Holger Friedrich, Dauer-Talkgast Karl Lauterbach, Conni muss was erklären

1. Der System­sprenger
(taz.de, Nicholas Potter)
Nicholas Potter schreibt in der “taz” kritisch über Holger Friedrich, den Verleger der “Berliner Zeitung”. Friedrich stelle seine Zeitung nach außen als vielfältig und diskursoffen dar, trete intern aber autoritär auf und greife massiv in die redaktionelle Arbeit ein. Laut ehemaligen und aktuellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sorge Friedrichs Führungsstil für große Unzufriedenheit, Kündigungen und ein Klima der Angst. Ihm werde zudem vorgeworfen, mit Russland, China und anderen autoritären Regimen zu sympathisieren und die Zeitung politisch in eine fragwürdige Richtung zu lenken.

2. Auch eine Frau war besonders gefragt: Karl Lauterbach ist häufigster Talkshow-Gast der letzten zehn Jahre
(tagesspiegel.de)
Karl Lauterbach sei laut einer Analyse des “Spiegel” (nur mit Abo lesbar) der am häufigsten eingeladene Talkshowgast im öffentlich-rechtlichen Fernsehen der vergangenen zehn Jahre gewesen, gefolgt von den Journalisten Elmar Theveßen und Robin Alexander. Frauen seien insgesamt stark unterrepräsentiert. Die meist eingeladene Talkgästin sei Sahra Wagenknecht auf Platz acht. Lauterbachs Spitzenposition erkläre sich vor allem durch seine Präsenz während der Corona-Pandemie.

3. Musks Start-up entschuldigt sich für Grok-Posts
(spiegel.de)
Elon Musks KI-Start-up xAI habe dafür um Entschuldigung gebeten, dass sein Chatbot Grok antisemitische und rechtsextreme Aussagen wie etwa eine Hitler-Verherrlichung verbreitet hatte. Das Unternehmen habe erklärt, dass Grok aufgrund einer Software-Überarbeitung und falscher Programmierung fehlerhaft agiert und dabei extremistische Inhalte unkritisch wiedergegeben habe.

Bildblog unterstuetzen

4. Musk-Anwälte sagen, Twitter muss dicht machen, wenn Volksverpetzer gewinnt
(volksverpetzer.de, Thomas Laschyk)
Die Redaktion des “Volksverpetzer” schreibt, sie verklage die lange als Twitter bekannte Plattform X. Der Grund: Illegale Inhalte wie strafrechtlich relevante Fake-Accounts seien trotz Aufforderung nicht konsequent von X entfernt worden. Die Anwälte der Social-Media-Plattform würden argumentieren, dass die Durchsetzung geltenden Rechts so aufwendig sei, dass X seinen Betrieb einstellen müsste, sollte “Volksverpetzer” den Prozess gewinnen. Thomas Laschyk vom “Volksverpetzer” hält diese Argumentation für absurd und kommentiert: “Wenn eine Plattform wie Twitter allerdings wirklich nur bestehen kann, solange sie Hass und strafrechtliche Inhalte verbreiten darf, dann mag es sogar ein Gewinn sein, wenn sie verschwindet.”
Dazu noch ein Videotipp: “Volksverpetzer”-Anwalt Chan-jo Jun kommentiert den Fall: X droht mit Schließung bei Verurteilung (youtube.com, Video: 1:31 Minuten).

5. E-Mail-Irrsinn bei Gmail: Google verdreht Worte
(t-online.de, Lars Wienand)
Google hat offenbar ein technisches Problem mit seinem E-Mail-Dienst Gmail, das dazu führe, dass E-Mails unabsichtlich verändert und sinnentstellend neu übersetzt werden. Der Fehler entstehe vermutlich dadurch, dass Googles Künstliche Intelligenz aufgrund englischsprachiger Hintergrunddaten im E-Mail-Quellcode Texte fälschlich erneut übersetzt. Davon betroffen seien weltweit Millionen Gmail-Nutzer, denen absurde und fehlerhafte Inhalte angezeigt würden, unter anderem von Newslettern.

6. Carlsen Verlag präzisiert Umgang mit Memes
(orf.at)
Der Carlsen Verlag hatte angekündigt, dass er rechtlich gegen die im Internet weit verbreiteten Conni-Memes vorgehen wolle. Nach einiger Kritik stellt der Verlag nun klar, dass es ihm nicht grundsätzlich um alle Conni-Memes gehe, sondern dass er ausschließlich solche entfernen lassen wolle, die menschenverachtend, rassistisch, gewaltverherrlichend, pornografisch sind oder zu kommerziellen Zwecken genutzt werden. Carlsen betont, dass man sich damit nicht bereichern möchte, sondern lediglich die Rechte der Urheberinnen und Urheber schützen wolle.

KW 28/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. “Fake News im Sommerloch-Kreml-Propaganda auf Hochtouren?”
(ardaudiothek.de, Katja Hackmann & Thomas Bimesdörfer, Audio: 15:48 Minuten)
Bei “Medien – Cross und Quer” ist Anton Himmelspach, Redakteur und Geschäftsführer des unabhängigen Onlinemagazins “dekoder”, zu Gast. In dem Gespräch geht es um die zunehmenden KI-Fakes aus dem russischen Umfeld: “Droht jetzt eine neue Dimension der Falschmeldungen? Was genau wollen die russischen Propagandaportale erreichen? Und werden ihre Methoden mit Hilfe der künstlichen Intelligenz immer raffinierter?”

2. SLAPPs, Compact und Geheimplan-Recherche: Justus von Daniels zu Pressefreiheit
(spotify.com, Janina Zillekens-McFadden, Audio: 33:09 Minuten)
Janina Zillekens-McFadden spricht bei “Grundgesetzlich”, dem Podcast der Gesellschaft für Freiheitsrechte, mit Justus von Daniels, Chefredakteur von “Correctiv”. Sie unterhalten sich über die Pressefreiheit und die zunehmenden Angriffe darauf. Dabei geht es um strategische Klagen, sogenannte SLAPPs, mit denen Unternehmen Medienschaffende einschüchtern wollen. Außerdem diskutierten sie über die “Correctiv”-Recherche “Geheimplan gegen Deutschland” sowie über ein Urteil zum rechtsextremen Magazin “Compact”.

