Tausende Euro für Auskunft, Problematische Nähe, Wallraff

1. Wirtschaftsministerium will Tausende Euro für Lobby-Unterlagen zu Katherina Reiche
(abgeordnetenwatch.de, Martin Reyher)
Wirtschaftsministerin Katherina Reiche habe in diesem Sommer mehrere Lobbyakteure getroffen, darunter Vertreter ihres früheren Arbeitgebers, dem Verband kommunaler Unternehmen. Die Gesprächsinhalte seien nicht offengelegt worden. Die Plattform “abgeordnetenwatch” habe “auf Grundlage des Informationsfreiheitsgesetzes (IFG) Einsicht in die Unterlagen zu den acht Terminen beantragt”. Doch Reiches Ministerium habe mit bis zu 4.000 Euro Gebühren gedroht, indem es den Antrag in acht Teile aufgeteilt habe. Kritiker würden darauf verweisen, dass solche abschreckenden Gebühren vom Bundesverwaltungsgericht bereits 2016 für rechtswidrig erklärt worden seien.

2. Portal von Reichelt und Gotthardt: Was ist “Nius” – und was wird den Machern vorgeworfen?
(tagesspiegel.de, Sven Lemkemeyer)
Beim “Tagesspiegel” geht es noch einmal um das rechtsgerichtete Krawallportal “Nius”. Dem von Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt und Geldgeber Frank Gotthardt betriebenen Portal werde vorgeworfen, rechtspopulistische Inhalte zu verbreiten, Fakten zu verzerren und als Sprachrohr der Partei “Werteunion” um den früheren Chef des Bundesverfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen zu dienen. Laut dem Medienwissenschaftler Markus Linden überschreite “Nius” gezielt Grenzen und nutze Praktiken der Desinformation.

3. Die problematische Nähe zwischen Kultur und Journalismus in Österreich
(kobuk.at, Philipp Wohltmann)
Bei “Kobuk” macht Philipp Wohltmann auf einen Missstand in der österreichischen Presselandschaft aufmerksam: “In der Kulturberichterstattung von Standard und Presse verschwimmen die Grenzen zwischen Werbung und Redaktion. Dieselben Autor:innen bewerben Kulturveranstaltungen in bezahlten Anzeigen – und rezensieren diese danach im redaktionellen Kulturteil.”

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4. Solidarität mit inhaftierten Journalisten
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) und mehrere Exilmedien starten eine Postkartenkampagne für die in Aserbaidschan inhaftierte Journalistin Sevinj Vagifgizi, der selbst an heißen Tagen im Gefängnis ein Ventilator verweigert werde. Die Aktion soll auf unmenschliche Haftbedingungen und die zunehmende Repression gegen unabhängige Medien in Aserbaidschan aufmerksam machen. RSF fordert internationalen Druck, damit inhaftierte Medienschaffende freigelassen werden und um die Unterdrückung kritischer Stimmen zu beenden.

5. “Team Wallraff”: RTL muss nichts öffentlich richtigstellen
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Das Hanseatische Oberlandesgericht habe im Streit zwischen den MK-Kliniken und RTL über eine acht Jahre alte Ausgabe von “Team Wallraff” überwiegend zugunsten des Senders entschieden. Eine öffentliche Richtigstellung müsse RTL demnach nicht veröffentlichen, da viele der von den MK-Kliniken kritisierten Passagen als zulässige Meinungsäußerungen oder wahre Tatsachen gewertet worden seien.

6. Lachende Fliegen und kippelnde Beine. Zum Ende der täglichen gedruckten taz
(czyslansky.net, Michael Kausch)
Michael Kausch erinnert in seiner persönlichen Glosse daran, wie sehr gedruckte Tageszeitungen einst zu seinem Alltag gehörten: vom Sportteil in der Kindheit bis zum eigenen Abo im Studium. Er blickt nostalgisch auf die Rolle der “taz” und anderer Blätter zurück, die es bald vorwiegend digital geben wird: “Mit wird etwas fehlen. Ich will gar nicht daran denken.”

Anziehendes Social-Media-Verbot, TikTok, Intendantin haftet

1. Die magische Anziehungskraft des Social-Media-Verbots
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Sebastian Meineck kritisiert, dass Medien sich einseitig auf die Forderung der Leopoldina nach einem Social-Media-Verbot für Kinder unter 13 Jahren stürzen, obwohl die wissenschaftliche Begründung dafür schwach sei. Er hebt hervor, dass das Diskussionspapier eigentlich viel weiter gehe und das Geschäftsmodell der großen Plattformen grundlegend infrage stelle. Außerdem weist Meineck darauf hin, dass auch Eltern mit ihrem eigenen Verhalten eine zentrale Rolle spielen.

2. Kommt das euro­päi­sche TikTok Verbot?
(lto.de, Tamara Wendrich)
Die EU-Kommission habe im Mai 2025 festgestellt, dass TikTok gegen Teile des Digital Services Act verstoße, insbesondere bei Werbetransparenz und Jugendschutz. Nun würden der Plattform hohe Geldbußen von bis zu sechs Prozent des Jahresumsatzes drohen, ein vollständiges Verbot gelte aber als unwahrscheinlich. Die Juristin und Journalistin Tamara Wendrich ist sich jedoch sicher: “TikTok wird nationale und europäische Judikativ- und Legislativorgane sowie politische Akteure in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen.”
Weiterer Lesehinweis: Weißes Haus richtet offiziellen TikTok-Account ein: “Donald Trump hat wiederholt mit dem Ende von TikTok in den USA gedroht. Dann räumte er dem chinesischen Mutterkonzern ByteDance eine Gnadenfrist ein, die er mehrfach verlängerte. Jetzt hat seine Regierungszentrale einen eigenen Account.” (spiegel.de)

3. Intendantin haftet für ihre Millionenausgaben
(taz.de, Steffen Grimberg)
Steffen Grimberg kommentiert die Entscheidung des Berliner Landgerichts, dass die ehemalige RBB-Intendantin Patricia Schlesinger persönlich für unrechtmäßige Ausgaben wie Bonuszahlungen und Zulagen hafte: “Das Urteil wird Auswirkungen für den gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben. Künftig wird gehaftet. Und das macht nicht nur Sinn, sondern ist überfällig. Schließlich geht es um das Geld der Beitragszahler*innen, die sich – übrigens ebenfalls zu Recht – nicht aussuchen können, ob sie für die solidarisch finanzierten öffentlich-rechtlichen Medien bezahlen wollen oder nicht.”

