Weihnachts- und Winterpause

Liebe Leserinnen und Leser,

wir sind ab heute in der Weihnachts- und Winterpause. Ab dem 13. Januar geht’s hier wieder weiter. Bis dahin wünschen wir euch allen eine schöne Weihnachtszeit, ein paar ruhige Tage und einen guten Start ins neue Jahr!

Liebe Grüße
vom BILDblog-Team

KW 51/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. WTF is Jule?!
(zdf.de, Lorelei Holtmann, vier Videos mit je 18 bis 21 Minuten)
Im Jahr 2023 erschütterte ein Skandal die Twitter-Welt: Es verdichteten sich die Hinweise, dass sich hinter der vermeintlichen jungen Rollstuhlfahrerin und erfolgreichen Bloggerin “Jule Stinkesocke”, damals mit mehreren zehntausend Followern, in Wirklichkeit ein älterer Mann verbirgt. Nun hat das ZDF eine sehenswerte vierteilige Dokuserie produziert, die die Geschichte von “Jule” nachzeichnet.

2. So krass werden wir (jetzt schon) mit KI belogen
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 21:50 Minuten)
“Ich habe ein riesiges Netzwerk von KI-Kanälen entdeckt, das sich gerade auf YouTube ausbreitet und widerwärtige Falschmeldungen verbreitet. In zehntausenden Fake-Videos wird behauptet, Michael Schumacher sei gestorben, Helene Fischer sei von ihrem Mann verprügelt worden oder Emma Watson habe 300 Kilo zugenommen.” Mats Schönauer, ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”, ist einer Sache nachgegangen, die erst der Anfang einer gefährlichen Entwicklung sein könnte.

3. Die Marienhof-Connection
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 28:53 Minuten)
Der Podcast “Läuft” blickt zurück auf einen Medienskandal um Produktplatzierungen in der ARD-Soap “Marienhof”, den der Journalist Volker Lilienthal 2005 durch verdeckte Recherchen aufdeckte. In Teil eins wird Lilienthals risikoreiche Arbeit beschrieben, die ihn über juristische Hürden und ein wegweisendes Urteil führt, das die Veröffentlichung schließlich möglich macht. Im zweiten Teil wird die Bedeutung dieses Urteils nach zwanzig Jahren beleuchtet und ein Bogen zur heutigen Praxis des Influencer-Marketings geschlagen, die Cornelia Holsten abschließend analysiert (Audio: 30:58 Minuten).

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4. Podcast-Spezial: Heute rufen wir bei Holger an!
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier, Audio: 41:04 Minuten)
Holger Klein, Moderator des “Übermedien”-Podcasts, wird nach 182 Folgen selbst zum Interviewgast. Stefan Niggemeier spricht mit ihm über die Arbeit am Podcast, den Umgang mit sprachlichen Eigenheiten, persönliche Aktivitäten und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Kleins Berufsalltag.

5. Alles schon mal dagewesen?
(deutschlandfunkkultur.de, Kais Harrabi & Mike Herbstreuth & Ina Plodroch & Carina Schroeder, Audio: 47:29 Minuten)
Bei “Über Podcast” von Deutschlandfunk Kultur geht es im Jahresrückblick um die Entwicklungen und Trends im Podcastmarkt 2024, die Qualität und Vielfalt deutscher Podcasts, internationale Vergleiche sowie aktuelle Themen wie Selbstkritik und Verantwortung in journalistischen Formaten. Außerdem stellen die Moderatorinnen und Moderatoren ihre persönlichen Highlights und Empfehlungen des Jahres vor und reflektieren den Einfluss neuer Technologien wie KI auf die Podcast-Produktion.

6. Die Top Ten TV-Momente 2024: Menschen, Bilder, Konfrontationen
(fernsehenfueralle.podigee.io, Dennis Müller, Audio: 1:43:35 Stunden)
Wer sich für leichte Fernsehkost interessiert, kommt auch in diesem Jahr nicht an den unterhaltsamen Analysen und Nachbesprechungen von “Fernsehen für alle” vorbei. Im lockeren Plauderton seziert Dennis Müller mit wechselnden Mitstreiterinnen wöchentlich die angesagtesten Trash-Produktionen. In der aktuellen Ausgabe widmet er sich zusammen mit Natalie den Top Ten der TV-Momente des Jahres.

Schön­bohm gewinnt gegen ZDF, Filmfördergesetz, Peinlich für CNN

1. Schön­bohm gewinnt gegen das ZDF
(lto.de)
Der ehemalige Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm, hat sich juristisch gegen einige Aussagen in Jan Böhmermanns “ZDF Magazin Royale” gewehrt und größtenteils Recht bekommen. Das Gericht habe entschieden, dass vier von fünf angegriffenen Aussagen unwahre Tatsachenbehauptungen seien, die Schönbohms Persönlichkeitsrechte verletzten. Deren Verbreitung müsse unterlassen werden. Eine Geldentschädigung sei jedoch abgelehnt worden, da dies als “ultima ratio” gelte und Schönbohm alternative rechtliche Möglichkeiten nicht frühzeitig ausgeschöpft habe.

2. Bundestag beschließt FFG-Reform, Förderquote wird erhöht
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Uwe Mantel berichtet bei “DWDL” über die Verabschiedung der Reform des Filmfördergesetzes im Bundestag. Trotz der Konflikte innerhalb der ehemaligen Ampelkoalition hätten SPD, Grüne und FDP die Reform durchgesetzt, wobei wesentliche Teile wie ein Diversitätsbeirat oder ökologische Vorgaben gestrichen worden seien, um die Zustimmung der FDP zu sichern. Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, habe zudem eine Erhöhung der Förderquote auf 30 Prozent ab Februar 2025 angekündigt. Dies werde von Branchenvertretern wie Björn Böhning als Signal für eine wettbewerbsfähigere deutsche Filmbranche gefeiert.