3. Killt KI die Reichweite unabhängiger Medien?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 30:02 Minuten)
“Wie wird die KI-Ära unabhängige Medien verändern? Auf welche Ausspielwege können, müssen sie jetzt setzen?” Über diese und weitere damit in Zusammenhang stehende Fragen hat Holger Klein mit Sebastian Esser gesprochen, dem Geschäftsführer der Mitgliedschaftsplattform Steady sowie Mitgründer und Herausgeber von “Krautreporter”. Ein angemessen nachdenkliches Gespräch, das keine Patentrezepte, aber gute Gedanken liefert.
(Offenlegung: Wir vom BILDblog nutzen Steady für unsere Mitgliedschaften.)

Bildblog unterstuetzen

4. KI als Werkzeug für den Journalismus
(spotify.com, Christian Jakubetz, Audio: 27:06 Minuten)
Und noch einmal das Thema Künstliche Intelligenz: In seinem Podcast “Satzzeichen” spricht Christian Jakubetz mit Jim Sengl, Leiter des KI-Kompetenzzentrums für Medien in Bayern, darüber, wie KI sinnvoll im Journalismus eingesetzt werden kann. Sengl betont, dass die Künstliche Intelligenz Journalistinnen und Journalisten unterstützen, aber nicht ersetzen sollte. Außerdem erklärt er, warum kreative Prozesse durch KI ergänzt werden sollten, anstatt sie vollständig auszulagern. Die beiden diskutieren darüber, inwiefern Vertrauen, Verantwortung und Vielfalt in der KI-gestützten Medienarbeit entscheidend sind.

5. AI-Training; AfD bei Demokratisierung und Chinesische Autos mit Raubkopien
(youtube.com, Chan-jo Jun, Video: 30:05 Minuten)
Rechtsanwalt Chan-jo Jun berichtet über aktuelle rechtliche Probleme beim KI-Training mit urheberrechtlich geschützten Inhalten und fordert klare gesetzliche Regeln, um Urheberinnen und Urheber fair an Gewinnen zu beteiligen. Zudem spricht er über laufende Prozesse gegen Fake-Accounts auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und X.

6. Mastodon statt Tech-Monopole: Wie öffentlich-rechtliche Medien das Fediverse für sich nutzen können
(youtube.com, Stefan Pfeiffer & Lars Basche, Video: 42:18 Minuten)
Beim Videopodcast “9vor9” ist Leonhard Dobusch zu Gast. Er spricht mit den Hosts Stefan Pfeiffer und Lars Basche über das Fediverse, ein dezentrales Soziales Netzwerk, das auf offenen Standards basiert. Dobusch erläutert, warum öffentlich-rechtliche Medienhäuser wie ARD und ZDF eine wichtige Rolle bei der Demokratisierung digitaler Kommunikation spielen könnten. Außerdem geht es um die Frage, wie digitale Souveränität politisch relevanter wird und warum der Aufbau offener digitaler Räume gerade jetzt entscheidend ist.

Groks Hitler-Verherrlichung, Rügen für “Bild”-Medien, Dokus auf Ego-Trip

1. Hitler-Verherrlichung durch Grok – EU will Elon Musks Chatbot ins Visier nehmen
(spiegel.de)
Nach antisemitischen und Hitler-verherrlichenden Aussagen des Chatbots Grok auf der Plattform X prüft die EU-Kommission mögliche Konsequenzen. Die Grok-Beiträge gälten als Teil der laufenden Ermittlungen gegen X wegen unzureichender Moderation verbotener Inhalte. Die Künstliche Intelligenz wurde von Elon Musks Firma xAI entwickelt und ist bereits mehrfach durch problematische Aussagen aufgefallen.
Weiterer Lesetipp: Shoah-Leugnung auf X: Plattform findet Schlupfloch vor dem Kammergericht Berlin (hateaid.org)

.

2. EU muss Israel-Abkommen aussetzen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Gemeinsam mit über 180 internationalen Organisationen fordert Reporter ohne Grenzen die Aussetzung des Assoziierungsabkommens zwischen der Europäischen Union und Israel. Hintergrund seien “die massiven Menschenrechtsverletzungen durch das israelische Militär im Gazastreifen, darunter gezielte Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten.”

3. Rügen für Verletzungen des Persönlichkeits­schutzes
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat in seiner aktuellen Sitzung acht öffentliche Rügen ausgesprochen. Allein Bild.de und “Bild am Sonntag” sind für sechs massive Verstöße gegen den Pressekodex gerügt worden (hinzu kommt noch eine Rüge für das Springer-Blatt “B.Z.”), unter anderem wegen unangemessener Gewaltdarstellung, Verstößen gegen den Opferschutz, Falschbehauptungen und vorverurteilender Berichterstattung. Diese Häufung zeigt einmal mehr die traurige Dominanz der “Bild”-Medien im Negativranking presseethischer Fehltritte.

Bildblog unterstuetzen

4. Türkei: Regierung schaltet TV-Sender ab
(verdi.de)
In der Türkei sei der oppositionelle Fernsehsender Sözcü TV von der Medienaufsicht Rtük gesperrt worden, nachdem er über die Verhaftung des Erdoğan-Herausforderers Ekrem İmamoğlu berichtet hatte. Auch andere kritische Sender wie Halk TV seien von Repressionen betroffen. Beobachter sehen darin eine zunehmende Repressionswelle gegen Medien, Opposition und Kulturschaffende.

