Sorge um verdeckte Recherchen, Angst vor heimlichen Ausspähungen und Millionen-Sparpläne beim Schweizer Ringier-Verlag – der Rückblick auf die 43. Kalenderwoche auf medienlese.com.
Das Bild der Woche: Telekom-Chef René Obermann. Für die Bespitzelung von Betriebsräten und Journalisten wurde die Deutsche Telekom mit dem Big-Brother-Award ausgezeichnet.
Kritisch betrachten die Medien ein Urteil des Schweizer Bundesgerichts (unser Bericht auf medienlese.com). Jetzt wird befürchtet, dass das Urteil Journalisten an der verdeckten Recherche hindert. Die Frankfurter Allgemeine schrieb von entsetzten Medienexperten, der direkt am Fall beteiligte SF-Chefredaktor Ueli Haldimann von einem “medienfeindlichen Urteil“.
Peter Studer, ehemaliger Presseratspräsident stellte die Sachlage ausführlich dar auf medienspiegel.ch und auf nzz.ch. Tatsächlich sind so viele interessante und ergiebige Formen des Journalismus bedroht, die Schweiz scheint sich mit diesem Urteil ins Abseits zu begeben. Haldimann dazu: “Es ist absurd: Wie ein UBS-Manager in Baden-Baden deutsche Steuerflüchtlinge anwirbt, durfte 10vor10 in der Schweiz nur zeigen, weil das ZDF den Vorgang mit versteckter Kamera auf deutschem Territorium dokumentiert hatte.”
Während der Tages-Anzeiger darauf hoffte, das nächste Jahr mit unverändertem Budget zu meistern, kündigte der Ringier-Verlag massive Einsparungen an: Zu den geplanten 50 Millionen Franken soll die Blick-Gruppe 5 Millionen, die Schweizer Illustrierte weitere 2 Millionen und die Cash-Gruppe 1 Million beitragen. Als Grund wurden “Turbulenzen auf den Finanzmärkten” gefunden. Auch die WAZ-Gruppe will 30 Millionen einsparen. Die “neue bremer zeitung” scheiterte schon nach zwei Ausgaben.
Print blutet, Weblogs hingegen boomen weiterhin, wie die Leserzahlen der von AOL aufgekauften Weblogs Inc. aufzeigten. Kommerzielle oder persönliche publizistische Plattformen werden nicht so schnell wieder weggehen, auch wenn eine von Wired angestossene Debatte das Gegenteil zu beweisen versuchte.
Das Online-Portal Sueddeutsche.de datierte ein Anfangs Juli erschienenes Interview mit Günter Wallraff einfach neu und gab ihm den neuen Datumsstempel 22.10.2008, 10:44 Uhr.
Eine “Verordnung zur Pflichtablieferung von Netzpublikationen” trat in Kraft und das ZDF entliess die Moderatorin einer Literatursendung, Elke Heidenreich, nachdem diese kritische Äusserungen gewagt hatte.
Der 33jährige Christian Dorer wurde neuer Chefredaktor bei der Aargauer Zeitung und Bill O’Reilly unterzeichnete einen Vertrag für weitere vier Jahre bei Fox News. Der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski drohte einer TV-Journalistin mit ihrem Karriereende, später schickte er ihr elf rote Rosen.
Meistgeklickt in der Rubrik “6 vor 9″wurde der Link zur Kündigung des SZ-Abos, meistgelesen wurde die Newsmeldung über den Einstieg von Tamedia bei Zattoo.