3. Peinlicher Glaubwürdigkeitsverlust für CNN
(taz.de, Bernd Pickert)
Bernd Pickert berichtet über eine peinliche Panne bei einer Reportage des US-Senders CNN in Syrien, in der ein vermeintlich befreiter Zivilist fälschlicherweise als Opfer des Assad-Regimes dargestellt werde. CNN-Reporterin Clarissa Ward begleite die Befreiung auf emotionale Weise. Recherchen der Organisation Verify-Sy hätten allerdings ergeben, dass es sich bei dem Mann in Wirklichkeit um einen wegen Korruption inhaftierten Geheimdienstoffizier handele. CNN habe die Falschmeldung zwar inzwischen bestätigt, der Vorfall habe aber die Glaubwürdigkeit des Senders und der mehrfach ausgezeichneten Clarissa Ward erheblich beschädigt.

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4. ARD und ZDF halten nach Kritik an Konzept für TV-Duelle fest
(zeit.de)
ARD und ZDF verteidigen ihr Konzept für die geplanten TV-Duelle der Kanzlerkandidaten und -kandidatinnen und verweisen auf ihre journalistische Verantwortung sowie auf das Prinzip der “abgestuften Chancengleichheit”. Nach Robert Habecks (Grüne) Absage hätten andere Politikerinnen und Politiker wie Christian Lindner (FDP) und Sahra Wagenknecht (BSW) ihr Interesse bekundet, Habecks Platz im Duell mit Alice Weidel (AfD) zu übernehmen.
Weiterer Lesehinweis: ARD und ZDF haben inzwischen weitere TV-Pläne zum Bundestagswahlkampf veröffentlicht. Nun soll es auch Sendungen geben, in denen alle vier Spitzenkandidatinnen und -kandidaten von SPD, CDU/CSU, Grünen und AfD aufeinandertreffen. (spiegel.de)

5. Hubert Burda übergibt Geschäfte an seine Kinder
(tagesspiegel.de)
Hubert Burda, unter anderem Verleger von “Bunte” und “Focus”, übergebe seine unternehmerische Verantwortung zum 1. Februar 2025 an seine Kinder Elisabeth Burda Furtwängler und Jacob Burda. Beide hätten bereits seit 2017 im Verwaltungsrat des Familienunternehmens mitgewirkt und seien nun bereit, den Verlag in der vierten Generation fortzuführen. Hubert Burda, der kurz vor seinem 85. Geburtstag steht, bleibe Ehrenvorsitzender der Holding.

6. Moderator:innen leiden unter schweren psychischen Erkrankungen
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz)
Ingo Dachwitz berichtet bei netzpolitik.org über ein Gerichtsverfahren in Kenia, in dem mehr als 140 ehemalige Content-Moderatorinnen und -Moderatoren den Meta-Konzern und die Outsourcing-Firma Sama wegen psychischer Schäden verklagen. Die Klägerinnen und Kläger, die für Facebook verstörende Inhalte wie Gewalt oder Tierquälerei moderiert hätten, würfen den Unternehmen unzureichenden Schutz, schlechte Arbeitsbedingungen und psychologische Folgeschäden vor. Nachdem eine außergerichtliche Einigung gescheitert sei, habe ein kenianisches Gericht im September dieses Jahres klargestellt, dass Meta als Auftraggeber für die Arbeitsstandards mitverantwortlich sei, und damit den Weg für den Prozess geebnet.

Ringen um TV-Duelle, Rufmord, Ausgezeichnete Recherche

1. ARD und ZDF verteidigen TV-Duell-Pläne gegen scharfe Kritik
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Uwe Mantel schreibt bei “DWDL” darüber, wie ARD und ZDF ihre geplanten TV-Duelle zur kommenden Bundestagswahl gegen die scharfe Kritik von Grünen und AfD verteidigen. Er erklärt, wie die Sender ihre Entscheidung begründen, SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz gegen CDU-Herausforderer Friedrich Merz und in einem zweiten Duell Robert Habeck (Grüne) gegen Alice Weidel (AfD) antreten lassen zu wollen, wobei Habeck bereits signalisiert habe, nicht teilnehmen zu wollen. Außerdem geht Mantel darauf ein, wie ARD, ZDF und auch RTL mit möglichen Absagen umgehen könnten und wie sie ihre Formate inhaltlich begründen.
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “ARD und ZDF haben eine Debatte losgetreten, die das Vertrauen in ihre Unabhängigkeit nachhaltig beschädigen könnte. Es ist höchste Zeit, dass die Verantwortlichen ihre Entscheidung überdenken – sonst wird aus der Wahl-Debatte eine Debatte über das Fernsehen selbst.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:09 Minuten)

2. “Wir können von Glück sagen, dass niemand von uns darüber verrückt geworden ist”
(mediummagazin.de, Frederik von Castell & Annette Milz)
Für die investigative Recherche “Geheimplan gegen Deutschland” wurde das “Correctiv”-Team von der Jury des “medium magazin” als “Journalist:innen des Jahres” ausgezeichnet. Im Interview ziehen “Correctiv”-Chefredakteur Justus von Daniels, die stellvertretende Chefredakteurin Anette Dowideit sowie Undercover-Reporter Jean Peters Bilanz über die Enthüllung und deren Folgen.
Weiterer Lesetipp: In eigener Sache: Medium Magazin zeichnet CORRECTIV-Team für “Geheimplan-Recherche” aus (correctiv.org, Anna-Maria Wagner).