5. KI-Fakes mit Promi-Ärzten
(youtube.com, “Zapp”, Video: 2:58 Minuten)
Das NDR-Medienmagazin “Zapp” berichtet in einem kurzen Clip über gefälschte Werbevideos, in denen mit KI-generierten Deepfakes von bekannten Experten wie Christian Drosten oder Matthias Riedel für das angeblich heilende Produkt “Shilajit” geworben wird. Die Videos würden massenhaft auf Plattformen wie Facebook und Instagram verbreitet und durch professionelle Aufmachung Glaubwürdigkeit vortäuschen. Die Plattformbetreiber würden bislang jedoch nur unzureichend gegen solche Fälschungen vorgehen.

6. Eitel oder innovativ: Doku-Formate auf dem Ego-Trip?
(ardaudiothek.de, Michael Meyer & Kai Schmieding, Audio: 17:01 Minuten)
Im Podcast “Medien – Cross und Quer” sprechen Michael Meyer und Kai Schmieding mit dem Medienwissenschaftler Janis Brinkmann über moderne Doku- und Reportageformate. Im Fokus steht die Frage, ob die zunehmende Selbstdarstellung von Reporterinnen und Reportern vor der Kamera die Glaubwürdigkeit erhöht oder eher eitel wirkt. Brinkmann hat dazu eine Untersuchung für die Otto-Brenner-Stiftung durchgeführt.

Diffamierter Held, Antisemitische Musk-KI, Überall Ralf Schumacher

1. Messerangriff in Hamburg: Ein Held, der nicht sein darf
(ndr.de, Raja Khadour & Sulaiman Tadmory & Alice Echtermann, Video: 11:16 Minuten)
Der aktuelle Beitrag des NDR-Medienmagazins “Zapp” zeigt, wie rechte Accounts nach einem Messerangriff in Hamburg gezielt eine Desinformationskampagne gegen den syrischen Helfer Muhammad al Muhammad gestartet und ihn als “erfundenen Helden” diffamiert haben. Dabei wird deutlich, wie Künstliche Intelligenz zur Verbreitung solcher Verschwörungsmythen genutzt wird und warum viele Menschen diesen Erzählungen Glauben schenken.

2. Adolf Hitler als Lösung
(taz.de)
Elon Musk hat vor kurzem angekündigt, seinen KI-Chatbot Grok neu justieren zu lassen, offenbar weil dessen Ergebnisse nicht in Musks rechtslibertäres Weltbild passten. Nun habe Grok Menschen mit vermutlich jüdischem Nachnamen “Hass auf Weiße” vorgeworfen und Adolf Hitler gelobt. Jüdische Organisationen wie die Anti-Defamation League hätten Groks Aussagen als “unverantwortlich, gefährlich und antisemitisch” bezeichnet. Elon Musk selbst habe sich bislang nicht dazu geäußerte.

3. Fake über getötete Eisbären zielt gegen Merz
(tagesschau.de, Carla Reveland & Pascal Siggelkow)
Eine prorussische Desinformationskampagne verbreite gezielt Falschmeldungen über Bundeskanzler Friedrich Merz, darunter ein Fake-Video, in dem ihm die Tötung von Eisbären vorgeworfen werde. Die Aufnahmen, angeblich von einer kanadischen Nachrichtenseite, seien KI-generiert und Teil einer Kampagne der russischen Gruppe “Storm-1516”, die für ähnliche Fakes über Politikerinnen und Politiker bekannt sei.

Bildblog unterstuetzen

4. Zeitungsstreiks vor der 10. Tarifrunde: ver.di ruft zu mehrtägigen Arbeitsniederlegungen in Redaktionen auf
(verdi.de)
Vor der zehnten Tarifrunde mit dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger ruft Verdi gemeinsam mit dem Deutschen Journalisten-Verband zu mehrtägigen Streiks in Zeitungsredaktionen auf. Die Gewerkschaften fordern “Verhandlungen auf Augenhöhe” und kritisieren die jüngsten Rückschritte der Verlegerseite als Missachtung journalistischer Arbeit. Besonders im Süden Deutschlands sowie in Nordrhein-Westfalen und an der Ostseeküste solle der Streikdruck deutlich erhöht werden.

5. Für ein digitales Ökosystem
(verdi.de, Lars Lubienetzki)
Markus Beckedahl, Journalist und Gründer des Onlineportals netzpolitik.org, spricht sich dafür aus, sich von den großen, global agierenden Tech-Konzernen in der Onlinewelt zu lösen: “Wir müssen das Konzept des staatsfernen öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf die digitale Welt weiterdenken. Zumindest in der Theorie bin ich davon überzeugt, die Öffentlich-Rechtlichen könnten der richtige Player sein, um gemeinwohlorientierte Plattformen staatsfern zu entwickeln, weiterzuentwickeln, zu betreiben oder zumindest als Mitbetreiber zu agieren.”

6. Nervige Werbung: Warum wir ständig überall Ralf Schumacher sehen
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
“Der Ex-Rennfahrer Ralf Schumacher macht Werbung für eine Gebrauchtwagenplattform. Der Werbespot wird so häufig ausgestrahlt, dass er Menschen im Internet an den Rand der Verzweiflung bringt.” Matthias Schwarzer erklärt, dass Unternehmen gezielt auf übermäßige Penetranz setzen, um ihre Marke schnell bekannt zu machen und Konkurrenz zu verdrängen. Trotz möglicher Genervtheit der Zuschauerinnen und Zuschauer könne diese Form von “Nerv-Werbung” effektiv sein. Selbst ein Shitstorm sei dabei oft einkalkuliert.

7. Googles KI-Übersichten – das Ende des Journalismus?
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:14 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die Kartellbeschwerde einiger unabhängiger Verlage gegen Googles KI-Übersichten: “Die Verlage sollten sich keine Illusionen machen: Selbst wenn sie ein paar Krümel vom großen Kuchen abbekommen, rettet sie das nicht. Die wahre Medienrevolution beginnt, wenn Verlage wieder lernen, dass ihre Leser ihre Kunden sind, nicht Google.”