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4. Kartellamt genehmigt Verkauf von “Brigitte” und “Gala”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Das Bundeskartellamt habe den Verkauf der Zeitschriften “Brigitte”, “Gala” und “Eltern” von RTL Deutschland an die Funke Mediengruppe genehmigt. Die Anzeigenvermarktung solle jedoch bei der “Ad Alliance” bleiben, um eine zu starke Marktstellung von Funke zu verhindern. Da es im Segment der Frauenzeitschriften weiterhin ausreichend Wettbewerb gebe, sehe die Behörde keine wettbewerbsrechtlichen Probleme.

5. Britische Journalisten in den 2020ern: Wandel von Rollenverständnis, Werten und Berufsethik
(de.ejo-online.eu)
Das “European Journalism Observatory” unterhält sich mit der Journalismusforscherin Lea Hellmueller über die Ergebnisse des Berichts “UK Journalists in the 2020s”. Im Zentrum stehen die veränderten Rollenbilder britischer Journalistinnen und Journalisten, insbesondere der Generationenkonflikt zwischen objektivem Beobachten und aktivistischem Eintreten für Randgruppen. Zudem geht es um Fragen der Berufsethik, die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse sowie neue Sicherheitsrisiken im Journalismus.

6. Psychologie vermitteln – von der Forschung in den Alltag
(dfjv.de, Ulrike Bremm)
Ulrike Bremm spricht im “Fachjournalist”-Interview mit dem Wissenschaftsjournalisten Jochen Metzger. Thema sind Metzgers Weg in den Journalismus, seine Spezialisierung auf Psychologie sowie seine Arbeitsweise zwischen Forschung, Alltagsvermittlung und Podcast. Außerdem geht es um den Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf seine Arbeit und um Ratschläge, die Metzger jungen Kolleginnen und Kollegen für ihre Berufswahl gibt.

7. Gipfel-Journalismus: Berichten im Zeitalter der Unberechenbarkeit
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:13 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kritisiert der “6-vor-9”-Kurator, dass deutsche Medien internationale Gipfeltreffen wie das zwischen Donald Trump und Wladimir Putin analysieren, obwohl in Zeiten politischer Unberechenbarkeit kaum belastbare Aussagen möglich seien: “Jedem Kommentar über solch einen Gipfel oder Deal sollte ein Warnhinweis vorangestellt werden: ‘Achtung, die folgenden Einschätzungen können sich als völlig falsch erweisen. Und zwar bereits eine Sekunde, nachdem ich sie ausgesprochen habe.'”

Finfluencer, Berichte aus Nahost, Verschwindet die Rezension?

1. Komm in die Gruppe!
(taz.de, Houssam Hamade)
Bei “Finfluencern” handelt es sich um Influencer, die sich auf Finanzthemen spezialisieren und über Soziale Medien Tipps zu Geld, Börse oder Anlagemöglichkeiten geben. Manche von ihnen würden seriöses Wissen vermitteln, andere jedoch ihre Followerinnen und Follower in riskante Geschäfte treiben, zum Beispiel durch Fake-Gruppen auf Whatsapp oder Telegram. Laut Fachleuten und Behörden könnten bis zu 87 Prozent der Finanztipps in Sozialen Medien potenziell irreführend sein.

2. Du ärgerst dich über die Nahost-Berichterstattung? 10 Ideen, dagegen vorzugehen
(perspective-daily.de, Stefan Mey)
Viele Menschen würden der deutschen Nahost-Berichterstattung misstrauen und empfänden sie als einseitig. Stefan Mey listet bei “Perspective Daily” zehn konkrete Möglichkeiten auf, wie Bürgerinnen und Bürger aktiv Kritik äußern oder selbst Inhalte produzieren können, um für mehr Ausgewogenheit zu sorgen.

3. Pseudo-Journalisten als Anstifter zur Hetzjagd
(verdi.de, Ralf Streck)
In Spanien würden Journalistinnen und Journalisten beklagen, dass rechtsradikale Agitatoren mit offiziellen Presseausweisen im Parlament und in Sozialen Medien hetzen, Kolleginnen und Kollegen bedrängen und “Fake News” verbreiten. Eine Parlamentsmehrheit habe deshalb einen Verhaltenskodex beschlossen, der Sanktionen wie den Entzug von Akkreditierungen vorsehe. Trotzdem würden zentrale Akteure bislang unbehelligt bleiben, obwohl ihre Hetze zu rassistischen Pogromen beigetragen haben soll, und sie weiterhin im Auftrag rechtsextremer Medien agieren würden.

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4. Verschwindet die Rezension?
(kulturundkontroverse859.substack.com, Johannes Franzen)
Johannes Franzen verteidigt die klassische Rezension als eigenständige journalistische Form, die im Unterschied zu Interviews oder Porträts ein unabhängiges ästhetisches Urteil ermögliche. Er kritisiert, dass Verlage und Sender Plätze für diese Gattung wegen schlechter Klickzahlen abbauen, obwohl Kulturjournalismus schon immer weniger Reichweite hatte. Anhand von Beispielen zeigt Franzen, dass Rezensionen durch die Verbindung von persönlichem Urteil und tiefer Analyse Diskussionen anregen können.

5. So bleiben Medienmarken auch in Zukunft gefragt
(blog.medientage.de, Lisa Priller-Gebhardt)
Carola Wargel (Ad Alliance) und Michael Fischer (Funke Mediengruppe) sprechen im Interview mit den Medientagen München darüber, wie klassische Medienmarken in einer von Google, Amazon und Meta dominierten Werbewelt sichtbar und relevant bleiben können. Sie betonen, dass journalistische Medien Vertrauen, Markenbindung und gesellschaftliche Relevanz schaffen, was kurzfristige Kampagnen der Tech-Plattformen nicht leisten können. Außerdem erklären sie, wie Print, crossmediale Inhalte, Events und neue Formate junge Zielgruppen ansprechen und Medienmarken erlebbar machen.