3. Sprechen wir über … Rufmord?! – Das Weihnachtsspecial mit Renate Künast
(ardaudiothek.de, Holger Schmidt & Thomas Fischer, Audio: 1:00:53 Stunden)
In der aktuellen Folge von “Sprechen wir über Mord!?” heißt es diesmal ausnahmsweise “Sprechen wir über Rufmord!?” In einer Sonderfolge des True-Crime-Podcasts haben der ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt und der ehemalige Bundesrichter Thomas Fischer die Grünen-Politikerin Renate Künast zu Gast und sprechen mit ihr über Hass im Internet.

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4. Elon Musk unterstützt offenbar britische Rechtspopulisten um Nigel Farage
(spiegel.de)
Elon Musk scheint nicht nur den designierten US-Präsidenten Donald Trump, sondern auch die rechtspopulistische britische Partei Reform UK zu unterstützen. Musks Aktivitäten würden zeigen, wie er Soziale Medien, insbesondere X/Twitter, als Bühne für politische Einflussnahme nutze, teilweise in Verbindung mit seiner Ablehnung vorgesehener Regulierungen wie dem britischen Online Safety Act. Reform-UK-Politiker Nigel Farage habe angedeutet, dass Musk nicht nur ideologische Unterstützung bietet, sondern auch eine Großspende von bis zu 100 Millionen US-Dollar in Aussicht stellt.

5. “Nicht absitzen”: Wie arbeiten russische Investigativjournalisten im Exil?
(de.ejo-online.eu, Svetlana Greidina)
Svetlana Greidina beschreibt, wie russische Investigativjournalistinnen und -journalisten wie Katya Bonch-Osmolovskaya von “IStories” trotz Exil und ständiger Bedrohung weiterhin Missstände in Russland aufdecken. Sie nutzen Methoden wie OSINT, Insider-Quellen und internationale Kooperationen, um Daten zu sammeln und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf gesellschaftliche Probleme zu lenken. Ihre Arbeit zeige, wie wichtig unabhängiger Journalismus ist, um unter autoritären Bedingungen Transparenz zu schaffen und den Menschen eine Stimme zu geben.

6. Lost Places in den Medien: Schmaler Grat zwischen Erhalt des Ortes und Erhalt der Geschichte
(fachjournalist.de, Fabian Holtappels)
“Lost Places, also vergessene oder verlassene Orte, werden vor allem bei jungen Menschen immer beliebter. Insbesondere auf YouTube ist die Nachfrage nach Lost Places riesig. Dass es aber gerade das Internet und die Medien sind, die zur Zerstörung dieser Orte mit ihrer individuellen Geschichte beitragen, wird dabei wohl immer häufiger vergessen. Doch wie können Journalisten über Lost Places berichten, ohne diesen zu schaden?” Fabian Holtappels geht dieser Frage nach und beleuchtet in seinem Beitrag die Verantwortung der Medien.

Diskussion um Diskussionsrunden, “Bürgerreporter”, Ganzes Buch

1. Angekündigte TV-Duelle sorgen für Unmut bei Parteien
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Für den anstehenden Bundestagswahlkampf planen die TV-Sender bereits die obligatorischen TV-Duelle mit den Spitzenkandidatinnen und -kandidaten. Doch die angedachten Diskussionsrunden sorgen schon jetzt für Diskussionen, wie Timo Niemeier bei “DWDL” berichtet: “ARD und ZDF sowie RTL wollen in einem TV-Duell Olaf Scholz und Friedrich Merz gegeneinander antreten lassen. Kritik kommt nun von den Parteien, die zu diesem Schlagabtausch nicht eingeladen sind, vor allem die Grünen ärgern sich. Die AfD kündigt eine juristische Überprüfung an.”
Weiterer Lesetipp: Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) nimmt die vorgezogene Wahl zum Anlass, die politischen Parteien aufzufordern, die Themen Journalismus und Medien in ihre Wahlprogramme aufzunehmen. “Mit ihren Wahlprogrammen geben die Parteien die politischen Linien für den Fall einer Regierungsbeteiligung vor”, so der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster: “Deshalb ist es jetzt wichtig, klare Aussagen zu existenziellen Fragen des Journalismus zu treffen.” (djv.de, Hendrik Zörner)

2. Der falsche Kautabak
(taz.de, Martin Seng)
Martin Seng beschreibt in seinem “taz”-Artikel, wie Satire-Accounts bei X (ehemals Twitter) Politikerinnen und Politiker wie Karl Lauterbach parodieren und dabei mit Deepfake-Bildern arbeiten. Er berichtet von einem eigenen Moment der Täuschung durch den Satire-Account “Karl Kautabak” und betont, dass nicht jeder die Medienkompetenz hat, solche Fakes sofort zu erkennen. Seng warnt vor der wachsenden Gefahr von Falschinformationen in den Sozialen Medien und betont die Notwendigkeit, wachsam zu bleiben, da selbst kurze Momente der Verwirrung schwerwiegende Folgen haben können.

3. Medienunternehmen haftet für “Bürgerreporter”
(lto.de, Entela Hoti)
Das Landgericht Essen habe entschieden, dass Medienunternehmen für Inhalte von “Bürgerreportern” haften, wenn diese falsche Informationen verbreiten. Im konkreten Fall habe ein “Bürgerreporter” auf der Plattform “Lokalkompass” einen Kommunalpolitiker anlasslos verdächtigt, Beihilfe zu einem Kindesmissbrauch geleistet zu haben, und damit dessen Persönlichkeitsrecht verletzt. Da das Medienunternehmen die Inhalte ohne klare Abgrenzung zu professionellen Beiträgen veröffentlicht und sich die Inhalte durch Nutzungsrechte zu eigen gemacht habe, trage es die Verantwortung für die Berichterstattung.

