Sicher, man kann praktisch überall auf eine heiße Story stoßen, aber bei der, die jetzt folgt, fragt man sich schon, ob der Redakteur privat darüber gestolpert ist, ob ihm ein Informant den entscheidenden Hinweis gab oder ob in der Redaktion von “Bild” deutlich laxere Regeln herrschen als in den meisten anderen Büros. Aber entscheiden Sie selbst:
“Dient die Dresdner Innenstadt neuerdings als Kulisse für Amateurpornos?”, fragt “Bild” Dresden unter der Überschrift “Porno-Skandal an der Elbe” gewohnt investigativ und berichtet ausführlich über ein Video, das ein junges Paar beim Sex zeigt und das, so “Bild”, “im Internet schockiert”. In einem Folgeartikel (der Erste scheint auf Bild.de gut geklickt worden zu sein…) heißt es sogar:
Völlig enthemmt hat das Paar Sex und filmte sich sogar dabei!
Doch das war den Frei-Sexlern noch nicht genug: Alle sollten von ihrem hemmungslosen Treiben erfahren, und so stellten sie das Video in (sic!) Internet und riefen die Zuschauer sogar noch zu Bewertungen auf.
Vom “hemmungslosen Treiben” der “Frei-Sexler” sollten, bevor “Bild” das Video aufstöberte, vor allem die Besucher der anmeldepflichtigen Amateurpornoseite mydirtyhobby.com erfahren — und die waren vermutlich nicht sonderlich “schockiert”. So aber durften wenigstens auch die Eltern der Hauptdarstellerin das dirty Hobby ihrer Tochter kennenlernen:
Wer es dann noch ganz genau nehmen will, der könnte einwenden, dass das Video gar nicht am “helllichten Tage” gedreht wurde, wie “Bild” behauptet, sondern, wenn man lieber der Beschreibung des Videos durch die Hauptdarstellerin selbst und dem Stand der Sonne Glauben schenken mag, frühmorgens. Deutlich schwerer wiegt da schon, dass laut Einstellungsdatum des Videos die ganze Geschichte schon über ein Jahr her ist und nicht, wie “Bild” es formuliert, “kürzlich” passierte.
Aber hey, was soll man sich mit solchen Nebensächlichkeiten herumschlagen, wenn sich das Blut aus dem Kopf gerade in eine andere Körperregion verabschiedet hat?
Mit Dank an Ronny R. und Tobias.