Rechte Influencerinnen, “Streiflicht”, “Schlacht um Wahrheit”

1. Rechte Influencerinnen im Netz
(verdi.de, Lars Lubienetzki)
Lars Lubienetzki beschreibt, wie rechte Influencerinnen traditionelle Rollenbilder mit rechtskonservativer Ideologie verknüpfen und diese geschickt über ästhetische Social-Media-Inhalte verbreiten. Durch ihr scheinbar harmloses Auftreten würden sie weniger radikal wirken, könnten so jedoch effektiv rassistische, antifeministische und queerfeindliche Botschaften platzieren.

2. Oberverwaltungsgericht stoppt Warnhinweise in Stadtbücherei Münster
(spiegel.de)
Das Oberverwaltungsgericht Münster habe entschieden, dass ein sogenannter Einordnungshinweis der örtlichen Stadtbücherei zu zwei Büchern rechtswidrig sei und entfernt werden müsse. Die Bücherei hatte die beiden Werke mit einer Art Warnung versehen: “Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt. Dieses Exemplar wird aufgrund der Zensur-, Meinungs- und Informationsfreiheit zur Verfügung gestellt.” Eines der Bücher soll die bemannte Mondlandung und den Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki infrage stellen. Der Hinweis habe die Meinungsfreiheit und das Persönlichkeitsrecht des Autors, der sich dagegen juristisch gewehrt hat, verletzt, da er eine negative Wertung darstelle und potenzielle Leserinnen und Leser abschrecken könne. Bibliotheken dürften zwar Bücher auswählen, aber keine derartigen Hinweise anbringen.

3. Warum die Zeitungskolumne im Netz zum Problemfall wird
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier widmet sich in seiner Kolumne der Frage, welchen Platz traditionsreiche Zeitungsformate wie das “Streiflicht” der “Süddeutschen Zeitung” im digitalen Zeitalter noch haben. Er beschreibt die besondere Qualität der anonymen, ironisch-assoziativen Glosse und beklagt, dass sie online weder hervorgehoben noch in ihrer Wirkung verständlich präsentiert werde. Durch die entkontextualisierte Darstellung im Netz verliere das “Streiflicht” seine Wirkung: “Das Internet atomisiert alles, beraubt es seines Kontextes.”

Bildblog unterstuetzen

4. “Wir stehen vor einem Dilemma”
(taz.de, Katrin Gottschalk)
Zum 30. Jubiläum der “taz” im Internet sprechen Magdalena Hess und Markus Beckedahl über die Entwicklung des Internets und seine heutigen Herausforderungen. Hess, Klimaaktivistin und Mit­initiatorin der Kampagne #ReclaimTikTok, berichtet von ihrem aktivistischen Einsatz auf Social-Media-Plattformen und ruft zu mehr Sichtbarkeit progressiver Inhalte auf. Beckedahl, Gründer von netzpolitik.org sowie des Zentrums für Digitalrechte und Demokratie, kritisiert die zunehmende Machtkonzentration großer Tech-Konzerne und fordert dezentrale, offene Alternativen. Beide plädieren für mehr politische Regulierung, digitale Bildung und Nutzerbeteiligung.

5. “Schlacht um Wahrheit”: Stimmen der Demokratie müssen aufrüsten
(dwdl.de, Torsten Zarges)
Beim Global Media Forum der Deutschen Welle haben internationale Medienvertreterinnen und -vertreter über zunehmende Bedrohungen für den Auslandsjournalismus diskutiert. Torsten Zarges fasst die wichtigsten Themen zusammen: den Finanzierungsstopp für US-Auslandsmedien wie Radio Free Europe, die wachsende Medienmacht autoritärer Staaten sowie die Notwendigkeit engerer Kooperationen freier Medien.

6. USA sollen TikTok-Klon bekommen
(netzpolitik.org, Karoline Tanck)
Nach Recherchen des US-Magazins “The Information” plane TikTok eine separate App nur für den US-Markt, um einem Verbot zuvorzukommen. Hintergrund sei der politische Druck durch Donald Trump, der TikTok wegen Sicherheitsbedenken zu einem Verkauf des US-Geschäfts dränge. Die intern nur als “M2” bezeichnete App soll ab dem 5. September 2025 als Download verfügbar sein.

“Spiegel” über Syrien, “Red” ist russisch, Wikipedia-Glaubwürdigkeit

1. Liebe Kolleginnen und Kollegen vom SPIEGEL. Was ist da passiert?
(facebook.com, Lutz Jäkel)
Fotojournalist Lutz Jäkel wirft dem “Spiegel” vor, in einem Interview mit der syrischen Politikerin Hind Kabawat drei gravierende Fehler gemacht zu haben: die Anzahl der Todesopfer bei einem Anschlag stark herunterzuspielen, die Zahl getöteter alawitischer Zivilisten zu gering anzugeben und fälschlich zu behaupten, ein syrischer Übergangspräsident habe dem IS angehört. Zudem kritisiert Jäkel eine klischeehafte Illustration sowie die Verharmlosung der Assad-Diktatur als bloßes “Unrecht”.
In einem Update lobt Jäkel, dass die “Spiegel”-Redaktion die Fehler online korrigiert und am Ende des Artikels darauf hingewiesen habe. Er zeigt sich aber weiter irritiert, dass solche groben Fehler trotz redaktioneller Kontrolle passieren konnten.

2. Red ist russisch
(taz.de)
Die Bundesregierung habe auf “taz”-Anfrage bestätigt, dass hinter der Berliner Medienplattform “Red” der russische Staat stehe und diese zur gezielten Spaltung der Gesellschaft in Deutschland nutze. “Red” gebe sich als unabhängig aus, sei laut Auswärtigem Amt jedoch personell und finanziell mit dem russischen Propagandasender “RT” verflochten.

