Nun ist es also tatsächlich passiert: Die “Bild”-Redakteure Martin Heidemanns und Nikolaus Harbusch sind für ihre Enthüllung eines Privatkredits für Christian Wulff mit dem angeblich renommierten Henri-Nannen-Preis in der Kategorie “Beste investigative Leistung” ausgezeichnet worden. In der gleichen Kategorie geehrt wurden Klaus Ott, Hans Leyendecker und Nicolas Richter von der “Süddeutschen Zeitung” — oder genauer: sie sollten geehrt werden, denn Leyendecker hat den Preis, auch im Namen seiner Kollegen, abgelehnt.
Der Evangelische Pressedienst beschreibt die Szenerie bei der Preisverleihung so:
Während die “Bild”-Journalisten die Auszeichnung stolz entgegennahmen, wirkte Hans Leyendecker von der “Süddeutschen” zunächst eher ein wenig verlegen. Er und seine beiden Kollegen wollten den Preis nicht gemeinsam mit “Bild” annehmen, sagte er. Dem prominenten Boulevard-Blatt Qualitätsjournalismus zu bescheinigen, nannte er ein “Stückchen einen Kulturbruch”. Diese Ablehnung, fügte Leyendecker hinzu, richte sich jedoch nicht gegen die “Bild”-Kollegen persönlich. Die “Bild”-Zeitung habe eine solche Aufwertung nicht verdient, weil sie Menschen bedränge und verfolge, sagte er später dem NDR.
Wie seriös “Bild” berichtet, durften Leyendecker und die Veranstalter des “Henri-Nannen-Preises” dann heute direkt nachlesen. In der Interpretation der “Bild”-Reporter richtete sich Leyendeckers Protest nämlich nicht gegen ihre Zeitung, sondern dagegen, dass in einer Kategorie zwei Preise verliehen werden sollten:
Hans Leyendecker nannte die unklare Jury-Entscheidung ein “Stückchen einen Kulturbruch”. Die Jury-Ansicht sei zu akzeptieren. Allerdings wollten er und seine Kollegen den Preis nicht gemeinsam mit den BILD-Journalisten annehmen. Leyendecker wies ausdrücklich darauf hin, dass sich dies nicht gegen die BILD-Kollegen richte.
Hans Leyendecker bestätigte uns auf Anfrage, dass er es für den “Bruch” halte, dass “Bild” den Preis bekommen habe. Gegenüber dem Deutschlandradio hatte er sich gestern bereits ausführlicher zu “Bild” geäußert.
Mit Dank an Petra J., Hans-Christian H., Alex A. und Matthias M.