Frau und Mann lernen sich kennen. Frau schickt Mann Nacktfotos. Mann droht, Nacktfotos ins Internet zu stellen. Frau zahlt Geld, damit das nicht passiert. Frau zeigt Mann an. Es kommt zum Prozess. Das Urteil: 15 Monate auf Bewährung wegen Erpressung.
So nüchtern könnte man den Fall beschreiben, der vor wenigen Tagen vor dem Amtsgericht Dresden verhandelt wurde. Ob der Mann und die Frau groß oder klein sind, dick oder dünn, kurze Nasen und große Füße oder kleine Hände und ein orangenes Gesicht haben, ist dabei völlig irrelevant. Große und Dicke können genauso wie Dünne und Kleine Nacktfotos machen, sie verschicken, drohen, sie ins Internet zu stellen, Leute damit erpressen.
Die Fat-Shaming-Abteilung bei Bild.de und der Dresden-Ausgabe der “Bild”-Zeitung fanden die Figuren der beiden Protagonisten aber offenbar doch ziemlich wichtig im Zusammenhang mit der Verhandlung.
Die dämlichen Witzeleien fangen schon in der Dachzeile an …
… gehen im Artikeleinstieg direkt weiter …
Eine dicke Internet-Liebe endete am Dienstag in einem schmutzigen Prozess vor dem Amtsgericht Dresden.
… und schaffen es bis in die Bildunterschrift:
Eine weitere Bildunterschrift nutzen “Bild” und Bild.de, um den Lesern noch einmal klarzumachen, wie die Figur des Angeklagten zu bewerten ist:
Und für alle, die es bis hierhin immer noch nicht geschnallt haben, schreibt der Autor im Text:
2014 hatte Ingmar K. die ebenfalls arbeitslose Renate M.* (43, Name geändert) aus Dresden im Internet kennen gelernt. Beide sind schwer übergewichtig, bringen locker zusammen über 300 Kilo auf die Waage.
Komisch — wir wussten bisher gar nicht, dass auch das Körpergewicht einer angeklagten Person bei einem Gerichtsprozess eine Rolle spielt.
Mit Dank an Thomas A. für den Hinweis!