6. Vernachlässigen ARD und ZDF andere Sportarten?
(deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 25:48 Minuten)
Der Medienforscher Michael Schaffrath von der TU München kritisiert, dass die Öffentlich-Rechtlichen zu viel Geld in die Berichterstattung über Fußball investieren und Randsportarten kaum berücksichtigen. Kann das noch lange gut gehen? Darüber diskutiert er im Podcast “Nach Redaktionsschluss” mit ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky und Sascha Wandhöfer aus der “mediasres”-Redaktion des Deutschlandfunks.

Klöckner gießt Öl ins Feuer, RBB baut ab, Noch keine Berlusconi-Mehrheit

1. Klöckner gießt Öl ins Feuer
(t-online.de, Lars Wienand)
Gestern berichteten wir in den “6 vor 9” über die Kritik am Auftritt von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner beim Sommerempfang der CDU Koblenz, der auf dem Firmengelände des Unternehmers und “Nius”-Finanziers Frank Gotthardt stattfand. Lars Wienand hat den Fall nun ausführlich und mit Hintergrundinformationen aufbereitet. Demnach habe Julia Klöckner ihre Teilnahme verteidigt, die Vorwürfe gegen “Nius” als Angriff auf die Meinungsfreiheit dargestellt und in ihrer Rede wörtlich Inhalte aus einer Pressemitteilung des Umfrageinstituts Insa übernommen, um vor einer Verengung des Diskursraums zu warnen.
Weiterer Lesetipp: Die taz hat News für Klöckner: “Die Bundestagspräsidentin hat die taz mit dem rechten Portal Nius verglichen. Die taz-Chefredaktion verweist auf ihr Statement zum letzten Geisterfahrer.” (taz.de, Gereon Asmuth)

2. RBB will mit Vorruhestand und Abfindungen Personal abbauen
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Uwe Mantel berichtet, dass der RBB im Rahmen seiner “strukturellen Verkleinerung” Stellen abbauen wolle und dafür freiwillige Vorruhestandsregelungen sowie Abfindungen anbiete. Das Programm laufe über sechs Wochen und solle dazu beitragen, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Ziel sei es, jährlich 22 Millionen Euro zu sparen, um den öffentlich-rechtlichen Sender zukunftsfähig aufzustellen und finanzielle Spielräume für das Programm zu schaffen.

3. Die Berlusconis scheitern vorerst
(taz.de)
Die italienische Mediengruppe MediaForEurope der Familie Berlusconi habe vorerst ihr Ziel verfehlt, die Aktienmehrheit an ProSiebenSat.1 zu übernehmen. Ihr Anteil liege aktuell bei rund 44  Prozent. Aktionärinnen und Aktionäre könnten das Übernahmeangebot aber noch bis zum 1.  September annehmen. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer habe Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit des Senders und den Medienunternehmer Pier Silvio Berlusconi, Sohn des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, zu einem Gespräch ins Kanzleramt eingeladen.

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4. Bundesregierung soll Tempo machen
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert die Bundesregierung auf, nach der politischen Sommerpause zügig das Gesetzgebungsverfahren für den “Plattform-Soli” einzuleiten. Diese Abgabe soll einen Teil der Gewinne von Tech-Konzernen wie Google und Meta abschöpfen und unabhängigen Journalismus stärken. Jeder Tag ohne den “Plattform-Soli” verschärfe die wirtschaftliche Lage vieler Redaktionen. Die bisherige Untätigkeit der Regierung sei ein Versäumnis für den Medienstandort Deutschland.

5. Perspektiven einer Invasion: Medienberichterstattung über den Krieg Russlands in der Ukraine
(de.ejo-online.eu, Oleksandra Yaroshenko)
Eine vergleichende Analyse von Kriegsbildern aus internationalen Medien zeige, wie stark sich die visuelle Berichterstattung über den russischen Angriff auf die Ukraine unterscheide. Während westliche und ukrainische Medien das Leid der ukrainischen Bevölkerung und deren Widerstand betonen würden, würden russische Medien den Krieg überwiegend als staatlich legitimierte Operation inszenieren mit einem Fokus auf das Führungspersonal und patriotische Symbole.

6. US-Sender Newsmax zahlt 65 Millionen Dollar
(spiegel.de)
Der konservative US-Sender Newsmax zahle 65 Millionen US-Dollar an den Wahlmaschinenhersteller Dominion, um einen Verleumdungsprozess wegen falscher Behauptungen zur US-Wahl 2020 beizulegen. Newsmax hatte, ähnlich wie zuvor Fox News, unbelegte Verschwörungserzählungen über Wahlbetrug und manipulierte Dominion-Maschinen verbreitet.

Klöckners taz-Nius-Vergleich, Posting von Täterbildern, Mainstream-Kanu

1. Wertschätzung für Nius-Finanzier Gotthardt?
(tagesschau.de, Juri Sonnenholzner)
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner steht wegen eines Auftritts beim Sommerempfang der CDU Koblenz in die Kritik, der auf dem Firmengelände des Unternehmers Frank Gotthardt stattfand. Gotthardt ist auch Finanzier des rechtsaußen stehenden Portals “Nius”. Wie tagesschau.de weiter meldet, habe sich Klöckner bei dem Empfang nicht zu der Kritik am Engagement des Koblenzer Unternehmers bei dem umstrittenen Medienportal, das von Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt geleitet wird, geäußert. Sie habe aber andere bemerkenswerte Äußerungen getätigt, wie Eric Beres (SWR) und Lars Wienand (t-online.de) auf Bluesky berichten. So würden sich “taz” und “Nius” laut Klöckner “in Methodik nicht so sehr” unterscheiden, man müsse beide “ertragen”. Der “6-vor-9”-Kurator kommentiert ebenfalls auf Bluesky: “Wenn Julia Klöckner tatsächlich gesagt haben sollte, taz und das rechtsaußen stehende Hetzportal Nius unterschieden sich ‘in Methodik’ nicht so, ist das nicht nur faktisch falsch, sondern von atemberaubender Schamlosigkeit und beschmutzt in seinem Trumpismus Würde und Amt einer Bundestagspräsidentin.”
Dazu noch ein Hörtipp: Anke Petermann berichtet im Deutschlandfunk ausführlich von Klöckners Auftritt bei dem CDU-Sommerempfang (deutschlandfunk.de, Audio: 7:04 Minuten).