3. Wie hunderte entdeckte Fehler in der Wikipedia ihre Glaubwürdigkeit stärken
(netzpolitik.org, Leonhard Dobusch)
Leonhard Dobusch lobt eine KI-gestützte Recherche der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” (nur mit Abo lesbar), die zahlreiche Fehler in Wikipedia-Artikeln aufgedeckt hat, als konstruktiven Beitrag zur Qualitätsverbesserung der Online-Enzyklopädie. Die Wikipedia-Community habe die Hinweise prompt aufgegriffen und Korrekturen eingeleitet. Fehler zu finden und zu beheben sei nicht nur unvermeidlich, sondern ein zentraler Beleg für die Glaubwürdigkeit der Plattform.

Bildblog unterstuetzen

4. EU-Kommission muss handeln
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert von der EU-Kommission entschlossenes Handeln gegen Ungarn, nachdem Journalisten der regierungskritischen Zeitung “Magyar Hang” vom ungarischen Geheimdienst verhört und offenbar an einen Lügendetektor angeschlossen worden seien. Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster spricht von einem Einschüchterungsversuch, der europäischen Grundwerten widerspreche. Brüssel dürfe das Vorgehen nicht dulden.

5. “Die traditionellen Intermediäre sind personell ausgezehrt”
(npj.news)
In dieser Ausgabe von “3 Fragen – 3 Antworten” erklärt Kommunikationswissenschaftler Otfried Jarren, wie gemeinwohlorientierter Journalismus zur Stärkung lokaler Demokratie beitragen kann. Er betont, dass Lokaljournalismus sich stärker an partizipativen Formaten orientieren und mit vielfältigen gesellschaftlichen Gruppen vernetzen müsse, um relevant zu bleiben. Für die Zukunft fordert er neue Allianzen zwischen Kommunen, Zivilgesellschaft und Non-Profit-Medien.

6. Burda bringt selbst entwickelte KI-Plattform auf den Markt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Timo Niemeier berichtet, dass der Burda-Verlag seine eigene KI-Plattform “Aissist” ab sofort auch externen Unternehmen als lizenzierbare Software anbiete. Die Plattform kombiniere Dienste wie OpenAI, DeepL und Anthropic und solle etwa bei Textbearbeitung, Übersetzungen, Transkriptionen und Bildgenerierung helfen. Besonders interessant sei “Aissist” für Medienhäuser, da sie auch ganze Geschäftsprozesse automatisieren könne.

Bürgermeister wehrt sich, RBB zahlt Entschädigung, Kein Klima fürs Klima

1. Journalisten der Deutschen Welle von israelischen Siedlern angegriffen
(spiegel.de)
Im palästinensisch verwalteten Teil des Westjordanlandes seien zwei Mitarbeitende der Deutschen Welle (DW) von radikalen israelischen Siedlern verfolgt und mit Steinen angegriffen worden. DW-Intendant Peter Limbourg habe den Angriff scharf verurteilt und die israelische Regierung aufgefordert, die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten zu gewährleisten.

2. Gelnhäuser Bürgermeister geht juristisch gegen Axel Springer vor
(hessenschau.de, Michelle Goddemeier)
Gelnhausens Bürgermeister Christian Litzinger gehe juristisch gegen den Axel-Springer-Verlag vor. Ihm sei in der “Welt” eine Aussage zu sexuellen Übergriffen im Freibad verfälschend zugeschrieben worden. Dadurch sei fälschlich der Eindruck entstanden, er verharmlose die Taten, was zu massiven Anfeindungen und Morddrohungen geführt habe. Springer habe sich auf Anfrage des Hessischen Rundfunks noch nicht zu den Vorwürfen geäußert.

3. Außergerichtliche Einigung: RBB zahlt Entschädigung an Gelbhaar
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Der RBB habe sich mit dem Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar außergerichtlich geeinigt und eine Geldentschädigung für die fehlerhafte Berichterstattung über Belästigungsvorwürfe gezahlt. Die zentrale Quelle für diese Vorwürfe stellte sich später als nicht existent heraus. Der öffentlich-rechtliche Sender habe journalistische Mängel eingeräumt, den Bericht zurückgezogen und öffentlich bei Gelbhaar um Entschuldigung gebeten.

Bildblog unterstuetzen

4. MDR streicht Kemferts Klima-Podcast – mit sofortiger Wirkung
(correctiv.org, Anette Dowideit)
Der MDR habe “Kemferts Klima-Podcast” mit sofortiger Wirkung eingestellt, obwohl dieser hohe Reichweiten erzielt habe. Die Entscheidung werde mit einer ARD-weiten Bündelung von Klimaformaten und der geplanten Entwicklung eines neuen gemeinsamen Podcasts mit dem NDR begründet. Hinter den Kulissen werde jedoch spekuliert, ob politische Motive eine Rolle spielen, da Claudia Kemfert als Reizfigur für rechtskonservative Klimaskeptiker gelte.

5. “Alles außer Fußball”: DFL steigt bei Sportsender Dyn ein
(tagesspiegel.de, Michael Rossmann)
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) sei mit einem Anteil von etwa 6,5 Prozent beim Sportsender Dyn eingestiegen, der vom früheren DFL-Chef Christian Seifert gegründet wurde. Bislang überträgt Dyn getreu dem eigenen Slogan “Alles außer Fußball” verschiedene Sportarten, nur nicht Fußball. Obwohl die Beteiligung relativ überschaubar sei, werfe sie Fragen auf, findet Michael Rossmann im “Tagesspiegel”.

6. Tanzen und klatschen und tanken und quatschen
(taz.de, Johannes Drosdowski)
Seit 30 Jahren treffen sich Schlagerfans “Immer wieder sonntags” zur Aufnahme der gleichnamigen TV-Sendung, seit 20 Jahren moderiert Schlagerstar Stefan Mross die Liveshow im Ersten. Zum doppelten Jubiläum hat sich “taz”-Redakteur Johannes Drosdowski unters Publikum gemischt und seine Eindrücke unterhaltsam aufgeschrieben.

