Am vergangenen Freitag, zwei Tage bevor die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro zu Ende gingen, waren die männlichen Geher über 50 Kilometer an der Reihe. Kaum Chancen auf spektakuläre Knochenbrüche, lediglich zwei deutsche Starter mit Außenseiterrollen, wenig Hoffnung für schwarz-rot-geilen Goldmedaillen-Patriotismus. Also eine Disziplin, die eher nicht in der Berichterstattung von “Bild” und Bild.de Platz findet.
Dass die “Bild”-Medien dann doch über den Wettbewerb berichteten, lag vor allem an Yohann Diniz. Der Franzose war als Weltrekordhalter einer der großen Favoriten in Rio. Und er führte das Rennen auch lange Zeit an. Doch dann bekam Diniz Verdauungsprobleme, er konnte den Durchfall nicht mehr zurückhalten, versuchte, alles mit einem Schwamm zu säubern, Blut lief seine Beine runter, Diniz brach mehrfach zusammen. Am Ende schleppte er sich als Achter ins Ziel, wurde direkt an einen Tropf angeschlossen und in einen Rollstuhl gesetzt.
Am Tag drauf berichten also “Bild” und Bild.de über diesen Wettbewerb. Dass der Slowake Matej Tóth Gold gewann und der Australier Jared Tallent Silber, erwähnt “Bild” noch schnell im letzten Absatz. Der Fokus der Geschichte liegt auf Yohann Diniz:
Völlig klar: Über so ein Drama kann man berichten, das haben einige andere Medien ebenfalls getan. Die Art und Weise, wie “Bild” und Bild.de das aber tun, ist schlicht verachtend.
Sie zeigen Großaufnehmen von Diniz’ Beinen, an denen der Durchfall runterläuft:
Und das, obwohl der Autor die Bilder bei der TV-Übertragung schon “gnadenlos” fand:
Mit einem Schwamm versuchte er noch, das Schlimmste zu verhindern. Vergeblich! Die TV-Kameras fingen das Durchfall-Malheur gnadenlos ein.
“Bild” zeigt Yohann Diniz, wie er zusammengebrochen auf dem Boden liegt und verkauft es als Kraftauftanken:
Und als wäre das alles nicht schon grässlich genug, machen sich “Bild” und Bild.de mit dämlichen Wortspielen über Diniz lustig:
Dieser Gang ging in die Hose. Aber Schwamm drüber …
Der “flotte Otto” läuft ihm für alle sichtbar die Beine herunter.
Geher musste laufenlassen
Läuft beim 50-km-Geher Yohann Diniz. Nur leider etwas zu doll.
Er war kurz davor, aus Sch**** Gold zu machen. Doch dann läuft’s beim 50-km-Geher Yohann Diniz — so richtig
Yohann Diniz sagte in einem späteren Interview, dass er über weite Strecken des Rennens nicht mehr wusste, wo er ist. Ein verwirrter Mensch, der nicht mehr Herr seiner Sinne und seiner Verdauung ist — genau die richtige Zielscheibe für die Schenkelklopfer bei “Bild”.
Mit Dank an @BalderHelix!