2. RSF: In Russland unerwünscht
(verdi.de)
Russland habe die NGO Reporter ohne Grenzen (RSF) zur “unerwünschten Organisation” erklärt. Die Zusammenarbeit mit RSF könne in Russland nun strafrechtliche Konsequenzen haben, obwohl die Organisation dort gar nicht präsent sei. Reporter ohne Grenzen habe angekündigt, sich trotz des Verbots weiter für die Pressefreiheit einzusetzen und gefährdete russische Journalistinnen und Journalisten, insbesondere im Exil, zu unterstützen.

3. Protest gegen Übernahme der britischen Zeitung “Telegraph”
(taz.de, Nicholas Potter)
Die geplante Übernahme der britischen Zeitung “The Telegraph” durch RedBird Capital stoße auf Kritik. Dem Investmentunternehmen werde eine Nähe zu chinesischen Staatsinteressen vorgeworfen. Organisationen, die sich für Menschenrechte und Pressefreiheit einsetzen, befürchten eine Gefährdung des Medienpluralismus und fordern eine unabhängige Prüfung der Einflussverhältnisse. RedBird bestreite jegliche chinesische Einflussnahme und wolle den “Telegraph” international ausbauen.

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4. Wann das Pos­ting von Täter­bil­dern strafbar ist
(lto.de, Anja Schmorl & Mustafa Enes Özcan)
Die Sängerin Liän habe einen mutmaßlichen sexuellen Übergriff in einem Parkhaus gefilmt und das Video später bei TikTok und Instagram veröffentlicht. Rechtlich problematisch sei dabei vor allem die nachträgliche Veröffentlichung. Zwar sei das Filmen selbst nicht strafbar, doch das spätere Posten könnte gegen § 201a Abs. 2 StGB und § 33 KunstUrhG verstoßen.

5. Böhmermann vs. Britt: Der große Streit um “Schwer verliebt”
(dwdl.de, Christian Richter)
In der neuesten Ausgabe der “Telegeschichte(n)” erinnert Christian Richter an einen denkwürdigen TV-Moment: Als Jan Böhmermann 2012 in seiner Talkshow “Roche & Böhmermann” die Sat.1-Kuppelshow “Schwer verliebt” und deren Moderatorin Britt Hagedorn scharf kritisierte, seien seine Argumente unscharf, die Vorwürfe aber berechtigt gewesen. “Schwer verliebt” habe übergewichtige Teilnehmerinnen und Teilnehmer in klischeehaften, teils entwürdigenden Szenen gezeigt. Trotz gegenteiliger Aussagen des Senders sprächen viele Hinweise für eine bewusste Inszenierung zulasten der Kandidatinnen und Kandidaten.

6. Feiger Kulturkampf: DAS KANU DES MANITU – Kritik & Analyse
(youtube.com, Wolfgang M. Schmitt, Video: 14:07 Minuten)
Michael “Bully” Herbigs “Der Schuh des Manitu” gilt mit 11,7 Millionen Besucherinnen und Besuchern als der erfolgreichste deutsche Filme nach dem Zweiten Weltkrieg und lockte sogar mehr Personen in die Kinos als die ursprüngliche Karl-May-Verfilmung. Nun ist mit “Das Kanu des Manitu” Jahrzehnte später der Nachfolger in die Kinos gekommen. Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt hat ihn sich angeschaut. Sein Fazit: “Bully strebt mit diesem Film erneut den Mainstream des Mainstreams an, tut aber mitunter so, als sei dies ein widerständiger Akt.”

KW 33/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Florian Foos zu Interviews in Medien mit rechtsextremen Akteuren
(deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf, Audio: 7:58 Minuten)
Das “British Journal of Political Science” hat eine Studie veröffentlicht, die zeige, dass britische Medien eindeutig zur Zustimmung zu rechten Aussagen beitrügen, vor allem wenn diese Aussagen in der Berichterstattung nicht hinterfragt würden. Sebastian Wellendorf spricht mit Florian Foos, Co-Autor der Studie. Es geht dabei um falsche Tatsachenbehauptungen in Interviews, aber auch um extremistische und demokratiefeindliche Aussagen – und dem Umgang von Journalistinnen und Journalisten damit, etwa durch kritisches Nachfragen oder Faktenchecks.

2. Gehen oder bleiben: Mein Leben nach Assads Sturz
(youtube.com, Sulaiman Tadmory, Video: 45:29 Minuten)
Der Reporter Sulaiman Tadmory floh vor über zehn Jahren aus Syrien und lebt heute als deutscher Staatsbürger in Hamburg. Nach dem Sturz von Baschar al-Assad im Dezember 2024 kehrt Tadmory erstmals in seine Heimat zurück. Die “STRG_F”-Reportage begleitet seine Reise und greift die Debatte auf, ob und für wen eine Rückkehr nach Syrien nun möglich oder sogar verpflichtend sein könnte.

3. Einstieg in den freien Journalismus? Zehn Fragen, die man sich vorher stellen sollte
(freienpodcast.letscast.fm, Geraldine Friedrich & Françoise Hauser, Audio: 28:05 Minuten)
Der “Freien-Podcast” von Geraldine Friedrich und Françoise Hauser gibt Orientierung für alle, die in den freien Journalismus einsteigen wollen. In der aktuellen Folge geht es um zehn zentrale Fragen, die man sich vor dem Schritt in die Selbstständigkeit als Freier beziehungsweise Freie stellen sollte. Dazu gehören Überlegungen zur persönlichen Motivation, zur Auftragsakquise, zum Umgang mit Finanzen und zur Altersvorsorge.

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4. You Tube Kids und Co – wie kindgerecht ist Social Media?
(ardaudiothek.de, Katrin Aue & Michael Meyer, Audio: 16:50 Minuten)
In der aktuellen Folge von “Medien – Cross und Quer” unterhalten sich Katrin Aue und Michael Meyer mit Laura Erbe, Social-Media-Redakteurin beim Saarländischen Rundfunk, über die Frage, wie kindgerecht Soziale Medien tatsächlich sind. Am Beispiel der App “YouTube Kids” und anderen Plattformen schauen sie auf Chancen sowie auf Risiken und diskutieren darüber, welche Angebote sich für Kinder eignen und welche eher nicht.

