Um Menschen in Notsituationen vor den gierigen Blicken anderer zu schützen, versperren Rettungskräfte den Gaffern oft mit Decken oder Tüchern die Sicht.
Vergangene Woche gab es im saarländischen Riegelsberg so einen Fall. Ein stark übergewichtiger Mann musste ins Krankenhaus gebracht werden, doch ein Transport durch das Treppenhaus war nicht möglich. Also wurden Feuerwehr und THW gerufen, die es zuerst mit einer Drehleiter, dann mit einem Kran versuchen wollten, schließlich aber ein Fenster herausbrachen und den Mann mit Hilfe eines Baggers aus seiner Wohnung holten. Die Rettungsaktion dauerte sechs Stunden, Dutzende Helfer waren vor Ort, selbst der Bürgermeister kam zwischendurch mal vorbei, um sich die Sache anzuschauen.
Man kann nur erahnen, wie sich der Patient dabei gefühlt haben muss. Mit nacktem Oberkörper in der Baggerschaufel sitzend, überall Menschen, im Garten ein Krangerüst. Immerhin kamen die erwähnten Decken zum Einsatz, die die Rettungskräfte hochhielten, um den Mann vor den Blicken der Anwohner zu schützen.
Das Problem ist nur, dass auch ein Journalist vor Ort war. Und der hat die Szenen hinter dem Sichtschutz fotografiert und die Fotos dann an die “Bild”-Zeitung verkauft:
Die Männer mit dem Sichtschutz sind in der Print-Ausgabe nicht zu sehen. Online aber schon:
Wir haben bei der Feuerwehr Riegelsberg nachgefragt, warum sie es zugelassen hat, dass der Fotograf — der übrigens auch für die offiziellen Internetseiten der örtlichen Feuerwehr und des THW arbeitet — hinter den Sichtschutz gelangt und dort auch noch fotografiert. Ein Sprecher antwortete uns, es sei “nicht immer möglich, die Pressefotografen an den Einsatzstellen fern- bzw. aufzuhalten.” Der Fotograf sei in diesem Fall “nicht hinter den Sichtschutz gelangt, sondern verschaffte sich von einer erhöhten Position den Blick auf die dargestellte Situation.”
Danach sehen die Fotos allerdings nicht aus.
Mit Dank an Roland G.