KW 27/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Compact bleibt: Warum auch Rechtsextreme Schutz genießen
(ndr.de, Alexandra Bauer, Video: 23:25 Minuten)
Das Bundesverwaltungsgericht hat entschieden, dass das rechtsextreme “Compact”-Magazin weiter erscheinen darf. Das Urteil werfe die grundsätzliche Frage auf, warum der demokratische Rechtsstaat auch solche Medien schützen muss, die ihn selbst bekämpfen. “Zapp”-Autorin Alexandra Bauer war beim Prozess dabei und hat auch mit den Mann hinter dem Magazin gesprochen.

2. Vom Geist der Freiheit bis zur Spionage: 75 Jahre Radio Free Europe – war’s das?
(ardaudiothek.de, BR24 Medien, Nina Landhofer, Audio: 28:51 Minuten)
Die aktuelle Ausgabe von “BR24 Medien” widmet sich dem Jubiläum von Radio Free Europe, das vor 75 Jahren zum ersten Mal gesendet habe, aber nun aufgrund von Donald Trumps geplanten Kürzungen ums Überleben kämpfe. Ein ehemaliger Redakteur und eine Korrespondentin sprechen über die bewegte Geschichte des US-Senders: von Spionage und Attentaten während des Kalten Krieges bis hin zu seiner heutigen Bedeutung für die Berichterstattung über Krisengebiete wie die Ukraine und den Iran.

3. Journalismus in Bürgerhand: Neue Wege für mehr Medienvertrauen
(dfjv.de, Lena Bussmann, Audio: 15:14 Minuten)
Lena Bussmann spricht mit Judith Kretzschmar, Kommunikationswissenschaftlerin an der Universität Leipzig, über das sinkende Medienvertrauen in Sachsen und über Kretzschmars Forschungsprojekt “Bürger machen Journalismus”. In dem Gespräch geht es um die Gründe für die Entfremdung zwischen Publikum und Medien. Außerdem erklärt Kretzschmar, wie ihr Projekt Menschen durch eigene journalistische Arbeit wieder näher an Medien heranführen will.

Bildblog unterstuetzen

4. Einblicke in journalistisches Arbeiten
(youtube.com, Ann-Kathrin Hipp & Felix Hackenbruch & Inga Hofmann & Sebastian Leber, Video: 1:17:47 Stunden)
Unter dem Motto “Tagesspiegel macht Schule” will die Berliner Zeitungsredaktion Schülerinnen und Schüler im Umgang mit Medien stärken und ihre Zivilcourage fördern. In dem Mitschnitt einer Veranstaltung erzählen Ann-Kathrin Hipp (Ressortleiterin “Tagesspiegel Checkpoint”), Felix Hackenbruch (politischer Korrespondent im Hauptstadtbüro), Inga Hofmann (Sport-Redakteurin) und Sebastian Leber (Reporter und Autor) von ihrem jeweiligen Redaktionsalltag. Außerdem beantworten sie Fragen der Schülerinnen und Schüler.

5. Die Zukunft des Hörens
(spotify.com, Christian Jakubetz, Audio: 35:08 Minuten)
Beim “Satzzeichen”-Podcast spricht Gastgeber Christian Jakubetz mit Till Krause, Professor für Medien und Kommunikation, über die Zukunft des Hörens: “Es geht um asynchronen Medienkonsum, den Reiz von True-Crime-Formaten, das wachsende Vertrauen in Podcast-Stimmen und um die Frage, ob Personalisierung die gemeinsame gesellschaftliche Gesprächsgrundlage gefährdet.”

6. SPD Manifest, Trumps Geburtstagsparade, Bundestagsverwaltung vs. CSD
(lauerundwehner.de, Christopher Lauer & ChatGPT, 1:09:01 Stunden)
Christopher Lauer hat möglicherweise für einen historischen Moment in der Podcast-Produktion gesorgt, indem er einen hörbaren politischen Podcast mit ChatGPT als Gesprächspartner produziert hat. Zwar geht es hier inhaltlich nicht ausdrücklich um Medienthemen, aber es lohnt sich, in Lauers Produktion hineinzuhören und zu staunen, was in dieser Hinsicht mit Künstlicher Intelligenz bereits möglich ist.

Druckmittel Streik, Was vom Klima-Pferd, Vertrauen in Medien

1. Streik bei Tageszeitungen in Bayern, NRW und Schleswig-Holstein
(dwdl.de, Uwe Mantel)
In Bayern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein würden Beschäftigte von Tageszeitungen für 48 Stunden streiken. Hintergrund sei, dass die Verlegerseite frühere Angebote zurückgezogen und laut Gewerkschaftsseite Verschlechterungen für Jüngere gewollt habe. Die Gewerkschaften Verdi und Deutscher Journalisten-Verband hätten das neue Angebot als unzumutbar abgelehnt. Mit dem Streik wolle man vor der nächsten Verhandlungsrunde am 18. Juli Druck auf den Verlegerverband BDZV ausüben.

2. Stefan Aust erzählt was vom Klima-Pferd
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Boris Rosenkranz kann nur den Kopf über die “Klimawandelungläubigkeit” von Stefan Aust, dem früheren “Spiegel”-Chefredakteur und späteren “Welt”-Herausgeber, schütteln. Sein einziger Trost: “Man muss auch dankbar sein für so viel Comedy-Gold. Wie er da steht, neben dem sattgrünen Pferderasen, und ziemlich verrückt übers Wetter, das Klima und den ‘Quatsch’ in sein wackelndes Smartphone redet.”

3. Vertrauen in Medien: Was aktuelle Studien zeigen – und was sie offenlassen
(media-lab.de, Martin Stäbe)
Martin Stäbe analysiert in seinem Artikel, wie sich das Vertrauen in Medien entwickelt hat, welche Faktoren es stärken oder schwächen und warum es sich nicht um einen fixen Zustand, sondern um einen gemeinschaftlichen, dynamischen Prozess handelt. Studien würden zeigen, dass das allgemeine Medienvertrauen zuletzt leicht gestiegen sei, jedoch weiterhin fragil bleibe. Vertrauen entstehe laut Stäbe durch Transparenz, Fehlerkultur, Nähe zum Publikum und partizipative Formate.