5. Social Media-Verbot für Jugendliche und 100 Tage Digitalminister
(wdr.de, Anja Backhaus, Audio: 42:11 Minuten)
Das WDR5-Magazin “Töne, Texte, Bilder” bietet wieder einen vielfältigen Blick auf Medienthemen: Moderatorin Anja Backhaus spricht mit ihren Gästen über den Schutz Jugendlicher vor Sozialen Medien, die Tötung von Reportern in Gaza und die Digitalpolitik nach den ersten 100 Tagen der neuen Bundesregierung. Außerdem geht es um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Alltag und im Fernsehen sowie um Alltagsbeobachtungen im Korrespondenten-Tagebuch aus Prag.

6. Hollywoodgeflüster Podcast mit Detlef Bierstedt (u. a. George Clooney, Jonathan Frakes)
(youtube.com, Hollywoodgeflüster, Charles Rettinghaus, Video: 58:33 Minuten)
In der neuen Folge des Synchron-Podcasts “Hollywoodgeflüster” hat Charles Rettinghaus die deutsche Stimme von George Clooney und Jonathan Frakes zu Gast: Detlef Bierstedt. Das Gespräch der beiden behandelt den Alltag im Synchronstudio, den Wandel der Synchronbranche und die technischen Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte. Bierstedt erzählt von persönlichen Höhepunkten seiner Karriere, erklärt, warum er heute nicht mehr aktiv synchronisiert, und gibt einen Einblick in die Arbeit hinter den Kulissen.

“Bild”-Pranger, Milliarden-Poker, Googles KI-Zusammenfassungen

1. Stigmatisierung: “Bild” stellt Geflüchtete an den Pranger
(fr.de, Pitt von Bebenburg)
Das Landgericht Frankfurt habe “Bild” verboten, drei Geflüchtete aus Somalia mit Foto zu zeigen und ihre vollen Vornamen auszuschreiben, da dies eine schwerwiegende Persönlichkeitsverletzung darstelle. Die Berichterstattung sei stigmatisierend und habe die Betroffenen zu Projektionsflächen einer politischen Debatte gemacht. Sie seien von der “Bild”-Redaktion “an einen ‘Internet-Pranger'” gestellt, “vergleichbar mit einem Steckbrief abgebildet und abwertend als ‘Migranten-Trio’ bezeichnet” worden. Menschenrechtsorganisationen wie Pro Asyl begrüßen das Urteil als wichtiges Signal.

2. Journalist droht Abschiebung nach Afghanistan
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) wendet sich gegen die Abschiebung eines afghanischen Journalisten, der in einem pakistanischen Abschiebelager sitze, obwohl er eine Aufnahmezusage für Deutschland habe: “Die Abschiebung nach Afghanistan wäre eine Katastrophe für den Journalisten und seine Familie. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich für seine Freilassung einzusetzen. Sie muss ihm und allen anderen afghanischen Medienschaffenden in Pakistan mit Aufnahmezusage sofort die Einreise nach Deutschland ermöglichen”, so RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

3. Sportrechte: Milliarden-Poker und neue Player
(ardaudiothek.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 24:38 Minuten)
Bei “BR24 Medien” geht es um die Entwicklungen bei der Vermarktung von Sportrechten. Ein Milliarden-Poker, den Christoph Breuer, Professor für Medienökonomie an der Deutschen Sporthochschule Köln, wie folgt kommentiert: “Dieses Wettrüsten führt dazu, dass immer höhere Summen bezahlt werden müssen, von denen zwar der Sport letztendlich profitiert, dass es den Fernsehanstalten oder Streaming-Anbietern aber umso schwerer macht, tatsächlich profitabel zu sein.”

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4. Googles KI-Zusammenfassungen: Sind Fachmedien besonders in Gefahr?
(dfjv.de, Gunter Becker)
Maria Exner warnt im Interview davor, dass Googles KI-generierte Antworten, die beim Verwenden der Suchmaschine automatisch angezeigt werden, Medien massiv Reichweite und Werbeeinnahmen entziehen könnten, da weniger auf die Originalquellen geklickt werde. Sie fordert von Verlagen, sich unabhängiger von Google zu machen, etwa durch direkte Nutzerbeziehungen über Newsletter, Podcasts oder Abomodelle. Gleichzeitig plädiert Exner für eine schnelle gesetzliche Regulierung, um journalistische Inhalte vor Ausbeutung durch KI-Systeme zu schützen.

5. Europas Ärzte und Forscher sollen unabhängiger von US-Datenbanken werden
(spiegel.de)
Die Datenbank “PubMed” umfasse Zitate aus mehr als 5.200 wissenschaftlichen Zeitschriften sowie mehr als 38 Millionen Zitate und Zusammenfassungen biomedizinischer Literatur. Sie sei für viele Forschende weltweit nahezu unverzichtbar. Wegen möglicher politischer Eingriffe der Trump-Regierung, die den freien Zugang zu medizinischen Forschungsdaten gefährden könnten, empfehlen Experten den Auf- und Ausbau europäischer Register.

6. Glanz, Glamour, Gehorsam
(taz.de, Alice von Lenthe)
Das US-Magazin “Evie” präsentiere sich als unpolitisch, propagiere aber ein reaktionäres Frauenbild: kein Sex vor der Ehe, Rückzug ins Hausfrauenleben sowie Misstrauen gegenüber moderner Medizin und Gleichstellung. Hinter dem Magazin stünden streng konservative Gründer und Geldgeber wie Peter Thiel, die eine frauenfeindliche und anti-wissenschaftliche Agenda verfolgen würden.

