Auf ihrer Seite 2 muss “Bild” heute diese Gegendarstellung des Filmproduzenten David Groenewold drucken:
In BILD vom 8. Februar 2012 verbreiten Sie auf S. 2 über mich unter der Überschrift “Neuer Wirbel um Wulff-Urlaub” im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über einen gemeinsamen Sylt-Aufenthalt mit dem damaligen Ministerpräsidenten Wulff im Jahr 2007 Folgendes:
1. “Am Morgen des 20. Januar fordert er Mitarbeiter des Hotels auf, relevante Rechnungen und Belege aus dem gemeinsamen Kurzurlaub mit dem Ehepaar Wulff aus dem Jahr 2007 auszuhändigen. Ein Hotel-Manager übergibt Groenewold Anreiselisten, Meldescheine und Verzehrquittungen.”
Hierzu stelle ich fest:
Ich habe das Hotel lediglich um die Anfertigung von Kopien der Rechnungsbelege gebeten. Mir wurden auch weder Anreiselisten, Meldescheine noch Verzehrquittungen übergeben.2. Weiter schreiben Sie:
“In bar will Wulff ( ) die von Groenewold übernommenen Hotelkosten auch bei einem ,Oktoberfest-Besuch’ im Jahr 2008 erstattet haben.”Hierzu stelle ich fest:
Herr Wulff hat mir lediglich die von mir übernommenen Kosten für die Babysitterin in bar erstattet. Darüber hinaus habe ich lediglich den Aufpreis für ein größeres Zimmer während des gemeinsamen Oktoberfest-Besuchs übernommen, ohne dies Herrn Wulff mitzuteilen. Er hat den Betrag auch nicht in bar erstattet, sondern mir vor rund 3 Wochen überwiesen, nachdem er erstmals hiervon über die Medien erfahren hatte.Berlin, 8.2.2012
Rechtsanwalt Christian-Oliver Moser für David Groenewold
Es bedurfte zweieinhalb Monate und einiger Gerichtsentscheidungen, damit “Bild” diese Gegendarstellung druckt. Die Zeitung mag das auch nicht unkommentiert stehen lassen und fügt hinzu:
Anmerkung der Redaktion:
Zum Abdruck dieser Gegendarstellung sind wir unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt gesetzlich verpflichtet. Wegen der Behauptung von Herrn Groenewold in dieser Gegendarstellung, er habe lediglich den Aufpreis für ein größeres Hotelzimmer während des gemeinsamen Oktoberfest-Besuches für Herrn Wulff übernommen, ohne dies Herrn Wulff mitzuteilen, ermittelt die Staatsanwaltschaft Hannover gegen Herrn Groenewold wegen des Verdachts der Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung.
Überhaupt wird die (immerhin sechsspaltige) Gegendarstellung heute ein bisschen konterkariert von einer etwas größeren Meldung:
Doch nicht nur mit dem Abdruck der Gegendarstellung hat sich “Bild” denkbar viel Zeit gelassen, auch die Nachricht, dass die Staatsanwaltschaft “jetzt” die Ermittlungen gegen “Wulff-Freund Groenewold” ausgeweitet hat, war der Redaktion offenbar schon länger bekannt.
Bereits vor fast vier Wochen, am 29. März, hatte “Bild”-Reporter Nikolaus Harbusch eine E-Mail mit mehreren Fragen an Groenewolds Anwalt Christian-Oliver Moser geschickt. Darunter auch diese:
Ist Ihnen bekannt, dass die Staatsanwaltschaft nach Auswertung der Unterlagen und Aussagen das Ermittlungsverfahren gegen David Groenewold auf den Verdacht einer weiteren Straftat ausgedehnt hat?
Nachdem Moser erklärt hatte, im Hinblick auf das laufende Ermittlungsverfahren keine Stellungnahme abgeben zu können, passierte lange Zeit nichts, bis Harbusch die gleichen Fragen gestern noch einmal an den Anwalt schickte — und “Bild” heute groß verkündete, die Ermittlungen seien “jetzt” ausgeweitet worden.
“Bild”-Sprecher Tobias Fröhlich sagte der dpa, die Staatsanwaltschaft Hannover habe die Ermittlungen erst zu Wochenanfang ausgeweitet. Von der Staatsanwaltschaft selbst bekam die Agentur die Auskunft, die Ausweitung der Ermittlungen sei der Zeitung am Montag bestätigt worden. Wann genau das Verfahren tatsächlich ausgeweitet wurde, konnte die Sprecherin nicht sagen.