1. Geld machen mit Empörung
(deutschlandfunk.de, Marina Weisband, Audio: 4:20 Minuten)
Marina Weisband spricht ein echtes Ärgernis dieser Zeit an: Immer wieder veröffentlichen selbst seriöse Medien reißerische und provozierende Teasertexte, um Werbung für ihre Bezahlartikel zu machen. Wenn sich dann jemand über den Inhalt des Teasertextes beschwert, wird mit der Frage abgewehrt, ob man überhaupt den dazugehörigen Artikel gelesen habe. Eine Argumentation, die ins Leere zielt, wie Weisband findet, “denn der Tweet mit Bild, Überschrift und Teaser ist ein eigenständiger Text. Er wird von den meisten Lesern nämlich ohne den dazugehörigen Artikel gesehen und er erzeugt eine Wirkung. Er trägt zur Debatte bei. Und weil er ohne den Artikel funktioniert, kann man ihn auch ohne den Artikel bewerten.”
2. So penetrant empfiehlt Amazon den Kauf von Verschwörungsliteratur
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck & Daniel Laufer)
Sebastian Meineck und Daniel Laufer haben das Amazon-Empfehlungssystem ausprobiert und sich, ausgehend von einem Corona-Buch der Rechercheplattform “Correctiv”, durch die Empfehlungen geklickt. Die Bilanz: Von erfassten 355 Empfehlungen seien 124 einschlägige Verschwörungsliteratur und 56 impfskeptisch bis impffeindlich gewesen. Auch andere Stichproben hätten beunruhigende Ergebnisse gezeigt. “Wir haben Amazon per E-Mail die Ergebnisse unserer Recherche vorgelegt und eine Liste mit zehn Fragen geschickt. Unter anderem wollten wir wissen, ob dem Konzern das Ausmaß von rechtsextremen und verschwörungsideologischen Inhalten in seinen Suchergebnissen und Empfehlungen bekannt sei. Wir fragten auch, inwiefern Amazon die Verbreitung dieser Bücher eindämme. Keine einzige unserer Fragen wollte der Konzern beantworten.”
3. “Ein Dialog wird zunehmend schwer bis unmöglich”
(spiegel.de, Julia Merlot)
Wie kommt es, dass wir so begierig auf Sensationsmeldungen und unseriöse Nachrichten anspringen? Der Molekularpsychologe Christian Montag tippt im Interview mit dem “Spiegel” auf einen evolutionären Hintergrund: “Für unsere Spezies war es schon immer wichtig, besonders neue und damit vielleicht überlebensnotwendige Informationen schnell zu verarbeiten und sich darüber in der Gruppe auszutauschen. Der zweite wichtige Punkt ist, dass Fake News meist so angelegt sind, dass sie starke Emotionen wecken. Diese Emotionalisierung spielt in sozialen Medien nach allem, was wir wissen, eine extrem große Rolle.”
4. Foulspiel des RBB Fernsehen? – Über die vergeblichen Distanzierungen des Michael Ballweg (Querdenken711)
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Jakob Buhre wirft dem RBB vor, im Umgang mit dem Verantwortlichen für die “Querdenken”-Demos nicht fair gewesen zu sein und dessen Distanzierungen von Rechtsextremisten und Gewaltaufrufen nicht ausreichend berücksichtigt zu haben. Buhre: “Jede(r) kann und soll sich bitte ihre/seine eigene Meinung bilden, über die von Ballweg angemeldeten Querdenken-Demos. Wichtig wäre dafür nur, dass auch die Berichterstattung über Ballwegs Äußerungen einigermaßen zutreffend ist. Und genau da liegt das Problem.” Auf “Planet Interview” begründet Buhre ausführlich seine Kritik an dem Sender.
5. Erstaunliche Vorstellungen
(taz.de, Peter Weissenburger)
In einer Studie zur “Vermittlung von Nachrichtenkompetenz in der Schule” (PDF) zeigten sich beim Medienverständnis der befragten Lehrerinnen und Lehrer beunruhigende Ansichten. Viele der Lehrkräfte würden bezweifeln, dass es eine freie Presse gebe, und stünden den Medien ablehnend oder feindselig gegenüber. Peter Weissenburger kommentiert: “Es mag gerade nicht die beste Zeit sein, um Lehrkräfte aufzufordern, sie mögen jetzt bitte noch die ein oder andere Fortbildung machen. Andererseits war die Bedeutung von Nachrichtenkompetenz selten so groß wie gerade.”
6. Die Freiheit, Autoritäten nicht anzuerkennen
(zdf.de, Luisa Houben)
Mehr als fünf Jahre nach dem islamistischen Anschlag auf die französische Satire-Zeitschrift “Charlie Hebdo” beginnt in Paris der Prozess gegen 14 mutmaßliche Unterstützer der Attentäter. Das ZDF hat mit Moritz Hürtgen, dem Chefredakteur der “Titanic”, über das Ereignis und die Folgen gesprochen: “In den Wochen nach dem Anschlag war immer die Frage, ob wir jetzt Angst haben. Und wenn man die 100 Mal gestellt bekommt, fängt man schon an, nachzudenken. Aber fünf Jahre sind eine lange Zeit. Wir konnten schnell reflektieren, dass wir hier in einer ganz anderen Situation sind. Deswegen würde ich sagen, dass sich ‘Titanic’ treu bleiben konnte.”