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4. Kann Gen Z kein ganzes Buch mehr lesen?
(boersenblatt.net, Jaqueline Weigl)
“Zunehmend berichten Professor:innen, dass junge Studierende Probleme damit haben, ganze Bücher zu lesen, auch Forscher:innen befassen sich mit mit dem Phänomen. Welche Ursachen hat das unangenehme Gefühl beim Lesen eines kompletten Buchs – und welche Konsequenzen drohen?” Jaqueline Weigl ist diesen Fragen nachgegangen und hat nicht unbedingt positiv stimmende Antworten gefunden.

5. Ausgezeichnete Beiträge: Journalismuspreis von unten 2024 vergeben
(armutskonferenz.at)
In Wien wurde zum 15. Mal der Journalismuspreis “von unten” für “tiefgründige und respektvolle Armutsberichterstattung” verliehen. In der Kategorie Print wurde Max Miller (“Profil”) für seinen Beitrag über Energiearmut ausgezeichnet, in der Kategorie Radio & Podcast Iris Haschek und Golli Marboe für “Armut ist unsichtbar” (“mental health radio”). Weitere Preise gingen unter anderem an Johannes Greß (wienerzeitung.at) in der Kategorie Online und Čedomira Schlapper (“ORF Aktuell nach Eins”) in der Kategorie Fernsehen.

6. DAZN sendet versehentlich Scientology-Werbung
(spiegel.de)
Der Streaminganbieter DAZN habe während der Übertragung der Darts-Weltmeisterschaft versehentlich einen Werbespot der umstrittenen Organisation Scientology ausgestrahlt und damit gegen den Medienstaatsvertrag verstoßen. Laut DAZN sei der Vorfall auf die automatisierte Werbevermarktung durch einen globalen Dienstleister für unverkaufte Werbeplätze zurückzuführen. Der Streamingdienst habe ausdrücklich um Entschuldigung gebeten, sich von den Inhalten des gesendeten Spots distanziert und betont, Maßnahmen ergriffen zu haben, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern.

Blick auf die Rundfunkreform, RBB-RAF-Verwechslung, Große Einsamkeit

1. “Kostenexplosion” gestoppt? Die Wahrheit über die Rundfunkreform
(ndr.de, Mandy Mülling & Hans Jakob Rausch, Video: 20:28 Minuten)
Das Medienmagazin “Zapp” setzt sich kritisch mit der angekündigten Rundfunkreform auseinander, die Einsparungen durch weniger Sender, gedeckelte Sportrechte und geringere Intendantengehälter verspricht. Es wird befürchtet, dass diese Maßnahmen kaum nennenswerte Einsparungen bringen. Die Politik nutze ihre Reformkraft nur oberflächlich, was sowohl den Sendern als auch der Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks schaden und extremen Parteien in die Hände spielen könnte. “Zapp” ist als NDR-Magazin Teil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

2. Polizei verwechselt RBB-Mitarbeiter mit RAF-Terrorist
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Bei einer Demonstration in Berlin sei ein RBB-Mitarbeiter, der mit seinem Kamerateam die Demo begleitet hat, von der Polizei irrtümlich für den gesuchten RAF-Terroristen Burkhard Garweg gehalten worden. Nach einer Überprüfung der Personalien sei die Verwechslung schnell aufgeklärt worden. Die Polizei habe betont, dass das Vorgehen aufgrund eines Anfangsverdachts unumgänglich gewesen sei.

3. Die große Einsamkeit
(journalist.de, Kira Brück)
Kira Brück beschreibt in einem sehr persönlichen Beitrag, wie sie als freie Journalistin zwar finanzielle Stabilität und berufliche Erfüllung gefunden habe, aber von einer “großen Einsamkeit” im Homeoffice unvorbereitet getroffen worden sei. Der Mangel an kollegialem Austausch und die Isolation hätten sie fast wieder in eine Festanstellung getrieben, bis sie in Bürogemeinschaften Anschluss gefunden und erkannt habe, wie wichtig Vernetzung für Freiberufler ist.

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4. Mut braucht Ermutigung: So unterstützen wir mit Ihrer Hilfe Whistleblower
(whistleblower-net.de, Annegret Falter & Kosmas Zittel)
In seinem Jahresbericht wendet sich das Whistleblower-Netzwerk an Unterstützerinnen, Unterstützer und die allgemeine Öffentlichkeit und betont die unverzichtbare Rolle von Whistleblowern bei der Aufdeckung von Missständen wie Umweltverstößen, Kriegsverbrechen und Risiken der Künstlichen Intelligenz. Mit Projekten wie dem Umwelt-Whistleblowing-Programm, dem Ellsberg Whistleblower Award und der KI-Meldeplattform OAISIS unterstütze das Netzwerk Hinweisgeberinnen und Hinweisgeber gezielt und stärke die öffentliche Wahrnehmung für deren Bedeutung.

5. DJV strikt gegen Jobabbau
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisiert den geplanten Abbau redaktioneller Arbeitsplätze beim Springer-Titel “Welt” im Zuge der Zusammenlegung mit “Politico” und “Business Insider” zu einer neuen “Premium-Gruppe”. Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster wirft Springer vor, rein auf Einsparungen abzuzielen, ohne die publizistischen Anforderungen der drei Titel zu berücksichtigen.

