Tesla, Gefängnis für Links, Jungjournalisten

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Tesla gegen die New York Times”
(vocer.org, Leif Kramp)
Leif Kramp arbeitet den Konflikt zwischen dem “New York Times”-Journalisten John M. Broder und dem CEO des Elektro-Autoherstellers Tesla vom Frühjahr dieses Jahres auf: “Bei dem ungewöhnlichen publizistischen Kräftemessen zwischen einem gestandenen Journalisten und einem medienaffinen Unternehmer ging es für beide Parteien schnell um alles: um die technologische Integrität eines Zukunftsprodukts und damit den Aktienkurs, aber auch um die journalistische Integrität und damit die Glaubwürdigkeit eines Leitmediums.”

2. “taz-Chefredakteurin Pohl verteidigt Rösler-Interview”
(tagesspiegel.de, Sonja Álvarez)
Ines Pohl verteidigt die umstrittenen Interviewfragen an Philipp Rösler (siehe Bildblog von vorgestern): “Wir haben nach rassistischen Ressentiments gefragt, die auch innerhalb der FDP existieren. Das ist journalistisches Handwerk.” Der Journalist Michalis Pantelouris merkt dazu in einem (nicht-öffentlichen) Facebook-Eintrag an: “Wir definieren unsere Kultur der freien politischen Auseinandersetzung doch nicht nach den Standards der Arschlöcher, die sie missbrauchen.”

3. “A Journalist-Agitator Facing Prison Over a Link”
(nytimes.com, David Carr, englisch)
Dem Journalisten und Aktivisten Barrett Brown drohen über hundert Jahre Gefängnis, weil er Links auf geheime Dokumente veröffentlichte. Barrett Brown wird nicht beschuldigt, an der Beschaffung der geheimen Dokumente beteiligt zu sein. Ein Mann, der sich schuldig bekannte, am Einbruch in die Computersysteme der Sicherheitsfirma Stratfor beteiligt gewesen zu sein, drohen hingegen 10 Jahre Gefängnis. netzpolitik.org fasst den Artikel auf Deutsch zusammen.

4. “Jungjournalisten zur Zeitungsdebatte: Die Printindustrie hasst sich selbst”
(spiegel.de)
Sieben Nachwuchsjournalisten beschreiben, wie sie “die Zukunft der Zeitung sehen – oder sich die Zeitung der Zukunft wünschen”. Der Journalistenschüler Michel Penke wünscht sich eine Zeitung, die mit ihm redet und “ihre Leser fragt, welche thematischen Schwerpunkte durch Recherchen in den nächsten Wochen gesetzt werden sollen.” Stefan Schulz, der derzeit bei der FAZ volontiert, wünscht sich genau das nicht.

5. “Echt ist, was Du tust”
(journelle.de)
Journelle denkt auch über Medienkonsum und -erzeugung nach und sagt mit Nachdruck: “Mein digitales Leben ist spannender als Eure Nächte.”

6. “Best in klarem Denken”
(dirkvongehlen.de, Dirk von Gehlen)
Dirk von Gehlen wundert sich über Sprache und Inhalt der Transformationserklärung des Gruner+Jahr-Verlages: “Neben dem sprachlichen Schaudern bleibe ich auch inhaltlich ratlos. In den merkwürdigen deutsch-englisch Sätzen stecken zwar zahlreichen Powerpoint-taugliche Schlagwörter, aber keine Antwort auf die Frage, warum man eigentlich davon überzeugt ist, dass Inhalte eine Zukunft haben.”