Finis Germania, Langweiler Amazon, ZDF-Verschwiegenheit

1. Empfehlung nach Punkten
(sueddeutsche.de, Lothar Müller)
Am vergangenen Freitag rieben sich viele Leser beim Anblick der Liste mit Sachbuch-Empfehlungen von “NDR” und “SZ” verwundert die Augen. Auf Platz neun stand dort das Buch eines rechtsradikalen Verlags, “Finis Germania” des 2016 verstorbenen Historikers Rolf Peter Sieferle. Wie konnte das passieren? (Und damit ist nicht der nach Meinung vieler Twitter-User falsch verwendete Casus von “Germania” gemeint) Nach Angaben der “FAZ” durch einen Kniff des Jurymitglieds und langjährigen „Spiegel“-Redakteurs Johannes Saltzwedel. Dieser hätte seine 20 Bewertungspunkte nicht wie üblich und gewünscht auf drei oder vier Bücher verteilt, sondern komplett auf das rechtsextreme Werk verteilt. Nur dadurch sei das umstrittene Werk in die Empfehlungsliste gerutscht. Der NDR hat die Zusammenarbeit mit der Jury ausgesetzt, räumt aber ein, besser hingeschaut haben zu müssen. Mittlerweile hat auch Saltzwedels Arbeitgeber, der “Spiegel”, reagiert: “Ich habe nach der Lektüre der wesentlichen Kapitel kein Verständnis dafür, dass der Kollege Saltzwedel dieses Buch empfohlen hat”, so Spiegel-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer, “und wegen des entstandenen Schadens begrüße ich seinen Rücktritt aus der Jury.”

2. Es gibt keinen Grund, so etwas zu verschweigen
(planet-interview.de)
“Planet Interview” hat die Pressekonferenz des ZDF am 09.06. in Mainz besucht und dort einige unangenehme Fragen gestellt: Warum werden Lobby-Mitgliedschaften der Moderatoren nicht transparent gemacht? Warum werden die “Freundeskreise” geheimgehalten? Warum ist jemand wie Anchorman Claus Kleber freier und kein fester Angestellter?
Die Veröffentlichung von Moderatorengehältern lehnt Intendant Bellut übrigens kategorisch ab. Solange er Intendant sei, werde es das nicht geben. Als Grund gibt er an: “Das unzufriedene Publikum wird dann jede Moderation nehmen und sagen: „Für das und das Geld erzählt er uns jetzt das?“. Es würde ihn in seiner Berufsentfaltung eindeutig einschränken. Es würde für ihn ein Problem sein.”

3. Die langweiligste Buchhandlung von New York
(faz.net, Lars Jensen)
Der Onlinehändler Amazon verkauft seine Bücher jetzt auch in echten Filialen. Vergangene Woche hat der Bücherriese eine Filiale in einem Einkaufszentrum am Central Park eröffnet. Lars Jensen war dort zu Besuch und findet, dass man nirgendwo die kulturelle und moralische Leere des Konzerns besser spüren könne als in diesem Geschäft. Das Sortiment basiere auf Milliarden von Datensätzen, die Amazon mit seiner Website generiere. In der Auswahl des Angebots manifestiere sich der kleinste gemeinsame Nenner von Millionen Kunden. Jensens Urteil: “Dies ist keine Buchhandlung, sondern das Gegenteil einer Buchhandlung.”

4. Ein Genre wird erwachsen
(datenjournalist.de, Lorenz Matzat)
Lorenz Matzat hat einen langen Aufsatz über Datenjournalismus verfasst, in dem er die Entwicklung des Genres nachzeichnet und Praktiker und Theoretiker zu Wort kommen lässt. Eine Leseempfehlung für alle diejenigen, die sich mit dem spannenden und sicherlich zukunftsträchtigen Thema auseinandersetzen wollen.

5. Merkel muss Pressefreiheit ansprechen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die “Reporter ohne Grenzen” lenken den Blick auf ein afrikanisches Land, in dem Zensur und Selbstzensur allgegenwärtig seien und kritischen Journalisten lange Haftstrafen drohen würden: Ruanda. Bundeskanzlerin Angela Merkel solle anlässlich der G20-Afrikakonferenz auf tiefgreifende Verbesserungen der Pressefreiheit zu dringen.

6. Grenzgamer
(grenzgamer.com, DJS & Ströer Media Brands)
Ein Medienunternehmen hat zusammen mit der Deutschen Journalistenschule ein gemeinsames Projekt über Grenzen in Games umgesetzt. Dafür sind die Journalisten unter anderem ins Gefängnis gegangen, ins Seniorenheim und in virtuelle Welten, um herauszufinden, was Spiele für Menschen dort bedeuten. Die insgesamt 17 Beiträge wurden u.a. auf den Seiten von “sueddeutsche.de” (“Fadi spielt um sein Leben”) und “zeit.de” (“Zu arm zum Spielen”) veröffentlicht. Eine Übersicht aller 17 Beiträge und die Hintergründe gibt es auf “Grenzgamer” unter oben angegebenem Link.