6. Wellen des Widerstands
(taz.de, Alexander Teske)
In seinem Beitrag in der “taz” berichtet Alexander Teske über den DDR-Jugendsender DT64, der kurz nach der Wiedervereinigung trotz massiver Proteste von Jugendlichen und prominenter Unterstützung abgeschaltet wurde. Der Sender, der für viele kulturelle Identität und ein Symbol der Freiheit bedeutete, wurde zum Auslöser einer einzigartigen Hörerbewegung mit Demonstrationen, Blockaden und Unterschriftensammlungen.

Preiswürdiger Podcast?, Aufstieg und Fall der Netzwerke, Emmas Schwund

1. Von der Justiz gestoppt, von der Jury gefeiert
(lto.de, Felix W. Zimmermann)
Felix W. Zimmermann kritisiert die Vergabe des Reporter-Preises an den Podcast “Rammstein – Row Zero” von NDR und “Süddeutscher Zeitung”. Die Macherinnen und Macher seien zwar “in sensiblen Recherchen erfahrene und bereits in der Vergangenheit prämierte Journalisten. Sie aber ausgerechnet für ein Werk auszuzeichnen, das bei schwersten Verdächtigungen (Vergewaltigung, sexueller Übergriffe, Doping) einer gerichtlichen Überprüfung in keiner einzigen Folge standhält und dann auch noch die Rechtsstreitigkeiten als mutig hervorzuheben, schadet dem Ansehen des Preises und auch des Journalismus.”

2. Jede fünfte Leserin soll ihr »Emma«-Abo gekündigt haben
(spiegel.de)
Wie Alice Schwarzer bei emma.de mitgeteilt hat, soll “jede fünfte Leserin aus Protest ihr Abonnement gekündigt” haben. Dieser Prostest richte sich wohl gegen das “Manifest für Frieden”, das Schwarzer im Februar 2023 zusammen mit der Politikerin Sahra Wagenknecht verfasst hat. Nun sei Schwarzer “sauer” und teile mit: “Emma lässt sich nicht einschüchtern. Ich schon gar nicht. Ich kämpfe schließlich nicht mein Leben lang, um jetzt einzuknicken. Selbst vor euch nicht, liebe LeserInnen.”

3. RBB will offenbar deutlich mehr Geld von Patricia Schlesinger
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Timo Niemeier berichtet bei “DWDL” unter Berufung auf eine entsprechende Berichterstattung der “Bild”-Redaktion, dass der RBB im anstehenden Prozess gegen seine ehemalige Intendantin Patricia Schlesinger Schadenersatzforderungen in Höhe von über 9 Millionen Euro geltend machen wolle. Dies Forderungen sollen unter anderem das gescheiterte Digitale Medienhaus sowie Bonizahlungen an außertariflich Beschäftigte betreffen. Gleichzeitig beschreibt der Artikel den für 2025 verabschiedeten Wirtschaftsplan des öffentlich-rechtlichen Senders, der Einsparungen und ein reduziertes Programmbudget vorsehe, um die finanzielle Stabilität zu sichern.

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4. Warum es mit X nun zu Ende geht
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Markus Reuter hat eine lesenswerte Analyse über den Aufstieg und Fall Sozialer Netzwerke vorgelegt: “Soziale Netzwerke sind wegen des Netzwerkeffekts nur schwer totzukriegen. Doch dem Twitter-Nachfolger X von Elon Musk droht nun genau das. Wie konnte das passieren? Welche Plattformen könnten die Nachfolge antreten?”

5. Die unangemessene Provokation
(verdi.de, Gunter Herkel)
Günter Herkel kritisiert in seinem Kommentar die Blockadepolitik der Bundesländer, die eine Anpassung des Rundfunkbeitrags verhindere, und verweist auf die daraus resultierenden finanziellen Engpässe vor allem kleinerer Rundfunkanstalten. Er betont die Verantwortung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Zeiten von “Fake News” und Filterblasen und stellt die Idee eines indexbasierten Beitragsmodells als gerechter dar. Die Ablehnung einer Finanzierung durch die Politik bezeichnet Herkel in Anlehnung an Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder als “unangemessene Provokation”, die die Angriffe auf ARD und ZDF eher verstärke als sie abzuwehren.

6. Newsletter Netzwerk Recherche
(netzwerkrecherche.org, Elisa Simantke)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. Die Dezemberausgabe beginnt mit einem Blick von Elisa Simantke auf das, was 2024 war, und das, was 2025 kommen könnte. Außerdem gibt es einen Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

KW 50/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Die VICE-Story – Gosse. Gonzo. Größenwahn.
(ardmediathek.de, Petra Jenkin & Nadine Neumann, Video: drei Folgen mit je circa 32 Minuten)
Die dreiteilige Dokureihe zeichnet den rasanten Aufstieg und tiefen Fall des Popkultur-Phänomens “VICE” nach, das einst mit seinem ungeschönten Gonzo-Journalismus internationale Aufmerksamkeit erregte. Interviews mit ehemaligen Protagonisten wie Thilo Mischke, Manuel Möglich und Gavin McInnes sowie bisher unveröffentlichtes Archivmaterial beleuchten die spektakulären Geschichten, den exzessiven Lifestyle und die internen Machtkämpfe, die “VICE” prägten.

2. Welche Verantwortung trägt der Journalismus?
(deutschlandfunk.de, Stephan Beuting, Audio: 30:16 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die teilweise verrohte Debattenkultur. Es diskutieren der DLF-Hörer Jürgen Reuter, die Politikwissenschaftlerin Julia Reuschenbach und der DLF-Politikjournalist Stephan Detjen.