Social-Media-Verbot für Kinder?, Kulturkämpfer, Klöckner zu Gast

1. Leopoldina empfiehlt Verbot von Social-Media-Accounts für Kinder unter 13 Jahren
(spiegel.de)
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina empfehle in einem Diskussionspapier ein vollständiges Social-Media-Verbot für Kinder unter 13 Jahren sowie eine durch die Eltern streng überwachte Nutzung für 13- bis 15-Jährige. Für Jugendliche bis 17 Jahre befürworte sie unter anderem ein Verbot personalisierter Werbung, automatische Pausen nach 45 Minuten Nutzung und Smartphone-Verbote in Schulen bis zur zehnten Klasse. Ziel sei es, Kinder und Jugendliche vor den psychischen und entwicklungsbezogenen Risiken Sozialer Medien zu schützen und sie zu einem verantwortungsvollen Umgang anzuleiten.
Weiterer Lesetipp: Düstere Aussichten für deutsches Social-Media-Verbot: “Einige deutsche Spitzenpolitiker*innen fordern ein Social-Media-Verbot für Minderjährige. Realistisch ist das aber nicht. Das zeigt eine nüchterne Analyse der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags.” (netzpolitik.org, Sebastian Meineck)

2. Weimer, ein konservativer Kulturkämpfer
(verdi.de, Günter Herkel)
Günter Herkel beschreibt Kulturstaatsminister Wolfram Weimer als “konservativen Kulturkämpfer”, der gleich zu Beginn seiner Amtszeit das Gendern in seiner Behörde verbot und auch öffentlich geförderte Institutionen zum Verzicht auffordere. Darüber hinaus verfolge Weimer ehrgeizige kultur- und medienpolitische Projekte, darunter eine Digitalabgabe für große Online-Plattformen, stärkere Investitionen von Streamingdiensten in deutsche Produktionen sowie eine Aufstockung des Kulturetats, mit teils umstrittenen Verknüpfungen und Bedingungen.
Weiterer Lesetipp: Bei “DWDL” zieht Uwe Mantel ein Resümee zu Weimers ersten 100 Tagen im Amt. Sein Fazit mit Blick auf die deutsche Produktions-, Kino- und TV-Landschaft: “Die nächsten 100 Tage der Amtszeit von Wolfram Weimer werden für die Branche daher noch weit bedeutender als die ersten, denn jetzt muss er wirklich liefern. Bleibt zu hoffen, dass er sich nun vorrangig um diese Themen kümmert – und weniger um Gender-Verbote.” (dwdl.de, Uwe Mantel)

3. Kritik an Bundestagspräsidentin: Klöckner kommt zu umstrittener CDU-Veranstaltung in Koblenz
(swr.de)
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner wolle am Sommerempfang der Koblenzer CDU teilnehmen, der im Unternehmen von Frank Gotthardt stattfinden soll. Gotthardt ist der Finanzier hinter dem Krawall-Portal “Nius”, das von Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt geleitet wird. Kritiker sähen in Klöckners Teilnahme einen Verstoß gegen das Neutralitätsgebot und ein fatales Signal, da “Nius” als rechtspopulistisch und desinformierend gelte. Die CDU Koblenz verteidige den Veranstaltungsort als Anerkennung für Gotthardts Firma, äußere sich aber nicht zu dessen Engagement bei “Nius”.



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4. “Einige wenige weiße Männer in den USA und China bestimmen, wer wann was sieht auf der Welt”
(npj.news)
Björn Staschen kritisiert, dass wenige Big-Tech-Oligarchen in den USA und China mit intransparenten Algorithmen bestimmen, welche Inhalte weltweit für Milliarden Menschen sichtbar sind. Er fordert offene, vernetzte Plattformen, gemeinschaftlich festgelegte Regeln und volle Datensouveränität. Damit solche Systeme eine echte Chance gegen Big Tech haben, müsse die Politik Wettbewerbsprivilegien der Plattformkonzerne abbauen und massiv in die Attraktivität offener Netzwerke investieren.

5. Diese Fotos könnten vor Gericht landen
(t-online.de, Nicole Diekmann)
Nicole Diekmann schreibt in ihrer Kolumne, dass viele Eltern auch 20 Jahre nach der Einführung von Social Media noch immer bedenkenlos Fotos ihrer Kinder ins Internet stellen. Sie sieht darin einen Mangel an grundlegender Medienkompetenz, obwohl es aus dem gesunden Menschenverstand heraus klar sein sollte, solche Bilder privat zu halten. Dies sei besonders enttäuschend, da es in anderen gesellschaftlichen Bereichen – wie beim Verbot körperlicher Gewalt gegen Kinder – durchaus positive Lernkurven gebe.

6. “Sogar meine Frau sagte: Das kannst du nicht machen, das gucken doch nur Kinder”
(stern.de, David Holzapfel)
Der “Stern” hat mit dem Rechtsanwalt Christian Solmecke gesprochen, der sich in den vergangenen 15 Jahren einen YouTube-Kanal mit über einer Million Abonnentinnen und Abonnenten aufgebaut hat: “Mit Youtube begann ich im Jahr 2010. Zu dieser Zeit war ich der einzige Anwalt auf der Plattform. Bei meinem ersten Video saß ich im Pullover vor der Webcam und sprach über die Frage: Was droht mir, wenn ich mir ein gefälschtes Kleidungsstück aus dem Sommerurlaub mitbringe? Das Video ging online und hatte 30 Zuschauer. Ich fand das stark.”

7. Der “Bratwurst-Influencer”: Wenn Medien zur Bühne von Politikern werden
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:02 Minuten)
Zusätzlicher Hörtipp, da in eigener Sache: Bei radioeins kritisiert der “6-vor-9”-Kurator, dass der “Spiegel” mit seiner Titelgeschichte “Der Socialist” Markus Söders Social-Media-Inszenierung eher verstärke als kritisch hinterfrage und damit selbst Teil der politischen Verflachung werde: “Und während wir uns über Söders Bratwürste amüsieren, will er ukrainischen Geflüchteten das Bürgergeld streichen. Während wir über seine Ostereier lachen, hetzt er gegen Klimaschutz, blockiert Windräder und spaltet die Gesellschaft. Während Söder seine Bratwürste posted, steigt die Kinderarmut in Bayern, können sich Menschen die Miete nicht mehr leisten.”

Der letzte Medienmogul, RBB in Berufung, Killt KI den Journalismus?

1. Schlesinger-Prozess: RBB-Verwaltungsrat geht in Berufung
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der RBB-Verwaltungsrat wolle nach dem ersten Urteil im Rechtsstreit mit seiner ehemaligen Intendantin Patricia Schlesinger in Berufung gehen, um sie persönlich für Bonuszahlungen und eine ARD-Zulage haftbar zu machen. Außerdem fordere der öffentlich-rechtliche Sender weiterhin fast 13 Millionen Euro Schadensersatz im Zusammenhang mit dem gescheiterten Projekt “Digitales Medienhaus”. Dieser Aspekt solle separat verhandelt werden.