Bildblog unterstuetzen

4. Die Krone-Schein-Enthüllung zu EU-Geldern
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
Andrea Gutschi kritisiert bei “Kobuk”, dass die österreichische “Kronen Zeitung” mit einer vermeintlichen “Enthüllung” über versickernde EU-Gelder Stimmung gegen die Europäische Union mache. Die “Krone” suggeriere Intransparenz, obwohl die zugrunde liegenden Informationen öffentlich zugänglich seien und EU-Portale klare Auskunft über Empfänger, Summen und Verwendungszwecke gäben. Gutschi vermutet hinter der reißerischen Berichterstattung eine politische Kampagne im Schulterschluss mit rechten EU-Abgeordneten.

5. Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren
(verdi.de, Jasper Prigge)
Rechtsanwalt Jasper Prigge warnt vor einer zunehmenden Bedrohung von Journalistinnen und Journalisten durch rechte Angriffe und erklärt, wie sie ihre privaten Daten besser schützen können. Er empfiehlt unter anderem Auskunftssperren im Melderegister, alternative Impressumsangaben und Schutzmaßnahmen bei Ermittlungsakten, um die Weitergabe sensibler Daten zu verhindern.

6. Pan Am, ich komme!
(taz.de, Klaus Hillenbrand)
“Lange Zeit wurde die taz noch physisch in die Druckerei geflogen. Erinnerungen eines taz-Rennfahrers an den Nervenkitzel der täglichen Raserei zum Flughafen Tegel.” Klaus Hillenbrand mit einem nostalgischen Ausflug in die Anfangszeiten der “taz”.

Paramount kauft sich frei, Falscher Brutofen, Bäumefällen mit Laubsäge

1. Paramount zahlt 16 Millionen Dollar in Rechtsstreit mit Trump
(spiegel.de)
Der Medienkonzern Paramount habe sich mit Donald Trump auf eine Zahlung von 16 Millionen US-Dollar geeinigt, um einen Rechtsstreit über ein Interview in der Sendung “60 Minutes” mit Trumps einstiger Konkurrentin im Präsidentschaftswahlkampf Kamala Harris beizulegen. Obwohl Medienexperten die Klage als haltlos bewertet hätten, habe Paramount auf ein Gerichtsverfahren verzichtet – vermutlich, um die geplante Fusion mit dem Unterhaltungsunternehmen Skydance nicht zu gefährden.

2. War es früher wirklich heißer als heute?
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 4:22 Minuten)
Mats Schönauer wirft auf seinem YouTube-Kanal “Topfvollgold” regelmäßig einen kritischen Blick auf Boulevardpresse, YouTube und Social Media. In seinem aktuellen Video spricht er über eine reißerische Wetter-Meldung aus dem Archiv, die mal wieder die Runde macht: “’56 Grad! Ganz Deutschland ein Brutofen!’ Diese BILD-Schlagzeile aus dem Jahr 1957 wird gerade überall in den Sozialen Netzwerken geteilt – weil sie beweisen soll, dass es früher viel heißer war als heute. Allerdings steckt hinter der Schlagzeile etwas ganz anderes.”
Transparenzhinweis: Mats Schönauer ist ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

3. Pressefreiheit: Wirtschaft und autoritäre Tendenzen machen Medien zu schaffen
(de.ejo-online.eu, Judith Odenthal)
Die Pressefreiheit stehe weltweit massiv unter Druck. Besonders betroffen seien Länder wie Afghanistan, Russland, Argentinien und die USA. Europa bleibe mit Staaten wie Norwegen an der Spitze des Rankings, während Länder wie China, Nordkorea und die palästinensischen Gebiete zu den gefährlichsten Orten für Journalistinnen und Journalisten zählen.

Bildblog unterstuetzen

4. Wie Bäumefällen mit einer Laubsäge
(taz.de, Daniél Kretschmar)
Dänemark plane, Deepfakes mithilfe des Urheberrechts zu bekämpfen. So sollen Menschen etwa die Löschung gefälschter Abbilder auf Plattformen verlangen können. Daniél Kretschmar hält das Urheberrecht jedoch für ungeeignet, um Persönlichkeitsrechte effektiv zu schützen, da es primär wirtschaftliche Interessen und nicht die individuelle Identität adressiere: “Hier wird also eine durchsetzungsschwache privatrechtliche Regelung geschaffen, deren Reichweite dazu auch noch ziemlich zweifelhaft ist.”

5. “Eine Besteuerung journalistischer Produkte mit Null Prozent”
(npj.news)
Anja Pasquay vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger warnt im Interviewformat “3 Fragen 3 Antworten”, dass eine staatlich anerkannte Gemeinnützigkeit im Journalismus zu Einflussnahme führen und einen wettbewerbsverzerrenden Zwei-Klassen-Journalismus schaffen könnte. Sie sieht darin eine Gefahr für die Medienvielfalt, da gemeinnützige Angebote durch Steuervorteile renditeorientierte Verlage verdrängen könnten. Für die Presseförderung in Deutschland wünscht sich Pasquay stattdessen eine Mehrwertsteuerbefreiung wie es beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Fall sei.

6. dju: Anti-SLAPP-Gesetz kommt – großer Schritt für die Pressefreiheit
(dju.verdi.de)
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi begrüßt den Gesetzentwurf gegen missbräuchliche Einschüchterungsklagen (SLAPPs) als überfälligen Schritt zum Schutz der Pressefreiheit. Sie betont, dass es dabei nicht nur um einzelne Medienschaffende, sondern um den Erhalt des demokratischen Diskurses gehe. Die Mediengewerkschaft wolle den Gesetzgebungsprozess weiterhin kritisch begleiten, denn “wer Pressefreiheit schützen will, muss dafür sorgen, dass kritische Stimmen nicht durch kostspielige Verfahren und juristische Einschüchterung zum Schweigen gebracht werden”.

