1. Bleibt sachlich!
(taz.de, Sabine am Orde)
Der journalistische Umgang mit der AfD ist nicht einfach. Die Partei sieht die Medien als “Lügenpresse” und operiert gezielt mit Tabubrüchen, die Aufmerksamkeit verschaffen sollen. Sabine am Orde plädiert dennoch für einen sachlichen Umgang und hat fünf Gedanken dazu notiert. Darunter auch die Empfehlung, genauer hinzuschauen: “Die AfD benennt auch gesellschaftliche Probleme, die es wirklich gibt und die einen Teil der Bevölkerung umtreiben. Die Profillosigkeit mancher Parteien. Der Sexismus mancher Migrant*innen. Die schlechten Aussichten mancher Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt. Probleme bei der Inklusion. Haben wir diese und andere Probleme deutlich genug benannt? Oder manchmal aus Sorge, es könnte die Situation weiter verschlimmern, einen Teil der Realität ausgeblendet? Und damit Platz gelassen für die einfachen Antworten der Rechtspopulist*innen? Es hilft alles nichts: Wir müssen dahin schauen, wo es wehtut. Und zwar ganz genau.”
2. Journalist durfte Zitat des AfD-Politikers Frohnmaier verwenden
(wbs-law.de, Christian Solmecke)
Ein Journalist hat ein vermeintliches Zitat eines AfD-Politikers verwendet und diesem zugeordnet, wogegen sich der Politiker mit einer Einstweiligen Klage wehrte und das Ganze beim Landgericht Köln landete. Dort wurde nun entschieden, dass der Journalist das Zitat verwenden durfte, da es zwar aus keiner “privilegierten”, aber glaubwürdigen Quelle stamme. Das Urteil, kommentiert Rechtsanwalt Christian Solmecke, stärke die Position kleinerer, lokaler Nachrichtenportale und Nachrichtenunternehmen. Selbständigen Journalisten, die nicht auf die Recherchekraft größerer Zeitungsredaktionen zurückgreifen können, werde damit die Pressearbeit erleichtert.
3. Eine Revolution mit eingebautem Verfallsdatum
(wolfgangmichal.de)
Der Mitgliederbeschluss der VG Wort „zugunsten der Urheber“ sei von Verlegerverbänden fast stärker bejubelt worden als von Autorenverbänden, so Wolfgang Michal. Die Frage nach dem “Warum” könne beantwortet werden: Es handele sich um eine “Revolution mit eingebautem Verfallsdatum”. Die von der EU-Kommission im September 2016 vorgelegte Urheberrechts-Richtlinie, die sich derzeit in der heißen Phase des parlamentarischen Verfahrens befindet, werde den „revolutionären“ neuen Verteilungsplan der VG Wort nämlich wieder kippen.
4. Deniz Yücel seit 100 Tagen im Gefängnis
(reporter-ohne-grenzen.de)
Der von den türkischen Behörden inhaftierte Deniz Yücel verbringt am heutigen Mittwoch seinen 100. Tag im Gefängnis. Anlass für “Reporter ohne Grenzen” nochmal die umgehende Freilassung zu fordern und an die anderen inhaftierten Journalisten zu erinnern. Weitere Leseempfehlung: Die “taz” hat einen Offenen Brief der #FreeDeniz-Unterstützerin Doris Akrap an Bundeskanzlerin Angela Merkel veröffentlicht.
5. „Unsere Denkweise war ganz simpel“
(verguetungsregeln.wordpress.com, Martin Schreier)
Um die Vergütungsregeln für hauptberuflich freie Journalisten gab es ein jahrelanges Tauziehen zwischen dem “Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger” (BDZV) und den zwei großen Journalistengewerkschaften: der “Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union” (dju in ver.di) und dem “Deutschen Journalisten-Verband” (DJV). Nun haben die Verleger die mühsam verhandelten, gemeinsamen Vergütungsregeln gekündigt. Der freie Journalist Martin Schreier hat dazu einen Verantwortlichen des Verlegerverbands interviewt.
6. Mit freundlicher Unterstützung von Google
(deutschlandfunk.de, Axel Schröder)
Google schüttet im Rahmen der “Digital News Initiative” 150 Millionen Euro für die Entwicklung innovativer Journalismus-Projekte aus. Die Kooperation ist aus journalistischer Sicht nicht unproblematisch. “Offen bleibt, wie abhängig kleinere Verlage und Zeitungen in Zukunft von Google und Facebooks Geldern und Geschäftsmodellen sein werden. Die beiden Konzerne geben ihre Millionen wohl kaum aus rein idealistischen Gründen. Die Entwicklung passgenauer Online-Techniken für die Verbreitung von Inhalten kann in jedem Fall zu einer höheren Verweildauer auf Facebook, zur vermehrten Google-Nutzung führen. Und die beschert beiden Konzernen neue Einnahmen, die am Ende höher sein könnten als die Kosten für die so großzügig gefüllten Fonds.”