2. Der Schutz muss für alle gelten
(verdi.de, Lars Hansen)
Lars Hansen kritisiert, dass das israelische Militär im Gazastreifen ein Pressezelt angegriffen und dabei mehrere Al-Jazeera-Journalisten, darunter Anas al-Sharif, getötet habe. Auch wenn al-Sharif mutmaßlich der Hamas nahestand, mache ihn das nicht zu einem Kombattanten, schreibt Hansen. Die gezielte oder billigend in Kauf genommene Tötung von Journalisten sei inakzeptabel. Hansen fordert, dass alle Journalistinnen und Journalisten, unabhängig von ihrer Haltung, Schutz genießen und ausländische Medien freien Zugang zu Krisengebieten erhalten.

3. Der letzte Medienmogul
(taz.de, Nicholas Potter)
Nicholas Potter beschreibt den erbitterten Machtkampf innerhalb der Murdoch-Familie um die Nachfolge des 94-jährigen Medienmoguls Rupert Murdoch. Zu dessen Imperium gehören unter anderem der Sender Fox News, das “Wall Street Journal” und die “Sun”. Im Zentrum des Zwists stehe Rupert Murdochs Versuch, seinen Sohn Lachlan als alleinigen Erben und politischen Nachfolger zu installieren, obwohl die übrigen stimmberechtigten Kinder ihn theoretisch überstimmen könnten.

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4. Killt die Künstliche Intelligenz den Journalismus?
(falter.at, Raimund Löw, Audio: 32:46 Minuten)
Im “Falter”-Podcast spricht der investigative Datenjournalist Christo Buschek über die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) im Journalismus. Er warnt vor den überzogenen Versprechungen der Tech-Konzerne, erklärt die systematischen Verzerrungen und betont die Fehleranfälligkeit. Für den Journalismus sieht er KI nur als nützliches Werkzeug in klar abgegrenzten, überprüfbaren Anwendungsfällen, nicht als Allzwecklösung oder Ersatz für menschliche Recherche.

5. Vom Tiktok-Verbot in den USA redet niemand mehr
(infosperber.ch, Urs P. Gasche)
Das gesetzlich beschlossene TikTok-Verbot in den USA sei trotz parteiübergreifender Einigkeit mehrfach von Präsident Donald Trump verschoben worden. Gründe dafür könnten unter anderem Großspenden eines Investors, Trumps eigene Wahlkampfinteressen auf TikTok sowie mangelndes Kaufinteresse US-amerikanischer Firmen sein. Urs P. Gasche weist darauf hin, dass das Datenschutzproblem nicht nur TikTok betreffe, sondern auch zahlreiche andere Apps und Geräte.

6. “Wir kommen direkt aus dem Bauch der Deutschen”
(blog.medientage.de, Cathrin Hegner)
Meinolf Ellers, Geschäftsführer der Initiative #UseTheNews und bei der dpa verantwortlich für Business Development, betont, dass Journalismus wieder näher an die Menschen rücken müsse, indem er zuhört, lokale Nähe schafft und verständlich macht, was Nachrichten mit dem Leben der Menschen zu tun haben. Ellers warnt davor, journalistische Kernaufgaben an Algorithmen auszulagern, und sieht Authentizität, Vertrauenswürdigkeit und menschengemachte Inhalte als entscheidende Ressourcen im KI-Zeitalter.

“Compact”-Sommerfest, Migranten in Medien, Die Farben der Wetterkarten

1. RSF verurteilt gezielte Tötung in Gaza
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilt die Tötung des palästinensischen Al-Jazeera-Reporters Anas al-Sharif sowie fünf seiner Kollegen durch die israelische Armee: “Die internationale Gemeinschaft und auch wir als RSF haben mehrfach vor der akuten Gefahr gewarnt, wenn Medienschaffende öffentlich und ohne überzeugende Belege beschuldigt werden, enge Verbindungen zur Hamas zu haben. Insbesondere gegen Anas al-Sharif wurde in letzter Zeit eine regelrechte Kampagne geführt. Diese Tötung ist nicht nur ein Kriegsverbrechen, sie markiert auch einen weiteren Höhepunkt in der systematischen Einschüchterung und Gewalt gegen palästinensische Medienschaffende”, so RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

2. Stelldichein von NPD und AfD
(belltower.news, Dominik Lenze)
Beim Sommerfest des ultrarechten Krawall-Magazins “Compact” im sachsen-anhaltinischen Stößen hätten sich zahlreiche AfD-Politiker und Mitglieder der NPD-Nachfolgepartei “Die Heimat” getroffen. Unter den Teilnehmern seien auch bekannte Rechtsextremisten, Identitäre und Verschwörungsideologen wie Martin Sellner, Ken Jebsen und Paul Brandenburg gewesen.

3. Migranten in den Medien
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 38:33 Minuten)
“Es wird mehr über sie geredet als mit ihnen.” Im Deutschlandfunk-Podcast “Nach Redaktionsschluss” spricht Brigitte Baetz mit der Medienwissenschaftlerin Margreth Lünenborg von der FU Berlin und der Journalistin Sheila Mysorkar über die Sichtbarkeit von Migrantinnen und Migranten in deutschen Medien. Sie diskutieren, warum diese geringe Sichtbarkeit besteht und welche Veränderungen nötig wären, um sie zu erhöhen.

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4. Pressegesellschaft schafft neues Monopol
(verdi.de, David Bieber)
Die Neue Pressegesellschaft (unter anderem “Südwest Presse”, “Märkische Oderzeitung” und “Lausitzer Rundschau”) übernähme die Medienholding Süd (unter anderem “Stuttgarter Zeitung” und “Stuttgarter Nachrichten”, “Eßlinger Zeitung” und “Schwarzwälder Bote”) und werde damit zum dominierenden Zeitungsverlag in Baden-Württemberg. Verdi und der Deutsche Journalisten-Verband befürchten, es könne zu weiterem Personalabbau, Redaktionszusammenlegungen und einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen kommen, während das Bundeskartellamt den Zusammenschluss trotz wettbewerblicher Bedenken genehmigt habe.