3. Mental Health auf Social Media: Chance oder Gefahr?
(zdf.de, unbubble, Video: 25:42 Minuten)
In der Sendung “Sag’s mir” diskutieren Ole Nymoen, Podcaster und Autor, und Vanessa Ebert, Mental-Health-Influencerin mit ADHS-Diagnose, über die Rolle der Sozialen Medien bei der Thematisierung von Neurodivergenzen. Nymoen warnt vor den Gefahren von Selbstdiagnosen, die psychische Erkrankungen verharmlosen könnten, während Ebert Soziale Medien als wertvolles Instrument zur Aufklärung und Vernetzung von Betroffenen verteidigt.

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4. Musiknutzung auf Instagram (Meta), Facebook & Co.
(podcast04b645.podigee.io, David Geßner, Audio: 49:07 Minuten)
Die aktuelle Folge des Podcasts “Der Medienanwalt” beleuchtet die rechtlichen Aspekte der Musiknutzung auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und Instagram. Mit Felix Schimmel spricht David Geßner über grundlegende Fragen zu Lizenzen und Abgrenzungen zwischen privater und gewerblicher Nutzung sowie über häufige Fallstricke und deren Lösungen. Mit praxisnahen Beispielen zeigen die beiden, wie Unternehmen, Influencer und Agenturen rechtliche Konflikte vermeiden und ihre Inhalte rechtssicher gestalten können.

5. Sandra Maischberger – „Ich war immer Debatte“
(hr2.de, Jagoda Marinić , Audio: 1:22:42 Stunden)
Bei “Freiheit Deluxe” spricht Jagoda Marinić mit Sandra Maischberger über deren Arbeit als Journalistin, die Verantwortung bei der Gestaltung öffentlicher Debatten und den Umgang mit kontroversen Gästen in einer Talkshow. Maischberger gibt persönliche Einblicke in ihre Motivation, Wahrheiten von Lügen zu unterscheiden, spricht über ihr Engagement für den Film “Riefenstahl” und ihre Haltung zur Meinungsfreiheit. Weitere Themen sind die Resonanz auf Maischbergers Arbeit und ihre Überlegungen zur Gästeauswahl in politisch sensiblen Kontexten.

6. Wie flüchtig ist das Internet?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 29:02 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit Titus Blome, Kulturredakteur bei “Zeit Online”, über die Flüchtigkeit des Internets und die Vergänglichkeit digitaler Inhalte. Blome argumentiert, dass viele Inhalte aufgrund mangelnder Profitabilität verschwinden, und warnt vor dem Verlust einzigartiger digitaler Kulturen, wie sie etwa auf Plattformen wie Twitter entstanden seien: “Wenn wir diese Kultur als flüchtig akzeptieren, kapitulieren wir vor den politökonomischen Umständen des Mediums.”

Jahresbilanz der Pressefreiheit, Gewalt gegen Frauen, Rundfunkpolitik

1. Weltweit 54 Journalisten getötet und 550 in Haft
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat ihre aktuelle “Jahresbilanz der Pressefreiheit” veröffentlicht (PDF), laut der weltweit derzeit 550 Journalistinnen und Journalisten in Gefängnissen sitzen, sieben Prozent mehr als im Vorjahr: “Die Zahl der 2024 weltweit getöteten Journalistinnen und Journalisten bleibt auf einem hohen Niveau. Bis zum Stichtag 1.12. kamen 54 Medienschaffende wegen ihrer Arbeit ums Leben. Fast ein Drittel von ihnen wurde in Gaza getötet. Insgesamt kamen dort seit Kriegsbeginn am 7. Oktober 2023 mehr als 145 Medienschaffende ums Leben, darunter mindestens 35 mit klarem Bezug zu ihrer Arbeit.”

2. Nicht viel gelernt
(taz.de, Ann-Kathrin Leclère)
Eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung (PDF) zeige, dass die Berichterstattung über geschlechtsspezifische Gewalt in deutschen Medien oft oberflächlich bleibe, Täterperspektiven überbetone und wichtige Aspekte wie Hilfsangebote oder gesellschaftliche Maßnahmen vernachlässige. Partnerschaftsgewalt und strukturelle Hintergründe würden selten thematisch eingeordnet, und stereotype Darstellungen, etwa bei nichtdeutschen Tatverdächtigen, würden Vorurteile verstärken.

3. Das Exxpress-Netzwerk
(tageins.at, Dominik Ritter-Wurnig & Markus Sulzbacher)
“Exxpress bleibt auch im dritten Jahr seiner Gründung ein Krawallmedium, das nochmals einen Stock tiefer als der Boulevard agiert. Nicht-Ereignisse werden zu Stories aufgeblasen und mit billigem Clickbait Nutzer*innen abgezogen. Dazwischen finden sich reißerische Geschichten vom deutschen Partnerportal Nius und banale APA-Meldungen.” Dominik Ritter-Wurnig und Markus Sulzbacher haben sich angeschaut, was das österreichische Portal “Exxpress” einmal war, was es aus ihrer Sicht heute ist und was es gerne wäre.
Update: Der Beitrag wurde inzwischen hinter eine Paywall gestellt.

