1. Appell europäischer Chefredakteure zu ungarischem Mediengesetz
(zeit.de)
92 Chefredakteurinnen und -redakteure aus 21 Ländern haben in einer gemeinsamen Erklärung ein geplantes ungarisches Mediengesetz kritisiert. Dieses Gesetz, das Mitte Juni verabschiedet werden soll, richte sich gegen aus dem Ausland unterstützte Medien und zivilgesellschaftliche Organisationen. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner fordern die EU und die Mitgliedstaaten auf, entschieden gegen diesen Angriff auf die Pressefreiheit vorzugehen.
2. Der Zweifel am Zweifel
(taz.de, Nicholas Potter)
In der “taz” schreibt Nicholas Potter, dass Schriftstellerin Deborah Feldman in der neu gestarteten “Weltbühne” die jüdische Herkunft von Philipp Peyman Engel, dem Chefredakteur der “Jüdischen Allgemeinen”, öffentlich anzweifle. Ihre Vorwürfe stütze Feldman auf anonyme Aussagen und Chatprotokolle aus Engels Familie. Mehrere jüdische Gemeinden hätten jedoch schriftlich bestätigt, dass Engel als jüdisch gelte. Potter erinnert daran, dass Deborah Feldman schon früher ähnliche Behauptungen gegen andere Jüdinnen und Juden aufgestellt habe, und kritisiert, dass der Berliner Verlag ihr dafür eine Plattform biete.
3. Die Obsession der Medien mit der “Generation Z”
(kobuk.at, Sebastian Deiber)
Sebastian Deiber zeigt in seiner Analyse bei “Kobuk”, dass viele Medienberichte über die “Generation Z” auf fragwürdigen Umfragen beruhen, kaum Quellen bieten und übertriebene Schlagzeilen haben. Solche Beiträge seien oft reißerisch, widersprüchlich und würden vor allem der Klickgenerierung dienen. Deiber kritisiert, dass die berichtenden Medien damit stereotype Vorstellungen über ganze Altersgruppen verstärken, obwohl wissenschaftlich kaum belegt sei, dass es echte Generationeneffekte überhaupt gebe.
4. Spanien: Vor dem Ende der Polarisierung?
(blaetter.de, Julia Macher)
In ihrem Beitrag für die “Blätter” analysiert Julia Macher, wie Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez eine persönliche Krise – eine Anzeige gegen seine Frau – in eine breit angelegte Debatte über Desinformation, Polarisierung und demokratische Erneuerung umgewandelt habe. Besonders in Medien habe sich die politische Polarisierung Spaniens gezeigt. Rechtspopulistische Portale hätten Falschmeldungen verbreitet, die journalistische Selbstkontrolle sei schwach, und viele politische Talkshows würden Meinung und Information vermischen. Ein wirksamer Gegenvorschlag fehle bisher, doch das neue EU-Medienfreiheitsgesetz könnte helfen, für mehr Transparenz und Unabhängigkeit zu sorgen.
5. Eine Medienplattform für Europa
(verdi.de, Volker Nünning)
Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF würden an einer europäischen Medienplattform namens “Streaming OS” arbeiten, die als gemeinsamer digitaler Raum nach europäischen Werten aufgebaut werden solle. Ziel sei es, der Dominanz großer US-Techkonzerne etwas entgegenzusetzen und die digitale Souveränität Europas zu stärken. SWR-Intendant Kai Gniffke und andere Medienverantwortliche sähen darin eine medienpolitische Chance, um unabhängigen, gemeinwohlorientierten Journalismus europaweit zu fördern.
6. 50 Jahre KEF: Eine selbstbewusste Institution mit Akzeptanz-Problemen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie Timo Niemeier bei “DWDL” berichtet, erhält die KEF, die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten, zu ihrem 50. Geburtstag zwar viel Lob für ihre unabhängige Arbeit, ihre Empfehlungen würden jedoch zunehmend von der Politik ignoriert. So sei der Vorschlag zur Erhöhung des Rundfunkbeitrags bereits zum zweiten Mal nicht umgesetzt worden und auch bei der geplanten Änderung der Beitragszeiträume seien Konflikte zu erwarten. Niemeier macht deutlich, dass die KEF zwar wichtig für die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sei, ihre Rolle jedoch unter politischem Druck stehe.