechs Farben, sowie Schwarz und Weiß auf kleinem Raum klar zu kommen.” Weitere Informationen findet man in einer ARD-Pressemitteilung.