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4. Australien plant Strafzahlungen für Internetriesen, die für Nachrichten nicht bezahlen
(spiegel.de)
Australiens Regierung plane neue Regelungen, um Internetkonzerne wie Google und Meta zur Bezahlung von Nachrichteninhalten zu verpflichten. Ab 2025 wolle sie eine Art Sondersteuer für Unternehmen einführen, die sich weigern, mit Medienhäusern zu verhandeln. Bei einigen Konzernen führe das offenbar zu einem gegenteiligen Effekt: “Meta, zu dem auch Instagram, Threads und WhatsApp gehören, hat den Anteil, der Nachrichten und politische Inhalte umfasst, global zurückgefahren – angeblich, um die Anzahl der Zugriffe zu steigern. Nachrichtenlinks würden inzwischen nur noch einen Bruchteil der Feeds der Nutzer ausmachen. In Kanada boykottiert der Konzern sogar journalistische Angebote, um einer Zahlungspflicht zu entgehen.”

5. Wie bulgarische Medien über Minderheiten berichten
(de.ejo-online.eu, Ivo Indzhov)
Eine Untersuchung zur Berichterstattung über Minderheiten in bulgarischen Medien zeige deutliche Diskrepanzen zwischen dem Ethikkodex der Branche und der tatsächlichen Praxis, berichtet Ivo Indzhov: “Der Bericht analysiert, wie bulgarische Medien traditionelle Minderheitengruppen, bestimmte gefährdete Gruppen wie LGBTI sowie Migranten aus dem Nahen Osten und Nordafrika und Geflüchtete aus der Ukraine darstellen. Während einige Gruppen neutral behandelt werden, werden andere von vielen Medien als Zielscheibe benutzt.”

6. Komplett-Verweigerung der Rundfunkpolitik
(verdi.de)
Die gestrige Ablehnung der von der KEF empfohlenen Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 58 Cent ab 2025 durch die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten wird von der Gewerkschaft Verdi scharf kritisiert. Christoph Schmitz-Dethlefsen, im Verdi-Bundesvorstand für Medien zuständig, kommentiert: “Das Gebaren der Ministerpräsident*innen in der Rundfunkpolitik ist nicht hinnehmbar. Indem sie die nötige Beitragserhöhung verwehren, brechen die Regierungschef*innen der Länder mit verfassungsrechtlich geregelten Verfahren.”

Ausgezeichnet, “Sportschau”-Ende?, “Luftraum völlig ungeschützt”

1. Reporter:innen-Preis 2024
(reporter-forum.de)
Das Reporter:innen-Forum hat mit seinem Reporter:innen-Preis erneut herausragende journalistische Arbeiten ausgezeichnet, die gesellschaftlich relevante Themen beleuchten: Von Flüchtlingsunterkünften und Afghanistan-Abzug bis hin zu Zwangsprostitution und Kulturkämpfen in den USA – die in elf Kategorien prämierten Beiträge würden “akribische Recherche”, “erzählerische Kraft” und Feingefühl aufweisen. Die Jury hob besonders den Mut, die Relevanz und die handwerkliche Qualität der ausgezeichneten Reportagen, investigativen Recherchen, Essays und Podcasts hervor. Unbedingter Lesetipp, da PDFs der prämierten Beiträge verlinkt sind.

2. Vor der MPK: ÖRR-Finanzierungsreform wackelt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Am heutigen Donnerstag beraten die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten über die Zukunft des Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrags. Timo Niemeier beleuchtet bei “DWDL” die zentralen Fragen rund um ein neues Finanzierungsmodell und die laufende Verfassungsbeschwerde von ARD und ZDF. Die Entscheidungen könnten weitreichende Konsequenzen für die öffentlich-rechtlichen Sender und die Medienpolitik im Allgemeinen haben.

3. RSF-Vorschläge zu Medienpluralismus
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat Empfehlungen zur Förderung des Medienpluralismus in Deutschland vorgestellt. Sie lehnen sich an das neue Europäische Medienfreiheitsgesetz an. Die Vorschläge umfassen unter anderem die Gemeinnützigkeit für Non-Profit-Journalismus, mehr Transparenz bei Medieneigentum und staatlichen Werbegeldern sowie eine klare Reform des öffentlich-rechtlichen Auftrags. Ziel sei es, Medienvielfalt und Unabhängigkeit besser abzusichern, journalistische Inhalte sichtbarer zu machen und stärker zu schützen.

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4. KI: Menschen wollen Regeln
(verdi.de)
Das Verdi-Medienmagazin “M” berichtet von einer Umfrage der Landesmedienanstalten zur Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Medien. Laut der Studie fordern 90 Prozent der Befragten eine verbindliche Kennzeichnung von KI-gestützten Inhalten, da vor allem synthetische Moderationen und KI-generierte Artikel auf Skepsis stoßen. Christian Krebs, Leiter der niedersächsischen Landesmedienanstalt und verantwortlich für die Studie, kommentiert: “Nur wenn Medienhäuser und Plattformen sich aktiv für klare Kennzeichnung und nachvollziehbare Prozesse einsetzen, können wir verhindern, dass Vertrauen verloren geht”.

5. “Luftraum ungeschützt”: Verbreiteten Medien Spin des Verteidigungsministeriums?
(kobuk.at, Simon Weiß)
Simon Weiß kritisiert die Berichterstattung österreichischer Medien, die den Luftraum des Landes fälschlicherweise als “völlig ungeschützt” dargestellt hätten. Dabei habe die passive Überwachung uneingeschränkt funktioniert. Das österreichische Verteidigungsministerium dementiere die falsche Darstellung nicht, was den Verdacht aufkommen lasse, dass die Aufmerksamkeit genutzt werden könnte, um mehr Budget für das Heer zu fordern. Der tatsächliche Zustand sei eine eingeschränkte aktive Überwachung, nicht ein völliger Schutzverlust.

