Vermutlich sind viele der Medienmenschen, die auch am zehnten Tag nach dem Ski-Unfall von Michael Schumacher immer noch vor dessen Krankenhaus rumlungern oder in ihren Redaktionen darauf warten, den nächsten Gerüchtefetzen in einem Twitter- und Ticker-Spektakel abzufeiern, der Auffassung, einfach nur ihren Job zu machen. Dass sie nur ihren Job machen, wenn sie auf ihrer Jagd nach Was-auch-immer die Klinik-Abläufe stören, wenn sie jede Bewegung am Krankenhaus-Eingang mit Blitzlichtgewitter quittieren, die Angehörigen unter ihren Mikrofonen begraben und permanent neue Prognosen und Diagnosen in die Welt setzen, von denen sie irgendwo gehört haben wollen.
Vielleicht tun sie das, vielleicht machen sie nur ihren Job. Fraglich ist nur, ob der noch so viel mit Journalismus zu tun hat, wenn der Deutsche Journalisten-Verband “die Kolleginnen und Kollegen” zur Zurückhaltung aufrufen muss; wenn die Klinik “eindringlich” darum bitten muss, “das Arztgeheimnis zu respektieren und sich ausschließlich an die Informationen des zuständigen Ärzteteams oder Managements zu halten”. Und wenn Corinna Schumacher die Medien regelrecht anflehen muss, sie doch endlich in Ruhe zu lassen.
Wie auch immer man es nennen soll, was die Medien da gerade veranstalten, die Leute von Bild.de sind auf jeden Fall mit Vollgas mittendrin. Natürlich.
Den Appell von Corinna Schumacher (“Verlassen Sie die Klinik”) haben sie gestern zynischerweise in ihrem Schumacher-Live-Ticker veröffentlicht — dort, wo in den vergangenen Tagen neben Spekulationen, Gerüchten und der Feststellung, dass es “keine Neuigkeiten” gebe, vor allem solche Meldungen präsentiert wurden:
Die gestrige “Corinna an der Kliniktür”-Meldung ist allerdings ausgeblieben. Auch heute gibt es bisher keine Fotos von fliehenden Angehörigen.
Gestern Abend hat die Klinik ein Absperrgitter aufgebaut.
Mit Dank auch an Patrik.