7. Die Biller-Kontroverse: Ist die Depublikation des Meinungsartikels von Maxim Biller gerechtfertigt?
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:14 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die Depublizierung einer Kolumne von “Zeit”-Autor Maxim Billler: “Meinungsfreiheit braucht Grenzen, um zu funktionieren. Sie braucht den Respekt vor der Menschenwürde als Fundament. Maxim Biller hat diese Grenze überschritten. Die ZEIT hat das, wenn auch etwas spät, erkannt und korrigiert. Wer darin das Ende der Meinungsfreiheit sieht, hat nicht verstanden, was sie im Kern ausmacht.”

Blättern: 1 2 3 4 ... 1164

BILDblog-Klassiker

neu  

Von Katzen und dummen Menschen

Gestern berichtete “Bild”:

… und okay-okay, im letzten Absatz, ganz am Ende ihrer Berichterstattung hat “Bild” im Vornamen der darin zitierten Tierschützerin “Annelise Krauß” ein “e” vergessen. Aber selbst Anneliese Krauß findet das nicht so schlimm. Allerdings steht ihr Name natürlich nicht nur zum Spaß in “Bild”. Zitiert wird sie dort – und zwar wie folgt:

‘Das ist so schlimm wie grausame Tierversuche’, wettert Annelise Krauß vom Tierschutzverein Dresden.”

Und das sei nun wirklich “Quatsch”, sagt Krauß, wenn man sie fragt. Weil sie nämlich den von “Bild” zitierten Satz weder gewettert noch gesagt habe. Im Gegenteil: “Das wäre ja auch idiotisch,” sagt Krauß, “denn wenn es um tote Tiere geht, dann ist das ja kein Problem des Tierschutzes!” Zusammenfassend sagt uns die Tierschützerin über die Erfindung von Christian Koch (der laut “Bild” ja “aus Katzen Benzin machen” kann):

“Von unserer Seite ist daran nichts auszusetzen.”

Und genau so habe sie das im Übrigen auch zu “Bild” gesagt. (Aber, so Krauß weiter, wenn “der Herr Helfricht”, also einer der Autoren des “Bild”-Artikels, sie anrufe, dann wisse sie schon aus Erfahrung, dass hinterher Sachen in “Bild” stünden, die sie so gar nicht gesagt habe. Das gehe in Dresden schließlich schon über zehn Jahre so, so Krauß. — Und soviel vielleicht nur zum letzten Absatz des obigen Artikels.)

Kommen wir zum Rest, dem Eigentlichen, also darum, dass “Dr. Christian Koch (55) aus Kleinhartmannsdorf (Sachsen)”, wie es in “Bild” heißt, “aus Katzen Benzin machen” könne: Denn dass die “Benzin”-Überschrift Unsinn ist, verrät schließlich schon der dazugehörige “Bild”-Text selbst, weil darin nur von “Bio-Diesel” oder “Diesel” die Rede ist… Tatsächlich aber hat Koch offenbar eine ungewöhnliche und effektive Alternativmethode zur Treibstoffgewinnung entwickelt: die katalytische drucklose Verölung (KDV), über die beispielsweise schon der MDR im Mai 2003, 3sat im Juli 2004, die “Welt” im Januar 2005, die “Pirmasenser Zeitung” im Juli, der RBB vergangene Woche oder auch RTL berichteten. Und all diesen Berichten ist eines gemein: dass sie dem Gegenstand, über den sie (durchaus auch kritisch) berichten, gerecht werden.

“Bild” indes nennt Kochs Erfindung einen “Spezialreaktor” und schreibt Sätze wie diesen:

“Die Katzen-Kraft lässt sich theoretisch exakt berechnen: Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.”

Und fragt man einfach mal nach bei dem “Mann, der (Stuben-)Tiger in den Tank packen kann” (“Bild”), antwortet Christian Koch, der “Bild”-Bericht habe “nichts mit der Wahrheit zu tun” und sei “zudem grenzenlos dumm”. Koch weiter:

“Wie kann man mit gekochtem tierischen Material Auto fahren? Wasser würde jeden Motor sofort zum Stillstand bringen. Hier wird an die niedrigsten Instinkte von dummen Menschen appelliert, um eine wertvolle Entwicklung zu verunglimpfen. (…) Mir zu unterstellen, dass ich mit Tierkadavern herumhantiere, ist kriminell. Das ist nicht im geringsten der Inhalt der Entwicklung und kann deshalb nur als gezielte Verleumdung angesehen werden.”

Auf der Website von Kochs Firma heißt es zudem inzwischen:

Mit Dank an Jan S. für die Anregung.
 
Nachtrag, 12:15:
“Bild” hat die Sache mit der “Katzen-Kraft” heute noch einmal aufgegriffen:

Darf man aus Katzen wirklich Benzin machen?

Doch wenn es jetzt etwas vorsichtiger als gestern heißt, dass Christian Koch “theoretisch auch aus Katzen” Bio-Diesel herstellen “könnte”, wenn jetzt nicht Koch, sondern ein Konkurrent die gestern von “Bild” aus der Luft gegriffene Skandalisierung zurechtrücken darf, wenn nun auch die gelassene Position der Tierschützer weniger sinnenstellend als gestern wiedergegeben wird und sich im heutigen “Bild”-Bericht immerhin ein einziger halbwegs sinnvoller Satz (“Die Diskussion ist überflüssig”) wiederfindet, dann macht das alles den Nonsens von gestern weder ungeschehen noch besser — und sei es nur deshalb, weil es “Bild” offenbar immer noch nicht gelingen will, zwischen “Benzin” (Überschrift) und “Diesel” (Text) zu unterscheiden…

Mehr dazu hier und hier.