5. Demokratie unter Druck: Die Macht rechtsautoritäter Narrative
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 32:14 Minuten)
Bei “Läuft”, dem Podcast von epd medien und Grimme-Institut, gibt es einen Mitschnitt einer Diskussion über die “Macht rechtsautoritärer Narrative” zu hören. Unter der Moderation von Fritz Frey diskutieren die Journalistin Hatice Akyün, der Politikberater Johannes Hillje, der Regisseur Volker Heise sowie der Journalist und Autor Stephan Lamby.

6. Intensivere Farben, aber keine Manipulation der Wetterkarten
(correctiv.org)
Ein in Sozialen Medien vielfach geteilter Vergleich zweier “Tagesschau”-Wetterkarten aus 2005 und 2025 suggeriere, höhere Temperaturen würden heute durch intensivere Farben dramatischer dargestellt. Laut NDR seien die Farbskalen jedoch aus technischen und gestalterischen Gründen angepasst worden, nicht zur Manipulation. Veränderungen in Software, Monitorauflösung und Farbspektrum würden zu kräftigeren Farben führen. Die steigenden Temperaturen in Deutschland seien unabhängig davon ein langfristig messbarer Trend.

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BILDblog-Klassiker

neu  

Von Katzen und dummen Menschen

Gestern berichtete “Bild”:

… und okay-okay, im letzten Absatz, ganz am Ende ihrer Berichterstattung hat “Bild” im Vornamen der darin zitierten Tierschützerin “Annelise Krauß” ein “e” vergessen. Aber selbst Anneliese Krauß findet das nicht so schlimm. Allerdings steht ihr Name natürlich nicht nur zum Spaß in “Bild”. Zitiert wird sie dort – und zwar wie folgt:

‘Das ist so schlimm wie grausame Tierversuche’, wettert Annelise Krauß vom Tierschutzverein Dresden.”

Und das sei nun wirklich “Quatsch”, sagt Krauß, wenn man sie fragt. Weil sie nämlich den von “Bild” zitierten Satz weder gewettert noch gesagt habe. Im Gegenteil: “Das wäre ja auch idiotisch,” sagt Krauß, “denn wenn es um tote Tiere geht, dann ist das ja kein Problem des Tierschutzes!” Zusammenfassend sagt uns die Tierschützerin über die Erfindung von Christian Koch (der laut “Bild” ja “aus Katzen Benzin machen” kann):

“Von unserer Seite ist daran nichts auszusetzen.”

Und genau so habe sie das im Übrigen auch zu “Bild” gesagt. (Aber, so Krauß weiter, wenn “der Herr Helfricht”, also einer der Autoren des “Bild”-Artikels, sie anrufe, dann wisse sie schon aus Erfahrung, dass hinterher Sachen in “Bild” stünden, die sie so gar nicht gesagt habe. Das gehe in Dresden schließlich schon über zehn Jahre so, so Krauß. — Und soviel vielleicht nur zum letzten Absatz des obigen Artikels.)

Kommen wir zum Rest, dem Eigentlichen, also darum, dass “Dr. Christian Koch (55) aus Kleinhartmannsdorf (Sachsen)”, wie es in “Bild” heißt, “aus Katzen Benzin machen” könne: Denn dass die “Benzin”-Überschrift Unsinn ist, verrät schließlich schon der dazugehörige “Bild”-Text selbst, weil darin nur von “Bio-Diesel” oder “Diesel” die Rede ist… Tatsächlich aber hat Koch offenbar eine ungewöhnliche und effektive Alternativmethode zur Treibstoffgewinnung entwickelt: die katalytische drucklose Verölung (KDV), über die beispielsweise schon der MDR im Mai 2003, 3sat im Juli 2004, die “Welt” im Januar 2005, die “Pirmasenser Zeitung” im Juli, der RBB vergangene Woche oder auch RTL berichteten. Und all diesen Berichten ist eines gemein: dass sie dem Gegenstand, über den sie (durchaus auch kritisch) berichten, gerecht werden.

“Bild” indes nennt Kochs Erfindung einen “Spezialreaktor” und schreibt Sätze wie diesen:

“Die Katzen-Kraft lässt sich theoretisch exakt berechnen: Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.”

Und fragt man einfach mal nach bei dem “Mann, der (Stuben-)Tiger in den Tank packen kann” (“Bild”), antwortet Christian Koch, der “Bild”-Bericht habe “nichts mit der Wahrheit zu tun” und sei “zudem grenzenlos dumm”. Koch weiter:

“Wie kann man mit gekochtem tierischen Material Auto fahren? Wasser würde jeden Motor sofort zum Stillstand bringen. Hier wird an die niedrigsten Instinkte von dummen Menschen appelliert, um eine wertvolle Entwicklung zu verunglimpfen. (…) Mir zu unterstellen, dass ich mit Tierkadavern herumhantiere, ist kriminell. Das ist nicht im geringsten der Inhalt der Entwicklung und kann deshalb nur als gezielte Verleumdung angesehen werden.”

Auf der Website von Kochs Firma heißt es zudem inzwischen:

Mit Dank an Jan S. für die Anregung.
 
Nachtrag, 12:15:
“Bild” hat die Sache mit der “Katzen-Kraft” heute noch einmal aufgegriffen:

Darf man aus Katzen wirklich Benzin machen?

Doch wenn es jetzt etwas vorsichtiger als gestern heißt, dass Christian Koch “theoretisch auch aus Katzen” Bio-Diesel herstellen “könnte”, wenn jetzt nicht Koch, sondern ein Konkurrent die gestern von “Bild” aus der Luft gegriffene Skandalisierung zurechtrücken darf, wenn nun auch die gelassene Position der Tierschützer weniger sinnenstellend als gestern wiedergegeben wird und sich im heutigen “Bild”-Bericht immerhin ein einziger halbwegs sinnvoller Satz (“Die Diskussion ist überflüssig”) wiederfindet, dann macht das alles den Nonsens von gestern weder ungeschehen noch besser — und sei es nur deshalb, weil es “Bild” offenbar immer noch nicht gelingen will, zwischen “Benzin” (Überschrift) und “Diesel” (Text) zu unterscheiden…

Mehr dazu hier und hier.