6. Das Ende der “Sportschau” nur verschoben?
(fachjournalist.de, Michael Schaffrath)
Michael Schaffrath bewertet die jüngste Vergabe der Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga im Hinblick auf Refinanzierbarkeit und Zukunftsperspektiven kritisch. Trotz gestiegener Einnahmen seien die Investitionen für Sender wie Sky und DAZN nur schwer zu stemmen, was das Geschäftsmodell langfristig gefährden könnte. Mit Blick auf öffentlich-rechtliche Traditionssendungen sieht Schaffrath das Ende von ARD-“Sportschau” und ZDF-“Sportstudio” nur als eine Frage der Zeit, da wirtschaftliche Gründe die Bundesliga zunehmend ins Pay-TV drängen könnten.

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BILDblog-Klassiker

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Von Katzen und dummen Menschen

Gestern berichtete “Bild”:

… und okay-okay, im letzten Absatz, ganz am Ende ihrer Berichterstattung hat “Bild” im Vornamen der darin zitierten Tierschützerin “Annelise Krauß” ein “e” vergessen. Aber selbst Anneliese Krauß findet das nicht so schlimm. Allerdings steht ihr Name natürlich nicht nur zum Spaß in “Bild”. Zitiert wird sie dort – und zwar wie folgt:

‘Das ist so schlimm wie grausame Tierversuche’, wettert Annelise Krauß vom Tierschutzverein Dresden.”

Und das sei nun wirklich “Quatsch”, sagt Krauß, wenn man sie fragt. Weil sie nämlich den von “Bild” zitierten Satz weder gewettert noch gesagt habe. Im Gegenteil: “Das wäre ja auch idiotisch,” sagt Krauß, “denn wenn es um tote Tiere geht, dann ist das ja kein Problem des Tierschutzes!” Zusammenfassend sagt uns die Tierschützerin über die Erfindung von Christian Koch (der laut “Bild” ja “aus Katzen Benzin machen” kann):

“Von unserer Seite ist daran nichts auszusetzen.”

Und genau so habe sie das im Übrigen auch zu “Bild” gesagt. (Aber, so Krauß weiter, wenn “der Herr Helfricht”, also einer der Autoren des “Bild”-Artikels, sie anrufe, dann wisse sie schon aus Erfahrung, dass hinterher Sachen in “Bild” stünden, die sie so gar nicht gesagt habe. Das gehe in Dresden schließlich schon über zehn Jahre so, so Krauß. — Und soviel vielleicht nur zum letzten Absatz des obigen Artikels.)

Kommen wir zum Rest, dem Eigentlichen, also darum, dass “Dr. Christian Koch (55) aus Kleinhartmannsdorf (Sachsen)”, wie es in “Bild” heißt, “aus Katzen Benzin machen” könne: Denn dass die “Benzin”-Überschrift Unsinn ist, verrät schließlich schon der dazugehörige “Bild”-Text selbst, weil darin nur von “Bio-Diesel” oder “Diesel” die Rede ist… Tatsächlich aber hat Koch offenbar eine ungewöhnliche und effektive Alternativmethode zur Treibstoffgewinnung entwickelt: die katalytische drucklose Verölung (KDV), über die beispielsweise schon der MDR im Mai 2003, 3sat im Juli 2004, die “Welt” im Januar 2005, die “Pirmasenser Zeitung” im Juli, der RBB vergangene Woche oder auch RTL berichteten. Und all diesen Berichten ist eines gemein: dass sie dem Gegenstand, über den sie (durchaus auch kritisch) berichten, gerecht werden.

“Bild” indes nennt Kochs Erfindung einen “Spezialreaktor” und schreibt Sätze wie diesen:

“Die Katzen-Kraft lässt sich theoretisch exakt berechnen: Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.”

Und fragt man einfach mal nach bei dem “Mann, der (Stuben-)Tiger in den Tank packen kann” (“Bild”), antwortet Christian Koch, der “Bild”-Bericht habe “nichts mit der Wahrheit zu tun” und sei “zudem grenzenlos dumm”. Koch weiter:

“Wie kann man mit gekochtem tierischen Material Auto fahren? Wasser würde jeden Motor sofort zum Stillstand bringen. Hier wird an die niedrigsten Instinkte von dummen Menschen appelliert, um eine wertvolle Entwicklung zu verunglimpfen. (…) Mir zu unterstellen, dass ich mit Tierkadavern herumhantiere, ist kriminell. Das ist nicht im geringsten der Inhalt der Entwicklung und kann deshalb nur als gezielte Verleumdung angesehen werden.”

Auf der Website von Kochs Firma heißt es zudem inzwischen:

Mit Dank an Jan S. für die Anregung.
 
Nachtrag, 12:15:
“Bild” hat die Sache mit der “Katzen-Kraft” heute noch einmal aufgegriffen:

Darf man aus Katzen wirklich Benzin machen?

Doch wenn es jetzt etwas vorsichtiger als gestern heißt, dass Christian Koch “theoretisch auch aus Katzen” Bio-Diesel herstellen “könnte”, wenn jetzt nicht Koch, sondern ein Konkurrent die gestern von “Bild” aus der Luft gegriffene Skandalisierung zurechtrücken darf, wenn nun auch die gelassene Position der Tierschützer weniger sinnenstellend als gestern wiedergegeben wird und sich im heutigen “Bild”-Bericht immerhin ein einziger halbwegs sinnvoller Satz (“Die Diskussion ist überflüssig”) wiederfindet, dann macht das alles den Nonsens von gestern weder ungeschehen noch besser — und sei es nur deshalb, weil es “Bild” offenbar immer noch nicht gelingen will, zwischen “Benzin” (Überschrift) und “Diesel” (Text) zu unterscheiden…

Mehr dazu hier und hier.